NINER Air 9 –Zwischenstand: von Grannygear
Normalerweise nehme ich ein neues Testbike erstmal auf eine kurze Testrunde um etwaige Problemchen zu beheben – bei dem NINER Air 9 bin ich aber ohne weiter nachzudenken direkt auf eine mehrstündig Singeltrack-Ausfahrt gegangen. Mein erster Kontakt mit dem AIR 9 war also ein kilometerlanger, sehr steiler Trail auf einer wahren Rüttelpiste. Dabei sind mir sofort drei Sachen aufgefallen:
Zum einen wie vortriebstark und direkt das Air 9 im Antritt ist, dann wie steif und direkt der Rahmen selber ist und drittens dass irgendwas am Freilauf nicht stimmte. Manchmal dachte ich die HR-Nabe würde gleich explodieren. Wie sich später herausstellte, war nur der Freilauf der SUN-RINGLÈ Nabe bei der Montage nicht fest genug angezogen worden – das tat ich nun bei der Ausfahrt und gegen Ende der Tour war alles so, wie es sein sollte … und blieb so den gesamten Test über.
Von Anfang an glänzte das Bike mit einem fantastischen Vortrieb – jedes Watt Trittenergie wird direkt umgesetzt. Trotz der angeblich so gut dämpfenden RDO Sattelstütze war das Bike im Sitzen recht harsch zu fahren. Ich habe unterwegs angehalten und den Druck as den 2.35er Nobby Nics auf etwa 1,7 bar gesenkt und es wurde etwas besser. Im Wiegetritt war das Air 9 trotz der schweren Reifen recht spritzig – ein wirklich steifes Bike! Das Handling war sehr ausbalanciert und die Spitzkehren kamen ganz natürlich ebenso wie die Abschnitte mit losem Schotter.
Die Linienwahl erforderte etwas Bedacht, weil die Sitzposition dank des 100 langen Vorbaus für meinen Geschmack etwas zu gestreckt und racemäßig ausfiel.
Auf der andern Seite wurde damit die Fahrt im Gelände oft zum Ritt auf der Kanonenkugel. In manchen Abschnitten musste ich ziemlich Speed rausnehmen um die Kontrolle zu behalten, ganz besonders beim Bremsen und in ruppigen Kurven. Aber abgesehen davon war das Handling des Air 9 rasiermesserscharf und 100% präzise. Ich war sofort eine Einheit mit dem Air 9. Soweit, so gut.
Die verbaute Manitou Tower Pro Gabel ist ebenfalls ein Sahnestück. Da haben die Jungs von MANITOU wirklich viel richtig gemacht; auch dass sie jetzt für alle 29er Gabeln die härtere Negativfeder verbauen hilft dabei. Die Shimano XT Bremsen sind richtig kraftvoll und gut dosierbar – allerdings hat die HR-Bremse bereits nach der ersten längeren Abfahrt angefangen so unangenehm zu kreischen, dass ich jedes Mal zusammengezuckt bin, wenn ich sie betätigte. Zumindest konnte ich mir damit eine Klingel sparen :-).
Am Ende der Tour war ich begeistert vom Handling und der Präzision des NINER Air 9 – wie ein Kampfjet im Nachbrenner – aber in schwererem Gelände wirkte es auch leicht nervös. Dafür liebte ich den Antritt – das Bike sprang unter jedem Pedaltritt förmlich nach vorne. Soweit ich das sagen kann, hat das Air 9 null Flex im Tretlager und Hinterbau. Doch der Rahmen war auch zu hart um überall gut zu sein – es geht eine Menge Traktion und Kontrolle im Geländer verloren. Zu dumm!!
Also habe ich angefangen nachzudenken. Könnte ein Reifenwechsel was bringen? Die Nobby Nics in 2,35 sind doch ordentliche Walzen und vielleicht etwas zu trailorientiert für so ein Bike. Also habe ich kurzerhand den neuen 2.3 Specialized Purgatory Control vorne und den 2.1 Specialized Ground Control hinten montiert. Oh mann … was für ein Unterschied! Was mir vorher wie ein Hammerschlag auf den Steiß vorkam, wurde plötzlich zu einem immer noch direkten, aber viel gutmütigeren Fahrverhalten – voll OK für ein race-orientiertes Hardtail. Außerdem waren die neuen Reifen merklich schneller. In dieser Konfiguratin wirkte das AIR 9 viel stimmiger.
Hier meine Funde auf den weiteren Ausfahrten:
- Die 3-fach Kettenblätter – wozu braucht man die beim 29er überhaupt? Ich habe mich an die 2×10 Schaltungen sehr gut gewöhnt, aber die kleineren Sprünge bei SHIMANOs 3-fach Kurbel wirkt dann doch sehr angenehm … angenehmer aber nicht nbedingt besser als eine 2×10. Beides funktioniert gut.
- Eine Eigeneheit des sehr guten Vortriebs stellt mich aber vor eine andere Frage – wozu brauche ich das kleine Kettenblatt noch? Bei dem Bike faher ich fast ausschließlich im mittleren Kettenblatt.
- Ich staune immer noch welch einen Unterschied der Reifenwechsel gemacht hat.
- Die Sun Ringlé Laufräder (speziell für NINER gefertigt) sind für mich eine guter Kompromiss aus Steifigkeit, Maulweite und Gewicht. Sie sind mit ca. 1800 g keine echten XC-Race Laufräder, dafür sind sie solide gebaut und sehr präzise. Nach den Anfangsproblemen (siehe oben) gab es keinerlei Auffälligkeiten mehr. Ihre Schlauchlos-Eigenschaften sind ebenfalls sehr gut, die tubeless ready Reifen von SPECIALIZED ließen sich mit einer Standpumpe sehr gut aufpumpen.
- Die Manitou Gabel bleibt weiterhin sehr gut, ganz ohne Probleme.
- Das Bremsquietschen ging auch bald weg und kam nie wieder – keine Ahnung warum.
- Das Handling des AIR 9 ist nichts als klasse – egal ob gemütlich oder rasant – das Bike reagiert prompt und schnell. Es hält die Spur sehr schön. Im ruppigen Gelände spürt man wie es leicht zum Springen neigt, aber im Laufe der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und es hat mich immer weinger gestört.
- Die NINER RDO Sattelstütze in 31.9 mm ist weniger flexibel, als erwartet. Sie ist zweifellos eine gute Stütze und verglichen mit manch anderen gleichgroßen Stützen ist sie weit weniger „schmerzhaft“ wie andere, aber eben auch nicht so gut wie gehofft. Allerdings ist ihr Auszug bei meinem 22“ Rahmen auch nicht maximal was hierbei auch eine Rolle spieln könnte.
- Der neue WTB Volt Sattel passt mir sehr gut – nicht so gerade und abgeflacht wie der Silverado, aber auch nicht so kurvig wie der Pure V. Sehr gut. (c_g hatte ja kürzlich einen eigenen Test des WTB Volt – hier sein Bericht dazu
Ich werde das Air 9 noch weiter fahren und es für eine weitere Testermeinung an unseren Co-Tester Jeff J weitergeben …. mehr dazu im Abschlusspost in ein paar Wochen.
Grannygear