Anmerkung der Redaktion: Wir bei Twenty Nine Inches sind Fans von langen Touren und epischen Ausfahrten. Wir lieben es in der Natur unsere Köpfe frei zu bekommen. Wahrscheinlich eines der beeindruckendsten Langstreckenrennen der USA ist das alljährlich stattfindende Tour Divide Rennen. Die Veranstaltung führt das Starterfeld von Banff, Kanada über fast 4500 km (!) entlang des Great Divide (zu Deutsch – die kontinentale Wasserscheide) bis hin nach Antelope Wells, New Mexico.
Die Tour Divide ist ein wahres Adventure-Rennen, ganz ohne Hilfestellungen und Unterstützung, ganz ohne feste Routenführung und komplett selbstorgansisiert. Trotzdem schaffen die schnellsten die Route durch entlegenen Landschaften, über schneebedeckte Pässe und durch Grizzly-Territorium in gerade mal 2 ½ Wochen. Beeindruckend!! Hier ein zweiteiliges Interview mit Ollie Whalley, einem Neuseeländer, der den Tour Divide 2012 mit einem neuen Streckenrekord gewonnen hat. 16 Tage, 2 h und 46 Minuten … und das über 4418 km!! Dabei schaffte er einen Gesamtdurchschnitt von 257 km pro Tag. Ollie ist dazu sein Ventana El Comandante 29″er mit einem Gates Carbon Drive und einer Rohloff 500/14 Schaltungsnabe gefahren.
Dieses Interview wurde ursprünglich vom Gates Carbon Drive Rep Paul Tolme, kurz nach seinem Rekordsieg durchgeführt. Viel Vergnügen!
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Interview mit Tour Divide´12 Sieger Ollie Whalley (von Paul Tolme)
Gates: Erzähl uns doch kurz von dir.
Ollie: Ich bin 26, ziemlich jung für einen Tour Divide Fahrer. Ich arbeite als Bauingenieur in Christchurch, Neuseeland. Ihr habt bestimmt von den Erdbeben dieses Jahr gehört die die Stadt schwer beschädigt haben – mein Job ist es die Infrastruktur wieder aufzubauen. Manchmal kann das wegen der ständigen Nachbeben recht frustrierend sein, daher war dieser Trip nach USA eine willkommene Abwechslung.
Gates: Was war deine Motivation die Tour Divide zu fahren?
Ollie: In 2008 hat ein anderer „Kiwi“ mit dem Namen Simon Kennett, ein Pioneer des MTB-Sports in Neuseeland, das Great Divide, einen Vorläufer der Tour Divide, gafahren. Ich habe darüber gelesen und das machte mich nachdenklich. „Wow, ich kann mir nicht vorstellen je so lange zu biken.” Dann habe ich letztes Jahr die DVD „Ride the Divide“ gesehen und das hat mich wirklich für so einem Abenteuer inspiriert. Da habe ich mir gesagt: „Das mach ich auch.“
Gates: Hattest du bereits Erfahrungen mit MTB Rennen?
Ollie: Wir haben ein paar Ausdauerrennen in Neuseeland unter dem Namen „Brevets“, die immer zwischen 1000 und 1200 km lang sind. Das erste Mal als ich teilnahm, hatte ich keine Ahnung was vor mir lag. Trotzdem war ich am Ende Erster. Irgendiwe scheinen mir lange Distanzen zu liegen. Als Vorbereitung zur Tour Divide bin ich dieses Jahr zwei weitere Brevets gafahren, inklusive des „Great Southern Brevet“, das ich auch gewonnen habe.
Gates: Wie hängst du mit VENTANA zusammen?
Ollie: Ich habe den Vertrieb für Neuseeland. Als Premium-Marke hat Ventana eine kleine aber treue Anhängerschaft. Das ist ein kleiner Nebenerwerb für mich. Unter anderem haben sie ein wirklich gutes Belt-kompatibles Bike im Angebot – das 29er El Comandante.
Gates: Erzähl uns von deinem Bike.
Ollie: Es ist ein Ventana El Comandate Ultimate 29er mit dem CenterTrack System von Gates Carbon Drive und einer 14-Gang Rohloff SpeedHub. Das Belt Drive System ist leichter und stabiler als ein normaler Kettenantrieb – ein riesen Vorteil, aber dafür ist die Rohloff deutlich schwerer. Das Extragewicht der Rohloff ist aber kein echtes Problem, wenn man damit den ganzen Wartungsaufwand und die Probleme eines Kettenantriebs umgeht. Neil Flock von Cycle Monkey (der US Vertrieb für Rohloff) war sehr hilfsbereit mich mit einem Antrieb auszustatten und alles fahrbereit zu bekommen.
Ich habe den Gates Carbon Drive bereits seit 2009 auf meinem Singlespeeder im Einsatz und bin damit bei den Singlespeed Weltmeisterschaften 2010 auf Rang 10 gefahren. Seither bin ich wirklich begeistert von dem System. Es schien mir wie eine natürliche Weiterentwicklung konventioneller Antriebe für lange und harte Rennen. Ich liebe das Gates System und mir taugt es sehr gut. Mit der Entwicklung von Center Track ist es nur noch besser geworden.
Gates: Was war deine Strategie bei der Tour Divide?
Ollie: Ich wusste von früheren Rennen, dass es wichtig ist, von Anfang an Gas zu geben und damit einen Vorsprung aufzubauen. Anfangs sind wir in einer recht guten Vierergruppe gefahren und haben uns gegenseitig unterstützt. Dabei war das Tempo sehr hoch und ich dachte mir oft: „Oh Mann, wir werden das Tempo nicht auf Dauer halten können.“ Von da ab war es unser Plan die Tage voll auszuschöpfen und den Vorsprung beizubehalten.
Es gibt zwei Strategien, die die Fahrer der Tour Divide anwenden. Eine ist möglichst wenig zu schalfen und manchmal auch ganz durchzufahren. Ich wusste, dass das für mich nicht funktionieren würde, daher habe ich mich bemüht jede Nacht um die 5 h Schlaf zu bekommen, dafür aber härter und schneller zu fahren und das Tempo tagsüber hoch zu halten. Craig Stapler und ich haben uns von den anderen der Führungsgruppe abgesetzt und sind sehr viel zusammen gefahren. Craig ist ein toller Kerl und es war großartig einen genauso starken Fahrer als moralische Unterstützung zu haben. Wir wurden dabei gute Freunde und ich habe viel von ihm gelernt.
Gates: Das Gewicht und die Ausrüstung ist ein großes Thema …. was hattest du dabei?
Ollie: Ich wusste, dass eine gute Nacht und guter Schlaf für mich wichtig sein würden, daher hatte ich etwas mehr Ausrüstung dabei als Craig, mit nur einen Biwaksack. Ich hatte ein sehr leichtes Z-Pack Zelt, einen Western Mountaineering Schlafsack und eine Therma Rest Matte. Das Zelt war sehr einfach aufzubauen und so konnte ich innerhalb kürzester Zeit einschlafen, während Craig oft länger nach einem möglichst glatten Fleckchen suchen musste. Ich verabscheue Insekten und das Zelt hat sich bestens bewährt mir die Skorpione in Neu Mexiko vom Leib zu halten. Insgesamt hatte ich etwa 4 Kilo Gepäck, plus der 12 Kilo Bike. Diese 16 kg zusammen sind nicht sehr leicht, aber dazu zählt auch der Aero-Lenkeraufsatz, der auf den oft langen flachen Starßenstücken von Vorteil waren.
Gates: Wann wusstest du dass eure Strategie aufgehen würde?
Ollie: Bereit ziemlich früh im Rennen – Craig und ich hatten etwa einen 20 Minuten Vorsprung herausgefahren, als wir die US-Grenze bei Eureka, Montana, überquerten. Es war ein langes verschneites Schiebestück, gefolgt von einer heiklen Abfahrt. Einige der Jungs sind den gesamten Absteig gelaufen, aber Craig und ich sind das meiste gefahren (inkl. einiger An- und Abstiege im Cyclocross-Stil). Es war wirklich schlechtes Wetter, mit Regen, Schnee und Schneematsch. Während der darauffolgenden Auffahrt steckten wir stellenweise kniehoch im Schnee und Craig und ich haben uns beim Spuren abgewechselt. Als wir dann in Eureka angehalten haben um unsere Vorräte aufzufüllen, fragte mich Craig: „Sollen wir weiterfahren oder uns lieber ein Zimmer nehmen und aufwärmen?“ Es war bereits später Nachmittag, aber wir haben uns ein paar Sandwiches reingeschaufelt, und sind noch einen weiteren Paß gefahren. Es ist bemerkenswert, dass das Rennen bereits so frph entschieden wurde, denn es war gerade erst der 2. Tag.
Gates: Craig scient dich inspiriert zu haben. Wie habt ihr zusammengearbeitet?
Ollie: Wir sind immer nebeneinander gefahren. Er ist ein guter Kumpel und Gesprächspartner. Er ist knapp 40. Ich war immer unruhig und wollte weiterfahren, während er manchmal einfach nur die Erfahrung genießen wollte. Dank Craig habe ich dadurch auch eine reichere Erfahrung gemacht, indem wir inkleinen Dörfern unterwegs angehalten haben, uns mit Einheimischen unterhalten haben und einfach auch das ländliche Leben in Amerika kennengelernt haben.
Soweit zum ersten Teil des Interwiews mit Ollie. In ein paar Tagen geht´s weiter mit dem zweiten Teil, in dem wir noch mehr von der Tour Divide und von dem diesjährigen Gewinner Ollie Whalley hören werden.
Bis dann,
c_g