POC Trabec Race – ein Helm-Dauertest: von c_g
HINWEIS: Mit dem Beginn dieses Jahres und mehreren aggressiveren 29ern im Test haben wir einen genauen Blick auf innovative Bike-Schutzausrüstungen geworfen. Wir haben schon viele der üblichen Protektoren, Rückenpanzer und Helme getragen, und alle waren gut für den Besuch im Bike-Park oder für ganz bestimmte lange Abfahrten, aber oft eben nichts für unsere Art des Bikens, die neben den Abfahrten auch lange Anstiege beinhaltet und keine Zeit lässt um sich ständig an und auszuziehen. Also hier ist eine kleine Serie über Dinge, die einen angemessenen Schutz bieten, aber auch für die lange Ausfahrt und MTB-Touren geeignet sind.
In dem Rahmen habe wir euch die ultrakompakten G-FORM Knie- / Ellenbogenprotektoren (hier) und den Protektoren-Rucksack FR Enduro Team von EVOC (hier) vorgestellt.
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Als dritter im Bunde durfte natürlich ein Helm nicht fehlen und nach kurzer Rechereche war auch klar welcher – der POC Trabec Race.
Wir sind den Helm fast die gesamte Saison über gefahren und haben einen sehr präzisen Eindruck von ihm gewonnen. Was wir nicht überprüfen konnten (und eigentlich sind wir recht dankbar dafür J), ist die tatsächliche Schutzwirkung des Helms, aber wie bei jeder anderen Schutzausrüstung muss man hier ein Stück weit dem Hersteller und den relevanten Normen vertrauen.
Die junge schwedische Firma POC hat 2005 mit Schutzausrüstungen im Ski- und Snowboardbereich angefangen und bald das Angebot auf den Bikesport mit seinen ähnlichen Anforderungen ausgeweitet. Das erste was an der gesamten POC-Linie auffällt, ist das oft sehr ausgefeilte Design, doch hinter der perfekt durchgestylten Fassade steckt eine Menge an Forschung und neuer Technologien, die nur dem einen Ziel dienen: „… alles Erdenkliche zu tun um Schutzausrüstungen zu entwickeln, die Leben retten können und die Auswirkungen von Verletzungen minimieren.“ (Übersetztes Mission Statement von POC).
Konzeptionell geht man bei POC zum Teil andere Wege, wie manche Mitbewerber:
- Wie fast alle Bikesporthelme wird auch die POC Trabec Reihe im In-Mold-Verfahren gefertigt. Allerdings bestehen die meisten Bikehelme zugunsten der bestmöglichen Belüftung oft nur noch aus einem „Gerüst um die Belüftungsöffnungen“ und bieten so nur bedingt Schutz gegenüber spitzen/scharfen Gegenständen. Der Trabec Race dagegen ist um eine maximalen Schutzwirkung zu erzielen, so geschlossen wie sinnvoll konstruiert ohne die Belüftung über seine 14 rundlichen Belüftungsöffnungen zu sehr einzuschränken.
- Zusätzlich ist bei der Trabec Reihe die äußere Schale aus Polycarbonat durch eine nahtlose Oberflächenstruktur optimiert …
- … und die Struktur durch Aramid-Inlays zwischen der Außenschale und dem EPS-Kern verstärkt worden – sichtbar in dem kleinen Fenster hinter dem linken Ohrausschitt.
- (Neben dem getesteten Modell Trabec Race gibt es noch das Modell Trabec Race MIPS mit der weiteren Besonderheit der MIPS-Technologie, die POC für ´12 erstmals in einem Inmold-Bikehelm eingesetzt hat. Das MIPS System wurde entwickelt, um die Auswirkungen von Rotationsenergie zu reduzieren, die im Falle eines Sturzes auf das Gehirn einwirkt und dadurch schwerwiegende Folgen haben können. Das Konzept besteht aus zwei Schalen, die sich beim Aufprall kontrolliert gegeneinander verschieben und dadurch 40% der Kräfte absorbieren, die sonst direkt auf das Gehirn einwirken würden.)
–> Insgesamt sollen die Helme der POC Trabec Reihe damit eine höhere Schutzfunktion als andere Helme aufweisen, die im Inmold-Verfahren hergestellt wurden.
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Soviel zur Theorie, doch wie trägt sich nun dieses mehrfach preisgekrönte „Wunderwerk der Sicherheitstechnik“? Wie steht es um Tragekomfort und Bedienbarkeit?
Erste Überraschung – das Gewicht: Als bewusst auf maximale Schutzwirkung ausgelegter Trail-/Endurohelm fällt der Trabec Race mit seinen 345 g keineswegs übergewichtig aus. Er ist kommt zwar nicht an die XC- oder Race-Helme die durchschnittlich zwischen 220 unf 280 g liegen ran, aber in seinem Segment ist er voll konkurrenzfähig. Zum Vergleich der GIRO Xen wiegt 300 g und der SPECIALIZED Vice 360 g (beide bei uns im Einsatz und selber nachgewogen).
Was die Belüftung und das Trageklima angeht, hält sich der Trabec ebenfalls recht gut. Zwar kann es bei langen, schweißtreibenden Anstiegen ohne Kühlung durch den Fahrtwind schon mal heiß werden, aber bereits bei geringem Luftzug leiten die internen Luftkanäle überraschend viel Wärme und Feuchtigkeit ab. Im Vergleich mit den oben genannten Helmen schneidet er nur wenig schlechter ab und erreicht somit noch unsere Empfehlung.
Das große Visier im Motocrosslook ist auswechsel- und abnehmbar, aber nicht verstellbar. Es sitzt sehr gut am Helm und ist während des Tests nie verrutscht oder verbogen.
Neben der sehr hochwertigen Verarbeitung liegt der wahre Trumpf des Trabec Race aber in der PASSFORM und dem TRAGEKOMFORT. Hier fanden selbst unsere kritischsten Tester keine Schwächen. Selbst auf langen Ausfahrten und Tagen an denen wir den Helm kaum vom Kopf bekommen haben, gab es keine unangenehmen Druckstellen oder Hautirritationen. Außerdem sitzt der Trabec Race, einmal richtig eingestellt, bombensicher auf dem Kopf – ganz ohne Verrutschen oder Wackeln wenn´s mal wilder hergeht … auch das keine Selbstverständlichkeit.
Betrachtet man die interne Konstruktion wirkt sie ebenso hochwertig und funktionell wie das Äußere. Nicht ganz perfekt fanden wir aber die Handhabung und Funktionalität des Anpassungssystems. Einerseits war der Ratschenmechanismus der Kopfumfangsverstellung nicht immer ganz problemlos und hat sich am Rucksack oder bei unvorsichtiger Handhabung öfter verstellt, als wir es von den heute häufigen Drehknopf-Verstellungen her gewohnt sind … vermutlich der besseren Haltbarkeit wegen. Die Sache ist nicht dramatisch und schnell korrigiert aber angesichts des stolzen Preises hätten wir uns hier eine bessere Lösung gewünscht.
Andererseits ließ sich diese Verstellung in der obersten Stufe der Höhenverstellung nur bedingt frei einstellen – zum einen weil der Mechanismus halb unter der Schale verschwunden kaum zugänglich ist und zum anderen weil der Rasterungsmechanismus bei großen Kopfumfängen hier an der Schale anstößt. In den beiden meistgenutzten tieferen Positionen funktioniert allerdings tadellos. Das Testmuster der Größe M/L bedient Kopfumfänge von 55-58 cm. Daneben gibt es noch die Größen XS/S mit 51-54 cm Kopfumfang und XL/XXL mit 59-62 cm. In Sachen Gurtverlegung und übrige Bedienbarkeit ist der Trabec Race hochfunktionell und perfekt durchdacht. Selbst mit Handschuhen war alles bestens zu bedienen.
Was die Umschließung des Kopfs und das subjektive Sicherheitsempfinden (nicht zuletzt auch wegen des sehr guten Halts) angeht, avancierte der Trabec Race bald zu einem unserer Lieblinge und kam immer häufiger zum Einsatz. Vor allem bei kühler Witterung war er im Dauereinsatz und wurde regelmäßig anderen Alternativen vorgezogen.
Auch wenn die Optik immer subjektiv zu bewerten ist, hat uns das für POC typische Zweiton-Matt-Finish des Trabec Race sehr gut gefallen. Kombiniert mit der rundlichen Formgebung wird die POC Trabec Reihe damit unverwechselbar und für viele genauso Fashionstatement wie Schutzausrüstung.
Mit € 189.95 ist der Trabec Race nicht unbedingt ein Schnäppchen aus unserer Sicht aber den Preis voll wert. Alternativ gäbe es den Trabec (mit partiellem Aramid-Durchstichschutz – in einer Vielzahl von Farben) für € 160.- und den Trabec Race MIPS (gegenüber dem Race zusätzlich mit der oben beschriebenen MIPS Technologie) für € 230.-.
FAZIT: Wenn auch nicht der günstigste, zählt der POC Trabec Race für uns zu den bequemsten Helmen die wir kennen. Mit der gesamten auf maximale Sicherheit ausgelegten Konstruktion und eigenen Technologien, trifft der Trabec Race aus unserer Sicht genau ins Schwarze für alle aggressiveren All-Mountain und Enduro-Fahrer. Kein anderer Helm hat uns subjektiv ein so hohes Sicherheitsgefühls vermittelt und war gleichzeitig noch so universell – Top Passform und Tragekomfort, hochwertige Verarbeitung, gutes Gewicht und überraschend gute Belüftung trotz der optisch gar nicht so luftigen Konstruktion, Die geniale Optik und coolen Fahboptionen gibt´s sozusagen als stylisches Schmankerl gleich dazu.
(Weitere Informationen findet ihr auf der POC Homepage.)
RIDE ON,
c_g