ICEBREAKER Merino-Radsportbekleidung – Abschlussbericht II: von c_g und martinoo
Kürzlich hatten wir euch von den überwiegend positiven Erfahrungen mit Merino-Radsportbekleidung berichtet (hier) – jetzt folgt die Beurteilung der ICEBREAKER Kleidungsstücke selbst. ICEBREAKER ist erst am Anfang sich eine Bkespzeifische Linie aufzubauen (für 2013 werden bereits weiter Teile dazukommen), daher befinden sich sowohl spezielle, wie auch allgemeine Kleidungsstücke im Test. Die Beurteilung basiert auf den Erfahrungen auf dem Bike, andere Erfahrungen werden ergänzend erwähnt.
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Zuerst zu den beiden Radtrikots SS Team Jersey (Abbildung im Anschluss) und SS Circuit Jersey (weiter unten).
Das SS Team Jersey punktet mit seinem luftigen Materialmix 150g/m2 Merino (vorne) und und Merino Mesh-Gewebe (hinten) vor allem an warmen Tagen. Bemerkenswert uns exemplarisch für Merino Wolle ist, wie stark selbst die sehr leichte Qualität wärmt, wenn notwendig, daher kann es sehr wohl auch bis hin zu Temperaturen ab 15°C angenehm getragen werden. An kühleren Tagen ist es sehr gut mit einem Synthetik-Unterhemd oder Merino-Baselayer kombinierbar und erreicht dann vole Ganzjahrestauglichkeit.
Der weitere positive Nebeneffekt des dünnen Materials ist, dass es weniger aufträgt, weniger Feuchtigkeit aufnimmt und so schneller abtrocknet. Das Meshgewebe am Rücken lässt einen sehr guten Feuchtigkeitstransport zu. Das Trikot liegt gut am Körper an und rutschte dank des Gummisaums auch in Aktion nicht.
Martinoo bemerkte, dass in seinem Fall der Fahrtwind durch die etwas weiter geschnittenen Ärmelabschlüsse eindringen konnte – ich hatte damit aber keine Probleme. Dagegen empfanden alle den Halsabschluss als sehr angenehm – gut abschließend und auch im geschlossenen Zustand nicht einengend.
Die übrige Ausstattung bezüglich der Taschen und Reisverschlüsse war praktisch und gut durchdacht – von der schmalen „Pumpen-/Schlauchtasche“ in der Mitte, über die abgeschrägten Seitenfächer (rechts mit Reißverschluss und links (mit internem IPod-Fach), fehlte es an nichts.
Lediglich farblich fanden wir das Jersey etwas zu grell.
–> Funktionell war es aber absolut top und wurde schnell zu aller Liebling … das wohl meistgetragene ICEBREAKER Testmuster.
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Das SS Circuit Jersey ist dagegen spürbar wärmer. Mit einem Mix aus 260 g/m2 (vorne) und 200 g/m2 (hinten) fanden wir es eher für kühlere Bedingungen geeignet aber leicht frierende Naturen mögen hier abweichend empfinden … je nach persönlichem Temperaturempfinden eben.
Anders als das Team Jersey hat das Circuit Jersey keine Flachnähte (unter den Rucksackträgern, kann es hier schon mal drücken), was zusammen mit dem etwas etwas schweren durchgehenden Reißverschluss dazu führte, dass wir es lieber mit einem Baselayer zusammen getragen haben. An kühlen Tagen allerdings war das SS Circuit Jersey ein vielgenutzen Touren-Begleiter.
Angesichts des stärkeren Stoffs ist hier besonders die sehr hohe Feuchtigkeitsaufnahme und das dementsprechend langsamere Trockenen zu vermerken, aber wie im algemeinen Teil I geschrieben, war dies in Aktion nie ein Grund für Unbehagen.
Die Ausstattungsdetails, der Schnitt und die Rückentaschen sind genau wie beim SS Team Jersey – durchdacht und funktionell.
–> Unser Tip für kühlere Ausfahrten und schnell frierende Naturen, am besten mit zusätzlichem Baselayer getragen.
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Das letzte Stück aus der ICEBREAKER Bike Linie kommt die Cadence Short, doch anders als alle anderen getesteten Produkte konnte diese uns nicht so recht überzeugen.
Auf der Positiva-Seite stehen eine sehr hochwertige Konstruktion und beste Verarbeitung. Aber irgendwie wollte das kräftige 200er Merino-Gewebe, das nur an der Schenkelinnenseite und am Gesäß durch das gewohnt elastisch-dünne Lycragewebe ersetzt wird, uns nie so recht gefallen. Die Passform ist sportlich schlank und wäre eigentlich recht gut, aber trotz Elasthan-Beimengung bietet die Cadence Short recht geringeren Stretch und so kam mitunter ein eingeengtes Tragegefühl auf … fast schon Komperessionscharakter.
Die bekannt sehr hohe Wärmewirkung der Merinowolle prädestiniert die Short außerdem eher für kühle Temperaturen. Zusammen mit einer Baggy-Short trägt man die Cadence Short ohnehin besser nicht – der strukturierte Merinostoff erzeugt an vielen Shorts eine hohe Reibung – was wiederum für ein eingeengtes Tragegefühl oder hochrutschende Hosenbeine sorgte.
Leider fällt nach unserem Geschmack auch das Sitzpolster zu dick und fest aus und so konnten wir uns trotz aufrichtiger Versuche nie recht mit der Cadence Short anfreunden.
–> Bei einem angesichts der Verarbeitung und der Materialien mag der VK angemessen € 139.- sein, wegen der für uns unzureichenden Performance in der (Sommer-) Praxis, konnte uns die Cadence Short aber nicht überzeugen.
Hier bleiben wir weiterhin bei einer klassischen Lycra-Short, die wir eben auch nach beleiben mit Baggys kombinieren können.
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Doch zurück zu positiven Erfahrungen:
Die Quantum Weste ist zwar kein bikespezifisches Kleidungsstück, war aber bei kälteren Temperaturen und auch als After-Ride Überzieher eine tolle Ergänzung. Wir haben sie zusammen mit den anderen Merino-Teilen, oder auch mit Syntethik-Shirts kombiniert getragen und uns stets über die hohe Wärmeleistung gefreut. Gerade bei den herbstlichen Temperaturunterschieden und oft schon frischen Nachtemperaturen zeigt sich die Weste als toller Performer. Das ohnehin schon warme 260 g/m2 Material (vorne, 200 g/m2 hinten) erhält noch zusätzliche Unterstützung, von den großen Merino-Taschen und ist so von vorne ein kleines Wärmekraftwerk.
Der Schnitt ist körperbetont und deckt selbst in stark gebückter Sitzosition den Rücken noch gut ab. Nur bei bei sehr aktiver Fahrweise warmitunter zu merken, wie die Weste nach oben rutschte. Der Hals ist angenehm weich und schließt zugfrei ab.
Das einzige Manko als Sportbekleidungsstück ist das recht hohe Gewicht und Packmaß der Weste … im nassgeschwitzten Zustand nochmal deutlich schwerer. Hinzu kommt ihr sehr langsames Trocknen.
Bei mittlereren Belastung und tieferen Temperaturen ist das Trageklima dafür grandios, dass sie zu einem unserer Lieblingsstücke geworden ist, das wir definitiv auch in den Winter hinein tragen werden. Dank der genialen Geruchsneutralität von Merino kann man sie tagsüber auf Tour und am Abend zum gemütlichen Chillen mit freunden tragen.
Ebenfalls positiv: Wegen der sehr gediegenen und edlen Optik macht die Quantum Weste auch jenseits des Bikes eine gute Figur – ein echter Allrounder mit Stil.
–-> Kein echtes Bike-Kleidungsstück aber dennoch voll empfehlenswert wenn es darum geht maximale Wärmeleistung und hohen Tragekomfort zu kombinieren.
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Das Baselayer Shirt aus der GT Linie ist ebenso ein Allroundtalent – als Sportshirt alleine oder als mittelschweres Unterhemd unten drunter.
Bei den kühleren Abenden dieses Sommers war es auch alleine getragen immer angenehm warm und auch bei Temperaturen bis 25°C überhitzt man damit nicht. Bei echten Sommertemperaturen hätten wir uns dan doch anstatt der 200 g/m2 Qualität etwas leichteres gewünscht.
Auch hier: Erst nach einer Ausfahrt fällt auf, wie viel man doch geschwitzt hat. Das Shirt ist durchtränkt und dementsprechend schwer – beim Fahren bemerkt man das kaum.
Selbst mehrmaliges Waschen (wie bei allen ICEBREAKER Merino-Teilen bei 40°C möglich!) hat bis heute keine Spuren hinterlassen. Keine der zahlreichen Flachnähte zeigt Abnutzungserscheinungen und selbst die reflektierenden Aufdrucke sind noch intakt. Die Passform ist dank des Lycra-Anteils wie am ersten Tag – kein Ausleiern bemerkbar. Nur der BAACODE ist etwas verwaschen…
Martinoo, fand die Ärmel etwas zu lang wenn unter einem eng anliegenden Radtrikot getragen. Ansonsten ist der Schnitt angenehm unauffällig und universell.
–> Auch kein Bike-Shirt und dennoch macht es sich dort ganz gut. Als Sportshirt oder Unterzieher Wärmespender und Wohlfühl-Shirt kann man damit nichts falsch machen.
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Merino at ists very best – Als echtes Kleinod, haben wir in den Merino Multisport Socken entdeckt – noch nie habe sich unsere Füße so lange, so wohl gefühlt (… ohne die Umgebung mit unangenehmer Geruchsbildung zu belästigen ;-)). Interessanterweise hat uns hier die hohe Wärmeleistung nie gestört.
Selbst nass waren sie noch angenehm zu tragen. Bei weiten Schuhen sorgt das as flauschige Material für ungeahnten Komfort, in engen Schuhen, kann es damit aber auch eng werden.
–> Für knapp € 18.- kann man seinen Füßen kaum etwas besseres tun. Wohlfühlklima garantiert!!
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ICEBREAKER Merino-Radsportbekleidung – Unser Testfazit:
Nach dem Langzeitpraxistest haben wir ein sehr rundes Bild der ICEBREAKER Merinobekleidung gewinnen können. Über die herausragend geruchshemmenden Eigenschaften (der Bettnachbar auf der Hütte sagt danke J), den sehr guten Tragekomfort und das exzellente Temperaturmanagement hochwertiger Merino-Wolle habe wir ja bereits in dem algemeinen Artikel (hier) ausführlich berichtet.
Was die getestete ICEBREAKER Bekleidung angeht, hat (fast) jedes der Kleidungstücke die Eigenschaften der Merino Wolle sehr gut zu nutzen gewusst … einzige Ausnahme: die für den Ganzjahreseinsatz zu warme und dick gepolsterte Cadence Short.
Vor allem das leichte SS Team Jersey, das GT Baselayer Shirt und die Multisport Socken haben uns vorbehaltlos überzeugt. Sei es bei sommerlichen Temperaturen oder kühlen Nightrides – diese Teile machen alles mit und bieten eine Wärmeleistung unein Tragegefühl, wie man es von Synthetik-Shirts nicht kennt. Die Quantum Weste punktet aufgrund des kuschelig warmen Materials vor allem bei niedrigen Temperaturen und im moderateren Einsatz bzw. als After-Ride-Kleidungsstück.
Insgesamt kamen wir zu dem Schluss, dass für den Ganzjahreseinsatz die Merino-Qualitäten bis 200 g/m2 die positivsten Eigenschaften hatten. Hier standen die sehr hohe Wärmeleistung (verglichen zum Gewicht) aus unserer Sicht im idealen Verhältnis zu den z. T. langen Trocknungszeiten. In Kombination mit anderen Kleidungslagen kann man sie auch bei tieferen Tempraturen noch sehr gut nutzen. Aktuell bietet ICEBREAKER zwar nur das SS Team Jersey als spezielles Bike-Trikot in dieser leichten Qualität an, wer aber auf die bikespezifischen Rückentaschen und den verlängerten Rücken verzichten kann, der findet eine reiche Auswahl in den anderen Kollektionen – diverse frische Farben inklusive.
Die schwereren Qualitäten sehen wir vor allem bei tieferen Temperaturen – da dürfte auch der strengste Winter seinen Schrecken verlieren.
Wir jedenfalls werden auch weiterhin zu unseren ICBREAKER Teilen greifen – vielleicht nicht immer aber immer öfter!
RIDE ON,
c_g & martinoo