DT-SWISS XMM Twinshot 29er Federgabel – Abschlussbericht: von c_g

Nachdem wir euch letzte Woche den Abschlussbericht zu den DT-SWISS XM 1550 Tricon Laufrädern gebracht haben (hier), ist nun die XMM 29er Gabel (in der 15 mm / Twin Shot Version) mit einem Abschlusstatement dran.

Seit dem letzten Post habe ich ja zwei Änderungen an der Gabel vorgenommen. Zum einen habe ich während meines Besuchs bei DT-SWISS (mit der 2013 Produktpräsentation hier) den Twin-Shot Remotehebel gegen einen Hebel an der Gabel getauscht  – ein Vorgang der über den Austausch der oberen Verstelleinheit funktioniert, ganz ohne die eigentliche Dämpfereinheit dabei zu verändern. Und dann haben wir noch das serienmäßige Öl gegen das neu entwickelte Spezialöl Panolin ausgetauscht, mit dem die Gabel noch sensibler ansprechen und aktiver arbeiten soll. Außerdem soll mit dem neuen Öl das sehr schlechte Ansprechverhalten bei extremen Minusgraden auch der Vergangenheit angehören.

Zuerst zu den Änderungen: Die bereits früher angemerkte sehr weiche Rasterung des Twin-Lock Remote-Hebels, bei der ich die Mittelstellung öfter überschaltet habe, setzt sich auch im direkt montierten Hebel fort. Allerdings hilft hier die klarer sichtbare Hebelstellung, die gewünschte Position zu finden. In beiden Fällen würde eine etwas straffere Rasterung die Einstellung aber noch optimieren.Der Öltausch auf das neue Panolin-Öl hat die Gabel sensibler und aktiver gemacht. Die Sensibilität bei kleineren und das Schluckvermögen bei großen Schlägen hat davon definitiv profitiert und spielt damit in der absoluten Oberklasse – sofern der Luftdruck passt. Für meinen Geschmack wurde die Gabel aber auch um Rebound etwas zu aktiv, was aber mit ein paar Klicks in der (vorher komplett offen gefahrenen) Zugstufendämpfung wieder abgestimmt war.

Die Twin Shot Dämpfungskartusche hat sich ebenfalls sehr gut bewährt. Mit den 3 Optionen von „Aktiv“, über „30% angesenkt, teilaktiv“ bis hin zu „100% blockiert“ (wahlweise in der abgesenkter oder vollen Bauhöhe), hat sich das System als absolut zuverlässig und funktionell erwiesen. Für die langen alpinen Ansteige bin ich oft abgesenkt gefahren und habe das extrem späte Aufbäumen und die niedrige Front genossen, auf meinen heimischen Trails dagegen bin ich meist dirkt zwischen offen und Lockout hin und hergesprungen – in erster Linie, weil ich die Mittelstellung zu wenig straff  gerastet ist u jedes Mal sofort gefunden zu werden. Als Fan einer Absenkfunktion fand ich das Twin-Shot System super, wer aber einen einfachen Lockout (und bei DT-SWISS ist das ein wirklicher Lockout ohne jegliche Federung) sucht, dem wäre mit dem einfacheren (und günstigeren) Single-Shot ebenso gut gedient.
Die übrigen Einstellmöglichkeiten der Gabel (Druck- und Zugstufendämpfung) arbeitet effektiv und ist über einen sinnvollen Bereich einstellbar.

Die bereits im vorherigen Bericht erwähnte Wandelbarkeit der Gabel bei nur geringer Luftdruckänderung ist eine weitere Eigenart der XMM Gabel. Jede Luftgabel reagiert auf Änderungen in der Positivkammer (hier steuert ein Ventil über DTs „Auto Balancing Spring“ die Positiv- uns Negativkammer), aber fast immer gibt es eine Grundcharaktersitik der Gabel die gleich bleibt … oder anders formuliert, der Luftdruck muss um die Charakteristik wirklich zuändern so stark verändert werden dass dies deutliche Auswirkungen auf den Negativfederweg (Sag) und den nutzbaren Federweg hat. Die einzige mir bekannte Ausnhame hierzu sind die Dual-Air Gabeln von Rock Shox. Bei der XMM dagegen, schien bereits ein geringfügig anderer Luftdruck die grundlegende Charakteristik spürbar zu verändern.  Um das noch mal stichahltig zu überprüfen, bin ich eine besonders vielfältige Trailrunde mehrfach hintereinander gefahren und habe dabei den Luftdruck je Runde um gerade mal 0,1 bar geändert. Abgesehen davon, dass ich die Gabel bei 85 kg Fahrergewicht ohnehin mit geringen 5,0 bar gefahren bin, konnte ich mit einer Druckänderung von nur 0,2 bar in jede Richtung  die Charakteristik der Gabel von sportlich straff (ideal für XC/Race) bis hin zu plüschig/weich (Tour und Trail) feintunen. Der Negativfederweg (SAG) und auch genutzte Federweg blieben dabei fast unbeeinflusst. Wie bereits gesagt, fand ich persönlich diese Sensibilität und Möglichkeit den Charakter so effektiv zu modifizieren sehr positiv. Für Fahrer, die sich aber nicht so intensiv mit dem Material beschäftigen (wollen), kann das aber durchaus problematisch sein.

Anzumerken ist noch, wie ausgesprochen präzise und steif sich die XMM fährt. In Kombination mit den Tricon Laufrädern war dies die präziseste 32 mm Gabel, die ich bisher am 29er gefahren bin (bisher nur getoppt von der FOX F34 und der GERAMN:ANSWER Excite). Wir konnten bei der Produktpräsentation ein Casting der Gabel mit und ohne eingesetztes Torsion Box Element inspizieren nun der versteifende Effekt des Alu-Inserts war verblüffend. OHNE war sie ein Lämmerschwanz – MIT dagegen unglaublich steif.

In der späten Phase bin ich die XMM Gabel neben dem ROCKY MOUNTAIN Element (auf dem es die meiste Zeit verbracht hat), auch einige Zeit auf dem BERGAMONT Revox Team gefahren (dort während des gesamten 650b/29 Vergleichstests (hier). Auch hier auf einem Hardtail, haben sich meine bisherigen Eindrücke bestätigt, die ich bereits im Halbzeitbericht ausgeführt habe, wobei besonders die starke Wandelbarkeit der Gabel hier positiv anzumerken ist. Ohne den nutzbaren Federweg effektiv zu beschränken, konnte ich hier die Gabel XC-mäßig straff einstellen und so dem Revox besser anpassen.

Ansonsten hat sich die XMM Federgabel über den Testverlauf als sehr zuverlässig, und völlig problemlos erwiesen.

KORREKTUR: Anmerkung zu dem „streifenden“ RWS Hebel der 15 mm Achse: Ich hatte ja im Eingangsartikel angemerkt, dass der RWS-Hebel bi den letzten 2 Umdrehungen am Gabelbein streift und dies als „im Detail fehlerhaft“ betitelt … wie sich aber imGespräch mit den DT-Ingenieuren herausgestellt hat, ist das aber ganz bewußt so gemacht um ein ungewolltes Lockern oder sogar Öffnen der Achse zu verhindern. Eigentlich recht smart, aber eben nicht jedem auf den ersten Blick hin als absichtlich ersichtlich. Also sorry DT- für die ungerechtfertigte Kritik hierzu J.

 

TESTFAZIT: Nach über 6 Monaten Testphase, haufenweise Schlechtwetterfahrten und ein paar alpinen Touren hat sich nach den DT-SWISS Tricon Laufrädern auch die XMM 29er Gabel bewährt. Für den Fahrer, der sich ein „Set & Forget“ Produkt wünscht, muss sie zwar anfangs ein wenig sorgfältiger abgestimmt werden, kann dann aber mit allen anderen Gabeln auf dem Markt in Sachen Federungsverhalten und Performance locker mithalten. Wer sich mit der Gabel etwas beschäftigt, kann sie sehr einfach und effektiv auf die persönlichen Vorlieben abstimmen und so auf Tagesform und Strecke optimal bestimmen. Mit der prägnanten nach hinten gerichteten Gabelbrücke und den schwarzen  Standrohren ist sie auch optisch eigenständig.
Wie bereits berichtet schließt DT-Swiss die einzige Lücke im Programm indem es ab 2013 sowohl die Schnellspanner, wie auch RWS15 Variante mit superleichter Carbon-Brücke/-Schaft geben wird.

RIDE ON,
c_g