ICEBREAKER Merino Radsportbekleidung: von martinoo und c_g
Vorwort: Wie ihr euch denken könnt, bekommen wir so allerlei „Arbeitskleidung“ während unserer Tests in die Finger … und hin und wieder nehmen wir uns die Zeit und stellen auch diese „Nicht-29er-Spezifischen“ Produkte vor.
Jeder Sportler kennt das Problem, des Auskühlens nach Phasen starker Belastung (mit entsprechender Schweissproduktion). Meine erste Wahl um unterwegs durchgeschwitzt nicht auszukühlen waren über Jahre hinweg Synthetik-Funktionsunterhemden (kurze im Sommer unter dem Radtrikot und lange unter der Jacke im Winter).
Problem: Nach höchstens 1 Stunde bin ich normalerweise klitschnass und nicht selten wird mir dann bei Foto- oder Verschnaufpause unangenehm kalt.
Meinen ersten Kontakt mit Merinowolle hatte ich vor etwa einem Jahr mit einfachen „Merino-Mischgewebe“ T-Shirts, die mir einen ersten positiven Vorgeschmack von dem Material gegeben haben. Weiter ging es mit einem hochwertigen Merino-Langarmhemd (von ICEBREAKER :-)) das mich mit Tragekomfort und dem Wärmehaushalt in der kalten Jahreszeit absolut begeistert hat. Ich kenne kein anderes Material, das sich so angenehm trägt, das Körperklima so effektiv reguliert und gleichzeitig, selbst im nassgeschwitzten Zustand noch so wunderbar wärmt (und nur langsam auskühlt).
Außerdem sind die geruchshemmenden Eigenschaften der ICEBREAKER Merinowäsche (und vermutlich aller Merino-Kleidungsstücke) dermaßen genial, dass es auch nach mehreren Tagen keine Klagen wegen „Geruchsbelästigung“ gibt.
Doch wie würde sich das Material im Frühjahr und Sommer verhalten? Kann es noch gegen die Kunstfaser-Sportwäsche bestehen, wenn das Thermometer sommerliche Temperaturen anzeigt? Zu diesem Zweck haben wir von dem wohl namenhaftesten Merino-Bekleidungshersteller ICEBREAKER ein paar Teile aus der Sommerkollektion angefordert um zu sehen ob sie ihre geniale Performance bei kaltem Wetter auch unter frühsommerlichen Realbedingungen beweisen können.
Wie von TNI gewöhnt hier ein paar Hintergrundinfos zur Firma ICEBREAKER:
Icebreaker ging aus seiner Zusammenarbeit zwischen neuseeländischen Schafzüchtern für Merinoschafe und dem jungen Wirtschaftsabsolventen Jeremy Moon hervor. Dieser war von dem Gewebe, das durch einen neuartigen Produktionsprozess aus der Wolle der Merinoschafe gewonnen wurde so begeistert, dass er sich 1994 umgehend daran machte daraus Funktionsbekleidung fertigen zu lassen und diese zu vertreiben … und das zu einer Zeit, als kein namenhafter Sportler etwas mit Wolle zu tun haben wollte. Langsam und mühevoll musste Moon, die Händler von den Qualitäten der Merinowolle überzeugen und im Laufe der Jahre wuchs ICEBREAKER zu dem weltweit agierenden Unternehmen von heute heran.
ICEBREAKER wirbt mit einem naturverbundenen Image und dem Slogan „Ride with Nature“ – Nachhaltigkeit und Tierschutz spielen eine bedeutende Rolle und werden ganz aktiv propagiert. Das Naturmaterial Merinowolle basiert nicht auf Erdölderivaten, wie alle Synthetikstoffe sondern auf der Wolle von Merino-Schafen, aus den wilden Süd-Alpen von Neuseeland.
Doch das ICEBREAKER Engagement geht noch weiter indem folgende Prämissen von den Zulieferbetrieben erfüllt sein müssen:
- Die ausreichende Versorgung der Tiere mit Nahrung muss garantiert sein.
- Den Schafen muss angemessener Schutz und Komfort geboten werden.
- Verletzungen, Erkrankungen und Parasitenbefall müssen verhindert bzw. schnell diagnostiziert und behandelt werden.
- Die Schafe müssen die Möglichkeit haben, normale Verhaltensmuster an den Tag legen zu können.
- Schmerzfreiheit bei der Schur muss garantiert sein.
Um dies zu verdeutlichen ist jedes ICEBREAKER-Kleidungsstück mit seinem individuellen Baacode versehen. Mit diesem Code auf jedem Produkt kann man die Produktionskette bis zu den einzelnen Farmen zurückverfolgen, von denen die Wolle stammt. Wir haben es ausprobiert und es funktioniert … je nachdem wurden 3-6 Farmnamen angezeigt aus denen die Wolle stammt (von den aktuell insgesamt 120 für ICEBREAKER produzierenden Betrieben) – für all jene die Wert auf solche „grünen“ Eigenschaften legen, ein echtes Plus für ICEBREAKER. (Wir warten noch auf einen Einladung um das live überprüfen zu können ;-).
Doch wie funktioniert Merino-Wolle?
Das Gewebe besteht aus sehr fein gekräuselten Hohl-Fasern. Diese sind hydrophil, also Wasser kann in die Fasern eindringen, kann dort bis zu einem gewissen Maß aufgenommen werden und später kontolliert ausdiffundieren. In der Praxis heißt das Funktionsbekleidung aus Merino-Wolle nimmt den Schweiß auf und gibt ihn nach und nach nach außen ab. Die Verdunstung führt zur aktiven und kontrollierten Kühlung bei Hitze, aber nicht Auskühlung wie viele hochatmungsaktive Synthetikstoffe. Selbst im nassen Zustand soll man merklich langsamer auskühlen wie klassische (Synthetik-) Funktionswäsche.
Andererseits entstehen durch die Kräuselung der Fasern Luftkammern, die als Isolationsschicht wirken und so effektiv wärmen. Eine weitere positive Charaktersitik ist das schnelle Trockenen gegenüber andern Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle und wie angenehm sich Merinowolle direkt auf der Haut trägt.
Die Geruchshemmenden Eigenschaften konnte ich bereits im Wintereinsatz erproben: Selbst nach mehrtägigem Einsatz ohne Waschen blieben die Kleidungsstück weitgehend geruchsneutral, während die Polyester-Unterhemden spätestens nach jedem 2ten Gebrauch ausgespült/gewaschen werden mussten um nicht infernalisch zu stinken.
ICEBREAKER stellt seine Produkte in verschiedenen Gewichtsklassen her, die in der Sommerkollektion von 150 g/m2 („Ultralite“) bis 320 g/m2 („Expedition Weight“) reicht. Fürs Radfahren werden überwiegend die 150, 200 und 260 g/m2 eingesetzt. Neben den Qualitäten gibt es nach Einsatzbereich gegeliederte Kollektionen von Alltags-/Leisurewear bis hin zur GT Linie, die die Sport-Funktionsbekleidung zusammengefasst. Auch unsere Fahrrad-spezifischen Teile gehören zur GT-Linie.
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Hier die einzelnen Produkte in der Kurzvorstellung:
Icebreaker SS Team (links) und SS Circuit Jersey (rechts)
(SS steht für „Short-Sleeve“ oder „Kurzarm“, aber ich habe es natürlich als Single-Speed interpretiert ;-))
Zwei speziell für Radfahrer entworfene Kurzarm-Trikots – das SS Team aus sehr leichtem 150er Merino (mit Netzrücken) für wärmere und das SS Circuit aus 260er (vorne) und 200er (hinten) für gemischtes Wetter und kühlere Tage. Der Zusatz von 2-4% Lycra sorgt für eine gleichbleibende Passform und den angenehmen Stretch.
Die Trikots sind aus mehreren Bahnen körperbetont zusammengefügt und sehr hochwertig doppelt vernäht. Überhaupt ist die Verarbeitung bemerkenswert sorgfältig und sauber – nirgends sind lose Fadenenden oder überstehende Stoffränder zu sehen.Die Reißverschlüsse (Team über 1/3 der Front und Circuit durchgehend) sind nach hinten abgedeckt und können daher nicht an der Haut scheuern. Die Hebel sind etwas groß aber dadurch auch sehr gut und sicher mit Handschuhen zu greifen – das Öffnen und Schließen während der Fahrt und mit einer Hand ist daher leicht möglich.
Hinten sind 3 Hüfttaschen aufgenäht. Die mittlere eher schmal (ideal für die sichere Verstauen einer Luftpumpe), die beiden äußeren etwas voluminöser und nochmals untergliedert – rechts eine weitere Reissverschlusstasche und links ein kleines Innenfach (z.B. für Schlüssel oder MP3 Player … mit Kopfhörer-Kabelöffnung nach Innen). Unauffällig aber sinnvoll platziert finden sich kleinere refektierende Aufnäher/Applikationen, die die Verkehrssicherheit erhöhen.
Passform: Der Hals liegt gut an, hinten sogar leicht ansteigend für einen besseren Winsschutz. Die Ärmel haben eine gute Länge und obwohl ohne Gummibündchen flattert nichts.
Die Länge und der Schnitt passen sehr gut für die oft gebückte Haltung beim Biken. Mit dem hinten längeren Schnitt und dem Silikonbund an den Seiten und hinten ergibt sich daher ein guter Abschluss nach unten und es rutscht nicht nach oben. Insgesamt finde ich die Passform gut und für mich persönlich sehr angenehm.
Neben den gezeigten grau-gelben Farbvarianten, gibt es auch noch rot/schwarze Versionen. Wo das etwas auffälligere Design des Team mit großem Schriftzug auf der Brust aufwartet, wirkt das Circuit sehr zurückhaltende. Nur das ICEBREAKER Logo auf dem linken Arm zeugt von der Marke.
Der Preis laut für das SS Team Jersey ist € 99,95. Das SS Circuit kostet € 109,95.
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Icebreaker Cadence Shorts
Diese Bikeshort ist eine aufwendige Kombination aus GT 200-Merinowolle, und Lycra-Panelen auf der Bein-Inneseite und –Rückseite. Das Sitzpolster bezieht ICEBREAKER von einem der weltweit führenden Hersteller in diesem Bereich und wird als „Nonplusultra in Sachen anatomisch präzisen, gepolsterten Komforts“ beschrieben – wir werde sehen.Die Konstruktion besteht aus sechs Stoffbahnen und die spezifisch geformte Hüftpartie sorgen für optimalen Sitz und besseren Halt im Sattel.
Die Passform ist auch hier sehr gut – die Beinlänge und Form ist genau richtig und danke des Haftsaums wandern die Hosenbeien auch unter Belastung nicht.
Auf den ersten Kontakt hin wirkt der Stoff der Cadence Short ungewohnt dick (verglichen zu den gewohnten Lycra-Hosen), aber auch hier wird die Zeit zeigen, welche Qualitäten die Verwendung von Merino-Wolle in einer Bike-Hose zu bieten hat.
Die Cadence Bike-Hose ist ebenfalls nur in einheitlichem Schwarz zu haben und kostet € 139,95.
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Nicht speziell auf die Anforderungen des Bikers, sondern als Multisport-Kleidungsstücke ausgelegt hat uns ICEBREAKER außerdem zugesandt: Das SS Sprint Crewe Sportshirt/Unterhemd, die GT Quantum Vest und die Multisport Micro Cushion Socks.
Icebreaker Lightweight SS Sprint Crew (GT Linie).
Kurzarm T-Shirt aus Merino 200g/m2 mit 2-4% Lycra. Gedacht als Unterhemd für alle Ansprüche, für den täglichen Gebrauch und als alleiniges Sporthemd. Obwohl laut Prospekt als closefit beschrieben, fällt es insgesamt etwas weiter aus als die beiden Jerseys. Auch dieses Hemd ist aus mehreren Bahnen geschnitten, diesmal mit scheuerfreuen Flachnähten und einem angenehmen Halsausschnitt. Mit Ausnahme des kleine dreiecksförmigen Einsatzes am Unterrand ist es einheitlich schwarz.
Das SS Sprint Crewe ist nur in schwarz erhältlich und kostet € 79,95.
Icebreaker Quantum Vest
Als Zusatzschicht für kühlere Tage ist die Weste mit einer Vorderpartei aus GT 260-Merinowolle ausgestattet. Zur besseren Klimakontrolle fällt die Rückenpartie mit der 200er etwas leichter aus und die Seitenpanellen bestehen gar aus dünnem Netzstoff.
Außerdem besitzt die Quantum Vest einen verlängerten Rücken der auch bei gebückter Bikeposition noch alles gut abdeckt, einen reflektierenden 2-Wege-Reißverschluss, einen hohen gedoppelten Kragen und zwei seitliche Reißverschlußtaschen.
Auch hier besteht das Kleidungsstück aus diversen Stoffbahnen mit hochwertiger Flachnähten und sportlich engem aber überhaupt nicht beengenden Schnitt. Lediglich der warme Kragen ist etwas eng, wenn man den Reißverschluss ganz schließt.
Die GT Quantum Vest ist im Fachhandel und ICEBREAKER-Onlineshop für € 119,95 zu haben.
Icebreaker Multisport Micro Cushion Socks
Mit diesen anatomischen Merino-Socken mit sehr kurzem Schaft, einem kräftigen Unterbau (mit unterschiedlicher Webart, je nach Anforderungen) und einer dünneren Oberseite (für bessere Atmungsaktivität) werden wir den geruchshemmnden Qualitäten besondere Herausforderungen liefern J. Ein Paar Socken kostet € 17,95.
Soweit zur ersten Vorstellung der ICEBREAKER Produkte, die wir aktuell im Test haben. Bald mehr von unseren Praxiserfahrungen.
RIDE ON,
martinoo & c_g