HINWEIS: Mit dem Beginn dieses Jahres und mehreren aggressiveren 29ern im Test haben wir einen genauen Blick auf innovative Schutzausrüstung zum Biken geworfen. Wir haben schon viele der üblichen Protektoren und Rückenpanzer getragen, und alle waren OK für den Besuch im Bike-Park oder für ganz bestimmte lange Abfahrten, aber definitiv nichts für meine Art des Bikens, die viel Abfahrten und Klettern beinhaltet und wo ein ständiges An- und Auszuziehen der Protektoren einfach nervt. Also hier ist eine kleine Serie über Dinge, die einen angemessenen Schutz bieten, aber auch für die lange Ausfahrt und MTB-Touren geeignet sind. Alle diese Produkte wurden von uns seit Anfang des Jahres gefahren.
G-FORM Protektoren – Bikeschutzausrüsting Teil 1
Fangen wir mit einer häufigen Arten der Schutzausrüstung beim Mountainbiking an – die Knie-und Ellbogen-Protektoren. Normalerweise sind diese klobig, schwer und tragen sich wie ein Panzer beim Fahren.
Also haben wir uns umgesehen und fanden diese Pads von der US-Firma G-FORM (www.g-form.com für USA oder www.g-formuk.com für Europa), die Banks und ich seit Mitte Februar fahren.
„Leicht, flexibel & Aufprallschutz durch Verärtung der molekularen Struktur. DIE REVOLUTION IN SACHEN AUFPRALL-/SCHLAGSCHUTZ IST DA.“ – ist ein Slogan, den G-FORM für ihre Pads haben. Das PORON XRD Material schützt durch „Verhärten beim Aufprall“ (G-FORM nennt es RPT = Reactive Protection Technology) und es wird behauptet, dass etwa 90% der Aufprallenergie absorbiert werden, bevor sie an den Körper weitergegeben wird. Das Material wird sorgfältig ausgeformt, um jede Menge Flexibilität und eine wenig auftragende Konstruktion zu erlauben.
Als wir die Muster erhielten, hatten wir bereits eine Vorahnung, dass sie die Art wie wir über Protektoren denken, ändern könnten. Der Anspruch auf Leichtbau ist bei ca. 200 g für den Satz Knieschützer und 100 g für die Ellbogenschützer (Größen M und L) sehr wohl gerechtfertigt. Und bei unter 1 cm Dicke sind sie wirklich „low profile“. Die Konstruktion ist an sich recht einfach – die stark skulpturierte Polsterung ist auf eine einfache Lycra-Manschette aufgenäht, und das ist auch die einzige wirkliche Schwachstelle, die wir festgestellt haben. Wenn man an dem Lycra-Strumpf zu fest zieht, können die Nähte überlastet werden und anfangen sich aufzutrennen – wir haben eines unserer Pads auf diese Weise beschädigt, aber trotz anhaltenden Gebrauchs ist es seither nicht weiter aufgegangen. Unser Wunsch wäre es, dass G-FORM mit einer etwas robusteren Verbindung zum Lycra-Trägerstoff aufwarten würde – etwa eine großflächigere Verklebung oder Laminierung.
Abgesehen davon haben sie sich (bisher) trotz intensiven Gebrauchs und häufigen Waschens (von Hand) vortrefflich geschlagen.
PRAXIS-ERFAHRUNGEN:
Auf unserer ersten Fahrt fanden wir, dass die Knie-Protektoren nur mäßig gut sitzen, weil sich das Lycra-Tägermaterial ziemlich hinter dem Knie geknittert hat, etwas, was wir von anderen Protektoren nur zu gut kenn und sie daher nur wenig tragen. Aber auf der zweiten Ausfahrt haben wir herausgefunden, dass sie etwas niedriger getragen viel besser passen. Auf diese Weise getragen, verrutscht nichts mehr beim Pedalieren, die Knie werden abgewinkelt gut abgedeckt und überhaupt fühlen sie sich dann fast wie anständige Knie- / Ärmlinge an.
Wir haben auch ein Paar Schienbeinschützer zum Test erhalten, die aber völlig getrennt von den Knie-Protektorren sind – wenn du also Knie und Schienbeine schützen willst, müssen die zwei verschiedenen Pads übereinander getragen werden, was aber dank des flexiblen und dünnen Materials ganz gut funktioniert. Fürs Biken würden wir es vorziehen, beide in einem Set zu haben, aber wie von G-Form mitgeteilt, bereiten sie gerade vor, ihre Produkte mehr in Richtung spezieller Sportart auszurichten- denn aktuell empfielt G-FORM die Pads genauso für Skateboarding, wie für Volleyball oder Biken. Wir sind uns sicher, dass es in der Zukunft spezialisierte Produkte für Biker geben wird, aber jetzt haben wir schon einen guten Einblick auf das geworfen, was derzeit verfügbar ist.
Wir haben die G-FORM Knie- und Ellbogenprotektoren auf langen Strecken (4 Stunden und mehr) in den letzten Monaten benutzt und fand sie außerordentlich bequem. Bei Nässe und Kälte hat die vordere Polsterung angenehm gewärmt und vor Spritzwasser geschützt und auch jetzt ziehen wir sie gerne an kühlen Abenden oder für Nachtfahrten an. Außerdem trocknet das sehr dünne Trägermaterial extrem schnell, bzw. dadurch dass sich die G-FORM Pads gleich unter der Kleidung tragen lassen, werden sie erst gar nicht so nass und schmutzig.
Tatsächlich habe ich meine regulären Knielinge kaum mehr angezogen, seit ich die G-FORM-Pads hatte und zum Biken sehe ich auch nicht wirklich warum ich das noch sollte. Mit ihrem geringen Gewicht und Packmaß passen die G-FORM-Pads einfach in jede Trikot-Tasche für die Abfahrten, aber an kühleren Tagen trage ich sie bereits bergauf.
Außerdem: Wer bikende Kinder hat, weiß wie schwer es ist Kinder dazu zu bekommen mit Protektoren zu fahren: Mein 6-jähriger Junge wollte nie Pads zum Radfahren tragen, aber mit den G-Forms (er trägt kleine Ellbogenschützer als Knieschoner) vergisst er ganz schnell, dass er welche trägt (… außerdem findet er den „Spiderman-Look“ der gelben Pads ziemlich cool).
Wenn es ums Rucksackpacken geht bin ich ziemlich faul – ich liebe es, wenn mein Rucksack bereitsteht und ich ihn mir für die nächste Tour nur schnappen muss. Auf Touren und Tagesausflügen habe ich meine „normalen“ Protektoren fast nie dabei (solange es nicht explizit notwendig ist), die G-FORM-Pads aber sind seither so ziemlich immer dabei … wenn ich sie nicht sowieso trage, habe ich sie in meinem Rucksack.
Ich bezweifle, dass der Schutzgrad der G-FORM-Pads auf gleichem Niveau liegt, wie bei normalen DH-Protektoren – wegen ihrer stark segmentierten Rippenkonstruktion ist die Fläche über die die Schlagenergie verteilt wird recht begrenzt und die vielfachen Kanäle mit minimaler Polsterung lassen einige weniger geschützte Bereiche übrig, wo z.B. scharfen Gegenstände leichter eindringen könnten oder Schläge weitgehend ungedämpft übertragen werden.
Dennoch haben die Pads uns bei allen Stürzen in den vergangenen Monaten zuverlässig geschützt … außerdem, was nutzt der beste Schutz, wenn man ihn nicht gerne trägt und die Protektoren daher viel zu oft garnicht erst anzieht? Für meine Fahrweise und bevorzugten Trails macht es mir nichts aus auf etwas Schutz zu verzichten, den aber dafür fast immer zu haben, als die optimale Schutzausrüstung, die ich nur selten trage.
Was Schnitt- und die Reißfestigkeit angeht ist das Polstermaterial extrem robust und außerdem wird es durch einen Schlag nicht beschädigt (wie etwa das Styropor beim Helm), so dass man die Pads auch nach zahlreichen Stürzen noch sicher und lange verwenden kann. Wir haben uns absichtlich mit diversen Gegenständen gegen Ellbogen, Schienbein oder Knie geschlagen (unser gesunder Menschenverstand hat uns allerdings verboten, dies zu aggressiv zu tun ;-)) und waren erstaunt, wie gut wir darunter geschützt waren. Bisher hatten wir keine Chance doe G-FORM Protektoren in einem wirklich ernsten Sturz auszuprobieren, und ehrlich gesagt hoffen wir das auch nicht tun zu müssen.
Ein Paar Knie-, Ellenbogen- oder Schienbeinschoner kostet im Onlineshop bei G-FORM (USA) 49,99 USD oder bei G-FORM (UK) 44,99 Britische Pfund. Es sind diverse Größen erhältlich. Wir haben die gleiche Größe gewählt, die wir in der Regel bei Hosen tragen und für uns hat´s gepasst.
TESTFAZIT: Die G-FORM Sport-Protektoren sind noch nicht perfekt (z.B. Schutz bei spitzen Gegenständen an der falschen Stelle und auch die Passform kann noch etwas optimiert werden) aber wenn man seine Pads, für mehr als nur Downhills tragen will, sind sie gegenüber herkömmlichen Protektoren eine echte Alternative. Sie tragen sich fast wie normale Knie- und Armlinge und daher ziehen wir sie auch viel öfter an, als herkömmliche Protektoren.
Die genähte Verbindung des Lycra-Trägerstoffs mit den extrem robusten Pads ist nicht die haltbarste, weshalb die Pads vielleicht nicht die ideale Wahl für BMX oder Dirttracks (mit häufigen Stürzen) sind, aber wenn man einen guten Schutz sucht, der sich eben auch über längere Zeit angenehm tragen lässt (auch unter der Bekleidung), dann rate ich eine guten Blick auf die G-FORM-Produkte zu werfen.
(Außerdem produziert G-FORM coole Schutztaschen für elektronische Geräte ☺).
Ps: Vor kurzem erhielt G-Form den 2012 SBANE Innovationspreis in den USA – Herzlichen Glückwunsch dazu!