Das Carbonlaufrad-Experiment – REYNOLDS MT29 Halbzeitbericht
Hallo, es ist schon wieder 3 Monate seit meinem „Erste Eindrücke Artikel“ (hier in engl.) her, wo ich von den Fahreindrücken auf dem Rocky Mountain Element 970 berichtete habe. Drei Monate in denen ich den Reynolds MT29er Laufradsatz intensiv gefahren bin – anfangs noch auf dem Rocky Element (und mit den Schwalbe Ice Spikern), aber ab der zweiten Januarhälfte sind die Laufräder dann an das Transition Bikes TransAm two9 ( Testurteil hier) gewechselt und sind dort über die gesamte Testphase des Bikes bis vor kurzem intensiv genutzt worden.
Diese Testphase beinghaltete recht viel wirklich harten Einsatz inklusives des bereits mehrfach erwähnten Kurztrips an den Lago di Garda, wo die Räder über felsbrockenübersäte Abfahrten mit viel losem Gestein und Sprüngen und Drops geprügelt wurden … und die Laufräder haben es klaglos überstanden – zumindest fast:
Ende Februar während einer winterlichen XC-Ausfahrt hörte ich ein sanftes „Ping“ von hinten, konnte aber auf die Schnelle nicht feststellen was wes war und bin noch wietere 1 ½ h gefahren. Zuhause bei genauerer Inspektion entdeckte ich, dass ein Alu-Nippel am Hinterrad einfach gerissen war – was einen ca. 1 cm starken Achter produziert hat. War ich schockiert – ja! War es ein ernstes Problem? Nicht wirklich. Ich nahm etwas Spannung von den Speichen, habe einen neuen Nippel eingesetzt, das Laufrad wieder gespannt und zentriert und schon war es wieder fit. Da der Laufradsatz ja ohne spezielle Teile auskommt und ziemlich konventionell aufgebaut ist, war alles eine recht triviale Sache. Die Reparatur hat mich etwa 20 min und wenige Cent gekostet, so dass die Sache weniger dramatisch war, als es sich anhört. Keine permanenter Seiten- oder Höhenschlag – und soweit ich das bestimmen kann ohne jegliche Nachwirkungen.
Dieser Vorfall hat allerdings schon einen bitterer Nachgeschmack hinterlassen und warf die Frage auf, ob die nur 24 Speichen und Nippel unter Spitzenbelastung nicht doch über gebühren belastet würden (bei der Felge bin ich mir mittlerweile sicher, dass die den Beanspruchungen locker gewachsen ist) → Darum kam Gelegenheit den Laufradsatz unter den materialmordend felsigen Bedingungen des Lago am TransAm Hardtail zu fahren wie gerufen. Hier konnten sie nach dem Defekt noch mal zeigen, ob es sich um einen Einzelfall eines defekten nippel gehandelt hat oder um ein konstruktives Problem. In den Tagen bot sich die Chance einen Freeride-Profi auf das Bike zu setzen mit der Vorgabe, das Bike so hart zu fahren, wie er könne… und das tat er auch. Ich habe in einer früheren Post beschrieben, wie ich den „tollkühn“ Downhill auf dem TRANSITION gefahren, aber dieser Kerl hat das auf einem ganz anderen Level getan (und er ist auch kein schmächtiger Fahrer ☺).
Wie auch immer … die REYNOLDS MT29 haben die Beanspruchung bereitwillig wegesteckt. Nach dieser Reise habe ich das Bike (mit den Laufrädern ;-)) noch ein paar Wochen so hart wie ich konnte auf meiner Hometrails gefahren und das Ergebnis ist dasselbe geblieben … es gab keinerlei Anzeichen von Schwäche oder Überlastung am LRS.
Könnte es ein von Anfang an minderwertiger Alu-Nippel gewesen sein? Ich denke, es könnte und wenn man bedenkt, dass mehrerer Fahrer ihr Bestes gegeben haben, um die Laufräder an ihre Grenzen zu bringen, dann neige ich dazu die Schuld nicht unbedingt mehr den Laufrädern zu geben.
Ein paar kleinere Anmerkungen habe ich aber trotzdem: Die Aufkleber sind von Gebrauch und der Reinigung schwer mitgenommen – die Farben sind verblasst und die wiederholte Reinigung mit Bürste und Lappen hat überall Kratzer hinterlassen. Die Aufkleber sind leicht zu entfernen oder austauschbar, daher sehe ich das lediglich als ästhetisches Defizit an. Ein Anruf bei REYNOLDS genügte und neue Aufkleber (ohne die ohnehin von den meisten kritisierten blauen Akzente;-)). Dennoch bei einem solchen Top-End-Radsatz sollten die Aufkleber widerstandsfähiger sein.
In letzter Zeit bin ich die Laufräder mit dem Schwalbe Hans Dampf (separater Artikel hier) gefahren, einem der breitesten Reifen habe und die anständige Maulweite von 21 mm hat den Reifen gut stabilisiert und auch in Sachen Dämpfung eine positive Rolle gespielt. Bisher hat sich die Breite als sehr universell gezeigt.
MID TERM ZUSAMMENFASSUNG: Also, Wie stehe ich zum aktuellen Zeitpunkt Position dem Reynolds MT29er Laufradsatz gegenüber? Der Vorfall mit dem gerissenen Nippel hat mich in eine echte Sinnfrage ob der geringen Speichenzahl der Räder gestürzt, aber nachdem die Laufräder die nachfolgenden extremen Belastungen so völlig unbeeindruckt weggesteckt haben, hat sich mein Vertrauen in die Belastbarkeit und Robustheit der Laufräder wieder sehr gut erholt. Mehr noch – die schnelle und unproblematische Reparatur hat mir gezeigt, wie schön es ist ein klassisch aufgebautes Laufrad zu haben. Aber das endgültige Urteil ist noch offen denn die Laufräder werden noch an eine drittes Testbike gehen, wo sie den endgültigen Nachweis ihrer Zuverlässigkeit und Haltbarkeit erbringen können… potenziell auch mit einen Fahrt ins Enduro-Mekka der Lago di Garda :-).
RIDE ON,
c_g