TOPEAK Bikepacking Taschenset (Front-, Top-, Mid- & Backloader) – Abschlussbericht: von OLI

Es ist schon erstaunlich,  wie sich schon in der Testdauer von durchschnittlich einem Monat der Eindruck zu manchen Produkten wandelt.  Auch wenn das noch keinem Langzeittest entspricht, ist es doch hilfreich, dass wir unsere Teile etwas länger fahren, als vielerorts für Tests üblich. Was die vier TOPEAK Bikepacking Taschen angeht, kann ich sagen, dass ich das Taschensets über die Zeit wirklich lieben gelernt habe. Sie sind in meinen Augen nicht nur gut gemacht, sondern auch noch extrem schön. Alle funktionieren für ihren beabsichtigten Nutzung sehr gut, haben aber auch alle kleinere Schönheitsfehler, die dieser Test eindeutig offen hat legen können.

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TOPEAK Frontloader

Beginnen wir mit dem TOPEAK Frontloader. Seine zweiteilige Konstruktion ist ein Riesenvorteil. Wenn man die Drybag samt Inhalt in Pausen oder beim nächtlichen Campen vom Bike nehmen muss ist es genial dafür nicht die ganze Tasche abnehmen zu müssen.  Während es sich anfangs ungünstig empfunden habe, dass die Schließen des Harness dem Fahrer zugewandt sind und damit fummelig in der Bedienung sind. Ungewöhnlich, weil der Harness vorne über den Drybag geführt und hinten per Klickverschluss geschlossen wird. Beim Öffnen fällt der Drybag fast herunter und zum Schließen bräuchte man idealer weise eine zweite Person um die Drybag zu halten während der andere die Klickverschlüsse bedient. Deswegen hatte ich den Harness auch mal kurz andersrum montiert (wie im Bild oben rechts) was sich als echte Alternative herausgestellt hat. Mit den Klickverschlüssen nach vorne und dem Harness von hinten um das Drybag ist die Bedienung wirklich noch einfacher, man erkauft sich das dann aber mit dem Nachteil, vorne nichts mehr zusätzlich befestigen zu können.

 

Mittlerweile habe ich mir jedoch eine andere Strategie angewöhnt und anstatt die Klickverschlüsse ganz zu öffnen, lockere ich mittlerweile nur noch die Gurtbänder und ziehe den Drybag zur Seite heraus. Der Harness samt eventueller zusätzlicher Ladung, die vorne aufgeschnallt ist, bleibt einfach am Bike. Zur Weiterfahrt, wird der Drybag einfach seitlich wieder reingeschoben und die Schlaufen stramm gezogen. Das war’s. Gerade weil der Frontloader sich eben in mehrfacher Weise montieren lässt, ist es von Vorteil, dass die Tasche durch einen separaten Gurt zusätzlich gesichert werden kann mit dem jedes Wackeln sehr gut unterbinden werden kann. Je nach Radtyp  wird er um den Vorbau oder das Steuerrohr herum geführt und an zwei Stellen am Harness eingehängt. Das hat den großen Vorteil, dass die Lenkertasche nicht zu streng am Steuerrohr anliegt und deshalb nicht so leicht am Steuersatz und/oder dem Steuerrohr scheuert (was man alternativ durch Abkleben verhindern könnte). Zu einer einwandfreien Funktion  sollte der Frontloader allerdings gut gefüllt und mit einem mittigen Schwerpunkt beladen sein, denn es sitz nur dauerhaft sicher im Harness, wenn es nicht durch eine zu lockere und asymmetrische Zuladung zur Seite gezogen wird. Zu lose befüllt hängt es wie ein schlaffer Sack aus dem versteiften Harness und rutscht bald seitlich heraus. Berücksichtigt man das, ist das dünne und leicht gleitende  Material des Drybags nicht mehr von Nachteil. Als Detailverbesserung könnte ich mir aber sehr wohl vorstellen, dass das Drybag zumindest partiell durch ein reibungsintensiveres Material verstärkt werden würde.

Die Größe mit ca. 8 l Volumen ist für meinen Geschmack auch okay um die üblichen Lenkertascheninhalte wie Schlafsack. Iso-Matte und ein paar Ersatzklamotten darin zu verstauen. Mit noch mehr Volumen bestünde nur die Gefahr zu viel mitzunehmen und die empfohlene Zuladung am Lenker von bis zu 3 kg zu überschreiten. Die Möglichkeit das Drybag von beiden Seiten per Rollverschluss zu öffnen mag einem etwas überflüssig vorkommen, aber spätestens wenn man an ein bestimmtes Teil der Ladung muss, das genau entgegengesetzt zur Öffnung liegt, freut man sich darüber, dass man von beiden Seiten einen leichten Zugang hat. Das kleine Luftventil an der Drybag ist ein weiteres kleines Detail, das bei hilft die Tasche noch besser nutzen zu könne, denn sie hilft dabei die Füllung zu komprimieren und damit zu stabilisieren.
Alles in Allem kann ich dem TOPEAK Frontloader aber eine einwandfreie Funktion attestieren. Wer – wie ich – vorher schon die Lenkertaschen anderer Hersteller gefahren ist, muss sich eventuell ein wenig umgewöhnen, aber mittlerweile bin von der TOPEAK Lenkertaschen-kombi regelrecht begei-stert. Zum Abschluss des Tests habe ich die TOPEAK Taschen noch auf eine Bike’n-Hike-Tour auf die Benediktenwand mitgenommen und wie man in dem Bild gut erkennt, haben sich die zusätzlichen Befestigungsmöglichkeiten am Frontlader  – hier für die Wanderstöcke genutzt – als sehr nützlich erwiesen.

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TOPEAK Toploader

Kommen wir zum TOPEAK Toploader, der kleinen aber sehr nützlichen Oberrohrtasche. Von den ersten Touren an war ich begeistert, sie gut sie funktioniert. Der Inhalt ist sofort griffbereit, das Innere der Tasche ist kontrastreich ausgekleidet und kann variabel unterteilt werden. Der oben liegende Reißverschluss ist schnell zu öffnen, kann sogar einhändig bedient werden. Die Tasche ist schnell montiert und sitzt bombensicher ohne zu verrutschen oder zu kippen. Diese Art der Befestigung mit zwei breiten Riemen ums Oberrohr und einem um den Gabelschaft oder dem Sattelrohr hat aber auch einen Nachteil. Wenn man den Toploader nämlich vorne montiert, reibt der Vorbau mit jeder Lenkbewegung an der Rückseite der Tasche und scheuert am Material, Auf Dauer hinterlässt das Spuren an der Tasche, genauso wie am Vorbau.
Hier sollte TOPEAK unbedingt nachbessern bzw. man muss ich selber eine Lösung überlegen. Am einfachsten ginge es indem man noch ein reibungsarmes und robustes Lagenmaterial zwischen Tasche und Vorbau brächte oder eine Art Platzhalter hätte, der eine Drehung des Vorbaus erlauben würde ohne and er Tasche zu reiben. Ohne einer solchen Modifikation ist es nur eine Frge der Zeit, bis das Material des Toploaders an der Stelle durchgescheuert ist und aufgibt. Davon abgesehen ist der  ein richtig gut durchdachtes und funktionelles Teil das man schnell lieb gewinnt und bald nicht mehr missen möchte Top Teil, das es ohnehin schon ist.

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TOPEAK Midloader

Auch der TOPEAK Midloader, die Tasche für das Rahmendreieck hat sich in den letzten Wochen ausgezeichnet bewährt – bis auf eine Sache: Der verstärkende Bügel an der Reißverschlussschlaufe ist mir irgendwann abgerissen wodurch die kurzes Stück Schnur nicht mehr ganz so leicht zu greifen ist. Die Kordel und der kleine Kunststoffgriff sind scheinbar miteinander verschweißt, und diese Verbindung hat sich mit der Zeit und Nutzung wohl gelöst. Ein Wiederbefestigen der Schnur am Griff ist daher nicht mehr möglich – außer man schneidet den Griff mit einem Cutter auf und verklebt alles wieder mit einem Sekundenkleber. Der Reißverschluss selber und seine Funktion blieben davon vollkommen unbeeinflusst.
Was ich als absolut positiv empfunden habe und was mir immer wieder aufgefallen ist, ist der beidseitige ¨Eingang¨ in die Tasche. Ich kenne Diskussionen um die Rahmentaschen anderer Hersteller  (etwa von Ortlieb), bei denen der einseitige Reißverschluss für manche Biker „immer auf falschen Seite“ liegt. Ob es hier überhaupt eine „richtige oder falsche Seite“ gibt ist dabei allein davon abhängig wie man es gewohnt ist von Rad zu steigen, oder wie man es anlehnt oder am Boden ablegt. Bei der TOPEAK Tasche muss man sich hierzu keine Gedanken machen, denn sie ist von beiden Seiten zugänglich. Egal wie man das Bike ablegt oder anlehnt, egal ob man Links- oder Rechtshänder, „englischer“ bzw. „deutscher“ Biker ist. Beim TOPEAK Midloader gibt es keine falsche Seite. man kommt immer direkt und leicht an den Inhalt.

Die leicht gummierte Oberfläche auf der Innenseite der an den Befestigungsschlaufen hat sich im laufe des Tests gar nicht als so aggressiv herausgestellt, wie anfangs befürchtet. Das Material, das einen optisch etwa an Kunstleder erinnert und hinterließ nach dem test zwar leichte Scheuerspuren am Lack, aber im Vergleich zu den Mitbewerbern hielten sich die Spuren durchaus noch in Grenzen. Wer hier ganz auf Nummer Sicher gehen will macht sich halt die Mühe den Rahmen vorher an den betreffenden Stelen mit klarer Lackschutzfolie abzukleben. Auch kein großes Thema. Was die einwandige Konstruktion des Midloaders ohne kontrastfarbigen Innenbezug angeht, habe ich mir schnell daran gewöhnt, alles was ich darin verstauen will, in bunte, wasserdichte Beutel zu verpacken. Das löste auch das Problem der nicht vorhandenen Wasserdichtigkeit und hilft zugleich sich optimal in dem zu organisieren. Nachdem hier aufgrund der tiefen Lage und guten Fixierung ohnehin gerne Teile wie Kochutensilien, Reparaturmaterial und anderer Kleinkram mitgeführt wird, ist dies ohnehin die beste Transportmöglichkeit. Was das Volumen des  Midloaders angeht, ist es eine ganz persönlich Entscheidung, was einem wichtig ist. Die 4,5 Liter der getesteten Version sind wahrlich nicht viel. Wer Rahmentaschen gewohnt ist, die das gesamte Rahmendreieck ausnutzen muss sich deutlich einschränken. Der Vorteil der schlanken und flachen Bauweise ist es aber, dass der Midloader viel universeller zu montieren ist, leichter an verschiedene Rahmen passt und zudem noch ein bis zwei Flaschen im Rahmendreieck Platz haben – wie im Fall meines LAST Fastforward. Schon eine nur geringfügig größere Bauweise hätte mich gezwungen, die Flaschenhalter an der Gabel zu montieren, was gerade im Gelände nicht immer so optimal ist. Man sieht, wie in den meisten Fällen alles seine Vor- und Nachteile. Ein Grundsatz, der bei einer so individuellen Nutzung wie dem Bikepacking  noch viel mehr zum Tragen kommt. Und so bleibt mein einziger echter Kritikpunkt an dem TOPEAK Midloader der abgerissenen Griff. Ansonsten bin ich mit dem Teil sehr zufrieden.

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TOPEAK Backloader

Kommen wir dem letzten Teil der Serie, dem Backloader oder Seatbag. Obwohl ich gerade im Gelände kein allzu großer Freund der großen Satteltaschen bin – sie schränken die Bewegungsfreiheit doch erheblich ein, muss ich zugeben, dass gerade dieses Teil mich auf ganzer Linie überzeugt hat. Alles daran funktioniert tadellos und tut genau, was es soll. Zugegeben, die Befestigung ist wie bei allen Satteltaschen etwas fummelig, aber auch nicht schlimmer, als bei anderen Produkten und ich habe mich schnell damit angefreundet. Anfangs hatte ich befürchtet, dass die Laschen unter dem Sitz für zu dick wären um sie unter den Sattelstreben hindurch zu schieben, aber genau das hat sich bei mir im Test als positiven Aspekt herausgestellt. Wer die Tasche ein paar Mal an- und wieder abgebaut hat, findet schnell heraus, wie das am einfachsten geht und eine entwickelt gute Routine dabei. Das Durchfädeln geht zwar ein wenig schwieriger als bei Taschen mit schmalen Riemen (z.B. RVELATE), aber dafür ist die übrige Handhabung mit den steifen und breiten Riemen um ein Vielfaches einfacher. Ganz im Gegensatz dazu steht, die zwar oben einen dünnen Riemen hat, um ihn unter dem Sattel zu befestigen, aber der ist nicht  fixiert. Was habe ich bei meinen eigenem REVELATE Taschen schon geflucht, wenn mir der kleine Riemen oben immer wieder verrutscht, bevor ich ihn schließen kann.
Gut finde ich auch, dass die Gurthalterung so ausgeführt ist, dass sie  außen seitlich eine kleine ¨Tasche¨ bildet, in die man die überstehenden Gurtenden hervorragend reinstecken kann. Es nervt ungemein, wenn die Gurte zu lang sind (was sie fast immer sind) und sie dann bei der Fahrt runterhängen. Natürlich kann man sich mit einem Knoten behelfen, aber die „Taschenlösung“ ist weitaus eleganter. Einmal richtig befestigt und montiert sitzt die Backloader Satteltasche bombenfest und wackelt auch auf dem Trail kaum. Der elastische Kordelzug auf der Oberseite um etwa eine Jacke oder ein verschwitztes Trikot zu trocknen und die externen Befestigungsmöglichkeiten sind weitere sinnvolle Details. Wie schon gesagt, der TOPEAK Backloader ist ein in allen Aspekten sehr stimmiges Produkt und einer meiner Favoriten unter den derartigen Taschen.

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Nässe-/Wasserschutz

Noch ein paar Anmerkungen zur Regendichtigkeit der TOPEAK Bikepacking Taschen: Weil ich es einfach nicht geschafft haben eine längere Regentour mit den Taschen zu fahren, musste ich mir anderweidig behelfen. Also habe ich die Taschen einfach mal zuhause unter den Rasensprinkler gestellt, sowie sie auf einer Tour an der Isar mal richtig nass gespritzt (Bild oben). Dabei habe sich einige interessante Ergebnisse gezeigt. Anders als erwartet, saugt sich die Oberfläche des wasserdichten Frontloader Drybags (mit 10.000 mm Wassersäule angegeben) fast augenblicklich mit Wasser voll, was die Tasche unnötig schwer macht und seine Handhabung erschwert.

Die Beschichtung auf der Innenseite verrichtete aber trotzdem ihre Aufgabe denn auch nach einigen Stunden unter dem Sprinkler und in einer Wasserlache liegend war noch keine Feuchtigkeit nach innen durchgedrungen. Die Innenseite und der Inhalt blieben in meinem Test komplett trocken. Hier würde ich aber dennoch dazu raten die Oberfläche des Drybags durch eine nachträgliche Imprägnierung noch zu behandeln. Das Drybag des Backloaders, das aus einem noch leichteren Material besteht, hat offensichtlich bereits eine solche Beschichtung erhalten, denn es ist von Anfang an wasserabweisend (oben ganz rechts). Das Wasser perlt über Stunden anstandslos von der Oberfläche ab, und macht es dem Stoff leichter auch bei andauernder Nässe komplett wasserdicht zu bleiben. Auch hier hat der Sprinkler keinerlei Feuchtigkeit nach Innen drücken können. Die robuste Außenhülle aus dem gleichen Material wie der Mi- und Toploader wirkt durch ihre wasserabweisende Beschichtung als zusätzliche, effektive Barriere für Schmutz, hält aber auch das Regen- und Spritzwasser eine Zeit lang vom Drybag fern.

 

Vom TOPEAK Toploader und Midloader mit ihrer einlagigen Konstruktion perlte das Wasser dafür dank einer stark wasserabweisenden Außenbeschichtung anfangs wunderbar ab, aber nach einiger Zeit  verliert diese ihre Wirkung, der Stoff nässt durch und lässt die Feuchtigkeit nach innen durch. Die Reißverschlüsse selber sind unter zwei Dichtlippen zwar echt dicht, im Fall des Midloader gibt es sogar noch eine zusätzliche Regenlasche, aber die nicht abgedichteten Näht werden schnell zu Nässebrücken, die das Wasser schnell ins Innere leiten. Bei beidem, dem Toploader und dem Midloader sollte man also unbedingt daran denken wasserdichte Packsäcke oder Plastikbeutel mitzuführen. Beim Midloader hatte ich mir diese ja ohnehin bereits angewohnt.

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Schlussfazit
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Alles in Allem habe sich die vier TOPEAK Bikepacking Taschen sehr gut bewährt. Angesichts ihres sehr vernünftigen Preises, der im Komplettset nur wenig über 200.- Euro liegt, sind die Taschen durchweg gut bis sehr gut verarbeitet und mit sinnvollen Details ausgestattet. Die jeweiligen Halterungen sind sehr gut konstruiert und  halten jede Tasche auch in ruppigem Gelände gut und wackelfrei am Rad. Die einzige echte Schwäche des Sets, die Scheuerstelle zwischen Vorbau und Tasche beim Toploader kann man mit wenig Aufwand selber beheben. Die Handhabung ist gut durchdacht und bietet in manchen Punkten interessante Detaillösungen wie der beidseitige Zugang beim Midloader, oder die vielfältigen Befestigungsmöglichkeiten beim Frontloader. Das Gewicht der Taschen liegt im Bereich der Mitbewerberprodukte.

Ein wichtiger Punkt bei dem Set ist das zur Verfügung stehende Volumen.Mit insgesamt 20 Litern fällt dieses nämlich nicht allzu üppig aus, weswegen man sich vorher darüber im Klaren sein sollte, wie viel Kapazität man wirklich benötigt. Wer es für die jeweilige Unternehmung nicht schafft, sein Gepäck derart zu minimieren, kann aber immer noch auf die vielfältigen außen liegenden Befestigungsmöglichkeiten zurückgreifen oder am Ende eben doch noch einen Rucksack mitnehmen. Auch nach mehrmaligem Gebrauch über insgesamt mehrere Monate hinweg sehen alle Bags immer noch top aus. Nach einer Schlechtwetterfahrt müssen sie aber wegen ihrer relativ rauen textilen Oberfläche mit einer Bürste kräftig abgeschrubbt werden, will man sie wieder richtig sauber bekommen.

Oli