TUBOLITO Thermoplast Bikeschläuche – Praxiserfahrungen: von c_g
(Anmerkung: Die in diesem Artikel gezeigten Grafiken sind uns von TUBOLITO zur verfügung gestellt worden und sind der Vollständigkeit halber wir aufgeführt. Wir haben keine Möglichkeit diese durch mehr als unsere eigenen Praxiserfahrungen zu bestätigen.)

 

Ein Fahrradschlauch ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Ein Ring, dessen einzige Aufgabe ist die Luft unter konstantem Druck im Reifen zu behalten. Über Jahrzehnte war er die erste Wahl für alle Biker, doch seit sich Tubeless auf breiter Front durchgesetzt hat, findet man Schläuche immer seltener am Bike und immer mehr als Notfallausstattung im Trikot oder dem Rucksack. Auch ich gehöre zu den Bikern, die überwiegend tubeless unterwegs sind und daher war es eine spannende Erfahrung mal wieder einen Schlauch zu testen.

 

Doch der vor gut zwei Monaten vorgestellte, grellorange TUBOLITO ist kein gewöhnlicher Schlauch, sondern einer aus einem neuartigen Thermoplastmaterial, das den sonst üblichen Butyl-Schläuchen gegenüber einige bemerkenswerte Vorteile haben soll Ich habe die Schläuche zuerst auf dem TANTRUM Shinning und später auch auf dem CUBE Stereo 150 C:68 TM 29 intensiv gefahren und auf seine Performance hin untersucht.

 

Als einer der größten Vorteile von TUBOLITO ist sicher das sehr geringe Gewicht von gerade mal 85 g für die 29er Normalversion bzw. 43 g für die Leichtvariante TUBOLITOS zu nennen. Wir sprechen hier von einer Gewichtseinsparung von mindestens 60 g pro Laufrad, gegenüber Butyl-Leichtschläuchen wie dem SCHWALBE SV19a bzw.  zwischen 100 und 150 g gegenüber einem „normalen“ Butyl-Schläuche. Dieses geringe Gewicht geht außerdem mit einem beachtlich geringen Packmaß einher, das jedem Butyl-Schlauch vor Neid erblassen lassen würde. Der Tubolito S ist wie im Intro bereits gezeigt, kaum größer im Durchmesser als ein 2 Euro Stück.

Auch was die Durchstichfestig-keit angeht, sollen sich die Thermoplast-Schlauch beachtlich gut schlagen – Tabelle oben links. Während der ultraleichte TUBOLITOS es in etwa auf das Niveau eines 200 g Butylschlauchs bringt, schafft der Standard TUBOLITO gut und gerne das 2,5-fache eines Normalschlauchs bzw. mehr als das 4-fache eines Butyl-Leichtschlauchs. Während ich diese genauen Werte nicht verifizieren kann, so kann ich doch bestätigen, dass ich in dem mittlerweile 2-monatigen Test keinerlei Durchstiche hatte – etwas, das mir auf meinen Testtrails doch hin und wieder mit normalen Schläuchen passiert.

Bei der Durchschlagfestigkeit (Grafik oben rechts) gibt TUBOLITO in etwa die gleichen Pannensicherheit an, wie mit normalen Schläuchen. Trotz aller Bemühungen meinerseits und Fahrten mit zu Teil unter 1,25 bar im Schlauch hatte ich dennoch keinerlei durchschlagbedingte Defekte. Es mag ein Zufall sein oder mit den eher breiten Felgnehörnern der NEWMEN Felge zusammenhängen, aber während ich immer wieder gehört und gespürt habe, wie es zu Durchschlägen kam, hat keiner davon je zu einem Defekt geführt. Ohne es versuchstechnisch bestätigen zu könne, würde ich dem TUBOLITO deswegen auch hier eine recht gute Performance attestieren. In ihrer Druckstabilität sind die TUBOLITOS auf dem sehr guten Niveau von normalen Butyl-schläuchen. Wer aber genervt vom ewigen Nachpumpen bei manchen Tubeless-Reifen nach einer Möglichkeit sucht trotzdem das Gewicht niedrig zu halten, könnte beim TUBOLITO fündig werden.

Ein weiterer Punkt bei Schläuchen ist auch immer der Rollwiderstand. Aufgrund des weichen, aber wenig elastischen Material der Schläuche war ich diesbezüglich sehr neugierig, kann aber auch hier Entwarnung geben. In der Praxis spürt man zwar wie der Reifen mit TUBOLITO etwas steifer ist als nur mit Dichtmilch, der Rollwiderstand schien mir aber weiterhin auf einem vertretbaren Niveau. Auf direkte Nachfrage bei TUBOLITO hat man mir eine Messtabelle geschickt, die dies bestätigt: Der gleiche Reifen bei gleichem Luftdruck erreicht mit Latexschläuchen und Tubeless die geringsten Rollwiderstandswerte, gefolgt vom sehr dünnen TUBOLITOS, während der TUBOLITO etwa im Bereich der getesteten 200 g Butyl-Schlauchs liegt. Allerdings sollte man bei dieser Messung bedenken, dass der TUBOLITO Schlauch ordentlich Masse gegenüber den Butyl-Schlauch einspart und dennoch durch seine geringe Elastizität den Reifen ausgesprochen gut, auch bei niedrigen Drücken stabilisiert.

Diese geringe Elastizität des Thermoplastmaterials ist es auch die für manche spezielle Eigenschaften des TUBOLITO verantwortlich ist. Das erste fällt schon bei der Erstmontage auf, denn während der TUBOLITO im Neuzustand noch recht schmal ausfällt, dehnt er sich erst bei ungewöhnlich hohen Drücken jenseits von 0,5 bar allmählich so aus, dass er sich an den Reifen anlegt. Gerade im Ventilbereich mit gedoppeltem Material hat das sogar dazu geführt, dass der Schlauch auch bei über 2,5 bar noch eine deutliche, umlaufende und nach inne gewölbte Delle im Reifen erzeugt hat. Aber keine Sorge nach etwas Zeit bei hohem Druck dehnt sich das Material auch dort ausreichend um die Delle komplett verschwinden zu lassen.Sobald sich das Material gedehnt hat, geht es auch anders als Butyl – nicht mehr in seine Ursprungsform zurück. Das Vergleichsbild unten zeigt es deutlich anhand eines nagelneuen TUBOLITO Schlauchs und eines TUBOLITO, den ich mit einem 2,4“ breiten SCHWLABE Magic Mary auf einer 35 mm Felge gefahren bin.

 

Aus diesem Grund kann man TUBOLITO zwar mehrfach verwenden, solange man Sorgfalt bei der Montage walten lässt darf es aber nicht für verschieden große Reifen nutzen. Bereits ein geringfügig kleinerer Reifen, kann zu kleineren Falten im Material führen, die dann sehr leicht zu Porositäten oder Defekten führen können. Um dem nachzugehen, habe ich die TUBOLITOS auf mehreren verschiedene Reifen zwischen 2,35“ und 2,4“ montiert. Bei einem der beiden Testschläuche hatte dies keinerlei negativen Effekt, beim anderen hat sich dadurch aber bald eine Art Mikroporosität eingestellt. Nach 1-2 Tagen hatte der Schlauch immer merklich an Druck verloren, aber alle Versuche die Undichtigkeit zu lokalisieren, blieben erfolglos –selbes im Wasserbad zeigten sich bei dem prall aufgefüllten Schlauch keine Luftbläschen. Sollte man übrigens mal einen Defekt mit dem TUBOLITO haben, lässt er sich leider nicht mit normalem, vulkanisierenden Flickzeug oder gar mit Dichtmilch wieder beheben, Man braucht dafür die speziellen Klebeflecken, die es für 3.90 Euro zusätzlich zu kaufen gibt. Deren Handhabung dagegen ist sehr einfach – die betroffenen Stelle mit dem mitgelieferten Alkoholtuch säubern, den Flicken aufkleben und kurz andrücken … fertig. Weil ich während des Test keinerlei Defekte hatte, habe ich etwa nach einem Monat einfach einen Flicken auf den Schlauch geklebt und gefahren um zu sehen, wie sicher dieser hält. Bisher ohne Probleme.

Apropos Preis – der wohl größte Hinderungsgrund warum nicht jeder auf die sehr leichten und nach bisherigen Erkenntnissen auch recht robusten TUBOLITOSchläuche umrüstet, ist wohl deren recht gesalzener Preis von immerhin 29,95 Euro für den TUBOLITObzw. 32,95 Euro für den TUBOLITO S.

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Zusammenfassung der Praxiserfahrungen:

Und, haben mich die neuen TUBOLITO Ultraleichtschläuche dazu bewogen künftig nicht mehr tubeless unterwegs zu sein und alle meine Bikes auf Tubolito umzurüsten? Ganz ehrlich – nicht ganz. So gut es mir TUBOLITO auch gefallen hat, so bietet TUBOLITO eben doch nicht den selbstheilenden Pannenschutz einer guten Dichtmilch und auch nicht das Fahrverhalten eines guten tubeless-ready Reifens. Für mich persönlich sehe ich Tubolito vor allem als idealen Notfallbegleiter für den Fall der Fälle, wenn ich mir bei meinem Tubeless-Setup nur noch mit einem Schlauch weiterhelfen kann. Sein niedriges Gewicht und das geringe Packmaß spielen schließlich auch im Rucksack ihre Vorteil aus. Für alle, die in Tubeless aber keine echte Option sehen, bzw. denen es einfach zuviel Aufwand ist, für die steht mit TUBOLITO ab sofort eine weitere sehr interessante, wenn auch nicht unbedingt preisgünstige High-Tech-Alternative zur Auswahl.

RIDE ON,
c_g