USWE Patriot 15 Protektor-Rucksack – Praxiserfahrungen: von c_g

Auf der Suche nach einem neuen Bike-Rucksack und Lust darauf mal was neues auszuprobieren. Dann seid ihr bei der schwedischen Marke USWE SPORTS genau richtig. Ich hatte das Vergnügen den Patriot 15 in den letzten 1 ½ Monaten über die Trails zu jagen und das ist, was ich dabei herausgefunden habe.

Der USWE Patriot 15 ist ein wirklich spannender Bike-Rucksack aus Norwegen – mit einem komplett eigenständigen Fragesystem und vielen funktionellen Features.

Wie ihr aus der Verstellung im Testintro noch wisst, nutzt USWE für  alle ihre Rucksacke ein komplett eigenständiges Tragesystem, das auf den Namen „No Dancing Monkey“ hört. Dahinter versteckt sich eine findige Anordnung der Träger, die sich über eine große Schließe über dem Brustbein zu einem X verbinden und so den Rucksack auch ohne Bauchgurt optimal am Rücken fixieren sollen. Ob das auch im harten Traileinsatz funktioniert? Und ob … und zwar ganz hervorragend, denn durch das innovative Tragesystem entsteht ein Tragekomfort, den man erlebt haben muss. Ganz ohne Bauchgurt und zusätzliche Fixierung vereint das „No Dancing Monkey“–Tragesystem ganz hervorragend einen wackelfreien Halt und gleichzeitig eine uneingeschränkte Beweglichkeit.

Das ungewöhnliche Fragesystem sorgt auf dem Trail für einen sicheren Sitz, tollen Tragekomfort und maximale Beweglichkeit.

Interessant fand ich wie das Tragesystem von Anfang an einen hohen Tragekomfort generiert, ich aber doch ein paar Anläufe gebraucht habe um die für mich optimale Einstellung der Träger zu finden. Anders als bei einem normalen Rucksack, bei dem man fast sofort spürt, wenn was nicht genau passt, kaschieren die elastischen Elemente in jedem Träger kleinere Fehleinstellungen so effektiv, dass es schon eine Weile dauern kann und mehrfache Feineinstellungen notwendig sein können um sein persönliches Optimum zu finden und der Rucksack förmlich auf dem Rücken verschindet.

Die Einstellung der über Klettlaschen gesicherten Schenkel des X – macht vier Verstellmöglichkeiten bei den Trägern – blieb während des Tests komplett unauffällig. Es gab kein einziges ungewolltes Öffnen, Hängenbleiben, oder sonstige Probleme, mit denen ich gerechnet hatte. Auch die große, zentrale Schließe aus Kunststoff bleib während des Tests vollkommen unauffällig. Mit einwenig Übung lässt sie sich auch blind problemlos bedienen. Ein ungewolltes Öffnen oder eine Fehlbedienung wird durch die flache Konstruktion mit definiertem Einklinken ausgeschlossen. Der Verstellbereich der Gurte ist durch die smarte Konstruktion immens.

  

So soll ein und derselbe Rucksack für Brustumfänge von 84 bis 110 cm einstellbar sein. Mit meinem Brustumfang von 105 cm habe ich den Verstellbereich bereits ziemlich ausgereizt. Das Tragegefühl des USWE Patriot war eine Mischung aus uneingeschränkter Beweglichkeit und zugleich dem Gefühl, dass der Brustkorb doch fest umschlossen wird – fast wie eine Umarmung. Nicht unangenehm, aber doch anders, als man es gewohnt ist.  Auch beim Thema Belüftung liegt der USWE trotz Netzstoff am Rücken und geformter Polster doch eher auf der warmen Seite, wie alle Protektor-Rucksäcke mit deren körpernaher Konstruktion.

Egal, wie man fährt, das „No Dancing Monkey“ Fragesystem fixiert den Patriot 15 stets sicher am Rücken.

Ganze Sache leistet das „No Dancing Monkey“ Tragesystem wenn es darum geht sicher am Rücken zu bleiben. Egal wie ruppig der Trail ist, wie hoch der Sprung oder wie hart die Landung auch war, der Patriot 15 blieb dabei wirklich immer sicher und fest am Rücken. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte – das Tragesystem funktioniert uneingeschränkt gut bei allen „normalen“ Bewegungen die man auf dem Bike je macht. Das gilt bei fast leerem Pack genauso, wie wenn es ordentlich beladen ist.

Im Praxiseinsatz hält der Rucksack super, aber um auch im Fall eines Sturzes immer zu garantieren, dass der Rucksack am Rücken bleibt, fehlt dann doch ein Hüftgurt.

In dem Zusammenhang möchte  ich auch gleich die Protektorfunktion des Patriot 15 ansprechen. Ich habe keine Zweifel, daran, dass die am Rücken eingeschobene SAS-TECH Platte die auf den Körper einwirkende Schlagenergie bei einem Sturz dramatisch reduziert. Sie kann ihre Schutzfunktion aber nur dann erfüllen, wenn sie auch wirklich immer zwischen dem Rücken und dem Hindernis liegt. Im Fall eines echten unkontrollierten Sturzes, mit den damit verbundenen deutlich höheren Beschleunigungen habe ich allerdings meine begründeten Zweifel, ob das „No Dancing Monkey“ System sich in allen Fällen und genauso sicher am Rücken halten kann, wie ein Rucksack mit(geschlossenem) Hüftgurt. Gerade bei Abrollbewegungen fehlt hier einfach das zusätzliche, den Rucksack nach unten fixierende Element. Keine Frage, in den meisten Fällen wird der Patriot 15 seine Schutzfunktion wahrnehmen und es mit gerade mal 170 g Mehrgewicht ist es immer besser eine Protektor-Funktion zu haben, aber ich würde dennoch sagen, dass man mit dem Tragsystem zugunsten der Beweglichkeit und des Tragekomforts einen gewissen Kompromiss in der Funktion als Protektor-Rucksack eingeht.
In Sachen Tragekomfort sind mir aber noch ein paar weitere Dinge aufgefallen, an die man nicht unmittelbar denkt.
Da wäre einmal die Tatsache, dass das „No Dancing Monkey“ Tragesystem immer über die große Schließe über dem Brustbein geschlossen sein muss, ansonsten hängt das Pack wie ein nasser Sack am Rücken. Man kann den USWE nicht nur einfach mal so über die Schulter werfen oder ihn gar nur über einer Schulter tragen. Das geht hier einfach nicht – als Daypack oder Freizeitrucksack ist der USWE also weniger geeignet … dafür erfüllt er seine Aufgabe als bike-spezifischer Rucksack umso besser. Mit dem USWE Tragesystem heißt es ganz oder gar nicht. Außerdem bringen die über der Brust großflächig anliegenden und unter den Achseln verlaufenden Träger auch mit sich, dass die Belüftungsmöglichkeiten einer darunter getragenen Jacke ziemlich eingeschränkt sind. Das gilt sowohl für den großen zentralen Front-RV, wie auch eventuelle Unterarm-Belüftungen.

 

Die Fächeraufteilung des USWE Patriot fand ich sehr gut gelungen. Mit den kleineren Netztaschen in den beiden Hauptfächern am Rücken und ganz vorne sowie dem zusätzlichen Stauraum durch das keilförmige Netzfach dazwischen war schnell ein geeigneter Ort für jedes Teil gefunden und alles war sicher verwahrt. Durch die beiden Gurte oben am Träger, welche die äußere Tasche an den Körper ziehen, kann man sicherstellen, dass der Rucksackinhalt möglichst körpernah anliegt und gleichzeitig den Inhalt des Keilfaches sichern. Die umlaufenden RVs waren auch bei Verschmutzung leichtgängig und ermöglichten stets einen schnellen und einfachen  Zugriff zu den beiden Hauptfächer. Die minimalistische Halterung eines Full Face Helms über die beiden Elastikkordeln funktioniert einwandfrei, lässt den Helm aber recht viel Spielraum sich zu bewegen.

Die Befestigungsgurte fallen zu kurz aus.

Nicht ganz optimal fand ich die beiden längenverstellbaren Befestigungsgurte am Boden des Patriot. An unserem Testmuster waren diese eindeutig zu kurz um vollwertige Hartschalen-Protektoren zu fixieren. Weil diese aber locker Platz im dem Keilfach finden, war es zwar kein Problem, ließ die Gurte aber meist als ungenutztes Accessoire erscheinen. Schade, denn eigentlich wären sie ein sinnvolles Detail.

Das Trinksystem von HYDRAPAN ist sehr gelungen und funktioniert in allen Belangen super.

Mit seinem von HYDRAPAK gefertigten Trinksystem spielt der  USWE Patriot 15 in der Oberliga was Hydration angeht. Das abgewinkelte Trinkventil gehört zu den besten auf dem Markt und die spezielle USWE Trinkblase mit der öffenbaren Innenrippe, sorgt dafür, dass die Trinkblase auch voll gefüllt nie ausbaucht, sondern immer angenehm flach im Rucksack liegt. Zum Reinigen und umgedreht Trocknen bedeutet das zwar ein wenig mehr Aufwand, aber das macht man ohnehin nicht nach jeder Ausfahrt. Das Befüllen der Blase ist über das große Klappsystem mit Schiebeverschluss denkbar einfach. Etwas ungewöhnlich finde ich, dass der USWE Rucksack zwar eine beidseitige Leitungsführung erlaubt und einen abnehmbaren Leitungsclip besitzt, der Clip aber nur auf der linke Seite befestigt werden kann. Eine zusätzliche, zur Befestigung notwendige Lasche auf der rechten Seite wäre hier wünschenswert. Als Fahrer, der seine Leitung gewohnheitsmäßig immer rechts verlegt, war das anfangs etwas komisch, aber ich hatte mich rasch daran gewöhnt. Aufgrund der sehr breiten Träger, lassen sich auch Nachrüst-Clips nur schwer befestigen.

Gut eineinhalb Monate sind noch keine Zeit um sehr viel über die Haltbarkeit auszusagen, aber allein die Auswahl der Materialien und die sehr hochwertige Verarbeitung lassen auf eine lange Lebensdauer des Rucksacks hoffen.

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Testfazit:

  

Die noch junge schwedische Marke USWE SPORTS hat mit ihrem „No Dancing Monkey“ Tragesystem eine Rucksackreihe auf den Markt gebracht, die maßgeschneidert für die Nutzung auf dem Bike (oder Motorrad) ist. Einmal eingestellt ist der Tragekomfort extrem gut und die Bewegungsfreiheit wirklich vollkommen uneingeschränkt. Durch das außergewöhnliche Tragesystem funktioniert der Patriot 15 als Bike-Rucksack extrem gut, büßt dabei aber viel von seiner Eignung als Freizeit- und Alltagsrucksack ein. Auch wirklich ruppige Trails und ein aggressiver Fahrstil können den Rucksack auch ganz ohne Bauchgurt nicht aus der Ruhe bringen. Bei Stürzen bietet die Protektorplattes des Patriot 15 einen erweiterten Schutz. Für solche Extermsituationen fehlt aber letztlich doch die Fixierung durch einen Bauchgurt. Mit seinem VK von 195.- (inklusive Protektorplatte und Trinksystem) ist der USWE Patriot  15 eine sehr interessante Alternative zu EVOC, DAKINE & Co. mit einer Performance und Funktion, die der etablierten Konkurrenz in nichts nachsteht.

RIDE ON,
c_g