ERGON BP1 Protect – Details und Praxiserfahrungen: von c_g

Neben der CAMELBAK Chase Vest bin ich in den letzten 1 ½ Monaten auch den ERGON BP1 Protect gefahren. Wie schon im Intro angesprochen, ist der BP1 Protect noch minimalistischer ausgestattet – ein paar kleine Netzfächer und ein Trinkblasenfach, mehr ist es nicht, was die Transportfähigkeiten angeht. Daher das Wichtigste gleich vorab: Der ERGON BP1 ist in erster Linie als Rückenprotektor mit Zusatzfunktionen konzipiert. Wer auf der Suche nach einem Bike-Rucksack mit Protektorfunktion ist, kann diesen Test getrost übergehen, denn das ist der BP1 wegen seiner minimalen Ausstattung eben nicht.

 

Kommen wir daher gleich zur wichtigsten Kernqualität des ERGON BP1 Protect – der Protektor-Funktion. Hier nutzt ERGON die gleiche, herausnehmbare und CE-zertifizierte Protektorplatte BP100 wie auch bei der ERGON BE-Serie (der ERGON BE1 ist einer unserer Lieblinge für kürzere Enduro-Touren). Der BP100 ist zwar nicht multi-impakt fähig, dafür aber mit ca. 120 g wirklich extrem leicht. Die Abdeckung ist in etwa vergleichbar mit der anderer Protektor-Rucksäcken auch.
Darüber hinaus, bietet der BP1 Protect aber noch zusätzliche Abdeckung nach unten, über das Kreuzbein – ein Detail, das ich bisher nur bei Protektor-Jacken und Westen, aber noch nie bei einem Protektor-Pack gesehen habe. Dieser zusätzliche Schutz ist losgelöst von der Protektorplatte und besteht aus einer kleineren Elastomer-Schaumplatte, die im Protektorfach per Klett fixiert wird. In der Praxis spürt man den Steißbeinschutz, was ein etwas anderes, aber keineswegs unangenehmes Tragegefühl ergibt.

Die umgepolsterten Träger sind sehr luftig. Als Sternurs-Gurt dient eine gedoppelte Gummikordel. Ein nettes Detail ist der grüne Streifen am Brustgurt – er sollte im Bereich des Schlüsselbeins liegen.

Damit der Protektor optimal am Rücken fixiert ist und sich doch bequem tragen lässt, verfügt der BP1 über ein wirklich durchdachtes Tragesystem. Ähnlich den Protektorrucksäcken aus der BE-Linie lässt es sich in seiner Rückenlänge in verschiedenen Stufen von XS und XL cm auf den Fahrer verstellen. Das erfolgt recht einfach und nur mit wenigen Handgriffen über mehrere Klettbänder am Rückenteil und imm Protektor-Fach. Die Schulterträger sind ungepolstert und aus gummiertem, grobem Mesh-Material. Dadurch sind sie sehr gut belüftet und tragen auch, wenn man den BP1 unter dem Trikot anhat, kaum auf. Überhaupt ist das gesamte System auf höchsten Minimalismus ausgelegt. Als Sternumgurt kommt deswegen nur eine gedoppelte Gummikordel zum Einsatz, die mit einem Haken versehen an eigenen Schlaufen auf der Gegenseite eingehängt wird. Ein wenig umständlicher in der Handhabung als ein klassischer Klick-Verschluss, aber denkbar einfach und sehr effektiv.

Auf den Taillengurt ist ein kleine Tasche aufgesetzt – ideal für die Schlüssel oder andere Kleinst-Utensilien.

Der Bauchgurt ist bereits mit Schnittkanten versehen um ihn gegebenenfalls zu kürzen.

Der Bauchgurt schließt wie bei anderen Packs auch üblich per Klett. Das geht sehr einfach und funktioniert fast immer sicher. Über einen elastischen Einsatz bleibt der Baugurt so flexibel, dass man weiterhin frei atmen kann. Zusätzlich hat ERGON den linken Bauchgut schon in einzelne Segmente mit Schnittmarken unterteilt, So kann man den Gurt optimal dem Bauchumfang anzupassen. Ein praktisches Detail ist das kleine Täschchen am vorderen Ende des rechten Gurtes, das sich ideal für die Autoschlüssel oder Kleingeld eignet.

Am breiten Gurtansatz, also genau seitlich auf der Hüfte und damit leicht zugänglich, befinden sich beidseitig zwei Seitenfächer. Sie bestehen komplett aus Mesh-Material (innen fest und nicht elastisch, außen sehr fein und hoch-elastisch) und werden mit je einem leichtgängigen RV verschlossen. Durch den speziellen Materialmix tragen sie im leeren Zustand überhaut nicht auf, und halten ihren Inhalt immer sicher und weitgehend wacelfrei am Körper. Sei es ein Smartphone, eine Kompaktkamera, die Notration an Müsliriegeln oder sonstigem Kleinkram … ich war immer wieder überrascht wie nützlich diese kleinen Taschen doch sind. Einziges Manko: Trägt man den BP1 Protect außen, bieten die Taschen gegenüber direktem Dreckbeschuss, bzw. bei Regen nur sehr wenig bis keinen Wetterschutz für den Inhalt. Hier gilt es also empfindliche Dinge besser noch mal wasserdicht zu verpacken.

 

Das Trinkblasenfach ist ein sehr nützliches Zusatzfeature. Smart und simpel handelt es sich dabei um ein elastisches Einschubfach aus Mesh-Material, das bei Nichtgebrauch kommtlett hinter einem RV-Deckel versteckt ist. Will man den BP1 Protect mit Trinkblase fahren, öffnet man den Reißverschluss, stopft die separat erhältliche BH150 Trinkblase in das Mesh-Fach und sichert sie nach oben mit dem integrierten Klettband. Durch das ERGON-typische Lastkompressionsprinzip „Adaptive–Carrier–System“ (der Träger ist an der oben genannten Klappe des Trinkblasenfachs aufgehängt) wird die Trinkblase egal wie voll sie noch ist, immer nahe an den Rücken gezogen und sitz so wieder weitgehend wackelfrei. Durch die tiefe Position der Trinkblase am Rücken wird die Schwerpunktlage kaum beeinflusst.
Als Kritikpunkt in dem Zusammenhang muss ich allerdings doch anmerken, dass am Rücken des BP1 Protect jegliche Führungsschlaufen für den Trinkschlauch fehlen – die gibt es nur an den Trägern, einen auf der Schulter und einen auf Brusthöhe. Bis dahin verläuft der Schlauch also zeimlich ungezähmt zur Schulter. Durch kleinere Optimierungen, so einfach wie ein kleiner Schlauchdurchgang vom Trinkblasenfach zum Protektorfach, ließ sich dieses Detail-Defizit aber leicht beheben.

Direkt unter dem Trinkblasenfach gibt es noch eine zusätzliche elastische Mesh-Tasche, in der sich weitere Kleinutensilien verstauen lassen, am besten solche die man nicht so häufig braucht. Ich hatte hier immer den Ersatzschlauch, die CO2-Pumpe und das Reifenheber-Set untergebracht. Meine übliche und mit 17 cm Länge keineswegs groß geratene Minipumpe hat leider in keines der Transportfächer gepasst. Es musste daher noch im sehr engen Rückenprotektor-Fach untergebracht werden. Hierfür hätte ich mir doch noch ein bessere Halterung am BP1 Protect gewünscht.

Ohne der mit Trinkblase – man spürt den ERGON BP1 Prtect fast nicht.

Im Praxiseinsatz hat sich der ERGON BP1 Protector als ausgesprochen bequem erwiesen. Bei korrekter Rückenlängen-Einstellung sitzt der BP1 genauso angenehm wie sicher am Rücken. Nichts drückt, nichts zwickt, auch wenn man wie bei jedem mir bekannten Protektor-Rucksack doch eine leichte Bewegungseinschränkung durch die feste und eng anliegende Protektorplatte zu spüren ist. An dem hervorragenden Tragekomfort ändert sich auch nichts, wenn man die Trinkblase und Fächer voll ausnutzt. Während man den über das Steißbein verlängerten Rückenschutz durchaus spürt (insbesondere im Stehen und beim Gehen spürt man es), empfand ich den leichten Druck nie als störend. Überhaupt empfinde ich diesen kleinen Zusatzschutz als ein Detail das ich gerne auch an anderen Protektorrucksäcken sehen würde. Im Sattel und beim Treten stört es jedenfalls überhaupt nicht.


Während der BP1 ohne Trinkblase und mit leerem Rückenfach sehr gut auch unter der Jacke oder dem Trikot zu tragen ist, wird es bei maximaler Zuladung (volle Trinkblase und Fächer) doch selbst unter der weitesten Jacke recht schnell eng (… von der Optik mal ganz abgesehen J). Ich habe ihn deswegen doch öfter als angangs angenommen außen getragen. Grundsätzlich bleibt es aber jedem selber überlassen, wie er/sei den BP1 Protect lieber nutzt. Was die Schutzfunktion angeht, spielt es keine Rolle und mit dem wirklich praktischen, magnetischen Schlauch-Clip von HYDRAPAK bleibt der Trinkschlauch immer aufgeräumt und leicht zugänglich.

 

Zusammenfassung: Schon früh im Test hat sich gezeigt, dass der ERGON BP1 Protect in erster Linie ein Rückenprotektor mit Zusatzfunktionen ist und kein Mini-Bike-Rucksack mit Protektorfunktion. Wer sich darüber im Klaren ist und genau so etwas sucht, findet im sehr hochwertig verarbeiteten und ultraleichten BP1 Protect eine echte Alternative zum oft schwitzigen und wenig hygienischen Protektor-Shirt. Aufgrund seiner superflachen Silhouette lässt sich der BP1 Protect genauso über der Kleidung, wie auch unter dem Trikot oder einer weiten Jacke tragen, was zusätzliche Style-Punkte bringt. Die optionale Trinkblase und spartanischen Verstaumöglichkeiten sind nützliche Zusatzfeatures, die man für Shuttle-Runs, Tage im Bikepark oder auf der Dirt-Strecke sicher gerne nutzt.
Trotzdem ist der BP1 Protect ein Produkt mit einen genau definierten Einsatzbereich – wer etwas vielseitiger unterwegs sein will, dem empfehlen wir die ERGON die BE- und BA Serie, die ebenfalls mit Protektor-Funktion ausgestattet werden kann.

RIDE ON, 
c_g