IDWORX Rockn Rohler (Rough-Spec) – Zwischenstand: von c_g

Wenn man nach Konstanten in der Bikebranche sucht, gibt es nur recht wenige. Gerade jetzt wo nicht nur die verschiedenen Laufradformate in jeder Disziplin vertreten sind und wo die Bikegeometrien so vielfältig sind wie noch nie zuvor, fehlt es an genau einer Sache: Beständigkeit Als Biketester, der ebenfalls ständig mit News und Neuheiten umgeht, vergisst man das nur allzu leicht. Doch genau ein solche Beständigkeit bietet das IDWORX mit seinem Rockn Rohler – ein auf den ersten Blick einfaches Hardtail mit 100 mm Federgabel und einem ROHLOFF Speedhub Antrieb. Dass dieses Bike allerdings alles andere als „einfach“ ist haben wir euch bereits im Testintro vorgstellt.

Das IDWORX Rockt Rolhler im Testeinsatz auf heimischen Waldtrails.

Das grundlegende gleich vorab. Auch in der Rough-Spec Version ist das IDWORX RnR kein progressives Trailbike, bei dem die Grenzen des Fahrbaren verschwimmen und das unersättlich nach immer technischeren Trailabfahrten lechzt. Das IDWORX RnR ist ein auf Touren ausgelegtes Mountainbike, das über die Jahre hin durch kontinuierliche Optimierungen und seine zahllosen, liebevoll funktionalen Details aus der Masse hervorsticht und fast schon als Klassiker zu bezeichnen ist. Ein Bike vergleichbar zu ein gut gereiften Wein. Wer seinen alleinigen Fokus auf steil und technische Trail legt, für wen eine Dropper-Stütze und Protektoren zur unverzichtbaren Grund-Ausstattung gehören, der kann diesen Biketest getrost überspringen, denn so eine Art Bike ist das Rockn Rohler nicht. Statt durch die nächsten Adrenalinschub angetrieben zu sein, ist das IDWORX ein Gentlemen-Bike, das dem auf dem Rahmen aufgeprägten Spruch „RIDE IT ALL – ALL THE TIME!“ voll gerecht wird.

Der ideale Fahrer des IDWORX Rockn Rohler liebt es Kilometer um Kilometer auf gemäßigten Trails runterzuspulen, Stunden im Sattel zu verbringen und sich bei alle dem keinerlei Gedanken um sein Bike machen zu müssen. „Sorglosbike“ wäre eine wenig imageträchtige Beschreibung dieses Bikes, aber das IDWORX Rockn Rohler bietet noch mehr …
Das fängt mit dem ROHLOFF Antrieb an, setzt sich in der klassischen XC-Geometrie fort und geht bis hin zu den vielen liebevollen Details, die man dem RnR hat angedeihen lassen.

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1, ANTRIEB

Immerhin 514% GEsamtpbersetzung verteilt auf 14 Gänge stecken in der ROHLOFF Speerhub Getriebenabe.

Fangen wir mit dem ROHLOFF Speedhub 14-Gang Getriebe in der Hinterradnabe an. Mit der Indexierung in der Nabe und dem komplett gekapselten Antrieb fällt schon mal jegliche Einstellungs- und Wartungsarbeit an der Schaltung flach. Schalten in jeder Situation, sogar im Stehen ist damit ohne Probleme möglich. Nur unter Last hilft es für einen Sekundenbruchteil den Pedaldruck zu reduzieren um die Schaltkräfte gering zu halten. An das leicht Mahlen in den unteren sieben Gängen (besonders deutlich im 7. Gang) musste ich mich zwar mental erst wieder gewöhnen, aber außer dem psychologischen Effekt, der auch schnell abnimmt, konnte ich bisher nicht merken, dass man gegenüber einem Kettenantrieb wirklich Kraft verliert. Die Übersetzungsbandbreite mit immerhin 514% ist ausreichend für nahezu alle Fahrsituationen. Durch die besonders kletterfreundliche Übersetzung der Rough-Spec Version mit 35-Zahn Kettenblatt und 17-Zahn Ritzel erklimmt man damit jede Steigung recht gelassen. Nur in sehr schnellen Bergabpassagen reicht sie Bandbreite nicht mehr aus, aber das stört mich als Fahrer ohne Race-Ambitionen ohnehin nicht. Das Schalten mit dem Drehschalter ist intuitiv und funktioniert jederzeit ohne große Auffälligkeiten.

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2, GEOMETRIE & HANDLING

Das IDWORX bleibt auch 2017 seiner klassischen XC-Geometrie mit dem typisch langen Heck treu.

Die klassisch anmutende Geometrie ist für mich eine wirklich spannende Sache. Mit seinem langen Hinterbau (immerhin 460 mm) dem 69.5° Lenkwinkel und dem 71,5° Sitzwinkel (durch das kleinere HR etwa 0,8 bis 1° flacher als angegeben) aber auch dem 80 mm langen Vorbau widerspricht das IDWORX RnR allen aktuellen Trends der Bike-Industrie. Das interessante dabei ist, dass das Konzept des Rockn Rohler aufgeht. Entgegen den als progressiv bezeichneten Bikes (langer Hauptrahmen, flacher Lenkwinkel und oft kurzes Heck), die nur auf direkte Lenkbewegungen oder erst auf größere Gewichtsverlagerungen reagieren, ist das IDWORX eher intuitiv zu steuern. Schone geringe Gewichtsverlagerungen und nur leichte Lenkimpulse werden – auch durch den sehr steifen Rahmen unterstützt – sofort in einen Richtungswechsel umgesetzt.

Das lange Heck und der lange Vorbau sorgen dabei für die erforderliche Laufruhe um das RnR seelenruhig und doch flink um jeden Kurvenradius zu zirkeln. Erst wenn es richtig technisch und steil bergab geht, spürt man wie der für heutige Verhältnisse lange Vorbau und der steile Lenkwinkel den Schwerpunkt doch früh Richtung Vorderradachse bringen und damit Grenzen setzen. In solchen Momenten ist aktive Gewichtsverlagerung gefordert und man wird schnell daran erinnert, dass das Rock’n Rohner nicht nur keine Dropper Stütze hat, sondern sogar ohne Schnellspanner daherkommt. Damit das auf meinen doch oft technischen Testtrails nicht zum Ärgernis wird, habe ich schon sehr bald die Original-Klemmung gegen einen Schnellspanner gewechselt und später noch eine Sattelstütze mit Höhenskala montiert.

Das Rockt Roller liebt es stundenlang über Singletrails zu jagen …

Angespornt durch fixe Sattelstütze, aber vor allem durch das spezielle Handling lehrte mich das IDWORX Rockn Rohler damit aber auch wieder eine andere Seite des MTB-Sports zu genießen, die ich in den letzen Jahren ein wenig vernachlässigt hatte: Lange (Singletrail-)Ausfahrten durch die Wälder und über Feld und Flur. Statt meine Runden nach dem Singletrail-Anteil und nach technischen Herausforderungen auszurichten und die Forstrassen Etappen dazwischen lediglich als Training anzusehen, lerne ich mit dem IDWORX wieder neu, dass ein Mountainbike auch dazu genutzt werden kann die Umgebung zu erkunden und dass es auch Spaß machen kann auf Forstrassen durch die Landschaft zu fahren.
Interessant dabei: Auch wenn man mit dem IDWORX RnR genussvoll cruisen kann, so verleitet einen die auf Vortrieb getrimmte, XC-mäßige Geometrie doch leicht dazu richtig Gas zu geben. Zu meiner eigenen Überraschung finde ich mich mit dem RnR viel häufiger als sonst im Wiegetritt den nächsten Anstieg hochstürmen als mit vielen der als „progressiv“ bezeichneten Bikes. Mit einem Grundgewicht von 12,8 kg hatte ich etwas anderes erwartet, freue mich be immer wieder dazum wie flott man mit dem RnR doch unterwegs ist.

Und die klassische Geometrie des IDWORX RnR hat noch eine anderen Vorteil: Steil bergauf und im Sitzen zeigt sich wieder einmal, dass ein langer Hinterbau (hier immerhin 460 mm) ein Bike aber zum wahren Rock-Crawler machen kann – selbst mit dem tendenziell flache Sitzwinkel. Statt mich damit zu beschäftigen, das Vorderrad über aktive Gewichtsverlagerung oder gar auf der Sattelnase sitzend am Boden zu halten, kann ich einfach in der Neutralposition sitzen bleiben und mich ganz aufs Pedalieren bzw. die Traktion konzentrieren.
Der RnR kommt diesbezüglich zwar noch nicht ganz an das NICOLAI heran (das noch länger baut und auch noch einen sehr steilen Sitzwinkel hat) wenn es um die Gelassenheit bergauf geht, aber der RnR ist definitiv eines der Bikes, die mit ganz wenig Gewichtsverlagerung bei steilen Anstiegen auskommt. Gewicht hin oder her – wer lange und viel bergauf fährt und dabei bevorzugt sitzend fährt, wird genau diese Qualität des RnR sehr zu schätzen lernen. So gerne ich auch technische Trails fahre und mit dem Trail spiele, so sehr schätze ich es auch wenn ein Bike es mir erlaubt bergauf einfach ruhig sitzen zu bleiben und mich eben nicht verkrampft auf die Sattelnase zwingt um die Front zu kontrollieren.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit anderen Geometrien bin ich zwar nicht mehr davon überzeugt, dass lange Kettenstreben der einzige Weg sind dieses Ziel zu erreichen, aber beim IDWORX geht die Gleichung auf. In Summe passen alle Teilaspekte der Geometrie zusammen und geben ein in sich stimmiges Bike, das mir zunehmend immer mehr Spaß macht, je länger ich es fahre.

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3, AUSSTATTUNG & DETAILS

Womit wir zur speziellen Rough-Spec Ausstattungvariante unseres Testbikes kommen – mit 29er Vorderrad und 27,5×2,6 Hinterrad. Nach den vorangegangenen Ausführungen ist bereits klar geworden, dass das IDWORX Rockn Rohler kein progressives Trailhardtail wie etwa das KONA Honzo sein will sondern versucht das Handling und die Effizienz eines XC-Hardtails mit der Traktion und dem Komfort eines Plusbikes zu kombinieren. Und das gelingt dem Rockn Rohler trotz lediglich 100 mm Federweg an der Front bemerkenswert gut. Vorne sorgt die sensibel ansprechende Federgabel für Komfort während der extrem sichere SCHWALBE Fat Albert Front in 2,35“ Breite stets eine sehr gute Kontrolle, Traktion und Kurvenhalt garantiert. Auch was die Lenkung angeht, bleibt das Bike mit den 29er Reifen in Nomralbreite wunderbar präzise und ohne jeden Self-Steering Effekt.

Hinten wiederum übernimmt der Rocket Ron im Mid-Plus-Format (27,5x 2,6“) gleich mehrere Aufgaben. So sorgt die weiche Karkasse mit dementsprechend niedrigen Drücken von 1,2 bis 1,0 bar vor allem durch seine exzellente Vibrationsdämpfung und massefreie Mini-Federung für viel Komfort. Die so ermüdenden Vibrationen und kleineren Schläge welche der sehr steife Alurahmen sonst ungefiltert an den Fahrer weitergeben würde, werden schon in den Reifen unterbunden und so fährt sich das RnR Rough-Spec sehr komfortabel. Über groben Schotter, unebenen Forstrassen und sanftere Wurzelpfade fährt sich das IDWORX Rockn Rohler damit so komfortabel wie ein Plusbike, nur ohne dessen schwammige Lenkung. Wo die Wurzeln größer werden oder das Gelände gröber, bleibt das Bike natürlich ein Hardtail, aber hinten werden zumindest die Lastspitzen spürbar abgemildert. Zusätzlich rollt der Rocket Ron sehr schnell und bietet gleichzeitig bergauf eine bemerkenswert gute Traktion. Nur auf wirklich weichem Böden muss er sich mit seinen Mini-Stollen bald geschlagen geben.

  

Die übrige Ausstattung de IDWORX Rockn Rohler ist funktional bisher ohne jegliche Kritikpunkte. Die SHIMANO XT Bremsen verzögert zuverlässig, ist kraftvoll und sehr gut dosierbar. Die hauseigenen Laufräder sind ausgesprochen steif und in ihrer Felgenbreite perfekt auf die jeweiligen Reifen angepasst – vorne mit 30 mm und hinten mit 35 mm Innenweite. Ganz ohne Schaltwerk und mit einer sorgfältig gespannten Kette, gab es natürlich auch keine Probleme mit der Kettenführung. Dem speziellen Kettenblatt aus Messerstahl sieht man die Nutzung bisher lediglich durch den öligen Staub an. ich erwarte auch im Rahmen dieses tests dort nicht mehr irgendwelche Abnutzungsspuren vorzufinden.
Zum Thema Handling werde ich in der zweiten Testphase noch ein wenig experimentieren um zu sehen wie viel Trailbike letztlich doch im IDWORX Rockn Rohler schlummert … und hoffentlich noch eine andere Seite des Bikes genauer anschnaun, die bisher noch gar nicht angesprochen wurde.

RIDE ON,
c_g