BIKE Festival’17 – ALUTECH Tofane 2.0 (Prototyp): von c_g

Das kleine „w“im Namen deutete an, dass sich beim Tofane 2.0 was geändert hat …

Beim ersten ALUTECH Tofane hat es 3 Jahre gedauert, bis wir das Bike in einen Test bekommen haben. Bei der nächsten Generation des Long Travel 29ers aus dem Norden der Republik waren es dagegen gerade mal 2 Wochen! Angeblich waren wir sogar die allerersten, welche das neue Tofane nicht nur fotografiert sondern sogar auf die felsigen Trails am Logo entführt haben.

Der Prototyp wurde erst 2 Wochen vor dem Festival von Jürgen Schlender selbst geschweißt und auch erst von ihm gefahren. Ich war der Erste, der neben Jürgen das Bike fahren durfte.

Während sich am Carbon-Heck der Federweg um 10 mm vergrößert hat wurde der Alu-Hauptrahmen länger und flacher.

Während das aktuelle Modell der Tofane noch keineswegs an einer überholten Geometrie leidet, hat sich ALUTECH Frontmann Jürgen Schlender sich scheinbar Anleihen aus dem SENNES Downhiller genommen und dem Tofane ein kräftiges Make-Over verpasst. Der AluHauptrahmen ist länger worden (je nach Rahmengröße zwischen 15 und 20 mm), der Federweg hinten auf 160 mm gestiegen und der Lenkwinkel ist auf fast schon unglaubliche 64° gesunken (satte 2° flacher als vorher und damit noch flacher als beim NICOLAI ION-G13!). Für alle denen dein solcher Lenkwinkel bereits zu extrem ist, will ALUTECH auch einen speziellen Angle-Set Steuersatz anbieten um +/- o,5°, 1,0° oder sogar 1,5° flacher zu gehen. Der Hinterbau bleibt bis auf weiteres unverändert mit einer 142×12 Einbaubreite und.

Gleichzeitig hat ALUTECH dem Tofane 2.0 eine modulare Dämpferaufnahme spendiert um künftig sowohl metrische wie auch Dämpfer mit dem herkömmlichen Maß verbauen zu können. Auch bei der Zugverlegung hat man der Tofane ein Update gegönnt um Wartung und Service zu erleichtern und bringt künftig große abschraubbare Einlässe. Hört sich spannend an, findet ihr nicht auch?

Wie gesagt, handelt es sich bei dem Bike lediglich um einen Prototypen und noch nicht eine finale Version mit finaler Geometrie, es sei aber sehr wahrscheinlich dass die Tofane 2.0 so kommen würde. Demnach ist auch der Aufbau des Testbikes mit SCHMOLKE Lenker, MAGURA MT7 Bremsen, E*THIRTEEN Laufräder und Reifen und SRAM XX1 Eagle nicht repräsentativ für ein späteres Serienbike. Wie gefahren, bringt es der Prototyp auf sehr gute 12,8 kg.

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Erste Fahreindrücke

Wie gesagt, waren wir die ersten, welche das neue ALUTECH Tofane (auch spaßeshalber Twofane genannt) auf die hiesigen Trails am Lago entführen durften – gleich nachdem Jürgen das Bike selbst in Latsch erstmalig getestet hatte. Daher freue ich mich euch hier schon einen ersten Fahreindruck geben zu können. Wenn ihr euch meinen Testbericht zur Tofane 1.0 noch mal anseht, werdet ihr feststellen, dass mich das Bike gerade wegen seiner Vielseitigkeit schwer beeindruckt hat. Trotz 160 mm an der Front und 150 mm am Heck war das Bike genauso universeller Allrounder wie potentes Enduro.

Das Tofane 1.0 war bereits sehr fähig in gröberem Gelände. Mi der Tofane 2.0 wird das Bike vor allem bergab noch potenter und sicherer.

Wie man allein schon den Geomtriewerten entnehmen kann, ist die nächste Generation fokussierter. Sowohl am superflachen Lenkwinkel wie auch dem gewachsenen Reach wird deutlich, dass die neue Tofane sich selbst zu 100% treu bleibt, dabei aber den Schwerpunkt etwas verlagert. Die neue Tofane will vor allem bergab ihr Potential erweitern und noch besser ausspielen .. oder in anderen Worten: Es will bergab extrem sicher und damit extrem schnell sein ohne bergauf viel schwächer zu werden.

Der extrem flacher Lenkwinkel und der längere Hauptrahmen sind die Hauptzutaten um das Tofane 2.0 noch schneller und sicherer zu machen.

Keine Frage, der flache Lenkwinkel macht das Handling in der Ebene spürbar ruhiger. Man muss schon aktiver auf dem Bike arbeiten um das Bike um enge Kurven zu bewegen und spürt wie es aus eigenem Willen vor allem gerade aus fahren will. Wie auch schon bei anderen Bikes mit derart extremen Winkeln ist es mir aber auch hier sehr leicht gefallen mich daran zu gewöhnen. Schon nach wenigen Minuten auf dem Bike und lange bevor es in Torbole dann steil bergauf ging, habe ich mich mit der Tofane 2.0 auch schon in der Ebene angefreundet.

Beim „Spielen“ mit dem Tofane 2.0 Prototypen.

Umso erfreulicher war es dann festzustellen, dass sich die Tofane über die zum Teil sehr steilen Asphaltrampen über Torbole noch genauso effizient und sicher pedalieren lässt wie das Vorgängermodell. Hier spielen der steile Sitzwinkel von effektiv 75° und der lange Hauptrahmen wunderbar zusammen um das Tofane auch bergauf glänzen zu lassen. Klar, ist auch die Tofane 2.0 kein Marathonbike, aber ich würde mich nicht scheuen sie auf einen trailgespickten Alpencross mitzunehmen. Nur der bereits im Test bereits erwähnte regelmäßige Fersenkontakt mit den Kettenstreben war mit meiner leicht V-förmigen Fußstellung ein wenig störend.

Schnell, schneller … Tofane 2.0!

Bergab-Performance: Mit den Vorerfahrungen der Tofane 1.0 und den Veränderungen bei dem neuen Prototypen im Hinterkopf, war ich natürlich richtig gespannt wie sich das Bike nun handeln würde wenn der Trail sich nach unten neigt. Die kurze Testrunde oberhalb Torbole bietet dazu in kurzer Folge eine Vielzahl von Geländeformen, von flowig schnell, über verblockt bis hin zu verwinkelt, steil und technisch.
Und wie nicht anders zu erwarten hat auch hier die Tofane 2.0 alles andere als enttäuscht. Je flotter ich mich über den Trail bewegt habe umso mehr war das Bike in seinem Element. Während das Viergelenker-Heck auch auf langsame Schläge bereits sensibel und aktiv reagiert, bügelt es selbst gröbste Felspassagen sehr souverän glatt und gibt doch bei jeder Geschwindigkeit ein sehr gutes Feedback. Die 10 mm zusätzlichen Federwegs haben dem Tofane 2.0 keineswegs geschadet. Je steiler, verblockter oder stufiger das Gelände war, desto deutlicher trat der flache Lenkwinkel zutage. Überschlagsgefühle? Fehlanzeige! So sicher und gelassen in wirklich kniffligen Passagen habe ich mich seit dem NICOALI Ion G13 und dem POLE Evolink 140 auf noch keinem anderen Bike gefühlt.

Ein winziger Kritikpunkt ist ein für meinen Geschmack minimal zu geringer Mid-Stroke Support des Hinterbaus, den man aber wirklich nur selten, etwa in Kompressionen und nach größeren Drops oder Sprüngen spürt. Im Gespräch mit Jürgen Schlender, meinte er auch, dass genau das ihm auf seinen Jungfernfahrten in Südtirol auch aufgefallen sei und er schon daran sei genau das zu beheben – entweder durch eine minimale Anpassung der Kinematik oder durch einen leicht geänderten Dämpfertune.
Gerade in den unteren verbockten Passagen habe ich es dann auch mal bewusst etwas schneller angegangen und wurde abermals mit einer wunderbar satten Bodenlage und hohen Fahrstabilität verwöhnt. Den echten Grenzbereich dieses 29er Enduros habe ich bis zum Ende der Testrunde nicht erreicht.

Auf Trails wie denen am Lag ist das ALUTECH Tofane 2.0 bestens aufgehoben.

Zusammenfassung: Am Ende der Testrunde kann ich nur sagen, dass mich der Prototyp der ALUTECH Tofane 2.0 richtig begeistert hat. Während ich die Tofane 1.0 im TNI-Test als ein extrem vielseitiges Bike erlebt habe (mein einziger echter Kritikpunkt waren die für mich zu weit ausladenden Kettenstreben) verlagert die Tofane 2.0 ihren Schwerpunkt ein wenig mehr in Richtung Enduro-Race. Durch den flacheren Lenkwinkel und längeren Hauptrahmen büßt die Tofane 2.0 zwar ein klein wenig an Verspieltheit ein, gewinnt aber noch mal massiv in Sachen Fahrsicherheit und Reserven wenn es wirklich zur Sache geht. Es ist als wäre die junge Tofane 1.0 erwachsen geworden und hätte sich entschieden der wilderen Seite des Lebens mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Für den ähnlich gesinnten Fahrer, der sich bis Herbst 2017 gedulden kann, denn dann soll das Bike in Serie kommen, ist die Tofane 2.0 damit eine wirklich heiße Versuchung.

RIDE ON,
c_g