TREK Slash 9.8 29 – Erste Eindrücke: von Ch.W.

Kennt Ihr das, wenn man an einen fremden Ort fährt und sich irgendwie sofort wie Zuhause fühlt? Es braucht keine lange Eingewöhnungsphase und alles ist da wo es sein soll. Genau so erging es mir auf den ersten Metern mit dem neuen TREK Slash 9.8, das ich euch hier bereits im Detail vorgestellt habe.
Allein die Optik der schwarzen 29er Race-Enduro spricht für sich, wie ich finde. Der wunderschön geformte Carbonrahmen mit seinem wuchtigen Oberrohr und der makellosen Matt-/Glanz – Lackierung sorgen auf alle Fälle für einen hohen „Will-Haben-Faktor“. Wie erwähnt wurde das von den besten und schnellsten TREK Team-Fahrern erprobte und mitentwickelte Bike erst für 2017 auf 29er Laufräder gestellt. Mit 150 mm im Heck und 160 mm an der Front für schwerstes Gelände ausgelegt. Kann denn das neue Trek Slash Sünde sein? Das werden ich für euch herausfinden. Wie ja schon im Intro beschrieben habe ich einige „farbige“ Upgrades am „Black Beauty“ gemacht, die aber vor allem der Optik dienten. Weil die Vorbaulänge bzw. Lenkerbreite und Rise gleich geblieben sind, bleibt die effektive Sitzposition unverändert und deswegen auch die Fahreindrücke unverfälscht.

Die Sitzposition auf dem 19,5 Zoll Rahmen fällt mit meinen 1,83 m Körpergröße und 90 cm Schritthöhe schön zentral und eher neutral aus. Wie es sich für ein auf Enduro-Race und aggressives Trailriding ausgelegtes Bike gehört, nimmt man leicht gestreckt und sportlich darauf Platz. Sofort machte sich ein Wohlfühlgefühl breit. Zum einen lässt das 63.5 cm lange Oberrohr genug Platz zum Spielen, zum anderen lädt die 43,3 cm lange Kettenstrebe zum Kurvenräubern ein. Auch der Radstand mit 1219 mm ist nicht zu lang, um enge Kehren gekonnt zu meistern, aber auch nicht zu kurz, um bei Vollgaspassagen aus der Ruhe zu kommen.

Gebimst mit ein paar eloxierten Farbtupfern durch die von mir angebrachten HOPE Bauteile (Vorbau, Kurbel und Bremsen) ist das Slash 9.8 auch optisch ein echter Hingucker.

Auch für die bergauf  gefällt mir das Bike unerwartet gut –sportlich und vortriebsstark. Anders als ich zuerst vermutet hatte, musste ich auch in steilen Anstiegen bisher noch nie zur Absenkung der ROCK SHOX Lyrik RC greifen, oder das Kino-Link auf die höhere/steilere Geo umstellen. Das wiederum spricht für eine gelungene und keineswegs zu abfahrtslastige Geometrie – gerade in mit einem derart federwegsstarken und potenten Fahrwerk keine Selbstverständlichkeit. Der neue Metric Dämpfer von ROCK SHOX lässt sich zwar sehr einfach über den gut erreichbaren Hebel am Dämpfer dreistufig einstellen, aber den brauchte ich bisher nur sehr selten. Schon im offenen Modus ist das Heck deutlich stabiler und neigt viel weniger zum „Wippen“ als beim Vorgängermodel. Ob es an dem neuen Metric System liegt oder der neuen Hinterbaukinematik geschuldet ist, kann ich nicht sagen. Bereits in der mittleren Position ist der Dämpfer fast selbst im Wiegetritt nahezu frei von Antriebseinflüssen und ermöglicht damit ein kraftsparendes Treten bei langen Anstiegen. Bei geschlossenem Modus ist der Hinterbau fast völlig blockiert, weshalb dieser bestens für lange Straßenanstiege geeignet ist. Somit steht auch längeren Touren mit dem Trek Slash 9.8 nichts im Weg. In den gut 3 Wochen seit dem Intro konnte ich bereits so einige Tiefen, aber auch ein paar Höhenmeter sammeln und ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht bin wie gelassen das TREK Slash auch bergauf ist gibt. Klar die 13,5 kg limitieren natürlich den Aufwärtsdrang ein wenig, aber dennoch lässt es sich sehr komfortable und effizient nach oben treten.

 

Der „Carbon Amor“ Kunstsoff Schutz im Tretlagerbereich hat schon den ein oder anderen Stein mit Erfolg von dem Hochwertigen Carbon Rahmen ferngehalten. Nur an einem Punkt habe ich bereits eine Schwachstelle am Rahmen festgestellt – durch den Kettenschlag hat die rechte Kettenstrebe unmittelbar hinter der Kurbel bereits jetzt ordentliche Spuren. Um eine Beschädigung der Kettenstrebe besser vorzubeugen, wäre ein etwas längerer Schutz sinnvoll gewesen. Vor allem da es sich hier um Carbon handelt. Eine Do-It-Yourself-Alternative wäre zum Beispiel ein selbstklebendes Kautschukband oder ähnliches.

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Und wie schlägt sich das neue TREK Slash 9.8 bergab?

Das TREK Slash hat bereits eine Menge natürlicher Trails und auch schon einen ersten Bikepark-Einsatz hinter sich – bisher mit Bestnoten in allen Bereichen.

Abgsehen von vielen Ausfahrten auf meinen typischen Voralpentrails habe ich das Bike auch schon 2 Tage über die sonnigen über die Trails im Vinschgau gejagt und es auch schon im frisch wiedereröffneten Bikepark Samerberg getestet. Der bisherige Test bestand also aus einer Mischung aus vielen, natürlichen Singletrails und ein wenig Bikepark-Riding mit künstlichen Anliegern und Jumps.

Wie gewohnt ist, die Einstellungen des Fahrwerks ist mit Hilfe der aufgelaserten Sag-Indikatoren sehr schnell erledigt. Die ROCK SHOX Lyrik RC Dual Position und den neuen Rock Shox Super Deluxe RC3 mit der Dämpferpumpte auf ca. 20% Sag vorne wie hinten einstellen, den Reifendruck überprüfen und schon kann die Reise losgehen. Was, wie ich finde, sofort spürbar war, ist das extrem sensible Ansprechverhalten der Gabel und des Dämpfers … und das bereits im Neuzustand.

Die spezielle ABP-Kinamtik am Heck sorgt für eine immer aktive Heckfederung.

Die von TREK patentierte ABP ( Active Braking Pivot) Technologie mit dem konzentrisch auf der Hinterradachse liegenden Drehpunkt bietet eine jederzeit aktive Federung und funktioniert nach meinem Empfinden mustergültig. Selbst bei den gefürchteten Brakepumpf vor und in Kurven merkt man, deutlich, dass der Hinterbau auch bei heftigen Bremsmanövern noch aktiv bleibt. Was mir in dem Zusammen-hang auch aufgefallen ist, war wie schön hoch der ROCK SHOX Super Deluxe immer im Federweg bleibt. Kein Wegsacken oder unnötiges Wippen – besonders in den Anliegern im Bikepark spürt man das sehr deutlich. Statt dessen ist der Hinterbau zum Ende hin schön progressiv, dass es einen oft mit mehr Geschwindigkeit aus den Kurven rausträgt, als man eingefahren ist. Auf dem Trail bzw. im groben Gelände mit Stufen und Wurzeln passt die Fahrwerksperformance ebenfalls. Insgesamt harmonieren die Federelemente sehr gut und das Fahrwerk wirkt ausgesprochen harmonisch. Dass ich auch bei Vollgas kaum Durchschläge hatte, spricht für eine gute Grundabstimmung des gesamten Fahrwerks.

Durch eine optimale Abstimmung der Federelemente ab Werk steht das Bike auch in Anliegern und Kompressionen sehr hoch im Federweg.

Auch wenn ich das Fahrwerk nicht als zu direkt bezeichnen möchte, merkt man dem neuen TREK Slash auf alle Fälle an, dass es auf der Rennstrecke entwickelt wurde und in seienr Abstimmung auch genau so ausfällt. Dennoch vermittelt die flache und lange Geometrie ein sehr gutmütiges und fehlerverzeihendes Fahrverhalten das auch technisch nicht perfekten Fahrern richtig Spaß macht. Die im Intro erwähnte Geometrie-Feineinstellung per Mino Link, mit der man den Lenk- und Sitzwinkel noch um 0,5 Grad flacher stellen könnte, habe ich bis jetzt noch nicht angetastet. Momentan fahre ich das TREK Slash in der tiefen Einstellung was sich für meinen Geschmack rundum gut anfühlt.

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Ausstattung
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Bisher gibt es mit den Komponenten des Trek Slash 9.8 keinerlei echte Auffälligkeiten. Der Antrieb aus der SRAM X1 Gruppe arbeitete mustergültig präzise und schnell – kein spürbarer Unterschied zu den teureren Gruppen.

Die XG 1150 11-fach Kassette (10 – 42) mag vielleicht etwas mehr auf die Waage drücken, funktionell hat sie aber keinerlei Defizite von denen ich berichten könnte. Auch das X1 Schaltwerk arbeitete super. Weil mir die Original SRAM X1 Kurbel mit ihren 32 Zähnen etwas zu stramm für meine alinenen Steige waren, habe ich ja schon vor testbeginn auf eine HOPE Kurbel mit einem noch kletterfreundlicheren 30er Kettenbaltt ummontiert. bei schnellen Bergabpassagen kommt man damit zwar hin und wieder an die Grenzen des Antriebs, aber dafür geht’s bergauf spürbar leichter. Mit einer stärkeren Grundkondition oder weniger steilen Anstiegen dürfte die Originalausstattung auch bergauf keine Problem darstellen.

Die BONTRAGER Felge ist eider bereits von den Steinen im Vinschgau gezeichnet.

Von den BONTRAGER SE4 TLR Team Issue Reifen mit ihren 2,4“ Breite bin ich bisher positiv überrascht. Das Gripverhalten auf den überwiegend trockenen und staubigen Trails ist bis jetzt ausgezeichnet! Wie sich der Reifen auf nassem Untergrund verhält, kann ich noch nicht sagen. Die hauseigenen BONTRAGER Line Comp TLR Felgen mit ihren 30 mm Innenweite haben allerdings schon etwas Federn lassen müssen. Die hintere Felge ist nach einer harten Landung im Vinschgau stark eingedellt und deswegen leider nicht mehr tubeless fahrbar. Interessanterweise blieb selbst dieser Vorfall ohne einen stärkeren Seiten- oder Höhenschlag, was für eine hohe Qualität beim Laufradbau und Einspeichen spricht.

Die von mir montierte HOPE Tech 3 V4 Bremse mit den dazugehörigen Bremsscheiben ist nicht nur optisch der Knaller. Die Einstellmöglichkeiten (Griffweite und Druckpunkt schnell über die kleinen Einstellrädchen) lassen kaum Wünsche offen und die Bremsperformance ist bis jetzt ausgezeichnet. Auch bei Abfahrt von mehr als 1000 Hm am Stück blieb der Druckpunkt wunderbar stabil und die Bremse perfekt standhaft. Einzig die Finger machten irgendwann nicht mehr mit was aber weniger das Problem der Bremshebel, als vielmehr der Fingerkraft ist – dagegen hilft aber nur weniger bremsen J. Womit wir bei dem Sprichwort: „wer später bremst ist länger schnell“ wären. Aber das ist ein anderes Thema.
Lediglich die bereits monierte, hauseigenen BONTRAGER Fall Line Dropper Stütze mit lediglich 125 mm Ansenkung ist an diesem Bike etwas „unterdimensioniert“ – für Fahrer meiner Größe stünden dem Bikes 150 mm oder sogar mehr sicher besser zu Gesicht. Die Funktion und auch die Bedienung des Remote dagegen ist ohne jeden Tadel – leichtgängig und immer zuverlässig.

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Zwischenstand: Ehe ich aufs Bike selber zu sprechen komme, noch ein paar Worte zur Objektivität eines Tests der auf einem private gekauften Bike stattfindet. Hierzu kann ich nur sagen, dass ich durch meinen Job in der Radbranche über die Saison hinweg sehr viele Räder fahre, und auch wechsle. Berufsbedingt sind bei mir Räder genauso schnell gekauft wie auch wieder verkauft und eine emotionale Bindung kommt nur in den seltensten Fällen zustande :-).

Ich freue mich auf die zweite Testphase mit dem TREK Slash 9.8 29!

Doch zurück zum neuen TREK Slash 9.8. Mein erster Eindruck ist bis jetzt durchweg positiv. Gegenüber dem letztjährigen Modell, das ich ebenfalls besaß, merkt man sehr deutlich, dass das 29er nicht nur eine Neuentwicklung ist, sondern auch performance-mäßig noch mal ordentlich zugelegt hat. Das Fahrgefühl ist bei diesem Bike nicht nur anders, sondern auch ruhiger im Groben und bei High-Speed. Das 2017er TREK Slash tritt sich bergauf, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der großen Laufräder leichtfüßiger und gibt gleichzeitig bergab mehr Sicherheit. Die gleichen Laufräder, aber auch die sehr gelungene Geometrie und die fähigen ROCK SHOX Federelemente machen das Slash 29er auch bergab zur Rakete – weniger verspielt als das Vorgängermodell, aber dafür ganz sicher schneller. Ob mich das Rad in der nächsten Testphase noch weiter überraschen kann? Wir werden es sehen. Ich für meinen Teil bin schon gespannt und verbleibe bis dahin mit …

See ya on the Trail,
CH.W