PIVOT Switchblade 29er – Erste Eindrücke: von c_g
(hierzu erschienene Artikel: Vorstellung des PIVOT Switchblade, Kurztest beim Testival’16, Testintro)

Eigentlich war es so geplant, dass ich das vor kurzem vorgestellte PIVOT Switchblade länger über die Trails jagen würde ehe der Winter bei uns Einzug hält, aber wie so oft sollte es anders kommen.

So waren es nur ein paar schneefreie Tage mit nahezu optimal griffigen Bedingungen, die mir beschert waren ehe es rapide bergab ging. Zuerst mit nur dünner Schneeauflage bei der man noch recht gut fahren konnte, aber schon bald eine Schneedecke von 10-15 cm. Welche ein Ausloten des Trailpotential eines derartigen Bikes deutlich erschwerte. Daher bitte ich diesen Artikel auch wirklich nur als meine ersten Eindrücke mit dem Edel-29er aus USA zu verstehen.

Das PIVOT Switchblade ist ein sehr exklusives und nach aktuellem Teststand extrem gelungenes 29er.

Set-Up: Das Einstellen der Federelemente ist wenig aufwendig. Durch den PIVOT Sag-Indikator, diese kleine Plastikspange, welche am Dämpfer angebracht ist, hat man im Nu den vom Hersteller vorgeschlagenen Negativfederweg eingestellt. Für den ersten Teil des Tests habe ich mich genau an die Vorgaben gehalten … und habe diese bisher als sehr gelungen empfunden. Bei der FOX 36 Gabel ist es ein einfaches Abmessen um den gewünschten Sag zu erreichen, den ich auf ca. 25% eingestellt habe. Dank der 36er mit FIT4 Dämpfung fällt jedes Rätselraten bezüglich der High- und Low-Speed Druckstufeneinstellungen weg und man muss sich nur noch um den Rebound unten rechts kümmern. Alles in allem gestaltet sich das Set-Up somit genauso wie bei vielen anderen Fullies.

Sitzposition: Schon beim ersten Aufsitzen auf das Switchblade in Rahmengröße Large wird einem klar, dass PIVOTs Chris Cocalis bei diesem Bike auf einen üppigen Reach (460 mm) und ein langes effektives Oberrohr (635 mm) setzt. Man spürt sofort wie man in einer sportlichen, aber keineswegs unhandlichen Sitzposition auf dem Bike Platz nimmt. In Kombination mit dem kurzen 50 mm Vorbau habe ich mich auf Anhieb auf dem Bike wohlgefühlt. Die Gewichtsverteilung ist schön zentral mit einem Hauch mehr Druck auf dem Lenker, was genau dem sportlichen Charakter des Bikes entspricht.

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Fahreindrücke:

Was das Handling angeht, spürt man dem Switchblade sofort an, dass das Bike der Feder eines Entwicklers entsprungen ist, der ein sehr feines Gespür für Geometrien hat.

Wie alle bisherigen PIVOT 29er, überzeugt auch das Switchblade durch seine erstklassige Fahrwerksbalance und sehr ausgereifte Geometrie.

Die Kombi aus tendenziell flachem Lenkwinkel mit 66,5° und dem kompakten Heck (428 mm) erzeugt ein neutrales und dennoch sicheres Handling das mich schon sehr früh begeistert hat. Dabei generiert der Lenkwinkel genau das richtige Maß an Sicherheit und Laufruhe, ohne selbst für kritische Fahrer je zu träge zu wirken. Schon bei der ersten Ausfahrt und ohne jede Eingewöhnung habe ich sofort alle meine üblichen Testtrails gerockt inklusive der technischeren und ohne auch nur darüber nachzudenken. Im Switchblade vereinen sich zwei an sich widersprüchliche Aspekte Laufruhe und Agilität zu einer Fahrperformance die wohl kaum mehr Wünsche offen lässt – ein Bike, das sich absolut intuitiv und präzise steuern lässt und zugleich auch in schwierigem Gelände und in Grenzsistautioen eine schlafwandlerische Sicherheit garantiert.

Obwohl mit 135 mm unten und 150 mm vorne als Enduro nutzbar, kann man mit dem Switchbalde auch problemlos „Strecke machen“ – die Geometrie und Federung geben es locker her.

Und während ich gerade nach dem gravity-lastigen Kurztest eigentlich ein Bike erwartet hatte, das sich eher wie ein Race-Enduro fährt, hat sich das Switchblade auf meinen Testtrails, wo ich jeden Baum mit Vornamen kenne und auch bei ausgedehnteren Trainingsfahrten bisher als sehr vielseitig gegeben. Es mag vielleicht an den vorangegangenen Biketests liegen, dass ich diesbezüglich sensibilisiert bin, aber bisher konnte ich weder im Fahrstil, noch im Gelände oder dem Einsatzbereich irgendwelche Vorlieben des Switchblade herausspüren. Damit hat sich das Switchblade al im allerbesten Sinne unauffällig herausgestellt – ein Bike das man auf dem Trail an sich kaum noch wahrnimmt und das sich mehr wie eine direkte Verlängerung des Fahrers anfühlt als ein Werkzeug, das man bewusst einsetzt. Wirklich beachtlich angesichts dessen, was das Bike im groben zu leisten vermag!

So natürlich, universell und vertrauenerweckend das Handling auch ist, sind mir doch ein paar Dinge am PIVOT Switchblade besonders aufgefallen:

Auch wenn die Optik hierbei mitunter trügt – das PIVOT Switchblade gehört zu einem der steifsten und präzisesten Rahmen die ich bisher gefahren bin.

Das erste ist der ausgesprochen torsionssteife Rahmen. Während ich vorher mit dem CANFIELD BROTHERS und auch dem NICOLAI zwei bereits mehr als ordentlich steife Rahmen gefahren bin, setzt das Switchblade dem noch mal deutlich spürbar einen drauf. Ob es allein am Rahmen oder auch an dem hinteren Superboost Plus Laufrad liegt, vermag ich nicht zu unterschieden, aber wenn es um die Lenkpräzision geht, werden selbst sehr schwere und fordernde Biker keinen Grund zur Kritik an dem Carbonrahmen, ja am gesamten Bike finden.

Mit 135 mm Federweg vereint der ausgezeichnet arbeitende Hinterbau einen guten Komfort mit viel Effizienz und massiven Reserven im Groben.

Der dritte Punkt ist die für meinen Geschmack extrem gelungene Hinterbau-Kinematik mit einem optimalen Dämpfer-Setup. Egal ob bergauf auf der Suche nach maximaler Traktion, über hochfrequente Wurzelteppiche, in heftigen Kompressionen oder bei Sprüngen – das Heck bietet immer eine sehr gelungene Kombination aus Komfort, Traktion und direktem Feedback. Schon ach kurzer Zeit ist mir aufgefallen, dass ich mit dem Switchblade in vielen Fahrsituationen noch sitzend fahre, wo ich sonst bei den meisten Bikes schon aus dem Sattel gehe – sei es beim Durchfahren von Senken oder über Wurzelteppiche. Auch wenn der Hinterbau nicht zu den sensibelsten gehört, generiert er eine hohes Maß an Komfort, scheint aber selbst bei aggressiver Fahrweise immer noch Reserven zu haben. Auch wenn ich bisher nur wenig Zeit hatte, das Bike wirklich hart ranzunehmen, so kann ich soviel bereits jetzt sagen – die Federungsperformance ist absolut spitzenmäßig du das sowohl bergab, wie auch bergauf. Vermutlich liegt es auch daran, dass ich trotz des keineswegs hohen Tretlagers bisher noch nie Bodenkontakte hatte.

Testen, egal bei welchem Wetter … mit einem Bike wie dem Switchblade macht man das gerne …

Womit ich auch schon beim nächsten Thema bin. Das PIVOT Switchblade ist eines der effizientesten Uphill-Bikes seiner Federwegsklasse. Jawohl. Ich kann es mir selber nur schwer erklären, angesichts des kompakten Hecks (nur 428 mm) und des lediglich moderat steilen Sitzwinkels (73,5° weil an unserem Testbike ja die zusätzliche untere Steuersatzschale montiert ist), aber es ist so, dass ich damit meine steilsten Wurzeltrails sitzend noch recht entspannt hoch treten kann, wo ich mit 90 % der anderen Trail-/All-Mountain-Fullies bereits massiv mein Gewicht verlagern muss. Es reicht darin zwar nicht ganz an das in dieser Disziplin unangefochtene NICOLAI ION-G13 heran, bleibt aber nur wenig dahinter. Das war für mich eine echte Überraschung.

Auch wenn die Testbedingungen nicht ideal sind – bisher kann das PIVOT Switchblade auf ganzer Front überzeugen.

Meine persönliche Erklärung dafür ist dass der DW-Link Hinterbau und das Dämpfer Set-Up das Bike gerade im mittleren Federwegsbereich recht hoch halten, weswegen das Bike auch bergauf nur weniger tief in seinen Federweg abtaucht, als viele anderen Bikes. Wie gesagt, was die Federungscharakteristik und Funktion des Hinterbaus angeht, steht das Switchblade für meinen Fahrstil und meine Trails aktuell ganz weit vorne auf der persönlichen Favoritenliste.

Zur Ausstattung gibt es bisher keine Auffälligkeiten. Bis auf die SHIMANO XT Scheibenbremse, die (wieder) unter einem leicht wandernden Druckpunkt leidet, funktioniert alles perfekt. Auch die FOX Transfer Performance gibt sich genauso funktionelle wie unser Factory Dauertestmuster am CUBE Stereo. Der WTB Vigo Sattel ist mir für meinen Geschmack etwas zu weich gepolstert, aber das ist nun wirklich eine subjektive Sache. Die 1×11 SHIMNAO XT/XTR Schaltung mit ONE-UP 45-Zahn Bergritzen schafft zwar nicht ganz die Bandbreite der SRAM Eagle, reicht aber für meine Trails hier vollkommen aus. Ansonsten alles Top!

Nachdem bei uns hier mittlerweile der Winter Einzug gehalten hat und durch den lockeren Schnee selbst mit Spikereifen ein effektiver Test kaum möglich ist, habe ich einfach einen für später geplanten Punkt auf meiner Agenda nach vorne gezogen und kurzerhand die 2,8er Plusreifen montiert. Dazu dann mehr in dem Zwischenstand zum PIVOT Switchblade.

RIDE ON,
c_g