SRAM X01 Eagle Antriebsgruppe – Montage und Erste Eindrücke: von c_g

Als letzten Post vor Weihnachten habe ich euch die neue SRAM X01 Eagle Antriebs- & Schaltgruppe mit allen ihren technischen Details und Gewichten vorgestellt. Zwölf Gänge und eine Übersetzungsbandbreite von 500% zeichnen die Gruppe, aus welche nach der Ansicht vieler Leute das endgültige Aus der 2- und 3-fach Antriebe besiegeln kann.

Der neue SRAM X01 Eagle Antrieb am Testbike montiert und bereit zum Einsatz.

Doch vor dem Trailspaß kommt bekanntlich die Montage. Grundsätzlich ändert sich wenig gegenüber dem Vorgehen bei den etablierten 1×11 Gruppen. Die Montage der Kurbel, der 10-50 Kassette auf dem XD-Freilauf und auch die Montage des Schaltwerks am Rahmen sind recht selbsterklärend. Das hier gezeigte Video ist eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung wie man die Eagle am Rahmen montiert und einstellt insbesondere die Drehmomentangaben sind sehr hilfreich.

Wer keine Lust hat sich das 10-Minuten-Video anzusehen, für den gibt es abweichend von den 11-fach Gruppen vor allem zwei Punkte zu berücksichtigen, die aber erst gegen Ende der Montage zum Tragen kommen: Die korrekte Ausrichtung des Kettenschlosses und die Einstellung des Schaltwerks oder genauer gesagt der B-Screw.

Das SRAM Kettenschloss für die Engel ist richtungsabhängig – hier am oberen Kettenstrang zu sehen.

1, Um die korrekt abgelängte Kette korrekt zu schließen, muss das praktische SRAM Kettenschloss, so montiert werden, dass der aufgeprägte Pfeil in Laufrichtung und die Wölbung des Verbindungsgliedes nach außen zeigt. Mit einem Ruck an der Kurbel lässt rastet das Kettenschloss dann ein. (um 8:00 bis 8:30 min im Video)

Die Eagle Einstelllehre hilft dabei die B-Screw des Antriebs richtig einzustellen – wie genau sieht man im Video.

2, Damit der Sprung auf alle Ritzel, insbesondere der Riesensprung vom 42er auf das 50er Ritzel genau so weich abläuft wie gewünscht, biete SRAM mit der „Eagle-Einstellehre“ eine zusätzliche Einstellhilfe um die sogenannte B-Screw korrekt zu justieren (ab ca. 9:00 im Video). Weil ich keinen 2. Mann zur Verfügung hatte um die Prozedur genau im Sagbereich zu vollziehen, habe ich es einfach mit ausgefedertem Fahrwerk gemacht und die B-Screw danach um eine Umdrehung wieder reingedreht.

Mit dem 32-Zahn Eagle Kettenblatt (ohne Boost) war kaum ein Millimeter Platz zwischen den Zähnen und der Kettenstrebe.

Die einzige echte Auffälligkeit bei der Montage war, dass das Eagle Kettenblatt mit seinen 32 Zähnen schon extrem knapp an den Kettenstreben läuft. Dabei handelt es sich allerdings auch um einen Fehler meinerseits, weil ich bei der Bestellung der Testgruppe vergessen hatte eine Kurbel in Boost-Konfiguration zu spezifizieren. Doch dazu noch ein paar Worte weiter unten.

Nach der Montage ging es mit dem Bike sofort auf den Trail und zum initialen Outdoor-Fotoshooting.

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Erste Praxiseindrücke mit der SRAM X01 Eagle

Mit der oben genannten Problematik von gerade mal 1 mm (!!) Abstand zwischen dem 32er Eagle Kettenblatt und der Kettenstrebe habe ich um ehrlich zu sein nicht damit gerechnet, dass sich das Bike im Gelände fahren ließe. Doch wie sich nach anfangs zurückhaltenden Versuchen und später immer forscherer Fahrweise zeigte, funktioniert die Kombi absolut problemlos und ohne jeden Rahmenkontakt. Bemerkenswert wie steif das Eagle Kettenblatt ist! Mittlerweile hat SRAM mir ein 30-Zahn Boost Kettenblatt (mit einer um 3 mm weiter außen liegenden Kettenlinie) zugeschickt womit sich das Thema ohnehin erledigt hat. Dabei möchte ich noch mal ansprechen wie einfach der Tausch der DM-Kettenblätter (oder auch der Spider) bei den SRAM Kurbeln geht – 3 Torx25 Schrauben lösen, neues Kettenblatt drauf und die Schrauben wieder festziehen, fertig.

Das 50-Zahn Ritzen macht schon optisch richtig was her … es ist größer als der 180 mm Disc-Rotor!

Optisch finde ich das gigantische Ritzelpaket etwas gewöhnungsbedürftig. Während man sich mittlerweile gut an das 42 er Weil das X01 Eagle Ritzel mit seinem grau schimmernden Bergritzel aber recht dezent ist, fällt das weit weniger auf wie etwa mit dem goldenen Ritzelpaket der XX1.

Beim Schalthebel gib des wenig neues – die gewohnt tadellose Schaltperformance und Ergonomie mit justierbarem Daumenhebel zum Hochschalten.

Was das Schaltgefühl und die Schaltperformance angeht, kann ich beim besten Willen keine Unterschiede zu den bisher gefahrenen 11-fach Gruppen feststellen. Alles funktioniert absolut problemlos. Selbst der große Gangsprung auf das 50er Ritzel zeigt kein abnormes Schaltverhalten. Die Gangsprünge bis hin zum 42er Ritzel sind identisch zu denen der bewährten 11-fach Kassette. Für die meisten Fahrer funktioniert das ohne größere Kritik. Logisch, dass die Abstufung gröber gerastert ist, als mit den 11-40 SHIMANO Kassetten, aber wer hier eine universelle Gangspreizung möchte, kommt um eine 2-fach Kurbel nicht herum. Wer 1-fach fahren will, hat mit der 12-fach Eagle und ihrem 10-50er Ritzel das derzeitige Optimum an Übersetzungsbandbreite und Abstufung erreicht.

Selbst mit dem für mich großen, zuerst gefahrenen 32er Kettenblatt erreicht die Eagle mit dem großen 50-Zahn-Ritzel einen geringfügig leichteren Berggang und einen zusätzlichen Speed-Gang. Weil ich aber mit der bisherigen Entfaltung und Speed-Übersetzung (30/10) meiner 11-fach Gruppe ganz gut zurecht gekommen bin freue ich mich jetzt schon auf die Fahrten mit dem 30er Kettenblatt womit selbst die steilsten Anstiege zum Spaziergang werden sollten.

Mit dem neuen 30-Zahn Boot Kettenblatt steht selbst steilsten Anstiegen nichts mehr im Weg …

Der kalten Witterung wegen blieben bisher echte Schlammfahrten aus, weshalb ich noch wenig zur Schmutzanfälligkeit der Gruppe sagen kann. Was mir bei den letzten Fahrten im Schnee allerdings sehr wohl aufgefallen ist, sind die sehr schmutzabweisenden Eigenschaften der Kette und des Ritzels. Bei Bedingungen, unter denen ich mit anderen Bikes bereits deutliche Anlagerungen von Schnee im Antrieb hatte, blieb der SRAM Eagle Antrieb bisher vollkommen unbeeindruckt. Ob es sich dabei allerdings um einen Effekt handelt, der nur im Neuzustand gilt und mit der Zeit abnimmt, wird erst der Dauereinsatz zeigen. Dazu bleibt aber noch viel Zeit, denn die nächsten Monate wird die SRAM X01 Eagle an dem Bike sehr viel im Einsatz sein … unter allen Bedingungen.

Womit ich bei dem einzigen wohlgemerkt systemischen Schwachpunkt der Gruppe bin: Als dedizierter 12-fach Antrieb sind der Schalthebel, das Schaltwerk und auch die Kassette nicht mehr mit den etablierten 11-fach Kruppen kombinierbar – ein schneller Laufradwechsel ohne zusätzliche Um-Montage ist daher nicht mehr möglich, aber das war ja schon vor dem Test klar.

Aber fast noch wichtiger als die 12 Gänge bei der Eagle Gruppe ist ja ihr mutmaßliche erhöhte Haltbarkeit und Laufleistung der Komponenten … doch die wird sich erst im Dauertest zeigen. Was ich bisher sagen kann, ist, dass die SRAM X01 Eagle bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Bis auf den geringfügig höheren Aufwand bei der Erstmontage und –einstellung und der weiterhin sehr hohe Anschaffungspreis (sieh dazu auch das Intro) gibt es kaum etwas, was gegen sie spricht. Wer auf die bestmögliche Übersetzungsbandbreite bei minimalen Gangsprüngen Wert legt, kommt derzeit nicht an einer der beiden SRAM Eagle Gruppen vorbei. Punkt.

RIDE ON,
c_g