SCOTT Spark 700 Plus Tuned und Spark 900 Ultimate – Kurzeindrücke von den Eurobike Media Days’16: von Oli und c_g

Erst vor kurzem haben wir SCOTT’s neue Spark Modellreihe des Jahrgangs 2017 vorgestellt. Vom superleichten Race Fully Spark RC mit spartanischen 100 mm, über das Marathon-/Allround-Fully Spark 700 / 900 mit 120 mm und dann als echtes Trailbike das Spark 700 Plus mit 120 am Heck und 130er Gabel sowie den dicken 2,8“ Reifen, ist das 2017er Spark jetzt noch breiter aufgestellt.
Bei den Eurobike Media Days hatten wir die Gelegenheit, bei bestem Wetter zwei der neuen Sparks zu testen – Oli ein Spark 700 Plus Tuned, dem derzeit leichtesten Serien-Fully im Plusformat und c_g mit einem nicht minder exklusiven Spark 900 Ultimate.

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Zuerst Oli mit dem SCOTT Spark Plus 700 Tuned:

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Das SCOTT Spark 700 Plus Tuned ist das derzeit wohl leichteste Seriengully im Plusformat.

Da ist zunächst einmal das schier unglaubliche Gewicht. Als wir das angekündigte Gewicht von sagenhaften 11,6 kg gelesen hatten, wollten wir es selber kaum glauben, aber unsere mitgebrachte Waage bestätigte das. 11,6 kg für ein vollwertiges Plus-Fully, das ist wirklich eine Ansage! SCOTT hat hier offensichtlich sowohl beim Carbonrahmen wie auch der Ausstattung wirklich alle Register gezogen. Großartig!

Was die Laufräder angeht, setzt SCOTT wie alle anderen auch auf Boost-Achsen vorne und hinten. Interessant ist, dass man beim TR1.5 Plus Laufradsatz von SYNCROS für 2017er Modell auf eine Felgenweite von 35mm anstatt der 40 m bei den 2016er Modellen setzt und das nicht nur beim leichtesten Tuned-Modell, sonder durch die Bank. Dafür kommt der Alu-LRS auf angeblich magere 1960 g Gesamtgewicht. Diese werden mit dem MAXXIS Rekon+ in 2,8“ Breite. Die Naben und 28 (!) Speichen je Laufrad sind vom Standard-Zulieferer DT-SWISS.
Der Hinterbau im SCOTT würde vermutlich auch 3.0 ermöglichen. Wie auch schon beim SCOTT Genius LT Plus Tuned könnte man auch das Spark Plus die Möglichkeit es mit 29“ Laufrädern zu fahren, was uns aber nicht offiziell bestätigt wurde.

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Eine wirklich interessante konstruktive Lösung ist die findige Abstützung des Postmount-Sockels auf der Achse (oben links). Dieser Weg spart einerseits Gewicht und minimiert zudem die auf Sitz- und Kettenstreben einwirkenden Kräfte, weshalb der Hinterbau auf einen eigenen Drehpunkt verzichten kann und den Flex aus den dünnen Sitzstreben holt.

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Der umgedreht verbaute Trunnion Dämpfer wird von unten durch den Rahmen angesteuert.

Ein weiteres Detail ist der umgedrehte FOX Float Trunnion NUDE DPS Dämpfer, der eine andere Anlenkung der Wippe ermöglicht. Da das Rad die Aufnahme für nur einen Flaschenhalter besitzt kann dieser so auch tiefer ins Rahmendreieck verlegt werden, was trotz des geschwungenen Oberrohres Platz für große Flasche lässt. Zudem kann der Schwung im Oberrohr damit auch tiefer gezogen werden, was auch die Überstandshöhe verbessert. Kleiner Nachteil der gewählten Konstruktion: Leider sammeln sich Wasser und Dreck unten im Rahmen in einer auflauflosen Pfütze.

Als Schaltgruppe ist am Tuned Modell die aktuelle SRAM XX1 Eagle Antriebsgruppe verbaut. Für mich die ersten Trailerfahrungen mit der neuen Topgruppe von SRAM, die wir schon hier vorgestellt hatten. So vielversprechend die 500 % Übersetzungsbandbreite der Gruppe auch ist, so positiv ist in meinen Augen, dass sowohl das Spark Plus wie auch das Spark (nicht aber die RC-Version, also die Race-Version) auch mit zweifach vorne aufgebaut werden können.

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On the TRAIL

Und wie fuhr es sich auf dem Fleckalmtrail? Der Trail mit Schwierigkeit im Bereich S2/S3 ist damit ist eine echtes Highlight und wunderbares Testgelände um die Trailperformance eines Bikes zu erkunden.

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Für ein Plusbike ist das Spark sehr agil und wendig …

Als erstes fiel mir auf wie unglaublich wendig das Spark Plus Tuned ist. Es wer die andern Plusbikes als Maßstab nimmt, für den ist das Spark Plus fast schon nervös. Aber das SCOTT Spark Plus will auch kein klassisches Plusbike sein, sondern ein Trailbike das die zusätzliche Traktion und Sicherheit von Plusreifen nutzt – ein Definitionsunterschied, den man auf dem Trail aber sehr wohl spürt. Ich hatte ein viel satter auf dem holperigen Trail liegendes Bike erwartet und war anfangs irritiert wegen der Direktheit, Agilität und Verspieltheit. Schon bald aber schlug die Skepsis in Begeisterung um.

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… aber auch in gröberen Trails fühlt man sich damit sehr sicher.

Wie bei allen Plusbikes spielt der Reifendruck eine mächtige Rolle. Schon recht bald habe ich deshalb den Druck von den voreingestellten 0,9 bar auf 0,8 bar gesenkt, was das Bike noch ruhiger über Trailunebenheiten und Wellen laufen ließ. Keine Spur vom Springen der ungedämpften Reifenfederung, sonder eine einfach vertrauenerweckende sichere Bodenlage waren das positive Ergebnis. Je schwerer der Trail wurden, desto mehr zeigte mir das SCOTT Spark Plus was es drauf hat und schien gerade dort zur Bestform aufzufahren, wo es wurzelig und technischer wurde: Die steifen Pluslaufräder, gepaart mit dem geringen Gewicht und dem Federweg vorne mit 130 mm sowie hinten 120 mm geben dem Fahrer unglaublich viel Sicherheit und verzeihen Fahrfehler und Defizite in der Linienwahl, wo andere Bikes gerne mal zicken.

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Einzig beim Thema High-Speed-Laufruhe fand ich das Bike mitunter zu leichtfüßig.

Während mir das SCOOT Spark Plus auf den technischeren und meist langsameren Passagen sehr gut gefallen hat, habe ich auf den oft mit Bodenwellen gespickten ausgesprochenen High-Speed-Passagen ein wenig die Laufruhe vermisst, die ich sonst von anderen (immer deutlich schwereren) Plusbikes kenne. Hier bedurfte es einer ruhigen Hand, das Bike auf der oft schmalen Spur zu halten.

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Mit dem Twin-Loc Hebel hat man das Fahrwerk jederzeit unter Kontrolle.

Für Bergaufpassagen ist der links unter dem Lenker sitzende Twin-Loc Hebel immer griffbereit und macht es dermaßen leicht, den Hinterbau zu straffen, dass man ihn auch für kleinste Zwischenstiege nutzt. Als ich bei den längeren Gegenanstiegen, die man mit viel Schwung auch „durchdrücken“ kann, den Hinterbau dann absichtlich mal komplett offen gefahren bin, ist mit ein leichtes Einsinken des Hinterbaus aufgefallen. Normalerweise ein Kritikpunkt, aber das ist ja der besondere Charme der Twin-Loc und Nude-Technologie bei den SCOTT Fullies, dass die Lösung eben immer nur eine Fingerbewegung entfernt liegt.

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Die MAXXIS Rekon 2.8 generiert viel Sicherheit und gab sich nur in sehr weichen Bedingungen leicht Schwächen.

Der MAXXIS Rekon 2.8er Reifen konnte mich nur auf trockenen oder moderat feuchten Abschnitten wirklich überzeugen. In diesen Teilen des Fleckalm-Trails, auch in gröbsten Wurzelpassagen habe ich mich immer sehr sicher gefühlt. Auf nassen Wurzeln oder bei weichen schlammigem Untergrund dagegen hätte ich mir mitunter doch etwas mehr Grip gewünscht.
Andererseits vermitteln einem die breiten Reifen schon viel Sicherheit, dass man damit leicht mal Stellen fährt bei denen man sonst zweimal nachdenken würde. Ich kann mich an manche Passagen erinnern, die ich mit dem SCOTT Spark 700 Plus Tuned ohne Nachzudenken gefahren bin, während ich mir später mit einem Schmalbereiften 29er an den selben Stellen manchmal sagen musste: Das hast Du doch vorhin auch schon geschafft, dann packst Du das jetzt auch 😉

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1 SCOTT Spark Ultimate

Das SCOTT Spark 900 Ultimate ist eine ebenso edle Variante des Spark – hier eben im 29er Gewand.

Parallel dazu hat c_g das 29er Gegenstück gefahren – das SCOTT Spark 900 Ultimate.

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Bis auf die Anpassung auf die breiten Plusreifen teilt das 120 mm Fully die gleichen konstruktiven Merkmale wie die Boost-Standard vorne wie hinten, den umgedrehten Trunnion Nude Dämpfer mit Twin-Lock Remote und die in den Hinterbau integrierte Post-Mount Bremsaufnahme bzw. Schaltwerkssockel. Ein tolles Detail ist die DT-SWISS Achse, bei welcher der RWS-Hebel angezogen werden kann und dann gleichzeitig als 5er Inbus und als T25 Schlüssel dient.

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Als 29er rollte das Bike auf sehr leichten aber schmalen SYNCROS Carbonfelgen (22,5 mm Innenbreite) und den mir bis dahin unbekannten MAXXIS Forekaster 2.35 EXO Reifen.

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Die eher schmale Felge forderte eher hohe Drücke im 2,35er Reifen um ihn sicher zu führen.

In der Konfiguration brachte es das Spark 900 Ultimate auf sehr gute 11,16 kg (ohne Pedale) – auch das wieder eine echte Ansage gegenüber der Konkurrenz.

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Ganz besonders gut hat mir gefallen, wie SCOTT das Thema der Leitungsführung gelöst hat. Mit den modularen Einlässen und den sauberen Führungen unter dem Tretlager und durch die Sitzstreben ist alles wunderbar aufgeräumt und clean. Keine Ahnung wie groß der Wartungsaufwand bei einem Tasch wäre, aber optisch ist das Bike sehr aufgeräumt.
Richtig cool finde ich auch den multifunktionalen Flaschenhalter: Hier ist direkt unter dem eigentlichen Flaschenhalter ein Fach für ein Multitool integriert und seitlich zusätzlich eine Minipumpe befestigt. Das ist so genial wie einfach und macht entgegen den SWAT Lösungen von SPECIALIZED eben keinen speziellen Rahmen notwendig. Wir sind schon sehr auf den Marktpreis gespannt. Offiziell ist dieses wunderbare Zubehör leider noch nicht erhältlich.

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On the TRAIL

Auf dem Fleckalmtrail hat sich mir das Bike dann auch wieder als wunderbar leichtfüßig und verspielt, aber gleichzeitig recht sicher gezeigt. Mit minimalen Lenkbewegungen geht das Bike bereitwillig in die Kurve und gab sich auch auf den High-Speed Passagen nie unruhig. Mit dem steifen und präzisen Rahmen und der FOX 34er Gabel lenkt sich das Bike sehr präzise.

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Windig und wieselflink gab sich auch das Spark 900 Ultimate ….

Ganz besonders ist mir aufgefallen wie  feinfühlig das Fahrwerk arbeitet und die Räder fast am Boden kleben lässt. Vorausgesetzt der Hub war ausreichend war es verblüffend wie ruhig das Spark mit gerade mal 120 mm Federweg auf dem Trail lag. Weder schnelle Bodenwellen, noch Wurzelpassagen konnten es aus der Ruhe zu bringen. Eine Abfahrt auf dem Fleckalmtrail ist natürlich zu wenig für ein komplettes Bild hierzu, aber für den Federweg von 120 mm ist das Spark ein sehr fähiges Trailbike mit einem sehr breiten Einsatzbereich.

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Bei einem solchen Panorama macht testen wirklich Spaß … und noch viel mehr, wenn das Bike so gut ist, wie das SCOTT Spark 900 Ultimate.

Auf dem kurzen Gegenanstieg ist es auch mir so ergangen, dass das Heck im offenen Modus etwas stärker eingesunken ist, aber dank des Twin-Loc-Remote lässt sich das Heck mit einer Fingerbewegung straffen. So ergibt sich ein traktionsstarkes, aber nicht zu aktives Heck, das sich problemlos auch über längere Passagen bergauf fahren ließe. Den ganz straffen Modus braucht man ohnehin nur für Asphaltanstiege.

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Die MAXXIS Forekaster 2.35er Reifen haben sich auf dem eher trockenen Trail ebenfalls sehr gut geschlagen. Lediglich auf den wenigen schlammigen und schmierigen Passagen, waren sie was die Seitenführung angeht mitunter überfordert. Ein echter Test der Reifen wäre angesagt.

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Auch die verbaute SRAM Eagle hat bei mir einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen.

Auch die SRAM XX1 Eagle Gruppe lieferte eine aus meiner Sicht überzeugende Vorstellung ab – mit ihrer großen 12-fach Kassette deckt sie eine gigantische Übersetzungsbandbreite ab und in Sachen Schaltperformance gab es nichts außer knackigen und präzisen Gangwechseln.

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Zusammenfassung: Eine Ausfahrt ist nicht genug für ein umfassendes Urteil, aber allein in der kurzen Zeit auf den beiden SCOTT Spark Bikes hat gezeigt, dass SCOTT mit der Spark Reihe, egal ob als 120mm Fully Spark 900 oder als Plus-Trailbike Spark Plus zwei richtig fähige Bike geschaffen hat, die beide auf ihre Art das Thema Trailriding und Vielseitigkeit neu definieren. Indem man das Spark auf eine neue Plattform mit komplette neuer Kinematik gestellt hat, wurde das Bike nur noch besser und zudem noch leichter.

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Mit deutlich unter 12 kg setz das Spark Plus Ultimate mit einem Plusbike-Fully ist eine Marke, die bisher unerreicht war und von anderen Herstellern erst noch geknackt werden muss. Für Trailbiker auf der Suche danach ihre Grenzen hinauszuschieben und Liebhaber technischer Touren ist es sicher eine hoch spannendes Bike, das in der kommenden Saison sicher viele Freunde gewinnen wird.
Auch das Spark 900 Ultimate passt perfekt in die neue Generation von 29er Trailbikes. Mit der modernen Geometrie und dem  dementsprechenden Handling verbindet es den Vortrieb und die Effizienz eines Marathonbikes mit der Sicherheit eines agilen Trailbikes.  Die hervorragend funktionierende Twin-Loc Technologie macht das 29er nur noch vielseitiger – ein echt tolles Bike.

RIDE ON,
Oli und c_g

(Ps: Noch haben wir keine Informationen zu den Preisen und der Lieferbarkeit der neuen Spark Reihe, werden diese aber hier nachreichen, sobald verfügbar.)