URGE Endur-O-Matic 2 – Testintro: von MiMü

Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass die französisch-amerikanische Firma URGE BIKE PRODUCTS mit dem Enduro-O-Matic einen der ersten speziell für den Enduro-Rennsport entwickelten Helme auf den Markt brachte. Seine tief in den Nacken gezogene Schale, der sehr gute Schläfenschutz und nicht zuletzt das außergewöhnliche Design machten den Helm damals zu einem Verkaufsschlager und heimlichen Star in so manchen Videos.

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Mit der Saison 2016 kam nun der komplett neu entwickelte Nachfolger, der Endur-O-Matic 2, auf den Markt. Weiterhin mit einer ordentlichen Portion Extravaganz versehen, kann der Helm mit einigen interessanten technischen Raffinessen aufwarten. Im Vergleich mit der ersten Generation soll der Neue mehr Schutz, bessere Belüftung und höheren Komfort bieten, gleichzeitig verspricht URGE einen noch kleineren ökologischen Fußabdruck des Produkts.
Womit wir auch schon bei einer Besonderheit der, im Gegensatz zu Giganten wie Giro oder Bell, relativ kleinen Firma wären. Bei Urge wird den Themen Umweltschutz und Recycling ein besonderes Augenmerk gewidmet. So besteht der EPS-Schaum der Helmschalen zu 100% aus wiederverwerteten Material aus der Autoindustrie, die Helmgurte werden großteils aus recycelten PET-Flaschen gewoben und man verzichtet bis zuletzt auf den Einsatz von Carbon, weil es in der Herstellung die Gesundheit der Arbeiter schädigt und die Entsorgung des Verbundmaterials bis jetzt schwierig ist. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass URGE 1% seines Jahresumsatzes für wohltätige Zwecke spendet – wer mehr darüber erfahren möchte sollte sich auf 1% for the planet informieren. Wir finden das eine tolle Sache!

++++++++++ Helmfakten +++++++++++

Das Design des Endur-O-Matic ist wirklich extravagant. „Love it or hate it“ würde Fabien Barel, einer der Eigentümer von URGE, sagen. Und so ist es auch. Wer nicht damit leben kann, aufzufallen, sollte sich den Helm besser nicht zulegen.

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Der im Inmould-Verfahren hergestellte Helm ist tief in den Nacken gezogen. Auch die Seiten reichen weit in die Schläfen hinein und erinnern damit an die Motocross-Helmer der 70er Jahre. Bestmöglicher Schutz soll so gewährleistet werden. Rotationskräfte oder die Gefahr des Abstreifens nach hinten möchte man auf diese Weise minimieren. Auffallend ist die schlanke Bauweise des Helmes, man sieht nicht gleich aus wie ein Champignon wenn man den Helm trägt. URGE verfolgt hier die Philosophie, dass nicht die Menge bzw. Stärke des verwendeten EPS-Materials die Schutzwirkung erzielen soll, sondern dessen Qualität und Positionierung.

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Der Aufbau der Helmschale orientiert sich an der Struktur eines Schmetterlingsflügels. Durch die Verwendung von spezifisch angeordneten Längs- und Querverstrebungen verspricht man sich eine bessere Verbindung der einzelnen Helmteile und dadurch eine insgesamt höhere Stabilität.
Stattliche 28 unterschiedlich große Belüftungsöffnungen haben die Aufgabe für einen kühlen Kopf zu sorgen. Neben länglichen Luftschlitzen verwendet man bei Urge auch kreisrunde, wie Bullaugen aussehende Luftlöcher. Die Öffnungen sind im Übrigen so positioniert, dass der Venturi-Effekt optimal funktionieren kann. Dabei strömt die Luft dort am schnellsten wo der Kanalquerschnitt am geringsten ist. Umgesetzt auf die Lüftungsschlitze eines Helmes bedeutet das: je schmaler bzw. länglicher eine Öffnung ist, desto schneller, effektiver kann die Luft eindringen und auch wieder entweichen. Oder anders gesagt: Nicht die Anzahl und Größe der Belüftungsöffnungen ist entscheidend, sondern deren Aussehen und Anordnung. Ich bin gespannt wie sich das in die Praxis übersetzt.

Das aus flexiblem Kunststoff gefertigte Visier ist fest mit dem Helm verschraubt und nicht verstellbar. Im Falle eines Crashs knickt es aber nach hinten-oben weg und kann sogar aus der Verschraubung ausbrechen, um das Verletzungsrisiko des Piloten zum minimieren.

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Zur Einstellung der Helmweite greift man auf das bewährte Boa-System zurück. Mittels Drehrad stellt man den Helm damit gleichmäßig und ohne jegliche Druckstellen auf den jeweiligen Kopfumfang ein. Das System ist im Nacken 2-fach höhenverstellbar und damit auch optimal für unterschiedliche Kopfformen geeignet.

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Anders als andere Hersteller fertigt UREG das Schweißpad im Helminneren aus einem einzigen Stück. Durch seine fingerartige Form soll es besonders komfortabel und dabei auch noch äußerst atmungsaktiv sein. Natürlich kann man das Pad waschen, es ist antibakteriell behandelt und wirkt wie immer feuchtigkeitsregulierend.
Den Kinnverschluss übernimmt ein vielfach bewährter Kunststoffklickverschluss – einfach und sicher in der Anwendung, günstig in der Produktion. Das Gurtdreieck unterhalb des Ohres lässt sich leicht mit Hilfe der Riemenführungen anpassen.
Selbstredend für einen Endurohelm ist der Endur-O-Matic 2 voll Goggle-tauglich, kann aber natürlich auch mit normalen Sonnenbrillen benutzt werden.

In zwei verschiedenen Größen bietet UREG den Helm an, S/M (53-57cm, unser Exemplar) und L/XL (57-59cm). Beiden liegen zusätzlich zur Weitenverstellung auch unterschiedlich dicke Schweißpads bei, wodurch eine noch optimalere Anpassung an den eigenen Kopfumfang möglich sein soll. Einen Insektenschutz sucht man leider vergebens.
Mit 426 g ist unser Modell in S/M doch etwas schwerer als die Herstellerangabe von 349. Für einen Enduro-Helm geht aber auch dieser Wert noch voll in Ordnung. Konkurrenzprodukte wie etwa ein BELL Super 2R MIPS wiegen auch 418 g (ohne Kinnbügel), der BLUEGRASS Golden Eye auch 380 g. Dass es aber auch leichter geht, zeigt der kürzlich getestete POC Tectal Race mit nur 340 g. Neben der von uns zur Verfügung gestellten Variante mit Inmould-Technologie wird der Helm noch in einer MIPS-Version angeboten werden.

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Neben dem Rot-schwarz-weiss unseres Testmusters, gibt es den Endur-O-Matic 2 noch in fünf weiteren Farbvarianten – beispielsweise braun-grün für die Tarnkappenpiloten unter euch oder ordinäres schwarz (weil schwarz geht immer). Ein UVP von 149.- Euro geht für den URGE Endur-O-Matic 2 durchaus in Ordnung, 199.- EURO sind für die Variante mit MIPS veranschlagt.

+++++++++++ Unser Testobjekt +++++++++++++++

So gar nicht unauffällig ist die Formensprache des Helms. Schmale und breite Schlitze wechseln sich bei den Belüftungsöffnungen ab und das zentrale runde Loch auf der im Visier, sowie die drei Bullaugen am Hinterkopf ziehen neugierige Blicke auf sich. In Sachen Helmdesign war ich bisher eher konservativ unterwegs gewesen, der Endur-O-Matic 2 gefällt mir aber auf irgendeine Weise richtig gut. Vielleicht ist es gerade das Außergewöhnliche, das ihn für mich so interessant macht.
6 URGE Enduromatic 2Die Verarbeitung ist rundum sauber und hochwertig. Verarbeitungsmängel wie unsauberen Kanten oder Grate, die das Gesamtkunstwerkt stören, sucht man vergeblich. Der Helm wirkt äußerst wertig, man spürt, dass hinter der Marke URGE echte Mountainbiker mit Erfahrung sitzen, die wissen worauf es ankommt.

6a URGE Enduromatic 2Eine erste Anprobe lässt meine Vorfreude auf die Testphase noch weiter steigen. Trotz seines Gewichtes, wohl aber dank einer sehr durchdachten Kopfform spüre ich den Helm kaum auf dem Kopf. Die Anpassung mittels BOA erfolgt schnell und effektiv. Subjektiv fühle ich mich jetzt schon sicher mit dem Helm – die tief herunter gezogene Schale und eine wirklich gute Integration des Kopfes in den Helm tragen dazu bei.
Ich als ausgewiesener Kopfschwitzer bin schon gespannt inwieweit mir die 28 Belüftungsöffnungen Paroli bieten können – gerade jetzt, wo die heiße Jahreszeit vor der Tür steht! Ich werde berichten.

Auf bald,
MiMü