DT-SWISS OPM O.D.L. Federgabel – Zwischenstand: von MiMü

Im Intro zur überarbeiteten DT-SWISS OPM O.D.L. Allmountain- und Trailgabel vor einiger Zeit hatte ich euch das brandneue Feature APT („Adaptive Progression Tune“) genauestens vorgestellt. Mittlweile hat die Gabel ordentlich Trailkilometer abgespult, was für mich heißt, meine ersten Eindrücke mit euch zu teilen.

11c DT-SWISS OPM ODLDie Montage der Gabel war wie immer: Den Aluschaft auf das passende Maß kürzen, entgraten, den Steuersatzkonus und die Kralle aufschlagen, fertig. Dank präziser Fertigung ist unser mit Dean Easy Tube+ ausgestattetes American Classic Vorderrad problemlos zwischen den Ausfallenden eingefädelt.

Die eigene DT-SWISS 15 mm QR-Achse samt Hebel verdient an dieser Stelle ein Extralob, denn sie ist leicht, sehr gut zu bedienen und klemmt das Vorderrad bombenfest. Der durch Herausziehen frei positionierbare Hebel liegt zudem sehr angenehm in der Hand. Stellt man Spannhebel, so wie es DT Swiss vorschlägt, nach oben zeigend parallel zum Gabelholm, dann ist die Achse konstruktionsbedingt auch gegen ungewolltes, selbständiges Herausdrehen abgesichert. Der Hebel kommt nämlich nicht am Gabelholm vorbei. Meiner Meinung nach ein sehr sinnvoll-durchdachtes Feature!

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Erst-Setup

Bevor es auf die erste Trailrunde gehen konnte hieß es erstmal die Gabel abzustimmen. Im mitgelieferten User Manual wird zwar ausführlich das korrekte Ablängen des Gabelschafts und die Verwendung der verschiedenen erhältlichen Achstypen erklärt, eine Luftdrucktabelle mit empfohlenen Werten fehlt jedoch. Das Technical Manual samt Luftdruckempfehlungen ist aber nur das auf der DT Swiss Homepage abrufbar.

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Leider gibt DT für unser Modell mit 130 mm Federweg dort keinen separaten Wert an, lediglich Varianten mir 100mm, 120mm, 140mm und 150mm werden abgehandelt. Also entschied ich mich das als Orientierung zu nehmen und habe mein Fahrwerk mit 6 Bar dem empfohlenen Anfangsdruck für die 140 mm Varinte bei 80kg Fahrergewicht, abzustimmen. Das hat auf Anhieb gepasst und ergab den gewünschten Sag-Wert von 30%.

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APT – „Adaptive Progression Tune“

Mittels der APT-Spacer bietet DT Swiss ja erstmals die Möglichkeit der individuellen Progressionsanpassung. Der Einbau dieser Spacer hat dabei direkten Einfluß auf das Luftkammervolumen, da er dieser verringert.13a DT-SWISS OPM ODL tabelle

Um ungefähre Luftdruckwerte für die einzelnen Spacer-Settings zu erhalten, erstellte ich mir eine kleine Hilfstabelle, die anhand der Parameter Luftkammervolumen (gesamt), Kammervolumen (effektiv – also abzüglich APT-Spacer) und Volumen bei 30% Sag einen Ausgangsluftduck aufzeigte:

11b DT-SWISS OPM ODLDank dieser Tabelle hatte ich für den ersten Testverlauf zumindest Annäherungswerte, die mir das Grundsetup der einzelnen APT-Settings um Vieles einfacher machen sollte.
Mit APT bietet DT-SWISS eine einfach anzuwendende Möglichkeit die OPM O.D.L. individuell auf den Fahrstil abzustimmen. Der Umbau ist sehr einfach und könnte selbst durchgeführt werden – eine 15mm Stecknuss inkl. Ratsche genügt, um die Luftkammer zu öffnen. Die Spacer selbst können dann per Hand aufgeschraubt und fixiert werden. Eine Federgabelpumpe zur Feinabstimmung sollte jeder ambitionierte Mountainbike ohnehin immer haben.

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APT-Setting „-2“ (kein Spacer)

Für dieses Setup habe ich die beiden serienmäßig verbauten Spacer entnommen. Die Luftkammer hat somit ihr „Maximalvolumen“. Als empfohlenen Fahrertyp für diesen Tune gibt DT-SWISS Anfänger und „Komforthungrige“ an. Nun, als Anfänger würde ich mich nicht mehr bezeichnen, gegen ein komfortabel abgestimmtes Fahrwerk habe ich aber nichts einzuwenden.
Mit den bereits erwähnten 6 Bar Luftdruck agierte die Gabel über den gesamten Federwegsbereich äußerst sensibel und gab schon auf kleine Unebenheiten viel Federweg frei. Kehrseite der Feinfühligkeit war jedoch ein etwas undefiniertes Fahrverhalten. 13 DT-SWISS OPM ODLGerade bei schneller Schlagabfolgen wie etwa der abgebildeten Treppe fehlte es mir aber an Feedback vom Untergrund. Bei kleineren Drops oder Stufen sackte die DT Swiss Gabel zudem sehr tief ein, zurückzuführen ist dies wohl auf die nur schwach ansteigende Progressionskurve.
Abhilfe? Ein höherer Luftdruck bzw, ein Zudrehen der separat einstellbaren Lowspeed-Druckstufe oben am rechten Gabelholm. In beiden Fällen litt die Sensibilität spürbar und erbrachte eine kompromissbehaftetete Performance. Zudem wollte ich für wirklich aussagekräftige Testergebnisse bi allen Testrides die Dämpfungseinstellungen konstant lassen – zumindest, für einen ersten Vergleich.

Wie dem auch sei, wer großen Wert auf eine maxmale Sensibilität legt und eher gemäßigt mit dem bike unterwegs ist, wird in dem Setting in der DT-SWISS OPM eine unvergleichslich sensible und komfortbetonte Gabel finden.

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APT Setting „-1“ (ein Spacer)

11 DT-SWISS OPM ODL 1 SpacerAlso habe ich in der nächsten Testrunde der Luftkammer einen Spacer verbaut. Meine Tabelle empfohl mir für dieses Setting einen Luftdruck von 5,6 bar – bei 5,5 bar stellten sich letztendlich der einheitliche 30% Sag ein. Wie fein abzustimmen die OPM-Gabel ist zeigt sich hier daran, dass dieses eine Zehntel Bar bereits den Ausschlag zwischen korrektem Sag und zu wenig Negativferderweg gab.

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Durchschnittlich aggressive Fahrer mit einem Hang zu softem Fahrgefühl sollte mit diesem Setting glücklich werden. Bedeutet „soft“ aber schon sänftenartig? Die Testfahrt gab schnell Auskunft darüber. Tatsächlich arbeitete die Gabel ähnlich sensibel wie beim oben erwähnten Setting „-2“, gab in der ersten Federwegshälfte beinahe gleich viel unf gleich bereitwillig ihren Federweg frei. Im direkten Vergleich der schweizerischen Gabel mit meiner eigenen ROCK SHOX Revelation liegen zwischen den beide Gabeln Welten, Klarer Punktgewinn für die DT was das Ansprechverhalten und den Komfort betrifft.
In der zweiten Federwegshälfte war die Gabel dank des verbauten Spacers direkter, sportlicher als beim zuvor beschriebenen Tune, aber dennoch komfortbetont. Zudem tauchte die Gabel an größeren Stufen nun weniger weit ein und bot mehr Rückmeldung vom Trail.

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APT „0“
(Stock Setting“ mit zwei Spacern)

Dieses Setup mit zwei verbauten Spacern bezeichnet DT-SWISS als den eigentlichen Grund-Tune der Gabel, hier arbeitet sie mit ihrer Serienkennlinie. Diese Progressionskurve fällt im letzten Federwegsdrittel durch einen recht deutlichen Anstieg auf. Bei 5,1 Bar stellte sich der gewünschte 30 % Sag ein und es konnte auf die Trails gehen.

12c DT-SWISS OPM ODL 2 Spacer 12b DT-SWISS OPM ODL 2 Spacer

Nach ein paar Runden auf den selben Trails würde ich dieses Setting allen sportlichen Fahrern empfehlen, die gerne und viel auf verblockten und technischen Trails unterwegs sind … mit Stufen, Drops oder Treppen. Nach wie vor ist die Sensibilität der Gabel beeindruckend. Auf flowigen Singletrails werden Wurzeln, Steine und andere Unebenheiten souverän und unter Freigabe von angemessenem Federweg „geschluckt“. Das Feedback ist dabei direkt, aber nie unangenehm oder gar unkomfortabel. Für sportlich orientierte Bike wie mich das bisher beste Setup! Der gelungener Mix aus Feinfühligkeit und genügend Restfederweg für gröbere Schläge gefiel mir bei dieser Spacer-Anzahl bisher am besten.

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APT Setting „+1“ (drei Spacer)

Bei dieser Einstellung wird die Maximalanzahl, also drei Spacer verbaut. Im Vergleich zum Stock Setting (2 Spacer) verläuft die Progressionskurve ab der Hälfte des Federwegs noch steiler. Dieser Tune spricht damit definitiv den sportlich-aggressiven Fahrer an.

11 DT-SWISS OPM ODL 1 Spacer 12e DT-SWISS OPM ODL 3 Spacer

Den optimalen Sag-Wert von 30% erreichte ich hier schon mit 4,8 bar. Damit ging es zum wiederholten Mal ins Gelände. Auf die Gefahr hin das ich mich wiederhole: Auch bei diesem Setup strotzte die DT-SWISS vor feinfühligem Ansprechverhalten. Nachdem die verwendeten Spacer erst ab der Hälfte des Federwegs ihre spürbare Wirkung entfalten und der Anfangsdrucks hier ja noch niedriger niedrig ist, ist das Sensibilitätsniveau im Anfangsbereich bei allen vier Settings gleich hoch.
Mir als komfortorientierten Fahrer was dieses Setting sobald es etwas gröber wird etwas zu direkt. Die Gabel neigt selbst mit angepasstem Rebound bei schnell aufeinander folgenden Schlägen mehr zum Springen bzw. wirkte in Sachen Ansprechverhalten im letzten Federwegsdrittel leicht bockig. Leute, die sich bei flotten Trailrides gerne auspowern und das Letzte aus sihc un d ihrem Material herausholen, könnte dieses Setting durchaus zusagen – für mich selber bei 80 kg Fahrergewicht ist der Mix aus sehr feinfühligem Ansprechen in den erstem zwei Dritteln des Federwegs und kräftiger spürbarer Progression im letzten Drittel etwas zu sportlich und nicht mehr ganz stimmig.

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Nachdem ich mit dem Stock Setting (2 Spacer) meinen persönlichen Favoriten gefunden hatte, wollte ich mich näher mit der O.D.L- Dämpfungstechnologie beschäftigen.

12a DT-SWISS OPM ODLDer formschöne, präzise arbeitende Remote-Lockout lädt den Fahrer geradezu ein, ihn zu benutzen und zwischen den einzelnen Fahrmodi Open, Drive und Lock hin- und herzuwechseln. Den Open-Modus kennt ihr ja schon von der Beschreibung des Settings. Im Drive-Mode arbeitet die DT-SWISS OPM deutlich straffer, ohne dabei unkomfortabel zu agieren. Im Wiegetritt oder auf flachen, flowigen Singletrails ohne größere Hindernisse stellt dieser Fahrmodus mit Sicherheit eine gute Alternative zum sanften und maximal feinfühligen Open-Mode dar.

11a DT-SWISS OPM ODLMich persönlich stört das leichte Pumpen der Federgabel beim Wiegetrittfahren nur wenig, weshalb ich im bisherigen Testverlauf meisten mit offener Dämpfung unterwegs war.
Für Asphaltpassagen oder besonders „wippsensible“ Fahrer steht die „Lock“-Funktion parat. Dabei ist die Gabel, wie bei DT-SWISS üblich, komplett gesperrt. Das Innenleben wird zwar durch ein Blow-Off-Ventil vor ungewollter Beschädigung geschützt, aber ansonsten verhält sich die Gabel so wie eine Starrgabel. Im Gelände sollte die Gabel daher nicht gesperrt werden. Auf längeren Straßenetappen hat der Lockout aber sehr wohl seine Berechtigung.

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Zwischenfazit: DT-SWISS hat mit der OPM Federgabel eine sehr gute Gabel im Programm die sich nach meinen bisherigen Erknntnissen in ihrer Federungsperformance vor der Konkurrrenz nicht verstecken muss. Mit APT als neue Option für 2016 kommt noch ein weiteres Feature hinzu, das für den Fahrer sehr sinnvol ist und einfach anzuwenden ist. Bei allen vier Settings hat mich die Gabel mit ihrem superben Ansprechverhalten überzeugen – der gerne zitierte Kieselstein wird hier wirklich geschluckt. Die vier möglichen APT Tunes wirken sich bei angepasstem Luftdruck vor allem im mittleren und oberen Bereich des Federwegs aus. Dort sind die Unterschiede der einzelnen Settings aber sehr wohl spürbar und bestimmen für welchen Fahrstil und Einsatzbereich sie sich am besten eignen.10 DT-SWISS OPM ODL Im weiteren Testverlauf werde ich mich nun intensiv mit meinem persönlichen Lieblingssetting mit 2 Spacern auseinandersetzen und dabei auch die übrige Performance der Gabel genau unter die Lupe nehmen. Nachdem die DT-SWISS OPM O.D.L 29er Gabel bisher vorwiegend im gemäßigten Gelände unterwegs war, hatte sie noch wenig Gelegenheit ihre übrigen Qualitäten (unter anderem ihre vielgepriesene Steifigkeit trotz 32 mm Standrohren) unter Beweis zu stellen. Aber darüber werde ich euch im Testfazit in einigen Wochen berichten können!

MiMü