VITTORIA Morsa 2.3 TNT – Zwischenstand: von MiMü

Anfang Mai hatten ich das Vergnügen, euch den weltweit ersten All-Mountain-/Enduro-Reifen mit 4-fach Compound, den VITTORIA Morsa, ausführlich vorzustellen. Seitdem sind einige Wochen voller Trailtouren vergangen und die Reifen haben mich etwa auch zum Bikefestival an den Lago belgleitet – Zeit für ein Update.

10 VITTORIA Morsa

Der VITTORIA Morsa 2.3 mit den für die TNT Version typisch grauen Seitenwänden im Testeinsatz.

Von Anfang an begeisterte mich der Morsa mit seinem sehenswert geringen Rollwiderstand auf Asphalt und anderen harten Untergründen. Das ist zwar nicht unbedingt eine fundamentale Kerkompetenz für einen Enduroreifen, wenn man aber an die langen Transferetappen zwischen den eigentlichen Stages denkt, bei denen die Fahrer aus eigner Kraft viele Höhenmeter hochtreten doch eine gute Sache. Außerdem werden deratige Reifen ja auch nicht nur bei Endurorenne eingesetzt, sondern eben auch oft auf technsciehn Touren und da braucht es wenig Erklärung warum ein geringer Rollwiderstand eine sehr gute Qualität auch für einen solchen Reifen ist.

Auf dem Trail zeigte sich sehr schnell – und der Eindrück bleibt bisher ungetrübt – daß der Morsa insgesamt ein sehr guter Allrounder ist.

Seine Gripeigenschaften sind auf allen natürlichen Untergrundarten schon mal immens gut. VITTORIA’s Forschungsarbeit ung Know-How macht sich offensichtlich bezahlt!

11 VITTORIA Morsa

Im bisherigen Test hat der VITTORIA Morsa schon so einige Trail unter die Stollen genommen – hier auf waldigem Untergrund am Lago.

Auf ,einen heimischen, eher weich-erdigen, mit Wurzeln gespickten Trails verbeißen sich die V-förmigen Mittelstollen auf jeden Fall nahezu optimal im Untergrund. Der lamellenartige Aufbau der einzelnen Profilblöcke wirkt hier eindeutig unterstützend. Ob das weichere Base-Compound der Lauffläche oder das große Volumen des Reifens für die sehr gute Dämpfung auf Wurzelteppichen verantwortlich sind, konnte ich nicht eindeutig zuordnen, Fakt ist aber, dass die Kombination aus beidem den Morsa zu einem komfortablen Zeitgenossen macht und Vibrationen und Schlagspitzen deutlich abdämpft.
Auf Schotter arbeiten die breiten Mittelstollen sehr sauber und lassen auch bei steilsten Auffahrten keinen Traktionsverlust zu. Auch bergab gibt es eine mehr als ordentliche Bremstraktion, ohne jegliche Rutschtendenzen. Inwieweit VITTORIA’s „Intelligent Tire System“ ITS hier seine Fähigkeiten ausspielt, muss ich unbeantwortet lassen – um das aus den fahreigenschaften herauszuarbeiten bin ich nicht „intelligent“ genug ;-).
Die deutlich massiveren, mit einem weicheren Compound ausgestattete Seitenstollen sind vertrauenserweckend groß ausgeführt und geben dem Reifen auf jedem Untergrund einen ausgezeichneten Kurvenhalt. Bei weichem Untergrund sorgen die in einer Reihe aufgefädelten und leicht schräg gestellten Profilblöcke für ein fast schon schienenartig sicheres Fahrverhalten.

*************************************

Die erste Testphase zu Hause absolvierte der Morsa also schon mal mit Bravour. Deswegen war ich sehr gespannt wie er sich im schroffen, scharfkantigen Gardasee-Gelände schlagen würde. Wer einmal dort gewesen ist, weiß wie materialmordend die Trails dort sein können! Hier durfte sich vor allem die der Karkasse in Sachen Robustheit und Pannensicherheit beweisen, aber auch die Dämpfung sowie Grip waren hart geforderte Attribute.

14 VITTORIA Morsa-ANIMATION

Im Testeinsatz am Lago. (Animiertes gif– um die Folge abzuspielen einfach anklicken.)

Viele der klassischen Lago-Trails sind nur über lange, oftmals sehr steile Asphalt- und Betonrampen zu erreichen. Streng nach der Devise „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ hieß es also erst Mal schweißtreibende Höhenmeter abspulen. Besonders im Vergleich zu dem am Zweit-LRS montierten MAXXIS Highroller II fiel erneut der angenehm geringe Rollwiderstand des Morsa auf. Er rollt dabei nicht nur gut, auch die sonst bei Enduroreifen oft auftretenden Walkgeräusche und „Rubbeln“ (die einen zumindest subjektiv langsamer wirken lassen) kamen beim VITTORIA Morsa fast nicht vor. Auch über Waldboden oder losen Schotter rollte er äußerst leichtgängig.

Auf den Schotter- und Felstrails hat der Reifen dann seinen positiven Eindruck weiter ausgebaut und mich mit immer zuverlässigem Grip in allen lagen verwöhnt. Auch extreme Schrägfahrten hat er mit einem müden Lächeln weggesteckt. Die Lücke zwischen Seitenstollen und Mittelprofil, die sich bei anderen Reifen mitunter bemerkbar macht, hat auch hier keinen negativen Einfluss auf die Brems- oder Antrittsperformance. Der kleinere Bruder VITTORIA Gato hatte bei solchen Bedingungen ja gelegentlich mit einem rutschig-indirektem Fahrverhalten zu kämpfen. Hier sorgen die teilweise L-förmigen Seitenstollen aber für eine präzise und sichere Kurvenführung. Im Vergleich mit dem Highroller II bietet der Morsa spürbar mehr Kurvengrip. Im ruppigen Gardasee-Gelände vermittelte er mir damit sogar noch eine Spur mehr Sicherheit und Vertrauen.

13 VITTORIA Morsa

Das eigenständige Profil des Morsa ist eine gelungenen Mischung aus guten Rolleigenschaften und tollem Grip – bisher ein super Allrounder.

Man darf sich nicht täuschen lassen von den zierlich wirkenden Mittelstollen, denn durch ihren geschlitzten Aufbau können sie sich wunderbar leicht und schnell ans Gelände anpassen. Speziell auf Felsplatten vermittelt der Reifen ein angenehm vertrauenerweckendes Fahrverhalten. Das Compound überzeugt auch hier durch eine gute Abstimmung zwischen niegrigem Rollwiderstand und hohem Grip auf unterschiedlichsten Böden. Klasse!

Auch wenn der Morsa nach den bisherigen Erfahrungen ein sehr vielseitiger Reifen ist, konnte er mich in dem felsig steinigen Gelände des Lago nochmal mehr begeistern. Dort trumpfte er auch deutlich mit seiner flexiblen, aber sehr pannenresistenten TNT-Karkasse (120TPI) auf, die auch mit Luftdrücken um die 1,4 Bar keinerlei Durchschläge oder Wunsicheres Walken zuließ. Die mit einer zusätzlichen Nylonschicht versehene typisch graue Seitenwand setzte sich erfolgreich gegen das scharfkantige Lago-Gestein zur Wehr und so konnte ich ohne jegliche Defekte allerlei schöne Trails befahren.

14 VITTORIA Morsa

Derartig griffiges Gelände nimmt der Morsa ohne jede Mühe …

Über das großen Reifenvolumen und die dämpende Gummimischung war die Eigendämpfung auch hier deutlich spürbar und insgesamt sehr gut. Zudem konnte die Karkasse, wie bisher alle VITTORIS TNT Reifen, mit einer tollen Luftdruckstabilität punkten. Während der ersten doch recht intensiven Testwochen musste kein einziges Mal außerplanmäßig nachpumpen – auch heute nicht selbstverständlich.

Neben all den positiven Eigenschaften fiel mir während meines Lago-Trips dennoch eine Eigenart des VITTORIA Morsa auf die mir nicht gefallen hat: Auf den schon erwähnten Betonrampen hatte der Morsa begab immer wieder bei Bremstraktion. Kräftiges Anbremsen beantwortete der Reifen mehrfach mit frühzeitigem Ausbrechen und Wegrutschen – vorne wie hinten. Dieses Verhalten trat immer sehr aprupt und ohne erkennbare Vorankündigung auf. Selbst Luftdruckveränderungen, nach oben und nach unten, brachten keine erkennbare Verbesserung. An diesesm Punkt ist der Morsa in der Tat etwas eigen und könnte weniger versierte Fahrer schon mal unanagnehm überraschen.

******************************
Zwischenstand: 

15 VITTORIA Morsa

Wieder zurück auf heimischen Trails – hier bereits mit der DT-SWISS OPM Federgabel, die ich ebenfalls teste.

Je länger ich mit dem VITTORIA Morsa 2.3 TNT unterwegs war, desto mehr entwickelte er sich zu einem meiner Lieblingsreifen. Er rollt verhältnismäßig leicht, bietet auf allen erdenklichen Untergründen mehr als genügend Grip, ist sehr angenehm und direkt im Handling, gibt sich spürbar dämpfend und komfortabel und ist noch dazu sehr pannensicher. Trotz der leichten Zickigkeit beim Bremsen auf Asphalt ist er für mich ziemlich nah dran an der sprichwörtlichen eierlegenden Wollmichsau oder anders ausgedrückt einem echten Spitzen-Allroundreifen. Durch sein komfortables Fahrverhalten empfiehlt er sich definitiv auch für diejenigen fahrer, die jedes Quentchen Dämpfung noch mehr zu schätzen wissen – wie etwa die Fahrer der Enduro-Hardtails … aber dazu demnächst noch mehr ;-).
Die restliche Testdauer werde ich den Morsa mit unserem DEANEASY TUBE+ Testlaufradsatz kombinieren. Ich bin schon sehr gespannt inwieweit der italienische Enduro-Pneu die bisher gezeigte herausragende Leistung durch die noch niedrigeren Betriebsdrücke noch überbieten kann. Im Endfazit berichte ich dann auch noch über die Nassperformance des 4-fach Compounds, denn das ist bisher auch noch nicht angesprochen worden.

MiMü