RADON Slide 130 10.0 HD – Testintro: Oli

Manche von unseren Lesern mögen sich noch erinnern, dass wir schon einmal ein RADON Slide 130 getestet haben. Ich selber konnte es nur kurz 2013 in Riva beim Bike Festival probefahren, kann mich aber noch gut an meine ersten Meter erinnern.

1 RADON Slide 130 HD

Mit 130 mm am Heck und 140 mm Federweg an der Front dürfte das RADON Slide 130 10.0 HD auch gröbere Trails locker wegstecken …

Das Slide 130 wurde zwischenzeitlich überarbeitet und wir haben das aktuelle Modell im Test. Umso neugieriger war ich, als ich das aktuelle Topmodell das Slide 130 10.0 HD zum Testen bekam – und dann auch noch in Alu Natur (klar lackiert), meiner Lieblings-„Farbe“ für Bikes. Und ich muss zugeben, es wirkt auf den ersten Blick extrem stimmig – vor allem, wenn man Ausstattung und Preis beachtet: Für 2999,- Euro bekommt man viel Bike fürs Geld vom Bonner Versender RADON, allerdings auch ein nicht ganz leichtes: ca. 13,5 brachte das Bike trotz 1×11 auf die Waage in der von uns getesteten Größe 20“.

1b Geometrie

Geometrietabelle der getesteten Rahmengröße (20″) – zum Vergrößern anklicken.

Vergleicht man die Geometriedaten in der Grafik unten für den 20er Rahmen mit denen von 2014, so fällt auf, dass der Lenkwinkel satte eineinhalb Grad flacher geworden ist, der Sitzwinkel aber geblieben. Das Oberrohr wird mit 617 mm angegeben, ich selbst konnte aber nur 610 mm messen (horizontal zwischen Steuerrohr und Sattelstütze). Zusammen mit einem kurzen Vorbau (siehe unten) verspricht das eine für mich eher kompakte Sitzposition.

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Rahmen

Im Vergleich zum Vormodell wirkt der Rahmen filigraner. Die Verdickung im Oberrohr im Steuerlagerbereich ist wieder entfallen (mich hat die immer an Intense erinnert), die Aussteifung am Sitzrohr ist schmäler geworden, die Rohre wieer rundlicher und die angeschweißte Halterung für der Hinterbaudämpfer nicht mehr so grob.

2 RADON Slide 130 HD

Mit seinem rohen Albrahmen ist das RADON Slide 130 10.0 HD ein echt attraktives Bike.

Die rohe, gebürstete Optik wirkt mit der reduzierten Grafik sehr edel aber bei genauerer Betrachtung wirken die Schweißnähte unten im Tretlagerbereich stellenweise doch recht grob. In manchen Bereichen wie am Oberrohr sind die Schweißnähte leicht verschliffen sind. Die Schalt- und Bremszüge sind wie beim Vorgängermodell zum Teil im Unterrohr verlegt. Die Befestigung der außen liegenden Züge ist beim aktuellen Modell nach oben gewandert, die Schwinge wirkt unverändert.

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Das Bike ist ausgestattet mit einer 11-fach-Schaltung, bietet aber noch mit dem Direct Mount Sockel die Möglichkeit, zwei- oder dreifach vorne zu schalten. Damit der Sockel nicht unschön nutzlos am Rahmen sichtbar ist, macht RADON aus der Not eine Tugend und verbaut dafür eine Kettenführung von ETHIRTEEN. So wird der Umwerfersockel kaschiert und dem Bike gleich noch eine plakative Dosis Aggressivität verliehen. Ob es angesichts der ohnehin schon sehr guten Kettenführung der verbauten SRAM 1×11 Schaltung mit ihrem speziell geformten Kettenblatt wirklich erforderlich ist? Ich habe meine Zweifel, aber schaden tut, die sehr leichte Führung sicher auch nicht J.
Der Zuganschlag hinter dem Tretlager (von unten) ist noch genauso vorhanden wie die Möglichkeit, den Schaltzug innen durchs Unterrohr zu verlegen. Das Tretlagergehäuse ist gewindelos, verbaut ist ein Sram GXP Pressfit Innenlager.

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Federung

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Vorne verrichtet eine FOX 34 Float Factory mit 140mm mit ihrer Fit4 Dämpferkartusche ihren Dienst – mit drei während der Fahrt einstellbaren Druckstufenpositionen, sowie einer 23-stufig einstellbaren Druckstufe in der Open-Position („Open Adjust“). Die 34mm starken Standrohre tragen zur Steifigkeit des Gesamtsystems bei und besitzen ein Kashina Coating.
Der Dämpfer am Hinterbau ist ein 190 mm langer FOX Float DPS Factory, ebenfalls mit Kashima Coating. Dieser bietet mit dem so genannten Dual Piston System (DPS) mit Doppelkolben wieder drei Druckstufeneinstellungen – neben der üblichen Rebound-Einstellung. Auch die Dämpfer der Factory-Serie verfügen über eine zusätzliche Lowspeed-Druckstufenabstimmung im offenen Modus mit 3 Klicks.
Gabel wie Dämpfer bilden mit ihren orangenen Beschriftungen farbliche Akzente zu dem klar lackierten Rahmen, wie auch der orangefarbene RACE FACE Lenker.

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Antrieb

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Wer heute ein Allmountainbike entwickelt, kommt scheinbar an einer 1×11-Schaltung nicht vorbei … auch wenn das für Biker, die viel in den Alpen unterwegs sind, durchaus grenzwertig sein kann. Mir fehlt es auf Touren bei den 1×11-Schaltungen immer entweder an einem wirklich leichten berggang oder eben einem schnellen Strassengang. RADON hat hier die preiswerte SRAM GX 1×11-fach Gruppe verbaut, die unser Tester MiMü in der 2×11 Version schon auf Herz und Nieren getestet hat. Entgegen den Spezifikationen der Webseite von RADON (dort wird ein 32er Kettenblatt aufgeführt) ist an unserem Testbike ein 30er Kettenblatt verbaut, das mit zumindest bergauf entgegenkommt.

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Laufräder

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Die Eckdaten der DT-SWISS XM 1501 Spline One Laufräder lesen sich richtig lecker: Nur 1670g soll der Laufradsatz auf die Waage bringen, ein erstaunlicher Wert für einen LRS für den Anwendungsbereich als All Mountain-Bike – das verspricht erstklassige Beschleunigung, wie sie auch Grannygear in seinem damaligen Laufradtest der SPLINE ONE XM bestätigt. Der Freilauf klingt bei den ersten Umdrehungen wie eine feine Nähmaschine, was an der feinen Verzahnung mit 36 Zähnen liegt. Die Speichen sind „straight pull“ und die Felgen bieten die Möglichkeit, auch schlauchlos zu fahren. Die Innenbreite geht mit 22,5 mm gerade noch in Ordnung, ist aber damit auf tendenziell schmalere Reifen ausgelegt.

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Auf den Laufrädern spezifiziert RADON den grobstolligen CONTI Trail King in der 2.2er Breite vorne und 2.4 hinten.

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Bremsen

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Ergänzt wird das Gesamtpaket durch die MAGURA MT 5 Bremsen mit Vierkolbentechnologie, die wir hier schon einmal vorgestellt haben (c_g hatte ja die fast baugleiche MT-7 im Test). Sehr angenehm empfinde ich es, dass das Bike schon von Anfang an mit 180er Scheiben vorne wie hinten ausgestattet ist.

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Lenkung und Sitzen

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Wie oben bereits erwähnt werden die farbigen Akzente an der Gabel und dem Hinterbaudämpfer am Lenker wieder aufgenommen: Verbaut ist ein leuchtend orangener RACE FACE Turbine 35 Lenker in der Breite von 760 mm, mit 20 mm Rise, gehalten von einem 60 mm kurzen RACE FACE Turbine Vorbau. Die 35 mm im Klemmbereich versprechen ein steifes Cockpit, auf das aus dem kurzen Cockpit resultierende Handling bin ich allerdings sehr neugierig. Setzt RADON damit – genau wie mit der ETHIRTEEN Kettenführung eher ein Zeichen in Richtung abfahrtslastiges Bike, oder bleibt die Vielseitigkeit des ersten Slide 130 auch weiterhin erhalten? Wir werden es schon bald wissen. 9 RADON Slide 130 HDFür längere Teilstücke in der Ebene oder bergauf, die man im Sitzen auf dem Rad verbringt, ist der straffe ERGON SME 30 EVO Sattel auf einer Rock Shox Reverb Stealth Sattelstütze montiert.
Am Ende des Intros wiederhole ich mich gern: Das Gesamtpaket wirkt hochwertig und sehr stimmig. Ich freue mich jedenfalls wirklich auf den ausführlichen Test … und da der Winter sich nun doch endlich verabschiedet, kann ich das RADON Slide 130 10.0 HD auch artgerecht bewegen.

Oli