NINER WFO9 im TNI Test – Das Intro: von Oli

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NINER WFO9 im TNI-Test

Ihr könnt Euch vielleicht noch an unseren Bericht vom Bike-Festival in Riva erinnern, bei dem c_g und ich erste Fahreindrücke mit dem WFO sammeln konnten. Ich erinnere mich auch, denn selten hat mich ein Kurztest eines Bikes so nachhaltig beeindruckt und den Wunsch erzeugt mir das doch noch mal näher anschauen. Klettert es wirklich so gut, wie ich das in Erinnerung hatte? Fühle ich mich wirklich so sicher damit im Downhill? Wo liegen die Stärken und Schwächen des Bikes bei einer intensiveren Begutachtung? Ist die extrem kompakte Geometrie des Endurobikes auch für andere, gemäßigtere Geländearten geeignet? Wie komme ich mit der 1-11 Schaltung klar? Sind 160/150 mm Federweg nicht zu viel des Guten?

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Seit Riva stehen wir mit NINER im Gespräch um das Bike für einen ausführlicheren Test zu bekommen. Beim Bike-Festival in Willingen konnten wir dann die neue NINER Country-Managerin, Elke Mooseder auch davon überzeugen und seit knapp über einer Woche steht es bei mir … und statt wie normalerweise bei TNI üblich zuerst neue Fotos für das Intro zu schießen, habe ich mich zuerst mal aufs Bike gesetzt und bin eine lange Runde damit auf meinen Hometrails unterwegs gewesen. Und weil es so extrem Spaß gemacht hat, gleich noch einmal am Wochenende zwei Touren in den bayerischen Alpen.

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Die bisherige Erkenntnis: Das Bike überrascht immer wieder aufs Neue – und das im positiven Sinne:  Würde ich mir ein Bike nur nach den technischen Daten kaufen, wäre das WFO für mich niemals in den engeren Kreis der möglichen Kaufobjekte gekommen mal abgesehen von der Optik – die finde ich nämlich einfach umwerfend.

Kurz noch einmal die Eckdaten:

Getestete Rahmengröße: L
Oberrohr: 600mm
Sitzrohr: 508m
Kettenstrebenlänge: 443mm
Radstand: 1185
Steuerrohr: 110mm
Lenkwinkel: 67Grad
Vorbau: NINER Trail Stem 50mm (!)
Dämpfer: Rock Shox Monarch Plus, 150mm FW
Gabel: Rock Shox Pike RCT3 160mm FW
Sattelstütze: Rock Shox Reverb
Sattel: NINER (WTB)
Bremsen: Formula The One  180/160
Laufräder: American Classics All Mountain
Reifen: Kenda Nevegal 29×2,2 tubeless
Schaltung: Sram X01 – 1×11
Maximale Kettenblattgröße 38 – hier verbaut 30 Zähne

Ein Federweg von 160 vorne und 150 mm hinten klingt für ein 29er Bike nach extrem gravitylastigem Einsatzzweck. Als Endurobike muss es aber auch gut klettern können und das ist einer der Punkte, die mir extrem wichtig sind. Bisher war genau das der Hauptgrund eher auf 29er AM Hardtails umzusteigen. Daher: Kann mich das WFO überzeugen? Das Gewicht von knapp 13 kg deutet das schon mal an.

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Das Oberrohr mit einer Länge von 600mm ist für einen Rahmen in L ziemlich kurz – kürzer jedenfalls als fast alles, was ich länger gefahren bin. In Verbindung mit einem 50mm kurzen Vorbau ist das NINER WFO9 eine recht kompakte Angelegenheit. Mein Dilemma ist ohnehin, dass ich mit einer Körpergröße von 1,88 Metern immer wieder zwischen L und XL falle – hier würde der Zeiger klar in Richtung XL ausschlagen.

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Die SRAM X01 Schaltgruppe mit 30er Kettenblatt vorne und 10-42 Zähnen hinten bringt zwar einen klasse Schaltkomfort und ordentliche Gewichtsersparnis, ob sie aber für Touren im hochalpinen Gelände, für längere Anstiege und schnelle Abfahrten geeignet ist, gilt es noch zu prüfen.

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Die schon im ersten Fahreindruck genannte maximale Reifenbreite von 2,35 klingt erst einmal nicht nach dem Endurobike fürs Grobe. Dabei liegt das Problem nicht mal bei den Kettenstreben, sondern der Aussteifungsbrücke der Sitzstreben. Hier sieht man den verbauten (großvolumigen) Kenda Nevegal 29×2,2, der zwar grobe Stollen hat, sonst aber eher „normal ausfällt. Bereits damit ist nicht mehr sehr viel Platz.

Beim Punkt Rahmenfinsih muss ich mich korrigieren. Hatte ich in den Fahreindrücken zum Festival in Riva noch von einem eloxierten Rahmen gesprochen, so stellt sich jetzt bei genauerem Hinsehen heraus, dass der Rahmen lackiert ist. Ich war einfach davon ausgegangen, waren die früheren schwarzen Aluversionen des JET, RIP und WFO in allen Entwicklungsstufen immer eloxiert.

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Nach den ersten Touren auf den Hometrails und in den Bergen kann ich nur sagen: NINER hat alles richtig gemacht. Trotz seines extremen Federwegs klettert das Bike unglaublich flink und neigt erst sehr spät zum Aufbäumen. Auch wenn die verbaute Pike keine Absenkfunktion hat so habe ich diese auch nicht vermisst. Gabel und Hinterbaudämpfer empfinde ich nach wie vor als straff, fast schon zu straff, aber ein solches Urteil braucht noch ein wenig Zeit. Es erinnert mich an mein altes JET – jedoch mit deutlich mehr Federweg.

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Bergab ist es laufruhig und doch sehr wendig. Und es verlangt nach mehr. Langsamfahren ist nicht sein Ding, es will förmlich über Trails gejagt werden. Ich kam mir manchmal vor wie auf einem Rennpferd, dem es zu langweilig ist, nur zu traben. Gleichzeitig fährt es sich mit seiner aufrechten Sitzposition auffallend entspannt. Womit ich jedoch bislang nicht klarkomme ist der 50mm kurze Vorbau. Vor allem im Wiegetritt hatte ich manchmal das Gefühl, zu stark Gewicht nach vorne zu bekommen, da ich den Lenker nicht unter oder vor mir hatte, sondern gefühlt leicht hinter meinem Schwerpunkt. Auch wenn das nur ein subjektives Gefühl ist, so führte es dazu, dass ich bergauf lieber im Sitzen getreten habe. Auch bergab war ich mir nicht klar, ob ich den kurzen Vorbau so gut finde.

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Deswegen habe ich testweise mal einen 100er Vorbau montiert … und schon habe ich ein komplett anderes Bike unter mir. Eines, das mir wie angegossen passt, eines, bei dem ich mich auch im Wiegetritt absolut mittig im Bike fühle.

Die Kombination aus Rahmen, American Classics All Mountain Laufrädern und Rock Shox Pike wirken wie ein stimmiges Gesamtpaket: Auch in starken Schräglagen ist kaum Flex zu spüren, weder vom Rahmen, noch von der Gabel oder den Laufrädern. Einzig der Kenda Nevegal scheint einen leichten Hang zum „Walken“ zu haben: In engen Kurven fühlt es sich manchmal so an, als würde die Noppen wegkippen.

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Ich bin schon gespannt auf meine weiteren Erfahrunguen, um Euch demnächst weitere ausführliche Fahreindrücke zu vermelden. Vorläufig ist es so, dass ich mich schon lange nicht mehr so wohl auf einem Fully gefühlt habe und kurz davor bin, meine Grundeinstellung gegenüber lanhubigen 29er Fullies zu ändern. Vielleicht brauche ich doch ein AM Fully statt eines AM Hardtails?

Oli