Testintro SINGULAR Puffin – Projekt „Ein Bike für alles?“
Im Oktober 2013 endete das Kickstarter Projekt von Sam Alison, dem Kopf von SINGULAR Cycles in Großbritannien, für das SINGULAR Puffin (=Papageientaucher) – einem Fatbike aus Stahl mit einem 100mm EBB (exzentrisches Innenlager).
Geplant war eine Auslieferung der ersten Rahmen noch im Winter 2013/2014. Leider wurde aus verschiedenen Gründen nichts daraus und alle Interessenten mussten sich noch lange mit den ersten Prototypenbildern begnügen, die im Web kursierten. Auch die Bilder im Liveticker des Briten Aidan Harding, wie er auf einem Prototypen Ende Februar beim härtesten Winterrennen auf Bikes, dem Iditarod Invitational in Alaska unterwegs war halfen wenig dabei das Warten zu erleichtern. Aidan wurde schlussendlich nach elf (!) Tagen Zweiter auf einem SINGULAR Puffin – und das auch noch als Singlespeeder.
Mir persönlich hat das Puffin von Anfang an optisch sehr gut gefallen – abgesehen von dem leicht „geknickten“ Sitzrohr, ist es doch sehr klassisch in der Geometrie. Sam Alison hat sich bei der Entwicklung lt. eigener Aussage angestrengt, das Puffin zu einem Trailfatbike werden zu lassen – er ist also ganz auf der Höhe der Zeit.
“My goal in developing the Puffin is to create a fatbike which excels not only in the kind of soft conditions for which the oversize 26×4.0″ tyres were designed – but to provide a lively and fun bike for general trail riding. Achieving this has meant taking much of what I have learnt in designing the vaunted 29er Swift, and applying those same principles to a fatbike. Sharp handling, a lively feel and perfect balance were high on the agenda. That said, it was not simply a matter of taking the same geometry and tubing and giving it enough clearance for the big tyres.
Das erwünschte Handling erhofft sich Sam durch die kurzen Kettenstreben von nur 435 mm (bzw. 428 mm in der hintersten Einstellung des EBB), einen Lenkwinkel von 70 Grad und eine Sitzrohrlänge von 500mm in der Rahmengröße XL. Damit besitzt das Puffin eines der kürzesten bekannten Fatbike-Hinterbauten.
Das Bike ist zudem mit einem 100mm EBB ausgestattet, das die Nutzung auch als Singlespeeder ermöglicht. Im Auslieferungszustand erhält der Käufer für £ 595.00 (ca. € 699.-) neben dem ein Rahmenset bestehend aus Rahmen (Gewicht ca. 3 kg in der Gr. XL) und Stahlgabel eine gnaze Reihe von Kleinteilen. Da wäre einmal eine schicke Sattelklemme, 2 Sätze Klemmen für die Leitungsführungen unter dem Oberrohr (einmal nur für die Hinterradbremse im SS-Betrieb und einmal für bis zu 3 Züge wenn geschaltete aufgebaut), dazu einen Adapter für eine Direct Mount Montage eines Umwerfers sowie zwei Schaltaugen. Das exzentrische Innenlager ist – wie beim SINGULAR Swift – natürlich auch bereits dabei und montiert. Das Tretlager wird mit zwei Schrauben fixiert.
Das Unterrohr ist im Bereich des Steuerrohrs mit einem Gusset versteift, das Steuerrohr selbst ist konisch und für die Aufnahme ebensolcher Gabeln geeignet. Mit 140 mm ist das Steuerrohr in der Größe XL recht lang, insbesondere mit dem externen Steuersatzschalen, dank derer die Front noch höher baut.
Die mitgelieferte Gabel ist straight 1 1/8“, mit IS-Mount und bei Bedarf lässt sich auch ein Lowrider Gepäckträger befestigen. Wichtig dabei ist jedoch, dass es bei Fatbikes immer noch keine fixe Norm Bremsbefestigubng gibt. Das musste ich schmerzlich feststellen, als ich mich nach der ersten Montage der Bremse gewundert habe, warum die Bremse nicht passt. Oder warum die Scheibe an den Laufrädern (On One Fatty Wheelset – das ich bereits hatte) nicht zwischen die Bremsbeläge wollte. Schlussendlich habe ich mir mit Beilagscheiben helfen müssen, denn das Vorderrad ist für die RDS (Rear Disc Spacing) Montage vorgesehen, die Gabel jedoch ist für FDS (Front Disc Spacing) Standard konzipiert. Die Folge ist, dass die Scheibe bei RDS ca. 5mm weiter innen sitzt.
Der Hinterbau ist – für ein Fatty – aus recht filigranen Stahlrohren gefertigt. Die Kettenstreben haben einen leichten S-Bend, die Sitzstreben sind gerade.
Ich muss zugeben, dass ich wegen der Sitzstreben unsicher wurde, ob ich da nicht mit meinen großen Füßen Schwierigkeiten bekommen und Schleifspuren hinterlassen werde.
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Wie im Intro angedeutet, habe ich mich sehr lange auf ein Bike freuen dürfen, sollte es doch eigentlich schon im Winter kommen – zumindest zum Ende des Winters.
Die späte Auslieferung Ende Juni für die ersten Kickstarter-Follower in Europa brachte mich aber dann auf eine ganz andere Idee:
Das SINGULAR Puffin als Ganzjahresbike.
Schließlich gibt es die Möglichkeit, Fatbikes zu 29ern zu konvertieren, wenn man sich einen Laufradsatz dazu baut oder kauft, der die passenden breiten Naben hat. In diesem Fall hinten 170mm und vorne 135mm. Das Puffin schien mir dazu ideal. Robust gebaut, mit einer auf dem Papier stimmigen Trailgeometrie, der Möglichkeit 26×4.0 Fatbike Laufräder und im Sommer auch wahlweise einen 29er LRS einzubauen. Über die Monate des Wartens hatte ich mir daher Teile zurecht gelegt, die mir einen schnellen Aufbau ermöglichen sollten. Einen fertigen NonFat (29er) Laufradsatz hatte ich mir bereits über On One zugelegt.
Und schon nach den ersten Tagen auf dem Puffin und dem Lesen des Berichts von Guitar Ted über das BOREALIS Echo 29+ stellt sich mir die Frage ob ein Fatbike nicht das Potential hat auch ein klasse 29er Bike zu sein, das man das ganze Jahr über fahren kann? Im Sommer mit dem 29er LRS, im Winter oder bei Wetter- oder Geländebedingungen, die es erforderlich machen, mit dem Fat LRS? Bringen die breiteren Naben wirklich ein deutliches Plus an Steifigkeit für die 29er Laufräder?
Ich werde für Euch in den kommenden Wochen das Puffin wechselweise mit beiden Laufradsätzen testen – jedoch im Gegensatz zu Guitar Ted nicht mit 29+, sondern „normalen“ 29er Reifen. Komplett starr, vielleicht auch mit Federgabel vorne, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Mal sehen. Doch zunächst geht es erst einmal FAT auf den Trail.
Den ersten Zwischenbericht folgt demnächst. Und wer weiß, vielleicht sieht der Weisheit letzter Schluss dann so auch ganz anders aus … evtl. so? 😉
OLI