IBIS CYCLES bringt lang erwartetes Ripley 29er – unsere Gedanken dazu: von Guitar Ted & c_g

Nachdem es lang und breit überall im Netz angekündigt worden ist, ist es endlich soweit. IBIS CYCLES hat das serienreife Ripley 29er vorgestellt. Wir werden euch hier ein paar technische Detail zum IBIS Ripley vorstellen und ein wenig erzählen was wir davon halten. Wer noch tiefer einsteigen will, kann sich auf der IBIS Webseite allerhand zusätzliche Infos holen.

Das IBIS Ripley ist eines der 29er denen man mit  allerhöchster Erwartungshaltung begegnet – die bahnbrechenden Technologien bei dessen Vorstellung auf der EUROBIKE 2011 und die über 1 ½ Jährige Wartezeit seither sind schauld daran. Wir hatten ja bereits im Rahmen der EUROBIKE Berichterstattung in aller Tiefe über den damalige Prototypen berichtet (hier in engl.) Und wie man sieht, sind die allermeisten Merkmale auch in den Serienrahmen übernommen worden. Bleibt also die Frage: „Warum hat es weitere 18 Monate gedauert hat bis zur Serienreife?“
Die Frage ist berechtigt und die Kurzfassung der Erklärung von IBIS ist, dass das Ripley ursprünglich mit 100 mm Federweg entwickelt wurde, dann auf 120 angewachsen ist und die verschiedenen Verzögerungen von Seiten der Rahmenhersteller und Zulieferer (IBIS ist eine recht kleine Firma und dementsprechend nicht auf der Prioritätenliste der Carbonrahmen-Hersteller, verlangt dafür aber neueste Technologien und Fertigungstechniken), sowie der sehr sorgfältige interne Entwicklungsprozess einfach ihre Zeit brauchten. Ich erinnere mich gut wie SCOT Nicols damals auf der EUROBIKE auf die Frage nach der Serienreife gelassen antwortete: „Es wird solange dauern wie es dauert … aber das Bike wird, wenn es kommt ausgereift und ohne Kinderkrankheiten sein“ … und angesichts der  insgesamt 6 Jahren von der Idee des Ripleys bis zur Serienproduktion sind die 18 Monate seit dem Prototypen doch Peanuts, oder ;-).

 

Technologien: Uns scheint die Herangehensweise von IBIS bei der Entwicklung sinnvoll – zu oft bekommen wir auch unausgereifte Bikes zum Test. Bei IBIS nahm man sich die Zeit  die diversen Prototypen ausgiebig in der Praxis zu testen (ein paar Mal auch von unserem Grannygear selber gesehen), Dadurch konnten zahllose Detailschwächen aufgedeckt und in Folge behoben werden.

Eine der großen Technologischen Neuerungen des IBIS Ripley ist dass es nicht nur das hochgelobte “DW Link” (benannt nach dem Erfinder Dave Weagle) verwendet, sondern dieses zusätzlich in einer sehr kompakten exzentischen Hebelanordnung umsetzt. Im Laufe der Entwicklung wurden die Norglide Schräg-Gleitlager gegen Standard-Industrielager (handelsübliche Größen aus dem Bike- uns Inliner-Sport) getauscht – nach Angaben von IBIS der Steifigkeit und Wartungsfreundlichkeit wegen. Außerdem sollen die neuen Lager auch schmutzunempfindlicher sein. Besonders wichtig aber war, dass die Lager im Falle eines Austausches leicht auszuwecheseln wären und überall erhältlich sein sollten. IBIS wird in Kürze sogar ein eigenes Werkzeug zum Lagertausch anbieten, obwohl man annehmen dürfte, dass ein solcher Tausch nur sehr selten anfällt, wenn die Lager abschmierbar sind.

An der Stelle müssen wir IBIS wirklich ein Kompliment aussprechen, dass sie sich die Zeit gelassen haben die Praxistests und Entwicklung solange durchzuführen, bis das Produkt wirklich funktioniert … was das Ripley allerdings im Praxistest noch unter Beweis stellen muss ;-).

IBIS gibt zwar an mit ihren Technologien einzigartig zu sein, und das kann im Detail durchaus stimmen (evtl. waren sie sogar die ersten die sich an deren Umsetzung gemacht haben), aber die Zeit hat sie diesbezüglich überholt. So findet man zum Beispiel ein ähnliches Federungskonzept auch im YETI SB-95. Was man IBIS allerdings zugute halten muss ist, dass sie es sich nicht leicht gemacht haben es in die Serienreife zu überführen – unsere Hochachtung vor dieser fast stoischen Geduld von Scot Nicols.

Doch andere Details, wie die in den Hinterbau integrierte Umwerfermontage, die sehr kurzen Steuerrohre (vor allem bei den kleinen Größen erst möglich durch die sehr junge Entwicklung kürzerer konische Gabelschäfte von Seiten der Komponenten Hersteller), die von Querkräften entkoppelte Dämpfer, das BB-92 Tretlager, die 142 X 12 mm Hinterradachse, die Vorbereitung für Dropper-Stützen uns so vieles mehr sprechen eine klare Sprache, dass man sich beim Ripley sehr wohl um die Details gekümmert hat.
Interessant auch, dass man auf der IBIS Seite lesen kann, dass das Federungssystem für Kettenblätter um 32-34 Zähne hin optimiert ist und man daher in fast jeder Ausstattungsvariante eine 2-fach Kurbel von E-Thirteen mit 24/34 Zähnen anbietet, Unseren Erfahrungen nach mit dem SANTA CRUZ Tallboy LTc (hier) zufolge, einen sehr gute Idee, die manche Probleme in Sachen Antriebseinflüsse vermeiden dürfte.

Handling: Ohne jede Praxiserfahrung sind alle Aussagen hierzu spekulativ aber ein paar Dinge sind uns beim Ripley zumindest aufgefallen. Wie viele andere Hersteller versucht auch IBIS beim Ripley 29er ein Handling zu erzeilen, das dem ihrer erfolgreichen 26-Zöller möglichst stark ähnelt. Der Gedanke ist dabei völlig legitim (auch wenn es nicht die einzige Möglichkeit ist ein gutes 29er zu bauen.) Logisch dass vieles am Ripley nach dieser dieser Grundphilosophie ausgerichtet ist. Nach Aussagen von IBIS-internen Testern soll sich das resultierende Ripley „agil, schnell und steif fahren“ – eine Aussage die wir vorerst einfach stehen lassen.

Interessant war, dass im Laufe des Tests diverse Aussagen aufkamen, dass der Gabeloffset der damals vorhandenen Gabeln nicht optimal wäre. Glücklicherweise traf diese Erkenntniss gerade mit der Öffnung der G2 Castings (vorher exklusiv bei TREK) für andere Hersteller zusammen und so konnte man die passende Lösung direkt implementieren. Voila! (Mit nahezu den gleichen Argumenten wie von IBIS aufgeführt hatten damals die Entwicklercrew von GARY FISHER auch deren Umsteig auf 51 mm Offset argumentiert. CUBE ist je vergangenes Jahr ebenfalls auf dieses Pferd aufgesprungen.)

(Geo-Tabelle 120 mm Gabel - zum Vergrößern anklicken)

(Geo-Tabelle 140 mm Gabel - zum Vergrößern anklicken)

Geometrie: Die Geometrie des Ripleys sieht auf dem Papier recht gut aus. Nur das recht hohe Tretlager (zwischen 10 und 20 mm höher wie andere vergleichbare Bikes) und der bereits mit einer 120er Gabel flache Sitzwinkel von 73°, der mit einer 140 mm Gabel sogar auf 71,5° schrumpft, fällt auf. Ansonsten dürfte das Ripley aber wirklich in die Kerbe eines tollen Allrounders schlagen – irgendwo zwischen dem SANTA CRUZ Tallboy und Tallboy LT, die wir wefen ihres Handlings sehr hoch schätzen. Wir sind schon gespannt, wie sich die Carbonschönheit von IBIS auf dem Trail verhalten wird … wenn wir die Gelegenheit für eine Testfahrt bekommen.

 

Es wird das Ripley als Rahmenkit oder in diversen Komplettbike-Versionen in den beiden Rahmenfarben Blau und Schwarz/Grün (mit zusätzlichen Upgrade Optionen) geben – die deutschen Preise beim Verrieb Tri-Cycles stehen noch nicht final fest.

Soweit zu unseren Gedanken im Bezug auf das IBIS Ripley 29er – ein Top-End Carbon-29er-Fully das sich nicht scheut mit den sehr hohen Erwartungen der 29er fans zu kockettieren. Doch jetzt, wo das Bike bald in den Shops und dementsprechend auch auf den Trails zu finden sein wird, kannes nicht mehr allzu lange dauern, bis wir mit ersten eigenen Erfahrungen aufwarten werden. Wir sind gespannt, ob sich die Wartezeit gelohnt hat. Demnächst mehr dazu bei uns.

 GT & c_g