SPRINDEX Coil (verstellbare Stahlfeder) – Praxiseindrücke: von c_g

Vor gut einem Monat hatte ich euch die SPRINDEX Coil Stahlfeder vorgestellt – die erste Stahlfeder fürs MTB mit einer verstellbaren Federrate. Das System kommt in verschiedenen Längen und Härten, mein Testmuster ist einer der härtesten verfügbaren federn und bietet einen Verstellbereich von 500 bis 550 lbs/in. Sie deckt damit das Spektrum von beiden unterschiedlichen Stahlfedern ab die ich sonst fahren … und das mit vielenen Stufen dazwischen, die man sonst erst garnicht bekommt.

Auf die Funktionsweise bin ich ja bereits im Intro eingegangen: Während die Feder selber eher „normal ist, ermöglicht ein spezieller zweiteiliger Spacer die Länge der aktiven Wicklungen zu reduzieren und damit zu bestimmen, wie hart die Feder effektiv ist. Genial und sehr einfach – wie die meisten wirklich guten Ideen. Die Montage selber ist genauso einfach, wie mit anderen Stahlfedern – den untern Federteller abnehmen, Feder austauschen, den Federteller wieder rauf und dann . Nur bei den roten Delrin-Spacern muss man eben das passende Paar nehmen, damit die Feder wackelfrei im Dämpfer sitzt.

Einmal montiert, gilt es dann erst einmal zu experimentieren, mit welcher Federrate das Bike am besten funktioniert. Bei dem CUBE Stereo 170 war ich besonders gespannt, denn hier bin ich mit dem Wissen in den Test gegangen, dass mir dort eine 500er Feder etwas zu weich war (häufige Durchschläge und im Uphill etwas zu tief im Federweg), während es mir mit die 550er Feder bereits zu straff vorkam und ich mir recht schwer tat, den Federweg je voll auszunutzen. Mein Ideal für dieses Bike müsste demzufolge also irgendwo dazwischen liegen. Aber wo? Ich war gespannt, ob ich mit SPRINDEX herausfinden würde, wo genau.
(Beobachtung am Rande: Weil man einen Durchschlag viel eher spürt und als unangenehm wahrnimmt, als einen nicht 100% genutzten Federweg, glaube ich, dass viele aggressive Fahrer tendenziell eher mit einer zu harten, als einer zu weichen Feder unterwegs sind.)

Und wirklich – es hat nur ein paar Testfahrten über meine Home-Trails gebraucht, um herauszufinden, dass mein persönliches Optimum für dieses Bike zwischen 520 und 530 lbs/in liegt. Warum ich es nicht bei 425 lbs/in festmache? Ganz einfach, weil es mit SPRINDEX so einfach geht, die Federung je nach Tagelaune, Komfortwünschen und gefahrenen Trails zu justieren, dass man es fast noch ehr macht, als bei einem Luftdämpfer … noch dazu funktioniert das bei der SPRINDEX Feder sogar ganz ohne zusätzliches Werkzeug. Womit wir aus meiner Sicht auch schon zum einzigen Kritikpunkt der SPRINDEX Feder kommen: Die beiden Spacer zueinander zu verdrehen, erfordert ziemlich viel Kraft. Je nach Zugänglichkeit kann es daher durchaus schwierig werden die SPRINDEX Feder ins Bike eingebaut zu verstellen. Während der Dämpfer am CUBE noch sehr gut zugänglich und damit zu greifen ist, war die Verstellung am POLE mit dem zweigeteilten Sitzdom schon recht unhandlich. Andererseits ist damit eine unbeabsichtigte Verstellung auch wirklich ausgeschlossen. Dass man nur minimale Vorspannung auf die Feder geben sollte, versteht sich von selbst – zum einen, weil es allgemein wenig Sinn macht Stahlfedern stark vorzuspannen und zu anderen, weil die Verstellung dann noch mehr Kraft erfordert. Schmutz und Staub scheinen dagegen keinen spürbaren Einfluss auf die Verstellung zu haben.

Damit wäre am Beispiel des CUBE Stereo 170 gezeigt, dass man als Fahrer mit der heute üblichen Federraten-Schritte nicht immer optimal bedient ist. Aber wie viel Sinn macht eine in 5 lbs/in-Schritten verstellbare Feder in der Praxis? Ist sie nur ein spaßiges Grimmig für Federungs-Nerds oder kann jeder davon profitieren.Ich habe in den letzten Wochen viel mit der Verstellung der SPRINDEX Coil experimentiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass man schon sehr feinfühlig sein muss (oder eine besondere Kinematik haben muss) um eine Änderung von 5 bis 10 lbs/in bereits zu spüren. Aber drüber hinaus, also bei Schritten von 15 lbs/in oder mehr, glaube ich, dass wirklich jeder einen Unterschied spürt. Wer also das Beste aus seiner stahlgefederten Heckfederung herausholen will, findet hier also erstmals die Möglichkeit wirklich auszuprobieren, welche Federrate wirklich am Besten passt. Das ging vorher nicht.

Aber es kann auch anders kommen: Beim Test der SPRINDEX Feder auf dem POLE Evolink hat sich nämlich gezeigt, dass ich dort mit einer Federrate von 545-550 lbs/in am besten bedient bin. Hier passt für mich eine der üblichen und leicht verfügbaren Serienfedern nahezu ideal. Es kommt also auch immer auf die ganz individuelle Situation und das Bike an. Damit zeigt bereits der Test an diesen beiden Bikes weshalb die SPRINDEX Stahlfeder ein schon lange überfälliges Teil für alle Stahlfederfans ist. Im Fall meines CUBE Stereo wäre mir weder mit der 500er, noch der 550er Feder wirklich optimal gedient und die SPRINDEX ist DIE Lösung schlechthin zur optimalen Federungs-Perfromance. Am POLE wiederum wüsste ich ohne SPRINDEX erst garnicht, dass mir hier die einfache 550er Standardfeder genauso passt … in beiden Fällen hat es also  zuerst einmal die SPRINDEX gebraucht. Noch Fragen?

Was die generelle Performance der SPRINDEX Feder angeht, hat es in dem Test bisher keinerlei Auffälligkeiten gegeben. Sie arbeitet wie jede andere klassische Stahlfeder und bisher hat auch der Spacer zur Vertellung der Federrate weder Geräusche gemacht, noch sonst irgendwelche Auffälligkeiten gezeigt. Ich kann natürlich noch wenig darüber sagen, wie dauerhaltbar das Teil st, oder wie es sich langfristig (z.B bei Kälte) bewährt, aber der bisherige Eindruck ist durchweg positiv. Aktuell sind unsere Testfahrten aufgrund der Situation natürlich noch ein wenig zurückhaltend und die Feder hat bisher auch nicht viel mehr als meine heimischen Trails gesehen, aber das wird sich hoffentlich im Laufe der kommenden Wochen und Monate auch noch ändern. Wir berichten wenn es Neues zur SPRINDEX Feder gibt.
Gerade nach dem Test der CANE CREEK Progressive Coil muss ich aber noch darauf hinweisen, dass die SPRINDEX Coil im Grunde eine klassisch lineare Stahlfeder ist. Deswegen ist sie auch nicht für jeden Hinterbau und jede Kinematik geeignet. Dort wo sie passt, bietet sie allerdings neue Möglichkeiten einer optimalen Anpassung, die man bisher einfach noch nicht hatte.

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Zwischenstand

In einer Zeit, in der Stahlfedern immer mehr die Gunst der Biker erringen, hat SPRINDEX mit ihrem ebenso einfachen, wie genialen Verstellsystem ein genauso einfaches, wie geniales System am Start. Die Verstellung ist bis auf den ziemlich hohen Kraftaufwand sehr einfach und erlaubt es jedem Biker seinen Stahlfederdämpfer wirklich optimal auf die Anforderungen anzupassen.

   

Selbstverständlich ist der Verstellbereich der SPRINDEX Stahlfedern nicht so breit, wie bei einem Luftdämpfer, er ist aber doch groß genug, um wirklich nützlich zu sein: Sei es um eine unterschiedliche Zuladung auszugleichen (ohne Gepäck oder mit Transalp-Rucksack), um Feinanpassungen für die jeweiligen Trailverhältnisse vorzunehmen (gemütliche Feierbabendrunde oder Bikepark-Tag) oder einfach um herauszufinden, welche Federrate am jeweiligen Bike wirklich am besten funktioniert (angesichts der üblichen 50 lbs/in Schritte aus meiner Sicht der größte Vorteil) – für all das ist die SPRINDEX Coil eine effektive und sehr praxisgerechte Lösung um noch mehr Spaß beim Biken zuhaben.

Das einzige Risiko, angesichts des doch recht hohen Preises von 149.- Euro ist, dass man am Ende genau bei der Federrate landet, bei der man auch eine einfache Serienfeder hätte nutzen können. Doch selbst dann hat man nicht nur etwas nützliches gelernt,   und profitiert immer noch von den feinen Anpassungen die damit möglich sind. Für mich ein echtes Highlight und eine klare Empfehlung für alle Stahlfederfans.

RIDE ON, 
c_g