CANE CREEK Progressive VALT Spring – Zwischenstand: von c_g

Seit gut zwei Wochen bin ich mit der progressive gewickelten Progressive VALT Spring Stahlfeder aus dem Hause CANE CREEK unterwegs und ich muss offen sagen: Oh lala!

Nach git 2 Wochen auf dem MARZOCCHI CR Dämpfer am POLE Evolink steht für mich fest – die progressive Wicklung hat einen massiven Einfluss auf die Federungscharakteristik.

Dabei hatte ich zuerst meine Zweifel. Beim Blick auf die Federkennlinie in der Grafik aus dem Intro (die bei der die Federkennlinie der progressiven VALT Feder, der einer linearen Feder gegenübergestellt wird), war ich mir nicht so sicher, wie deutlich man den Unterschied auf dem Trail wirklich spüren würde.

BIshr bin ich das POLE mit einer linearen Stahlfeder gefahren und bin damit super zurecht gekommen. Mit der linearen VALT Feder von CANE CREEK zeigt es sich von einer ganz anderen Seite, die weder besser noch schlechter, Sonder einfach „anders “ ist.

Im Trockenen gab es zu meine sonst gefahrenen 500er Feder , die ich sonst auf dem Bike fahre, schon mal keine Unterschiede. Bei der SAG-Messung vor der ersten Ausfahrt ergab die Feder genau den gleichen Wert mit einem SAG von ca. 30%. Auf der allerersten Abfahrt, die mit vielen, aber nur kleineren Wurzeln aufwartet, hatte ich auch nur hin und wieder den Eindruck nicht auf der gewohnten linearen Feder unterwegs zu sein.  Auf der zweiten, deutlich gröberen und mit diversen Sprüngen durchsetzten Abfahrt war dann aber sehr schnell klar, dass die progressive Feder meinem POLE Evolink eine spürbar andere Federungscharakteristik verleiht. Lebendiger, mit deutlich mehr Pop und mit gigantischen Reserven.

Durch die progressive Federrate ist das Bike spürbar einfacher in die Luft zu bekommen und hat zugleich größere Reserven bei Landungen.

Am deutlichsten war das für mich bei Absprüngen und bei großen Schlägen zu spüren. Bei Sprüngen bin ich auf einmal und bei ansonsten gleicher Fahrweise merklich höher und weiter gesprungen und beim Abziehen über kleineren Kanten war das Bike viel leichter in die Luft zu ziehen, als sonst. Neben der reinen progressiven Federrate, die hier eine wichtige Rolle spielt, hat dies wahrscheinlich auch damit zu tun, dass die nicht dafür ausgelegte Zugstufe (Rebound) mit den höheren Rückstellkräften der Feder tiefer im Federweg auch ein wenig überfordert ist.  Diese Eigenheit liegt aber sehr wohl im Bereich dessen an was man sich gewöhnen kann und war schon bald nicht mehr ungewohnt, sondern einfach Teil des lebendigeren Charakters.

Je mehr Federweg man nutzt, desto deutlicher wird die Progression spürbar. Die einmalige Sensibilität am Anfang des Federwegs bleibt dafür erhalten und hilft auch auf rutschigen Wurzeln sauber die Linien zu halten.

Andererseits lag das Pole im groben Gelände mit der progressiven Feder einfach auch nicht mehr ganz so „satt“ auf dem Trail. Statt am Boden zu kleben, war das Fahrwerk deutlich lebendiger, mit mehr Feedback aber eben auch nicht mehr ganz so komfortabel.

Durch die Progression wirkt der Hinterbau bei größeren Landungen zwar straffer, dafür bleiben immer massive Reserven für Fahrfehler.

Auch wenn die Messung des genutzten Federweges beim Stahlfederdämpfer systembedingt (der Gummianschlages gegen Ende des Federwegs lässt gerade hier keine Aussagen mehr zu) nicht wirklich funktioniert, kam es mir über die bisherigen Rides doch so vor, als würde ich den Federweg wenige häufig voll ausnutzen und als hätte ich mehr Reserven für sehr harte oder missglückte Landungen. Für die 500 lbs Feder gesprochen, bin ich doch hin und wieder an deren Limit gefahren, während ich mit der linearen 550er Feder eher selten durchschlage. Mit der progressiven 510-600 lbs Feder hingegen bin ich mir nicht ganz sicher bisher wirklich je ans Limit gefahren zu sein.

Bergauf ist die bei ca. 50% des Federwegs einsetzende Progression spürbar, indem der Hinterbau höher im Federweg steht. So werden Pedalaufsetzer, die beim POLE mit seinem honen Tretlager ohnehin nur selten vorkommen, noch weiter reduziert.

Aufgrund des ohnehin hohen Tretlagers bei meinem POLE hatte ich auch vorher keine Probleme mit Pedalaufsetzern im Uphill, aber mit der progressiven Feder, deren Progression ja ab ca. 50% ihres Hubs einsetzen soll, bin ich mir sicher, dass das Heck gerade zwischen größeren Hindernissen wie Wurzeln einfach noch höher im Federweg gestanden ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine progressive Feder auch hier bei Bikes, die eventuell  für Bikes, die im Uphill mit einer linearen Feder zu stark einknicken auch ein mögliches Upgrade darstellt. Einbußen in Sache Traktion konnte ich bisher noch keine verzeichnen.

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Zwischenstand: 

Die progressive Natur der Feder ist in der Praxis deutlich spürbar und schafft so ganz neue Möglichkeiten für Stahlfeder-Fans und solche, die es noch werden wollen.

Während ich anfangs ein wenig unsicher war, wie deutlich man den Unterschied zwischen einer linearen und der progressiv gewickelten Stahlfeder von CAN CREEK spüren würde, wurde mir schnell klar, dass sie einen realen und für jeden spürbaren Unterschied in Sachen Federungscharakteristik macht. Im Anfangsbereich noch genauso sensibel und aktiv, wie bei einer linearen Stahlfeder spürt man mit zunehmender Federwegsausnutzung sehr wohl die progressive Charakteristik. Im Fall des POLE Evolink, das sich auch mit einer 500 lbs Feder richtig gut fährt, hat die progressive VALT Spring von CANE CREEK dem Bike eine Lebendigkeit und einen „Pop“ verliehen, wie ich sie darauf bisher noch nicht erlebt hatte. Wo der Hinterbau bisher mit der linearen Stahlfeder einfach ein unglaublich komfortables und sattes Trailfeeling hatte, ist mit der progressiven Feder eine Lebendigkeit und Verspieltheit eingezogen, die ich so von dem Bike noch nicht gekannt hatte. Die hohen Reserven gegen Ende hinaus spielen Fahrer mit einer aktiven Fahrweise zusätzlich in die Hände und versprechen diesen Fahrern zusätzlichen Spaß. Andererseits geht die andere Art der Federwegsausnutzung auch ein wenig zu Lasten des vorher sehr hohen Komforts einer linearen Feder. Nach gut 2 Wochen mit der progressiven Feder ist es für mich daher auch weniger eine Frage von „besser“ oder „schlechter“, sondern viel mehr welche Eigenschaften der Federung man stärker betonen will.

Am POLE hat die CANE CREEL VALT Progressive Spring schon mal gezeigt, was sie kann – in der zweiten Testphase darf sie sich vorr. noch auf einem anderen Testbike bewähren.

Ausblick: Nachdem ich mittlerweile überzeugt, dass die progressive Wicklung auf dem Trail sehr wohl spürbare Auswirkungen hat, würde ich gerne im zweiten Teil des Tests noch einen Schritt weiter gehen und ausprobieren, ob diese progressive Charakteristik auch wirklich dafür geeignet ist, eine für Luft-Dämpfer ausgelegte Kinematik zu bedienen. Kann die progressive Feder wirklich die Progressivität einer Luftfeder imitieren und zugleich die Vorzüge einer Stahlfeder ausspielen. Wir werden sehen.

RIDE ON,
c_g