GOODYEAR Newton und Newton ST 29×2.6 Reifen – Testintro: von c_g

Nachdem MiMü bereits mit seinem Testintro zum GOODYEAR Escape bereits detailliert vorgelegt hat, kann ich mich mit der Vorstellung der beiden eher gravity-orientierten GOODEYEAR Reifen Newton und Newton ST ein wenig kürzer fassen.

Als zweites Reifenpaar von GOODYEAR haben wir die Enduroreifen Newton und Newton ST im Test.

Wie die Namensähnlichkeit der beiden Reifen suggeriert sind beide eng miteinander verwandt. und treten in ein und dem selben Segment an – All-Mountain und Enduro, und mit angepasstem Compound und doppellagiger Karkasse sogar bis hin zum DH-Racing.

Sowohl dem Namen nach, wie auch dem Profil nach sind die beiden Reifen nah verwandt – leider gibt GOODYEAR keinerlei Angaben zu den Unterschieden zwischen beiden Reifen an.

Wir haben je einen Newton EN Ultimate Dynamic R/T und einen Newton ST EN Ultimate EN R/T im 29er Format zum Test angefragt und je in der 2,6“Breite erhalten. Generell wäre mir zwar die schmälere Variante mit 2,4“ lieber gewesen, aber wie sich schnell herausgestellt hat, bauen die zumindest die breiteren GOODYEAR Reifen relativ schmal  … dazu aber weiter unten mehr.

GOODYEAR bietet auch diese Reifen in diversen Konfigurationen an (siehe Tabelle oben), die etwas verschlüsselt bereits im Reifennamen stecken. Das „EN“ bezieht sich auf den Einsatzbereich Trail/Enduro und beschreibt technisch eine 1,5-lagige Karkasse – d.h. in die einfache Karkasse ist zusätzlich noch eine komplett umlaufende Textillage eingearbeitet die den Reifen etwas robuster und stabiler macht. Die ebenfalls verfügbare Version mit „DH“ im Namen ist dagegen einevollwertig doppellagige Karkasse. Wie schon beim Escape, verfügen der Newton und Newton ST zumindest in der EN Version auch über den M-Wall Pannenschutz, der vor allem  der Schnittresistenz des Reifens dient.

Beide Testreifen kamen zu uns in der höhenwertigen EN Ultimate Variante und in der größeren 2.6″ Breite zu uns.

Das „Ultimate“ im Namensteht,wie von MiMü bereits beschrieben, für die beste Karkassenqualität mit hoher TPI-Zahl (leider ohne genauere TPI-Angaben) und sorgt so für eine flexiblere und mutmaßlich auch leichtere Karkasse. Die günstigere Premium Variante wäre dagegen eine einfachere und gröbere Karkasse. Hinter der Bezeichnung Dynamic:R/T steckt die Information zum Compound wobei es beim Newton und Newton ST ohnehin nur zwei Varianten gibt: Das hier getestete Dynamic R/TCompound (steht für „Rough Terrain“) mit einem idealen Kompromiss aus Laufleistung, Rollwiderstand und Grip und das Dynamic RS/T („Rough/Soft Terrain“) für DH-Reifen. Ob sich die R/T Compounds zwischen dem Escape und dem Newton (oder vielleicht sogar dem Newton ST) unterscheiden, ist nicht ersichtlich. Alle Reifen sind natürlich tubeless-ready, was bei GOODYEAR Tubeless Complete genannt wird.

Sowohl den Newton, wie auch den Newton ST gibt es als 29er in je sechs Varianten – je in 2,4″ und in 2,6 in den Versionen EN Premium, EN Ultimate und DH Ultimate.  Ob der Newton und Newton ST wirklich das identische Gewicht haben, wissen wir nicht, die betreffenden Tabellen sind zumindest absolut identisch.

Bei den Technologien, Compounds und Karkassenkonstruktion gibt die Site zwar bereitwillig Auskunft, bleibt aber genauere Aussagen dazu schuldig – genaue Angaben zur TPI-Zahl, Single-/Dual oder Triple-Compound oder den Shore-Härten fehlen leider. Wenigstens kann man GOODYEAR damit nicht nachsagen, dass sie den Kunden (oder Tester) durch ihre Aussagen beeinflussen wollen.

Mit ihren prägnanten Dekoren fallen die GOODYEAR Reifen auch optisch auf.

Preislich liegen die Reifen zwischen 57,90 Euro für alle EN Premium-Varianten und 67,90 Euro für die EN Ultimate Versionen. Die doppellagigen DH-Varianten kommen mit einem empfohlenen VK von 74,90 Euro. Zwischen Newton und Newton ST gibt es keinen Preisunterschied. Auch preislich gibt sich GOODYEAR also selbstbewußt und reiht sich sofort in die Riege der Premium-Reifen ein.

Leider finden sich auf der offiziellen Seite von GOODYEAR keine Informationen zu den bevorzugten Untergrundverhältnissen oder einer eventuell besseren Eignung als Vorder- bzw. Hinterreifen – weder zum Newton noch zum Newton ST – was dem Kunden durchaus helfen würde bei der Zuordnung der Reifen und einer eventuellen Kaufentscheidung.  Die jeweiligen Beschreibungstexte bieder Reifen bleiben im Informationsgehalt ziemlich seicht und sprechen  bei beiden Reifen von „reichlich Traktion und Sicherheit, sowie einen hohen Kurvengrip unter verschiedenen Bedingungen bei gleichzeitig gutem Rollverhalten.“ Schauen wir uns also die zwar ähnlichen, aber im Detail doch recht unterschiedlichen Profile der beiden Reifen einmal etwas genauer an und versuchen selbst ein wenig zu interpretieren:

Beiden Reifen (oben links der Newton und oben rechts der Newton ST) gemeinsam ist ein tendenziell offenes Profil mit mäßig großem Stollenabstand, eine sehr deutliche Zunahme  der Stellenhöhe von der Lauffläche (ca. 3,5 mm) hin zu den Seitenstollen (ca. 9 mm) und das Fehlen von echten Übergangs-/Zwischenstollen zwischen der Lauffläche und den  Seitenstollen. Auch was die Kerbungen angeht, zeigen beide Parallelen – die Laufflächenstollen sind stets quer eingekerbt, die Seitenstollen dagegen konstant in Laufrichtung. Erst bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die einzelnen Stollen oft zusätzliche Stufen, Kanten oder Vorsätze eingebaut haben – siehe Detailaufnahmen unten.

Die Unterscheide zwischen dem Newton (wieder links) und Newton ST (oben rechts) liegen dagegen in der Stollenanordnung und der genauen Form der einzelnen Stollen. Während der Newton eine recht einfache 2-2 Anordnung mit alternierend breitere und schmäler gestellten Querstollen in der der Lauffläche besitzt, hat der Newton ST eine etwas komplexere und ein wenig offenere Stollenanordnung, bei der zwischen den quer orientierten Stellenblöcken auch immer wieder in Längsrichtung gestreckte Stollen auftauchen. Vereinfacht ausgedrückt, wirkt der Newton damit eher so, als wären sein Profil in erster Linie auf die Übertragung von Brems- und Antriebskräften hin ausgelegt, während der Newton ST den Eindruck macht, als wären hier auch die Kurvenführung und Lenkpräzision berücksichtigt worden. Auch ohne Hinweise von Seiten des Herstellers habe ich mich deswegen entschieden fürs Erste den Newton ST am Vorderrad und den Newton am Hinterrad zu montieren und zu fahren.

Aus dieser Perspektive betrachtete wirken beide GOODYEAR Newton Reifen recht ähnlich – auffallend ist der starke Zunahme der Stollenhöhe zur Seite hin.

Die Montage der beiden Reifen auf der NEWMEN Felge mit 30 mm Innenweite ging sehr einfach und problemlos ohne Reifenheber. Auch das Aufpumpen war mit der Standpumpe vollkommen problemlos. Die Reifenwülste sind zwischen 2,2 und 2,5 bar deutlich hörbar auf die Felgeschulter gesprungen und haben dort sofort eine sehr positive Abdichtung ergeben. Zu Testzwecken habe ich die beiden Reifen zuerst ohne Dichtmilch aufgepumpt und konnte auch nach 24 h keinen Druckabfall verzeichnen – beide Reifen waren also bereits ab Werk und ohne Dichtmittel komplett luftdicht. Sehr gut.

Wie bereits bei der Beschreibung des Profils angedeutet, haben beide Reifen durch die deutlich zunehmende Stollenhöhe zur Seite hin ein tendenziell flaches Laufflächenprofil und einen recht kantigen Querschnitt. Gut für die Bremstraktion und den Grip geradeaus, aber ich bin wirklich gespannt, wie sie sich damit beim Einlenken und in moderater Kurvenlage verhalten.

 

Auch bei der Breite bzw. dem Volumen hatte die GOODYEAR Enduro-Reifen eine Überraschung parat. Mit  einer Karkassenbreite von 61,2 mm und einer maximalen Stollenbreite von 61,5 mm (jeweils nach 24 h Dehnung und bei 2,0 bar gemessen) gehören die beiden Testreifen definitiv  zu den voluminöseren Enduroreifen, bleiben aber dennoch deutlich hinter der angegebenen Breite von 2,6“ (oder 66 mm nach ETRTO) zurück. Damit fallen die 2,6“ Enduro-Reifen deutlich schmäler aus als angekündigt. Sie haben nahezu die identischen Breite, wie die aktuell ja ebenfalls im Test befindlichen Escape Trail-Reifen mit ihrer genannten Breite von 2,35“. Zur Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass die Breitenangaben für die 2,6“-Breite auf 35 mm Felgen basieren, die der 2,4“ Version auf Felgen mit 30 mm Innenweite, wir bei TNI aber beide auf einer 30 mm Felge montiert und gemessen haben. Dem muss man aber kritisch hinzufügen, dass die Stollen bereits mit der schmalen Felge kaum über die Seitenwände hinausragen, weswegen ich auch nicht so ohne Weiteres empfehlen würde die Newton-Geschwister auf einer breiteren Felge zu fahren. Je nach den ersten Praxiseindrücken, werde ich die Kombination mit einer breiteren Felge aber eventuell auch noch ausprobieren. Aber wenigstens besteht damit nicht die Gefahr, dass sich beim Newton und Newton ST damit das von mir wenig geliebte und bei manchen Plusreifen nicht wegzudiskutierende Self-Steering einstellt. Hoffentlich :-).

Mit nachgewogenen 1126 g für den Newton ST und 1162 g für den Newton sind beide Testreifen zwar immer noch leichter, als vom Hersteller angegeben (1222 g für den Newton undNewton ST), sind aber gerade wegen ihrer schmalen Bauweise  gewichtstechnisch aber keineswegs Leichtgewichte. Auch hier wiederhole ich mich gerne, dass ich viel lieber leichte Reifen fahre, dass aber ein gutes Compound, ein stimmiges Profil und vor allem die Karkasseneigenschaften eine mindestens genauso wichtige Rolle für die Gesamtperformance spielen. Ich für meinen teil bin schon sehr gespannt, wie sich der GOODYEAR Newton und newton ST auf dem Trail machen werden.

RIDE ON,
c_g