BONTRAGER XR4 Team Issue TLR 29×2,4“ – Erste Praxiseindrücke: von MiMü

Bereits Ende Februar vorgestellt und jetzt erst die ersten Praxiseinderücke zum BONTRAGER XR4 Team Issue TLR 29×2,4″? Sorry, aber ich musste krankheitsbedingt eine gut vierwöchige Zwangspause einlegen, die jetzt, gerade rechtzeitig zum sonnigen Frühlingsbeginn von ärztlicher Seite für beendet erklärt wurde.

Der XR4 ist der Allsound-/Trailreifen im Sortiment von BONTRAGER – hier mein ersten Praxiserfahrungen damit.

Die erste Beobachtung an den XR4s, noch bevor ich damit auf dem Trail  war, waren ein verminderter Luftdruck und einige kleinere Schwitzstellen, an denen schon von außen zu erkennen war, dass hier kleinere Porositäten in der Karkasse vorhanden waren, die noch von dem Dichtmittel abgedichtete werden mussten. Wieder auf einen für mich (80 kg Lebendgewicht + 13,5 kg Bike + Ausrüstung) guten Betriebsdruck von 1,6 bar vorne und 1,8 bar hinten gebracht, blieben sie dann aber druckstabil. Bei diesem Druck war Rollwiderstand angenehm gering, die Traktion im Gelände noch gut und das Kurvenfahrverhalten eher direkt und sportlich.

Durch sein großes Luftvolumen bot der Reifen dann immer noch viel Fahrkomfort und hielt kleinere Unebenheiten ohne Zuhilfenahme der eigentlichen Bike-Suspension vom Rücken des Fahrers fern. Wenn überhaupt, trägt die „Inner Strength“ genannten Pannenschutzeinlage nur wenig dazu bie beiträgt den Reifen zu stabilisieren, denn bereits unter 1,5 bar konnte ich spürbare Walktendenzen in Kurven feststellen. Ihre eigentliche Hauptaufgabe, nämlich Reifendefekte zu verhindern, erfüllte die Einlage bisher zuverlässig, aber ich bin ja auch erst am Anfang des Praxistests. Außerdem neigt der Reifen bei niedrigeren Drücken zum ungewolltem Nachhüpfen. Burping war allerdings auch dann kein Thema.

Mit seinen nur mäßig hoch bauenden Stolen in recht offener Anordnung rollt der leichte BONTRAGER XR4 in der Team Issue beachtlich gut.

Nachdem der BONTRAGER XR4 als moderner Trail- und Allroundreifen konzipiert ist, musste er seine Fähigkeiten natürlich auch auf den Straßenetappen zu den Trailheads beweisen. Alle höher gelegenen Traileinstiege sind aufgrund von Restschnee oder Sturmschäden aktuell zwar noch unerreichbar, aber selbst 300 Höhenmeter am Stück können mit einem zäh rollenden Reifen zur Tortur werden. Beim Einrollen in Richtung Berg gefiel der XR4 mir aber schon mal durch seinen durchaus ordentlichen Rollwiderstand. Er schafft es dabei zwar nicht ganz an den kürzlich getesteten WOLFPACK TIRES Trail 29×2,25″, bleibt diesebzüglich aber dennoch bemerkenswert gut. Für einen Trailreifen mit immerhin 2,4“ Breite lässt er sich aber sehr gut auf Tempo bringen und zeigt dann ein gleichmäßiges, sanftes Abrollverhalten. Die abgeschrägten Mittelstollen dürften hierfür ebenso verantwortlich sein wie die niedrige Profilhöhe von gerade mal 3-4 mm. Sein verhältnismäßig geringes Gewicht von 792 g bzw. 797 g für unsere beiden Testmuster hielt die rotierende Maße natürlich auch gering und machte sich vor allem beim Beschleunigen positiv bemerkbar. Und natürlich dürfen wir auch das 61a/50a Dual-Compound nicht vergessen, dessen härtere Gummimischung in der Laufflächenmitte für geringen Rollwiderstand und eine vermutlich hohe Laufleistung des Reifens beiträgt. In Summe zählt der BONTRAGER XR4 Damit klar zu den schnelleren mir bekannten Trailreifen – selbst längere Asphaltpassagen im Flachen oder auch bergauf sind damit recht leicht zu ertragen.

Was sein Fahrverhalten angeht, liefert der großvolumige Trailreifen genau das, was man von ihm erwarten würde – einen guten Kompromiss aus Traktion und Gutmütigkeit.

Aber wie überträgt sich diese Qualitäte auf den Trail mit ganz anderen Anforderungen? Bei durchaus wechselhaften Bedingungen konnte der BONTRAGER XR4 mich im Offroad-Uphill bisher mit einer stets satten Traktion überzeugen. Bei schottrig-steinigen, aber auch auf erdigen und weichen Verhältnissen verliert der Reifen erst spät den Halt. Die zumeist quer angebrachten Stollen verzahnten sich sehr zuverlässig mit dem Untergrund. Bislang konnte nur wirklich tiefer, klebriger Matsch das Hinterrads überfordern, wobei er sihc auch hier bemerkenswert gut schlägt. Dabei muss ich an der Stelle unbedingt die sehr gute Selbstreinigung des XR4 erwähnen. Durch die für einen so leicht rollenden Trailreifen doch recht großzügig bemessenen Freiräume zwischen den Blöcken des Mittelprofils und das niedrige Profil liefert der XR4 offenbar nur wenig Anhaftungspotential für Matsch und Schmodder. Das Profil setzt sich wirklich erst sehr spät zu. Weil der XR4 Team Issue bisher auch keine echten Schwächne in der Führung und Lenkpräzision zeitgt, ist er nach mienem Kentnisstand wie geschaffen für moderate nicht zu technische Trails, für höhenmeterreiche Touren oder eben welliges Terrain. Dort macht der XR4 Team Issue mir bisher auch richtig Spass.

Auch bergab kann der BONTRAGER XR4 mit viel Sicherheit überzeugen und gibt sich gutmütig.

Im Downhill gefiel mit der BONTRAGER Trailreifen bislang durch sein ausgewogenes und gutmütiges Fahrverhalten. Die Stollenanordnung erlaubt im typischen Mittelgebirgsterrain einen durchaus dynamisch-sportlichen Fahrstil ohne je zickig zu werden.  Dabei gibt der Reifen immer auch eine gute Rückmeldung über die jeweilige Bodenbeschaffenheit. Beim starken Anbremsen vor Turns etwa hat das zentrale Querprofil des BONTRAGER XR4 eine Menge Grip, wodurch man den Bremspunkt getrost etwas weiter nach nach vorne legen kann. Auf feuchten oder nassen Wurzeln bzw. Steinen ist der Bremsgrip gut, wenn auch nicht überragend. Wer hier gerne etwas mehr Sicherheit möchte, kann aber jederzeit mit einem aggressiveren Vorderreifen Abhilfe schaffen. Für den normalen Traileinsatz und b aggressiverer Fahrweise am Hinterrad ist der XR4 für meinen Geschmack sehr gelungen.

Was den Reifenquerschnitt, bzw, die Profilwölbung angeht, passt die 2,4“ breite sehr gut zu meiner 30mm Maulweite messenden Felge. Darauf ist die Reifenoberfläche gleichmäßig gewölbt, was sich in einem sehr homogenen Einlenkverhalten wiederspiegelt. Auch die L-förmigen, ein wenig in die Mitte ragenden Seitenstollen, leisten dazu ihren Beitrag. Sie verringern durch ihre Bauform den Abstand zu den benachbarten Stollenreihen und sorgen so bei mittlerer Schräglage für zusätzliche Gripkanten. Nur in trocken-sandigen bzw. staubig-erdigen Kurven war mir persönlich der Grenzbereich des XR4 eine Spur zu eng gesteckt. Erreicht man sein Traktionslimit, verliert der XR4 hier relativ aprupt den Halt und schiebt dann vehement in Richtung Kurven-äußerem. Mein Experimentieren mit verschiedenen Luftdrücken brachten im Endeffekt nur das Resultat, dass dieses Verhalen am Vorderrad mit geringerem Reifendruck sogar noch eher einsetzt. Naturgemäß ist diese Tendenz am Hinterrad weit weniger kritisch zu sehen und hilft – je nach Fahrstil – sogar dabei das Bike in einen aktiven Kurvendrift zu bringen. Vorne könnte dann ja beispielsweise der etwas aggressivere BONTRAGER SE5 Team Issue TLR für mehr Kurvenführung und Sicherheit sorgen. Bedingt durch sein schnelles Compound erfordern der US-Reifen über feuchte, quer verlaufende Wurzeln und Steinplatten eine erhöhte Aufmerksamkeit des Piloten und etwas defensivere Fahrweise. Hier neigen er spürbar dazu den Wurzeln zu folgen und seitlich weg zu rutschen. Man muss dem XR4 aber zu Gute halten, dass er sich auch schnell wieder einfangen lässt.

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Zwischenstand: 

Der BONTRAGER XR4 Team Issue TLR ist als moderner Trail- und Allroundreifen entwickelt worden und beident diesen Bereich auch sehr gut. Er zeichnet sich durch einen für die Breite bemerkenswert geringen Rollwiderstand, ein niedriges gewicht und ein in den meisten Lagen gutmütiges und sehr homogenes Fahreverhalten aus. Die Antriebs- wie Bremstraktion liegt unter den meisten Bedingungen auf einem hohen Niveau, mit leichten Abstrichen auf nassen und sandigen Böden.

Mit seinem sportlich-direkten Handling ist er durchaus eine guten Alternative zur etablierten Konkurrenz á la Nobby Nic & Co.. Das anfängliche Nachschwitzen eines Testreifens würde ich als völlig normal bezeichnen, zumal die dauerhafte Dichtigkeit jetzt gegeben ist. Noch war der XR4 in überwiegend gemäßigtem Terrain unterwegs, im zweiten Testabschnitt muss er sich dann aber auch im steinigeren Gelände beweisen – sofern die Witterung auch die höher gelegenen Trails wieder schneefrei macht.

MiMü