WTB Vigilante 2.5“/2.6“ und Trail Boss 2.4“/2.6“ – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: Vorstellung der WTB Reifennews’19 und Testintro, WTB Vigilante & Trailboss – erste Praxiserfahrungen)

Für 2019 gibt es den WTB Vigilante und Trail Boss in noch größere Breiten und mit aggressiveren Profilen.

WTB (oder „Wilderness Trail Bikes“) hat dieses Jahr auf der Eurobike’19 nicht nur die neuen TriTec-Compounds und verstärkten Light-Karkassen (siehe Intro) vorgestellt, sondern ihr Sortiment auch gleich noch mit ein paar neuen Reifengrößen bekannter Profile und dem brandneuen Judge Gravity-Reifen ausgebaut. Während der Judge noch ein wenig auf einen Test warten muss, hatte ich in den letzen 1 ½ Monaten das Privileg zwei der für 2019 neuen Reifen zu fahen – den aggressiven WTB Vigilante in den Breiten 29×2.5“ & 2.6“ und den gemäßigten Trail Boss in 29×2,4“ sowie als Midplus in 27,5×2.6“ zu.

Der Trail Boss in 29×2.4″ als leichtester Reifen der hier getesteten WTB Auswahl wiegt selbst mit der Light Karkasse noch satte 1145 g! Die anderen Testreifen schaffen es bis über 1300 g … in der Light Version.

Grundsätzlich sollte man die Bezeichnung „Light“ der Testreifen als nicht allzu wörtlich nehmen. Mit realen Reifengewichten unserer Testreifen jenseits von 1100 g beschreibt das „Light“ in der Typbezeichnung lediglich, dass die Karkasse aus einem einlagigen 60-TPI Gewebe aufgebaut ist, im Gegensatz zur doppellagigen und damit noch stärker gravity-orientierten Tough-Karkasse ( … in der es die beiden Testkandidaten übrigens auch gibt).

Dafür bieten sie alle aber einen erstklassigen Pannenschutz und eine sehr hohe Stabilität sowie Tubeless-Eigenschaften auch bei extrem niedrigen Reifendrücken.

Während es nicht zu leugnen ist, dass sich die hohe Masse nachteilig auf die Beschleunigung auswirkt, trägt sie andererseits doch dazu bei, dass die Testkandidaten eine beachtliche Niederdruck-Stabilität und Dämpfung besitzen. Auch bei sehr niedrigen Drücken um 1,0 bar konnte ich die tubeless-ready Reifen problemlos fahren und musste nie ein schwammiges Fahrgefühl fürchten. Bedingt durch den hohen Materialeinsatz rollen die Reifen zwar nicht so sanft über den Untergrund, gleichen das aber teilweise wieder durch ihre sehr gute Eigendämpfung des Compounds aus. Der Pannenschutz ist bisher absolut erstklassig. Selbst bei sehr niedrigen Drücken blieben die unvermeidlichen Durchschläge bis jetzt folgenlosen und so mancher Felskontakt der Flanken hat lediglich oberflächliche Kratzer hinterlassen. Hierzu trägt sowohl die ohnehin robuste Konstruktion mit viel Gummi auf der Karkasse, aber sicher auch die erst jüngst hinzugefügte Slash-Guard Seitenwand-verstärkung bei. Dass die Reifen den Luftdruck mit Dichtmilch hervorragend halten, kennt man von WTB, aber dass sie bereits ohne deren Hilfe luftdicht waren, ist ein weiteres Indiz für die hohe Qualität und Robustheit der Reifen. Auf die einfache Montage und hervorragenden Tubeless-Eignschaften bin ich ja schon im Zwischenstand ausführlich eingegangen.

Neben den reinen 29er kombis, bin ich hinten auch die Midplus-Version des Trail Boss gefahren, was die Traktion hinten noch weiter gepusht hat.

Während sich meine Aussagen im Zwischenstand auf meine Erfahrungen in der reinen 29er Kombi (Vigilante 2.5“/2,6“ Light High Grip vorne und Trail Boss 2.4“ Light Fast Rolling hinten) bezogen haben – und mir für den Einsatzbereich All-Mountain/Enduro sehr gut gefallen haben – habe ich für den zweiten Testteil munter die unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten ausgeschöpft. Im Fazit zum ALUTECH Cheaptrick auf dem ich die WTB Reifen bisher überwiegend gefahren bin, hatte ich ja bereits die Kombi aus Vigilante 29×2.6“ vorne und der Midplus-Version des Trail Boss (27,5×2.6“) angesprochen, die das Hardtail durch die immense Traktion am Heck und die flachere Geo noch einen Ticken aggressiver und potenter gemacht hat. Auf Dauer und für verschiedene Trails bevorzuge ich zwar weiterhin das 29er Format vorne und hinten, aber auf den passenden Trails macht auch diese Kombi richtig Spaß.

Mit dem Trail Boss vorne und hinten und mit dem Fast Rolling Compound macht der Reifen seinem Namen alle Ehre – sicher, berechenbar und trotz der Masse überraschend leichtfüßig.

Darüber hinaus bin ich das Hardtail auch ein paar Ausfahrten mit Trail Boss vorne und hinten gefahren, was aufgrund der weiterhin recht gutmütigen Trailbedingungen auch hervorragend funktioniert hat. Während die Traktion im Grenzbereich erwartungsgemäß etwas niedriger war (vor allem bei Nässe ist das wegen des härteren Compounds umso deutlicher), ist in dieser Kombi sehr deutlich geworden, dass das Fast Rolling Compound der beiden Trail Boss Reifen einen sehr wohl spürbaren Einfluss auf den Rollwiderstand hat. So sehr, dass ich diese Version trotz ihres hohen Gewichts als voll tourentauglich bezeichnen würde. In den wenigen Gelegenheiten, bei denen die Trail Boss Kombi mit nassen Wurzeln oder Matsch in Kontakt kam, war sie weiterhin gutmütig, wenn auch nicht ganz so souverän wie mit dem High Grip Vigilante vorne.

Das andere Extrem, den WTB Vigilante mit TriTec High Grip vorne und hinten, bin ich ebenfalls gefahren, allerdings auf dem TANTRUM Shinning II. Wie nicht anders zu erwarten, war diese Kombi in Sachen Traktion und Führung extrem gut. So gut, dass ich mir manchmal gewünscht hätte, dass der Hinterreifen weniger Traktion hätte, weil es gar nicht so leicht war, das Heck aktiv ausbrechen zu lassen. Mit einem Reifeninsert á la HUCK NORRIS oder VITTORIA AirLiner würde ich diese Kombi ohne zu zögern im Bikepark fahren … auch bei Nässe. Auch die Dämpfung und der Komfort waren aufgrund des großen Volumens (2,6“ vorne und 2,5“ hinten) sowie des weichen High Grip Compounds schlichtweg mustergültig. Allerdings braucht man für diese Variante schon ordentlich Mumm in den Beinen wenn man sie ohne Lift und Shuttle nutzen will. Großen Wert auf den Rollwiderstand sollte man hier wirklich nicht mehr legen.

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Testzusammenfassung:

Die neuen, breiteren WTB Reifen mit TriTec Compound und Slash-Guard in der Light Karkasse haben sich im Test bestens bewährt und werden mich auch in den nächsten Test hinein begleiten …

WTB hat mit den neuen Versionen des Vigilante in 2.5“ und 2.6“, sowie dem Trail Boss in 2,4 und als 27,5×2.6“ den Ruf des Marktes nach noch mehr Komfort und Traktion beantwortet und zugleich das neue TriTec-Compound und die mit Slash-Guard verstärkte Light Karkasse eingeführt. Die von mir gefahrenen Reifenkombis sind nicht nur breiter, durch ihre deutlich aggressiveren Profile verschieben sie ihren Einsatzbereich auch deutlich Richtung Enduro. Im Test haben der neue WTB Vigilante und Trail Boss klar aufgezeigt, dass sie sich auch im Enduro-Bereich keineswegs vor der hierzulande bekannteren Konkurrenz von SCHWALBE, CONTI und MAXXIS zu verstecken brauchen.

 

Die gefahrenen WTB Reifen fallen zwar durchweg etwas schwer aus, aber gerade wer in wenig „reifenfreundlichem“ Gelände mit viel Wurzeln und Felsen unterwegs ist, lernt schnell die herausragende Fahrstabilität und den guten Pannenschutz zu schätzen. Was ihre reine Fahrperformance angeht, haben mich die gefahrenen WTB Kombinationen, allem voran die von WTB empfohlene Kombi aus Vigilante Light High Grip vorne und dem 2,4“ Trail Boss Light Fast Rolling hinten sehr wohl überzeugt. Diese Kombi eignet sich sehr gut für den Einsatz auf anspruchsvollen Trailtouren bis hin zu Enduro-Racing und für verschiedenste Böden. Wer eher tourenlastig unterwegs ist, wählt einen etwas schnelleren Vorderreifen (z.B. Trail Boss mit Fast Rolling Compound) und wer noch mehr Sicherheit fordert fährt den Vigilante vorne und hinten (für maximalen Grip vorne und hinten mit High Grip Compound, ansonsten mit High Grip vorne und Fast Rolling hinten) … die Kombinationsmöglichkeiten allein schon mit diesen beiden WTB Reifen erlauben es für sehr viele Fahrer eine tolle Kombi für das jeweilige Gelände und den persönlichen Fahrstil zu finden.

RIDE ON,
c_g