LEATT DBX 3.0 Enduro Vario-Helm – Praxiseindrücke: von MiMü

Mit der Belüftung und dem Tragekomfort eines Allround-Helms aber der Sicherheit eines Downhill-Fullface-Helms sind Vario-Helme die Multitalente unter den Helmen.  Auch der LEATT DBX 3.0 Enduro Vario-Helm möchte mit seinem stabilen, abnehmbaren Kinnbügel die Gunst der Biker gewinnen. Mit seinen großen, strategisch positionierten Belüftungsöffnungen, der am Hinterkopf weit nach unten gezogenen Helmschale und dem innovativen 360° Turbines Sicherheitssystem, das vor allem bie geringen G-Kräften und Rotationsstürzen zusätzliche Sicherheit bieten soll, sind die Grundvoraussetzungen schon mal nicht schlecht. Ende September habe ich euch den DBX 3.0 Enduro im Intro vorgestellt, jetzt nach rund einem Monat intensiver Nutzung folgen hier meine Praxiseindrücke.

Kommen wir zuerst zu den Einstellmöglichkeiten um den DBX 3.0 individuell an den Kopf anzupassen: Da ist das große, griffige Einstellrad am Hinterkopf, mit dem LEATT-Helm ganz fix an den jeweiligen Kopfumfang angepasst werden kann. Mit einem Verstellbereichvon  4 cm passt das System in Größe M für einen Kopfumfang von 55 bis 59 cm und  ist auch mit Handschuhen sehr gut zu bedienen. Die feine Rasterung und die größflächige Auflagefläche am Hinterkopf lassen eine nahezu druckstellenfreie Anpassung zu, die auch während der fahrt jederzeit nachjustiert werden kann.

Durch die Höhenverstellung des oben genannten Weiten-Versteilsystems kann man den DBX 3.0 Enduro noch weiter an die Kopfform anpassen. Über die drei Stufen hat man so die Möglochkeit den Halt noch weitr zu optimieren ohne, dass es im Nacken zwickt. Anfangs entschied ich mich für die mittlere der drei Stufen, habe dann aber doch zur tiefsten gewechselt, die für meinen Kopf auf Dauer noch mehr Halt geboten hat. Die beiden Gurtführungen unterhalb der Ohren waren ebenfalls recht schnell auf die passende Höhe gezogen.

Ganz besonders angetan hat es mir das pfiffige Fidlock-Magnetschloss am Kinn, das mit wenig Übung auch einhändig zu bedienen ist und sehr zuverlässig im geschlossenen bleibt. Ich habe nichts gegen die klassischen Klickverschlüsse, wie sie an dn meisten Helmen zu finden sind, finde aber dass FIDLICK hier einfach noch einen Schritt weiter geht was die Bedienug angeht.

Passform: Zu meiner Freude passte der LEATT DBX-Helm in Größe M meinem eher schmalen und länglichen Kopf nahezu perfekt – besser noch, als ich es von anderen Hertellern wie BELL oder GIRO gewohnt bin. Erwartungsgemäß überstand der Helm so den obligatorischen Wackel- und Schütteltest mit Bravour und lies sich dank der weit nach unten gezogenen Hinterkopfschale auch nicht nach hinten abstreifen. Die tendenziell eher festen, aber nicht unkomfortablen Helmpolster, die gut am Kopf anliegen, tragen weiter dazu bie jede Wackeltendenzen am Kopf zu unterbinden.

Die speziellen Safety-Features des Helms, die von LEATT selbst entwickelten 360° Turbines, sind im Normalfall trotz der Aussaprungen in der Polsterung nicht zu spüren, da sie gegenüber der Polsterung leicht zurückgesetzt liegen. Beim Thema Tragekomfort gibt es damit desewegen keinerlei Einbußen. Erst im Fall der Fälle treten die Armourgel-Knöpfe in Aktion und reduzieren auf den Schädel wirkenden Schlag, oder Rotationskräfte. Insgesamt liegt der DBX 3.0 einfach satt und bequem auf der Kopfoberfläche auf, und erzeugte bie mir auch nach langem Tragen nie irgendwelche Druck- oder gar Scheuerstellen.

Belüftung: Im Uphill sorgten die insgesamt 18 Belüftungsöffnungen in der oberen Halbschale für ausreichend Frischluftzufuhr, ein sehr angenhemes Trageklima und gute Hitzeableitung  aus dem Helminneren. Als besonders effektiv erwiesen sich die Aussparungen des Visiers, die ein effektives Lufteinströmen in allen Visierpositionen ermöglichten. Meine im Intro geäußerte Befürchtung, dass speziell die Heckpartie des DBX 3.0 Enduro schlecht belüftet sein könnte, hat sich als komplett unbegründet erwiesen. Weil der Helm am Hinterkopf ohnehin nur über das Weitenverstellsystem wirklich am Kopf anliegt, reichen die beiden großen Öffnungen voll aus um auch hier für ein gutes Trageklima zu sorgen.


Andererseits hat sich der LEATT Helm auch im spätherbstlichen Wetter zum Ende dieses Tests als nicht zu luftig oder gar zugig erwiesen. Selbst auf den oft windig-kühlen, hochalpinen Trails des Vinschgaus hatte ich nie den Eindruck, dass mein Kopf auf Abfahrten zu schnell auskühlen würde. Obwohl ich diesbezüglich recht empfindlich bin, war für mich auch bei Temperaturen im oberen einstelligen Bereich und recht starkem Fahrtwind nie eine Helm- bzw- Unterziehmütze notwendig.

Die eher fester gehaltenen Helmpolster saugen die Schwitzfeuchtigkeit recht gut auf und sorgen so relativ lange für ein trockenes und angenehmes Klima. Wie bei vielen aktuellen Helmen, reicht das nicht aus um stundenlange Uphills tropfrei zu bewältigen, aber im Vergleich schneidet der DBX 3.0 Enduro keineswegs schlechter ab als andere derartige Halbschalenhelme. Die einzige Schwachstelle bei der Schweißableitung sind die beiden Rinnen am Stirnpolster (siehe Bild) , durch die der Schweiß nahezu ungehindert ablaufen kann … und dann genau über die Augenbrauen genau auf meine Brille konnte. Ärgerlich. Über Nacht waren die Polster auch nach längeren Touren komplett durchgetrocknet, blieben bislang absolut geruchlos.

Während der Testdauer habe ich den LEATT DBX 3.0 sowohl mit klassisch offener Sonnenbrille als auch mit Goggles gefahren – und beides funktionierte vollkommen problemlos. Die Brillenbügel fanden stets ausreichend Platz zwischen Gurtsystem und Schläfen, am Hinterkopf blieb zwischen Bügelenden und Helmweitenverstellung ebenfalls genügend Luft. Die Verwendung einer Downhill-Goggle gestaltete sich genauso einfach weil das breite Gummiband der Goggle am Hinterkopf ausreichend Führung findet (siehe Bild). Man sollte aber darauf achten keine allzu große Goggle zu fahern, damit der Rahmen nicht unangnehm auf die Nase gedrückt. Indem sich das Visier weit hochklappen lässt, bleibt mehr als genug Platz um die Goggle einfach hochzuschieben, ohne dass sie das Sichtfeld in dieser Position einschränkt.

Der Kinnbügel: Die Montage des Kinnbügels am Helm erfordert etwas Übung, ist aber auch nicht komplzierter, als bei anderen Herstellern. Will man den Helm dazu nicht abnehmen, muss man zuerst für die vier Führungszapfen das Gegenstück am hinteren/unteren Helmende erfühlen ehe man den Bügel über die beiden massiven und griffigen Schnallen und fixiert. Wer den Bewegungsablauf aber einmal verinnerlicht hat, kann das teoretisch ohne weiteres auch blind machen. Als Sicherheutsaspekt, habe ich die korrkete Montage aber immer entweder durch einen Kamerden nachkontrollieren lassen, oder eben doch den Helm dafür abgenommen. Der Kinnbügel selbst konnte mich durch seinen wackelfreien, sauberen Sitz an den Wangen überzeugen. Der Druck der beiden Polster fällt dabei angenehm aus, ohne eine Bewegungseinschränkung beim Sprechen oder Kauen hervorzurufen. Weil LEATT den Helm ohnehin mit zwei unterschiedlich starken Polstersätzen ausliefert, hat man hier zusätzlichen Spielraum. Auch mit montiertem Chin Bar war die Belüftung für mein Enpfinden mehr als ausreichend. Die fünf großen Öffnungen sorgen stets für eine gute Frischluftzufuhr.

Der Transport des abnehmbaren Kinnbügels gestaltet sich vollkommen problemlos. Er lässt sich an beinahe jedem Rucksack leicht befestigen. Egal ob im Hauptfach des Rucksacks oder außen an den Schnallen und Gummibändern der Protektorenhalterung montiert, der Chin Bar war bei allen meine Touren der letzten Wochen mit von der Partie und kam so auf biennahe jeder längeren Abfahrt zum Einsatz. Was sein Gewicht angeht, liegt der  Kinnbügel mit  354 g auf dem gleichen Niveau von BELL und Co.

 
Zum Schluss noch ein paar Worte zum optisch sehr gelungene, für meinen Geschmack aber etwas zu lang geratenen Visier: Mit Hilfe der drei gut zu greifenden Rändelschrauben (zwei am Gelenk selber und eine auf der Stirn) ist es leicht in seiner Neigung einstellbar und bleibt auch im ruppigen Terrain absolut sicher in der gewünschten Position. Bedingt durch seine Länge habe ich es schon sehr früh fast nur noch in der obersten Position gefahren. Gerade in steilen, technischen Trails hätte es sonst mein Sichtfeld nach oben einschränkt. Andere Fahrer mag das vielleicht nicht stören, aber ich hätte mir ein um 1-2 cm kürzeres Visier gewünscht.

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Zusammenfassung: Für mich ist das Konzept des LEATT DBX 3.0 Enduro sehr gut aufgegangen. Bergauf ist er ein leichter und sehr gut belüfteter Halbschalenhelm mit bestem Tragekomfort und im Downhill mit den leicht zu montierednen Kinnbügel einer, der die Sicherheit und den satten Sitz eines Vollvisier-DH-Helms bietet.
Die 360° Turbines mussten ihre Funktion im Praxistest Gott sei Dank nicht unter Beweis stellen, es ist aber gut zu wissen, dass der Helm über ein derartiges, zusätzliches Sicherheitsfeature verfügt. Optisch finde ich den DBX 3.0 Enduro extrem gelungen, weil er duch seine Form- und Farbgebung nie klobig wirkt oder aus irgendeinem Blickwinkel zu sehr aufträgt. Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ist das für mienen Geschmack etwas zu lange Visier, das nur weit obne getragen nicht in mine Sichtfeld hieingeragt hat. Solange die Passform stimmt, welche meinen Erfahrungen nach eher für normale bis schmälere Kopfformen ausgelegt ist, kann der LEATT DBX 3.0 in beinahe jedem Einsatzbereich punkten – egal, ob für die schnelle Feierabendrunde über die Hometrails, einem mehrtägigen Endurorennen oder dem gelegentlichen Bikepark-Einsatz. Mit seinem empfohlenen VK von 258,90 Euro liegt der LEATT DBX 3.0 Enduro im Mittelfeld vergleichbarer Vario-Helme und ist somit rundum empfehlenswert.

 

MiMü