VITTORIA Martello 2,35 TNT 4C ISO-Tech  Reifen – Praxiserfahrungen: von c_g

Der Martello ist von VITTORIA mit allen Technologien ausgestattet und der gesamten Erfahrung in der Herstellung von Fahrradreifen entwickelt worden, die der italienische Reifenhersteller zu bieten hat … und das merkt man.

Vor fast genau 2 Wochen habe ich euch den VITTORIA Enduro-Reifen Martello TNT zusammen mit seinem Nasswetter-Bruder Mota und dem AirLiner Reifeninsert vorgestellt. In dieser Zeit bin ich den Italo-Reifen „Made in Thailand“ schon seeeeeehr viel gefahren – 3 Tage Sölden (inkl. „Schnitzeljagd“), dann noch 2 Tage mit 3-Länder-Enduro und Shuttle-Trails um Latsch und daneben natürlich viele Trailkilometer im heimischen Umfeld. Während die Bedingungen dabei größtenteils moderat feucht trocken bis staubig-trocken waren, gab es auch ein paar Ausfahrten  bei wirklich nassen und schmierigen Verhältnissen. Insgesamt als genug um eine fundierte Aussage zu den Reifen zu treffen.

 

Wie bei allen VITTORIA Reifen der jüngsten Generation war die Montage und das Tubeless-Aufpumpen auch beim Martello ein Kinderspiel. Durch die stabile, aber nicht zu feste Karkasse und die ausgereifte Reifenwulst hat der Reifen auf der NEWMEN Felge sofort Druck aufgebaut und ist genau wie r es soll bei etwa 2 bar auf die Felgenschulter gerutscht. Wie wir es schon mehrfach bei VITTORIA TNT Reifen beobachtet haben, waren die Martello TNTs auch ohne Dichtmilch sofort luftdicht und so bin ich die Reifen doch tatsächlich bis kurz vor die Schnitzeljagd ohne Dichtmilch gefahren. Für die felsigen Ötztaler Trails habe ich dann aber doch ein wenig Dichtmilch eingefüllt und den AirLiner Insert eingesetzt. Mit der durch den APF-Kern über der Wulst und die verstärkten Seitenwände zählt der Martello TNT zwar ohnehin zu den pannensichereren Reifen aber … man kann ja nie wissen.

Der VITTORIA Martello ist ein Reifen, der mir von der ersten Umdrehung an sehr gut gefallen hat.

Was die für mich sinnvoll fahrbaren Reifendrücke angeht, verhält sich der Martello sehr gutmütig. Unterstützt durch die breiten NEWMEN Felge (35 mm Innenweite) konnte ich den sehr seitenstabilen TNT Reifen problemlos mit Drücken bis ca. 1,1 bar fahren ohne, dass er weggeknickt oder unpräzise geworden wäre. Dann lässt allerdings der Durchschlagschutz bei angemessener Fahrweise ein wenig zu wünschen übrig, weshalb ich den Martello in der Praxis am liebsten mit 1,2 bis 1,3 bar vorne und mit 1,4 bis 1,5 bar hinten gefahren bin. Mit dem AirLiner kann man den Druck dann noch weiter reduzieren, aber dazu mehr in einem gesonderten Testbericht.

Trotz aller Traktion, di einem All-Mountain/Enduro-Reifen alle Ehre macht, ist der Martello gerade wegen seiner exzellenten Rolleigenschaften auch als Tourenreifen durchaus geeignet.

Trotz ihres  mit durchschnittlich 1000 g alles andere als leichtgewichtige Reifen war, das erste, was mir nach dem Umstieg vom SCHWALBE Magic Mary auf die VITTORIA Martellos aufgefallen ist, deren ungleich niedrigerer Rollwiderstand und überraschend guter Leichtlauf. Durch das niedrigere und enger stehende Profil, aber auch das aufwendige 4C Compound mit Graphene Beimischung rollt der Martello meinem Empfinden nach locker auf dem Niveau eines deutlich leichteren All-Mountain Reifens und ließ mich schnell sein doch recht hohes Gewicht vergessen. Selbst auf steilen Asphaltrampen, wo man normalerweise deutlich spürt wie die Stollen eines Reines flexen, läuft der Martello ausgesprochen gleichmäßig und weich. Seither habe ich den Martello nicht nur nur beim Tiefenmeter-Sammlen eingesetzt, sondern bin auch viele längere Touren damit gefahren und ich kann bis jetzt sagen, dass er mich weiterhin mit seinem seidenweichen Abrollen und erstklassigen Leichtlauf begeistert.

Dass der Martello aber viel mehr ist, als ein leicht rollender Reifen, beweist er in Form seiner ausgezeichneten Traktion und  sehr guten Seitenführung. Mit der gleichen Achtlosigkeit gefahren wie den Magic Mary spürt man zwar schon, dass seine Bremstraktion und sein Kurvenhalt nicht ganz auf dem gleichen Niveau liegen, aber wenn man nur ein wenig bedachter mit dem Bremshebel umgeht und die Kurven ein wenig präziser fährt, bietet der Reifen mehr als genug Grip für beinahe alles. Nachdem ich den Reifen auf erdigen Wurzeltrails, über Wurzeln, auf losem Schotter und natürlich über felsigen Untergrund jeder Art gefahren bin, kann ich sagen, dass der Martello mit nahezu jedem Untergrund gleichermaßen gut zurecht kommt. Ein echter Allrounder. Durch die gleichmäßige Verteilung der Stollen über die Lauffläche ohne größeren Freiraum zwischen Mittel- und Seitenstollen, verhält er sich in Kurven bei jedem Lenkwinkel sehr unauffällig. Anfangs hätte ich gedacht, dass sich die nur unwesentlich höheren Seitenstollen bestimmt nachteilig auswirken würden, aber im Praxiseinsatz habe ich nichts derartiges erlebt.

Ob Felsen, Wurzeln, oder erdige Böden – der Martello ist beinahe überall sehr gut.

Lediglich an den beiden Endend es Spektrums in wirklich bodenlosem Kies und über glitschig schmierige Wurzeln merkt man ihm sein relativ enges Profil an, das im Losen mitunter leicht aufschwimmt und über grobe, rutschige Wurzeln wenige Kanten findet und dann gelegentlich wegschmiert. Diese Situationen sind allerdings sehr selten, denn meist verwöhnt einnen der Martello mit einem schlafwandlerisch sicheren Grip, wie man ihn angesichts der Rolleigenschaften nie erwarten würde.

Was die Robustheit angeht, gibt es bei den VITTORIA TNT Reifen ohnehin kaum etwas auszusetzen – für derartige Rides ist der AirLiner Insert mit seinem zusätzlichen Durchschlagschutz aber doch hilfreich.

Dabei ist eine Eigenschaft des Martello ganz besonders hervorzuheben – seine Gutmütigkeit. Egal was man macht, welche Fahrfehler man begeht oder wie abrupt die Trailbedingungen sich ändern, der Martello schaffte es stets die Ruhe zu bewahren und hilft dem Fahrer dabei ihn wider einzufangen, wenn man seinen Grenzbereich doch mal ein wenig zu hoch eingeschätzt hat. Mit dem Martello macht es richtig Spaß ihn bewusst durch aggressive Kurvenmanöver oder harte Bremsungen hinten ans Limit zu treiben und zu erleben, wie gelassen er damit umgeht. Ein denkbar unaufgeregter und zugleich zuverlässiger Hinterradreifen der auch vorne mit einer Vielzahl von Trailbedingungen sehr gut umzugehen weiß.

Nein, hier wurde nicht weichgezeichnet – es ist wirklich so nass und feucht, dass ich die Linse nicht mehr sauber bekommen habe – ein Beispiel für die immer noch sehr ordentliche Nassperformance des Martello.

Auf richtig matschig, rutschigen Trails fährt sich der Martello immer noch bemerkenswert sicher, und setzt sich kaum zu. Wenn doch, reicht schon wenig Rotation aus, damit er den Modder auch sofort wieder abwirft. Wohlgemerkt, ich hatte keinerlei Probleme damit den Martello auch unter derartigen Bedingungen zu bewegen, für die er  ja nicht gemacht ist, aber wenn es länger matschig bliebe, etwa im Herbst oder Winter, würde ich zumindest am Vorderrad doch eher einen offeneren Reifen aufziehen – wie etwa den VITTORIA Mota, dessen Test ja auch bald folgt. Am Hinterrad sehe ich keinen Grund den reifen nicht auch das ganze Jahr hindurch zu fahren, denn sine Kombination aus sehr sicherem Grip und bestem Leichtlauf machen ihn gerade hinten extrem interessant.

Nach gut 25.000 Reifenmetern in nur 2 Woche darf der Martello am Hinterrad durchaus erste Verschleißerscheinungen aufzeigen. Die Performance bleibt davon unberührt.

Normalerweise schaffe ich es nicht auf meinen erdig-wurzeligen Hometrials einem Testreifen deutliche Verschleißspuren abzuringen, aber in dem speziellen Fall des Martello, der in den 14 Tagen gut und gerne 25.000 Tiefenmeter hinter sich gebracht hat – und das größtenteils auf schweren und oft felsigen Trails – erkennt man doch wie viel die Reifen schon geleistet haben. Vorne und hinten erkennt man wie die vordere Bremskante schon merklich angerundet sind und am Hinterreifen sind zudem viele der Progressive Siping Lamellen komplett ausgerissen. Angesichts der bisherigen Fahrleistung der Reifen, habe ich allerdings keinerlei Probleme damit, dass man im die intensive Nutzung schon ansieht – der neue SCHWLABE Hans Dampf der von MiMü am CUBE Stereo 150auf der Schnitzeljagd gefahren wurde, und sonst deutlich weniger harten Einsatz hinter sich hat, zeigt mindestens die gleichen Verschleißerscheinungen. Meinem Empfinden nach ist der Martello TNT damit zwar n nicht ganz der endlose Dauerläufer, wie manche seiner XC-Geschwister, aber was den Verschleiß angeht noch weiterhin auf der langlebigen Seite des Spektrums.
Was die Dämpfung des Compounds oder dessen Reboundeigenschaften angeht ist mir nichts besonderes aufgefallen – weder dass der Reifen zu schnell zurückfordert, noch dass er wie Gummi am Boden kleben würde, sondern einfach ein rundum guter Mittelweg der einerseits für eine gute Haftung und Dämpfung sorgt und andererseits doch stetes eine sehr gut vorhersehbare Führung und präzise Linienwahl zulässt – mit Sicherheit ein Verdienst des 4C vierfach Compounds mit jeweils einem härteren Base-Compound für Mittel- und Seitenstollen und einem für die Anforderungen optimieren Compound außen.

Der VITTORIA Martello TNT Reifen ist eine echte Empfehlung für alle, die einen sehr vielseitigen, gutmütigen und zugleich gut rollenden Tubeless-Reifen für All-Mountain und Enduro suchen.

Zusammenfassung: Nachdem ich den VITTORIA Martello 2,35 TNT in den vergangenen Wochen wirklich außergewöhnlich viel gefahren bin und ihn jeder erdenklichen Herasuforderung ausgesetz habe, kann ich ganz ehrlich sagen, dass der Reifen sich als ein weiterer, sehr vielseitiger und potenter Reifen der Italiener erwiesen hat. Seine Kombination aus fortschrittlichster Compound-Technologie, der erstklassigen TNT-Karkasse und der Top-Fahreigenschaften auf verschiedensten Untergründen mache ihn zu einem der besten All-Mountain und Enduro-Reifen, die ich kenne. Der bemerkenswert niedrige Rollwiderstand ist noch das Sahnehäubchen und wird vor allem die erfreuen, die sich ihre Tiefenmeter nicht nur mit fremder Hilfe verdienen. Für mich ein echter Geheimtipp für alle, die mal etwas anderes als SCHWALBE & Co fahren möchten.

RIDE ON,
c_g