VITTORIA Martello & Mota TNT Reifen (und Air-Liner) – Testintro: von c_g

Dass VITTORIA richtig gute Reifen macht, wissen unsere Leser von den zahlreichen Reifentests hier bei uns ohnehin. Dass es die beiden aggressivsten Profile, den Martello und den Mota auch im 29er Format gibt, dürfen dagegen wohl nur wenige wissen denn sie sind erst ganz frisch bei uns auf dem europäischen Markt erhältlich (… im Fall des Mota, sogar so frisch, dass er als 29er noch nicht einmal auf der offiziellen Firmenwebsite zu finden ist J). Mit dem brandneuen, grellgrünen Air-Liner Insert bringt VITTORIA außerdem noch eine Pannenschutzeinlage, die ebenfalls ein paar spannender Features bieten soll.

 

****************************************************
VITTORIA Martello und Mota 29×2,35 TNT

 

Wir haben je einen Satz der beiden Enduro-/Gravity-Reifen zum Test bekommen – den Martello (oben links) und den Mota (oben rechts). Beide haben die gleiche TNT Karkasse mit einer angegeben Breite von 2,35“. Wie bei den Top-Reifen von VITTORIA üblich, kommen beide mit dem innovativen 4C Compound (vier ! verschiedene Gummimischungen in einem Profil verarbeitet) in das zur weitern Optimierung das High-Tech Wundermaterial Graphene eingearbeitet worden ist (VITTORIA nennt dies G+ Isotech). Zusammen sollen diese Technologien gleichzeitig für einen niedrigeren Rollwiderstand, eine bessere Traktion und zugleich geringeren Verschleiß sorgen. Auch wenn wir keine Messwerte haben um  dies zu bestätigen, so zeigen doch unsere Praxiserfahrungen der zuletzt getesteten VITTORIA Reifen mit vergleichbaren Features (der Gato 2.2 TNT und der Morsa 2.3 TNT) , dass an den Ansprüchen sehr wohl was dran ist.

Bei der Inspektion der Karkasse fällt auch sofort auf, wie robust die Reifen gebaut sind. Als TNT-Reifen mit ihren typisch grauen Seitenflanken wirken sehr vertrauenerweckend und robust. Die verstärkten Flanken und der  APF-Kern („Anti Pinch Flat Insert“) direkt über den faltbaren Reifenwülsten verstärkt den Reifen, schützt vor Schäden bei Durchschlägen und sorgt für zusätzliche Stabilität bei niedrigen Drücken.

   

Auf der NEWMEN Felge mit 35 mm Innenweite, wo ich sie vorerst fahren werde, kommen beide Reifen bei 1,5 bar und nach 24 h auf der Felge auf 60-61 mm Karkassenbreite und eine nahezu gleiche Profilbreite. Also keine Spur von der italienischen Reifen-Magersucht, sondern einfach ordentlich dicke Dinger die Lust auf hartes Gelände machen. Auf der 35-mm-Felge aufgezogen, haben beide Reifen einen recht rundliches Querschnitt, was in erster Linie daran liegt, dass die Seitenstollen gerade mal 1 mm höher  bauen, als die Stollen in der Lauffläche.

All das summiert sich natürlich auf und sorgt dafür, dass die Reifen nicht unbedingt mehr als Leichtgewichte bezeichnen lassen. In unserem Fall wiegt je ein Testmuster des Mota und des Martello genau 1000 g, das andere jeweils 1050 g. Nicht die leichtesten, aber durchaus ordentliche Gewichte in dieser Klasse, wo die beiden gegen  Reifen wie den CONTI Der Baron Project 2.4 Protection (ca. 1000 g) oder SCHWALBEs Magic Mary 2,35 (mit ca. 900 g angegeben, dafür aber ohne APF-Verstärkung) antreten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der beiden Reifendesigns gemeinsam ist, sind die Progressive Siping genannten Einkerbungen, die beim Mota (oben rechts) und Martello (oben links) in wirklich jedem Profilblock zu finden sind. Durch ihre jeweilige Form und Größe sollen sie den einzelnen Stollen dabei helfen sich noch besser mit dem Boden zu verzahnen. Das erfolgt indem sie unter Last zusätzliche aktive Gripkanten erzeugen. Daher sind die vorwiegend auf Brems- bzw. Vortriebstraktion ausgelegten Stollen auch quer und die Seitenstollen parallel zur Fahrtrichtung geschlitzt. Die Einschnitte sind den jeweiligen Anforderungen gemäß unterschiedlich groß und zueinander unterschiedlich angeordnet. Dadurch soll der Stollen als ganzes seine Stabilität beibehalten, durch die Flexibilität im Kleinen aber an Traktion hinzugewinnen.

 

Doch neben den vielen Gemeinsamkeiten in Karkasse, Technologien und Gewicht zwischen den beiden VITTORIA Geschwistern gibt es auch ein paar Unterschiede – namentlich im Profil. Während der Martello (italienisch für „Hammer“ – im Bild links) mit seinem bestenfalls halboffenen Profil von VITTORIA eher als vielseitiger Allrounder von feste bis gemischte Böden empfohlen wird, gibt man dem Mota (italienisch für „Schlamm“ – im Bild rechts) eine besondere Eignung für gemischte bismatschige Böden. Schaut man sie dessen sehr offenes Profil mit viel Platz zwischen den eher hohen Stollen an, ist man geneigt dem beizupflichten. Während der Martello ein sehr dicht stehende Reihe von Seitenstollen auf jeder Seite besitzt, stehen die Seitenstollen beim Mota beinahe genauso weit wie im  übrigen Profil. Ich bin gespannt auf das jeweilige Kurvenverhalten.

Auch wenn bisher nur der Martello 2.35 TNT auf der VITTORIA Webseite aufgeführt wird, ist auch der Mota im 29er Format über einen Händler verfügbar – zu jeweils 61,95 Euro.

**********************************************
VITTORIA Air-Liner

Doch nun zum aus meiner Sicht sehr interessanten Air-Liner Insert. Dieser grellgrüne Polymerschlauch, der in den tubeless-Reifen eingelegt hat als vorrangige Aufgabe den Durchschlagschutz eines Reifens zu verbessern, den Reifen und die Felgen vor Defekten zu schützen und zugleich niedrigere Reifendrücke zu ermöglichen. Doch das ist noch nicht alles. Aufgrund der Form als runder Schlauch mit oben und unten ausgefrästen Rinnen, der speziellen Materialeigenschaften und der Tatsache, dass der Air-Liner immerhin einen großen Teil des Reifenvolumens ausfüllt, ergeben sich laut VITTORIA noch ganz andere Qualitäten. So soll das Material hochfrequente Vibrationen abdämpfen, den Reifen durch den engeren Kontakt zusätzlich stabilisieren und auch das bei niedrigen Drücken mögliche Burping reduzieren.

VITTORIA gibt an, dass das Air-Liner Insert aus einem speziell für diese Anwendung entwickelten Polymer besteht, keine Flüssigkeiten(auch keine Dichtmilch) aufnimmt, eine Lebensdauer von mindestens 2000 Betriebsstunden hat und im Fall eines Reifendefektes seine Notlaufeigenschaften für ca. 1 h aufrecht erhalten kann ehe das Material ermüdet.

Durch die Tatsache das der runde Air-Liner nicht nur im Extremfall mit dem Reifen in Kontakt kommt (wie etwa HUCK NORRIS), sondern schon viel früher, besitzt das weiche Material einen Art eingebaute Progression die ganz sanft beginnt und mit immer stärkerem Zusammendrücken des Reifens immer stärker wird. Die Ausfräsung auf der Außenseite unterstütz diesen Effekt indem der Air-Liner dadurch beim leichten Kontakt sehr flexibel ist (es werden ja nur die dünnen Ränder deformiert) und mit zunehmender Kompression immer mehr Gegendruck aufbaut. Durch die Ausfräsung auf der Innenseite ist der Air-Liner mit allen Tubeless-Ventilen kompatibel. Daneben helfen die Ausfräsungen natürlich auch das Gewicht zu reduzieren. Zweifellos wirkt sich der häufige Kontakt zwischen Air-Liner und Reifen auch auf den Rollwiderstand aus, aber dazu hat VITTORIA bisher noch keine Informationen veröffentlicht. Eine weitere offene Frage ist, ob der Air-Liner sich nicht möglicherweise auch auf das Dämpfungsverhalten des Reifens auswirkt, denn anders als ein luftgefüllter Reifen, der nahezu ungedämpft auch wieder zurückfedert (ein Problem mit dem besonders die dicken Plus- und Fatbike-Reifen zu kämpfen haben), könnte das Polymer den Rückprall in der Tat etwas dämpfen.

Der VITTORIA Air-Liner ist in vier Größen verfügbar. Wir haben die mittleren beiden Größen – links in Medium für Reifen von 2,25″ bis 2,5″ und rechts der Large für Reifen von 2,5″ bis 2,8″ Breite.

Der Air-Liner ist ab Juni insgesamt vier Größen, nach Reifenbreiten gestaffelt, erhältlich.  Es soll damit  Reifenbreiten von 1,9“ bis 4,0“ abdecken können. Weil das System als offener, ungekürzter Schlauch ausgeliefert wird, der auf das jeweilige Reifenformat zugeschnitten und per Kabelbinder zusammengehalten wird, ist der Airliner für jedes Reifenformat geeignet. Die beiden uns zum Test gelieferten Varianten M und L wiegen für 29“ zugeschnitten pro Stück genau 180 g (M für Reifen zwischen 2,25“ und 2,5“) bzw. 248 g (L für 2,5“ bis 2,8“). Damit spielt der VITTORIA Air-Liner in der gleichen Gewichtsliga wie die Doppelkammersysteme Procore von SCHWLABE und Tube+ von DEANEASY. Preislich ist der Air-Liner ebenfalls eine ziemliche Ansage. Je nach Größe kostet zwischen 69.- und 73,5 Euro (ein Stück!) – als Paar hat also etwa den gleichen Preis wie Procore und ist doppelt so teuer wie HUCK NORRIS.

Die Montage des Air-Liner Inserts selbst soll sehr einfach sein – wie in dem Video oben gezeigt wird. Vorbereitend muss man den Endlosschlauch nur um die Felge legen, kürzen, an den Enden mit einem spitzen Gegenstand zwei Löcher durchstanzen und dann die beiden Enden mit einem Kabelbinder verbinden. Den nun runden Air-Liner einseitig bereits auf der Felge sitzenden Reifen einlegen die andere Wulst montieren, aufpumpen und fertig. VITTORIA rät dazu, die Dichtmilch erst nach dem erfolgreichen Aufpumpen über das Ventil in den Reifen zugeben. Ob es bei der Montage irgendwelche Besonderheiten zu berücksichtigen gibt, bzw. welche Erfahrungen ich dabei gemacht habe, lest ihr im demnächst erscheinenden Folgeartikel – voraussichtlich bereits mit den ersten Praxiseindrücken.

Der VITTORIA Martello TNT ist bereits auf dem TANRUM Shinning 2.0 im Testeinsatz – hier noch ohne Air-Liner. Wei er sich bisher bewährt lest ihr im nächsten Artikel dazu.

Zum Anfang des Tests habe ich schon die beiden Martello 2,35“ TNT auf dem TANTRUM Shinning 2.0 montiert und fahre diese bereits seit ein paar Tage auf meinen zuerst staubtrockenen und mittlerweile recht nassen Hometrails. Die erste Härteprüfung steht den Reifen dieses Wochenende auch schon bevor. Dann werden MiMü und ich nämlich beim Siaonopening in Sölden dabei sein und die berüchtigte „Schnitzeljagd“ mitfahren. Aktuell plane ich noch die Tage mit dem VITTORIA Martello vorn und hinten zu fahren, aber weil es dort in den letzen Tagen viel geregnet hat, hab eich zur Sicherheit auch die Motas mit ins Auto geworfen. Dies wird außerdem das erste Mal sein, dass ich die Air-Liner Inserts fahre. Mal sehen ob sie mich auf den Trails im Ötztal sicher vor Durchschlägen schützen. Schon bald mehr zu meinen ersten Praxiserfahrungen dem VITTORIA Air-Liner und den Martello 2.35 TNT Reifen..

RIDE ON,
c_g