BELL Super DH Helm – Praxiserfahrungen: von c_g

Der BELL Super DH ist einer der jüngsten MTB-Helme, die sowohl als Halbschalen- wie auch als Vollvisierhelm genutzt werden können. IN unserem test hat eine Menge Stärken, aber auch ein paar Schwächen gezeigt.

Nach gut 2 1/2 Monaten im Testeinsatz hat der neue BELLSuper DH wirklich alles mitgemacht, was man mit ihm machen kann – witterungsmäßig waren das winterliche Minustemperaturen bis hin zu bis frühsommerlich warmem 25° und was die Art der Rides angeht, reichte das Spektrum von langen, klassischen XC-Touren und knackigen Trainingsfahrten bis hin zu Bikepark-Einsätzen und Shuttle-Runs.

 

Wie ihr vielleicht noch aus dem Intro noch wisst, ist der Super DH die nächste Evolutionsstufe nach dem bewährten Super 3R (hier getestet). Beide haben zwar einen abnehmbaren Kinnbügel, der über drei Schnallen gesicherten wird, aber sobald man in die Details kommt erkennt man die vielen Unterschiede. Allein schon optisch ist der Super DH deutlich kantiger und aggressiver wirkt er mit oder ohne Kinnbügel um ein vielfaches moderner und auch wenn es um die Technologie-Features geht, hat der Super DH ein gewaltigen Entwicklungsschritt gegenüber seinem Vorgänger gemacht.

Eine wichtige Sicherheit-Technologie des BELL Super DH ist MIPS Spherical, bei dem zweiunabhängige Schalen wie ein Kugelgelenk den Kopf vor Rotationskräften schützen. Zentral oben sieht man das Sweat Guide Feature, das Schweiß sehr effektiv ableitet.

Durch die neuartige Gesamtkonstruktion mit dem MIPS Spherical, dem weiter verstärkten Kinnbügel und das Progressive Layering der Schale ist der Super DH einer der noch seltenen Convertible-Helme, die eine volle DH-Zertifizierung (CE-EN1078 Norm, ASTM F1952 und F2032) erhalten haben.

Das neue Float DH Weitenanpassung-System funktioniert hervorragend und trägt maßgeblich zu dem hohn Tragekomfort bei.

Mit insgesamt 19 Belüftungsöffnungen, offenen Durchströmkanäle direkt am Kopf, dazu der modifizierten Overbrow Belüftung, dem neuen Float DH Weitenanpassung-System und dem kleinen (aber sehr feinen!) Detail des Sweat Guide über der Stirn soll die Belüftung und der Tragekomfort des Super DH auf einem bislang unbekannt hohen Niveau liegen. Die magnetische FIDLOCK Schließe des Kinnriemens ist noch ein cooles Detail das die Handhabung weiter erleichtert.

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PRAXISERFAHRUNGEN

Und wie haben sich all diese Technologien in der Praxis bewährt? Ist der mit 295.95 Euro recht kostspielige Helm und mit 880 g (davon allein 410 g für den Kinnbügel) sein Geld wirklich wert? Meine Kurzantwort: Meine Erfahrungen mit dem Helm sind in den allermeisten Bereichen sehr gut gewesen und machen den Super DH für mich zum derzeit vielseitigsten und zugleich komfortabelste Helm den ich kenne.

Über 2 1/2 Monate war der Helm bei uns im Testeinsatz – wir bei fast winterlichen Bedingungen beim test des YETI SB4.5.

Die Passform, das Weitenanpassungs-System und die Polsterung zählten schon beim Super 3R zu den besten die ich kenne und der Super DH hat es geschafft dies sogar noch zu toppen. Die einzelnen Features ergänzen sich ideal und ergeben zusammen einen Tragekomfort, der mich schnell vergessen hat alssen, das ich überhaupt einen Helm trage. Zumindest als Halbschale (also ohne Kinnbügel getragen) kenne ich keinen bequemeren Helm – mehr dazu weiter unten.

Bei langen Uphills bietet der Super DH eine recht ordentliche Belüftung, noch besser aber funktioniert die Schweißableitung mit Hilfe des simplen Sweat Guides.

Was die Belüftung angeht, würde ich den Super DH auf das gleiche ordentliche Niveau mit anderen sehr guten Trail- und AM-Helmen stellen. Nicht überragend aber durchaus so, dass man auch an warmen Tagen auf Tour noch super damit zurecht kommt. Einen wirklich spürbaren Unterschied macht dafür der kleine Polsterfortsatz vor der Stirn, den BELL Sweat Guide nennt. Während ich bei allen Helmen der letzen Jahre früher oder später dazu übergegangen bin oder übergehen musste die Stirnpolsterung durch den SWEATHOGzu ersetzen um auch auf Dauer den  Schweiß von den Augen fern zu halten, hatte ich mit dem BELL Super DH nie – und ich meine damit wirklich nie – dieses Problem. Das kleine Verlängerungspolster leitete den Schweiß genau wie angekündigt von der Stirn nach vorne, wo er sich sammelt und  entweder vollkommen vor den Augen heruntertropft oder wo man ihn mit einer kurze Handbewegung einfach leer streifen kann. Dieses kleine Detail ist, für mich eines der herasuragendsten Praxis-Highlights des Super DH.

Das MIPS Spherical System ist eine weitere neue Technologie, die wir am BELL Super DH zum ersten Mal in der Praxis erfahren durften. Durch die Konstruktion mit einer Innenschale, die fest am Kopf sitzt und einer beweglichen äußeren Schale, die wie ein Art Kugelgelenk funktioniert, soll der Kopf noch besser vor Rotationskräften bei einem Sturz geschützt werden. Ob diese Technologie wirklich besser funktioniert, wie das bisherige MIPS musste ich zum Glück nicht am eigenen Leib ausprobieren.

 

Die MIPS Spherical Doppelschalenkonstruktion hat aber im Zusammenhang mit dem Sweat Guide ein kleines Problem. Während die Polsterung ja auf der Innenseite des Helms sitzt, ist der Sweat Guide über einen kleinen Klett an der Außenschale fixiert. Bei zu viel Bewegung zwischen den beiden Schalen entsteht Zug auf den Sweat Guide – sie Bildreihe oben. Irgendwann löst sich der Klett und der Sweat Guide Vorsatz klappt einfach nach unten, wie im Bild rechts. Wenn das während dem Fahren passiert, spürt man es nicht unmittelbar, aber weil das Pad nun direkt auf der Stirn anliegt, wird der Schweiß nicht mehr nach vorne abgeleitet, sondern läuft früher oder später doch über die Stirn in die Augen. In der Praxis ist dies aber nur dann relevant wenn man den Super DH als Vollvisierhelm trägt, denn  reichen die Relativbewegungen selbst auf besonders ruppigen Abfahrten nicht aus um den Klett zu lösen. Insbesondere wenn man den Super DH am Kinnbügel haltend zurecht rückt ist mir das regelmäßig passiert.

Ein weiteres, wen auch kleines Thema beim Super DH im Zusammenhang mit MIPS Spherical (mit seinen beiden zueinander beweglichen Schalenteilen) ist, auch, dass sich der Kinnbügel durch seine Fixierung an der Außenschale viel mehr an der Wange abstützt. Das Tragegefühl ist damit anfangs etwas irritierend, aber im Laufe der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt.

Damit bin ich aber auch schon am Ende der ohnehin sehr wenigen Kritikpunkte am BELL Super DH. In allen anderen Belangen ist der Helm wirklich super. Der Tragekomfort ist, wie oben bereits geschrieben absolut erstklassig, die Belüftung angesichts des hohen Schutzgrades ebenfalls sehr gut. Selbst die magnetische FIDLOCK Schließe, funktioniert sehr einfach und stets sicher. Wie mit herkömmlichen Schließen auch, muss man ein wenig darauf achten, dass die Gurte nicht verdreht sind, aber ansonsten funktioniert die FIDLOCK Schließe absolut einwandfrei.
Mit den drei griffigen Schnallen ist es leicht möglich den Kinnbügel abzunehmen.  Mit etwas Übung kann man ihn sogar anlegen ohne den Helm dafür abzunehmen, aber in der Praxis konnte ich mich nie dazu durchringen die korrekte Verbindung nicht doch noch mal auch mit den Augen zu überprüfen … am Ende geht mir die Sicherheit, doch deutlich über die eventuell mögliche Bequemlichkeit. Und weil ich den Helm für diese Sichtprüfung in der Regel ohnehin abnehmen muss, erledige ich die gesamte Montage doch lieber gleich auf Sicht, als nach Gefühl. Dementsprechend lautete mien Beobachtung dazu: Ja, die Demontage und Montage gehen auch ohne den Helm abzunehmen, aber in der Realität hatte das für mich recht wenig Relevanz.

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Testfazit

BELL hat mit dem Super DH einen Helm geschaffen, der ein unglaublich breites Einsatzspektrum abdeckt. Durch seinen erstklassigen Tragekomfort, die mehr als ausreichende Belüftung und das hervorragende Sweat Guide System ist der Super DH als Halbschalenhelm einer der besten seiner Klasse und bietet mit dem einfach anzubringenden Kinnbügel doch viel zusätzlichen Schutz um ihn guten Gewissens auch für einen Tag im Bikepark oder eine aggressive Abfahrt  zu nutzen. Als einziges gelegentlich auftretendes Defizit kompromittiert die ausgeprägte Beweglichkeit zwischen den beiden Schalen durch MIPS Spherical die ansonsten erstklassige Schweißableitung. Mit fast 300.- Euro ist der BELL Super DH sicher kein Schnäppchen, aber wer einen Helm mit maximaler Vielseitigkeit und bestmöglicher Schutzwirkung sucht, sollte sich den BELL Super DH unbedingt mal näher ansehen.  Für mich ist er die aktuelle Referenz in Sachen Convertible-Helme.

RIDE ON,
c_g