TRANSITION Smuggler NX Aluminium – Erste Eindrücke: von MiMü

Vor kurzem haben wir euch an dieser Stelle das überarbeitete TRANSITION Smuggler in der Einstiegsversion NX Aluminium vorgestellt. Mit 140 mm Federweg vorne und 120 mm hinten spricht es klar den Trailbiker an, soll aber dank der eigenentwickelten Speed Balanced Geometry (kurz SBG) einen ganz eigenen Charakter haben. Ob das stimmt und wie sich das Bike während der ersten Testphase geschlagen hat, erfahrt ihr nun hier.

Das TRANSITION Smuggler im Testeinsatz …

Gleich beim ersten Aufsitzen war ich froh, dass uns der deutsche Importeur Trailtoys das Testbike in Rahmengröße L zur Verfügung gestellt hat. Der angemessene Reach von 475 mm 8effektive Oberoohrlänge: 625 mm) brachte mich zusammen mit dem nur 40 mm kurzen RACE FACE Aeffect R Vorbau in eine angenehme, nur leicht gestreckte und viel Übersicht schaffende Sitzposition. So fühlte ich mich gleich sofort optimal im Bike aufgehoben.

Den Größenempfehlungen von TRANSITION gemäß müsste ich die Rahmengröße Medium fahren, bin aber sehr glücklich mit meinem Large Rahmen.

TRANSITION würde für meine Körpergröße von 175 cm zwar einen kleineren Medium-Rahmen empfehlen, der um fast 30 mm kürzeres ist, aber das gelieferte Large passt für meinen Geschmack optimal zu meinen Proportionen und ergonomischen Vorlieben.

  

Uphill: Durch den relativ steilen Sitzwinkel von 75,8°, der den Schwerpunkt gut nach vorn bringt, wirkt das Smuggler überraschend kletterfreudig und recht vortriebsstark. Auch wenn die Masse mit satten 15,1 kg (ohne Pedale) schnellen Antritte etwas dämpft und dem Bik einenen Teil seiner Spritzigkeit raubt, wirkt das Bike dennoch alles andere als träge. Unterstützend kommt der antriebsneutrale und nahezu wippfreie Hinterbau hinzu, der erst im Wiegetritt die Pedal-Position des ROCK SHOX Deluxe RT Dämpfers benötigt. Beide genannten Faktoren zusammen – steiler Sitzwinkel und antriebsneutraler Hinterbau – machen sich vor allem im steilen und technischen Uphilll sehr positiv bemerkbar, selbst mit dem sehr kompakten Heck mit einer Kettenstrebenlnge von nur 430 mm.

Der Giddy-Up Hinterbau des Smuggler arbeitet bergauf wie bergab ausgezeichnet.

Dadurch lastete auch in richtig steilen Uphill-Passagen immer ausreichend Gewicht auf dem Vorderrad, das dadurch stets auf dem Boden blieb. Der Hinterbau arbeitet dabei auch mit Plattformdämpfung noch recht sensibel, und bietet viel Traktion, ohne übermäßig in den Federweg abzusinken. Angesichts des mit 66° für ein Trailbike sehr flachen Lenkwinkels zeigt das Bike auch bei sehr langsamer Fahrt bergauf und in der Ebene keinerlei Abkipptendenzen des Vorderrades beim Einlenken – ein Phänomen, das Bikes mit flachen Lenkwinkeln gerne mal zeigen. Ob dabei auch der kürzere Gabelsoofset eine Rolle Spielt, kann ich derzeit noch nicht sagen.

Moderater Federweg kombiniert mit einer aggressiven Geometrie ergeben am Smuggler viel Sicherheit auf dem Trail.

Im Downhill ist mir das TRANSITION Smuggler bislang nie durch eine übermäßige Laufruhe oder sonstoge Eigenheiten aufgefallen. Vielmehr präsentiert es sich mit einem ausgesprochen homogenen, ja fast schon unauffällig ruhigen, aber 100% stimmigen Fahrverhalten. Auf der einen Seite vermittelt die spürbare Laufruhe viel Sicherheit und lädt zum schnellen Singletrail-Shredden ein, ohne dabei je zu ruhig oder gar träge zu wirken, und andererseits macht das Smuggler auch in schnell aufeinander folgenden Richtungswechseln, engen Turns oder verwinkelte Singletrails noch richtig Spass. Der flache 66° Lenkwinkel und der geringerer 43 mm Gabeloffset machen das Handling keineswegs zu träge oder laufruhig, wie wir es im Intro befürchtet hatten. Zugleich ist das Einlenkverhalten ausgesprochen direkt und man hat schon ein wenig das Gefühl als würde SBG einem helfen die eingeschlagenen Lininewahl noch präziser zu treffen. Natürlich spielt auch hier nicht nur SBG, sondern auch diahohe Rahmensteifigkeit und damit sehr gute Lenkpräzision eine nicht zu unterschätzedne Rolle. Die mit  430 mm angenehm kurzen Kettenstreben unterstützen die Wendigkeit natürlich zusätzlich.

Zur Einstellung sind die empfohlenen SAG-Werte direkt auf der Umlenkwippe angezeigt.

 Der feinfühlige, gut im Federweg stehende Hinterbau vermittelt einen direktes, aber nicht unkomfortables Fahrgefühl mit viel Feedback vom Untergrund. Gerade wenn man sich am Traktionslimit bewegt oder bei besonders schnellen Schlagfolgen empfinde ich, dass der Hinterbau mit dem ROCK SHOX Deluxe RT Dämpfer seine Arbeit noch feinfühliger und effektiver verrichtet als die dem Federweg nach überlegenen ROCK SHOX Revelation RC Boost Federgabel. In Sachen Komfort und Feedback zugleich, ist der Hinterbau sehr gelungen. Würde ich den tatsächlichen Fedrwegswert des Smuggler nicht kennen, hätte ich dem Trailbike am Heck gut und gerne 130-140 mm attestiert. Die Abstimmung des RS Däpfers gestaltete sich übrigens durch die auf der Umlenkwippe aufgedruckte Sag-Empfehlung von 16-17 mm sehr einfach.

Endlich Frühling und die trails sind trocken – das macht das testen mit dem Smuggler umso mehr Spaß.

Noch ist es für mich zu früh wirklich sagen zu können, ob sich die das TRANSITION Smuggler mit seiner SPEED BALANCED GEOMETRY wirklich spürbar anders verhält als andere moderne Trailbikes. Was ich aber schon jetzt sagen kann ist, dass das Konzept am TRANSITION Smuggler ein Bike hervorbringt, das sich ausgesporchen angenehm und stimmig fährt. Ein Bike, das mir bisher keinerlei echte Defizite aufgezeig hat. Ich würde es zwar auf der eher laufruhigeren Seite in der Kategorie der Trailbikes einordnen aber keineswegs in einer auffälligen Art und Weise. Das Smuggler motiviert einen auf dem Trail das Gas stehen und hat doch eine Wendigkeit und Vielseitigkeit um auch auf Touren nicht unterfordert zu wirken. Das Smuggler macht genauso auf technischen wi auch auf gemäßigten Trails richtig Spaß und hat ein wunderbar stimmiges Gesamtfahrverhalten. Noch ist unser Test nicht beendet und möglicherweise stelle ich noch marankte Unterschiede zu bisher gefahrenen Geometrien fast, aber bisher wirkt SBG weniger wie ein Revolution sondern vielmehr eine positive Evolution bisheriger Trailbikes – komplett stimmig und gut durchdacht!

Auch von Seiten der Ausstattung gibt es bisher großteils nur Positives zu berichten.

   

Die ROCK SHOX Revelation RC Boost an der Front verrichtete zuverlässig ihre Federungsarbeit, ist dabei aber nicht die sensibelste und neigt bei Schlagabfolgen wie etwa bei Wurzelteppichen zum Verhärten. Hier kann sie nicht ganz mmit dem Hinterbau mithalten Dafür ist sie ordentlich steif und läßt sich auch von Querrillen und fiesen Gesteinsbrocken nicht aus der Ruhe bringen.

Die SRAMNX 11-fach Schaltung bietet bisher wenig Grund zur Kritik. Der Trigger Schalthebel wirkt im Vergleich zu höherwertigen Schaltungen zwar etwas undefiniert, aber weil auch er das NX-Schaltwerk sauber und präzise steuert, bist das eine eher milde Kritik. Generell verlaufen die Gangwechsel auch unter Last gut. Mit der Kombination aus 28-Zahn Kettenblatt und der 11-42er Kassette bin ich in den meisten Fahrsituationen gut zurecht gekommen – bergauf bietet sie einen angenehm leichten Berggang, aber bei flotten Downhills tritt man dann doch schnell ins sprichwörtliche „Leere“. Je nach Art des Geländes in dem Man sich bewegt, könnte man den Antrieb aber mit einem 30er Kettenblatt und einer 11-46er Kassette ohne allzu großen Aufwand upgraden.

 

Die verbauten SRAM Level T Bremsen sorgen für eine ausreichende Verzögerung ohne echte Auffälligkeiten. Ihr Druckpunkt ist nicht übertrieben hart, die Bremskraft setzt sehr gleichmäßig und kontinuierlich steigend ein. Der WTB-/NOVATEC-Laufradsatz mit seinen 29mm breiten Felgen zeigte sich bislang  stabil, präzise und gleichzeitig nicht übertrieben hart. Die Paradedisziplin der darauf montierten MAXXIS Minion DHF/DHR II Reifen ist dabei eindeutig schwieriges Gelände und der Downhill. Ungeachtet der Bodenbeschaffenheit bieten die Reifen viel Kurvenhalt, eine schier endlose Traktion und eine hohe Pannensicherheit. Selbst der auf meinen Trails derzeit oft vorzufindende tiefe Schmodder kann sie nicht aufhalten. Allerdings bescheren sie einem im Uphill aber auch einen spürbar hohen Rollwiderstand, der bergauf zusätzlich zum recht hohe Gewicht den Fahrer belastet. Für die weitere Testphase habe ich schon einen Reifenwechsel unternommen – um zu sehen, wie sich ein etwqs schnellerer Hinterreifen auf den Charakter des Smugglers auswirkt.

 

Die Lenkzentrale bestehend aus RACE FACE Chester Lenker und Aeffect R passt durch ihre Dimensionen meiner Meinung nach sehr gut zum Handling des Bikes: Der 780 mm breite Lenker und der 40 mm lange Vorbau sorgen für viel Kontrolle und funktionieren genauso gut bie High-Speed, wie im technischen Terrain. Bei der ebenfalls von RACE FACE stammenden Aeffect Dropper Post mit 150mm Absenkung fiel mir zu Testbeginn eine sehr langsame Ausfahrgeschwindigkeit auf, was an einem deutlich zu niedrigen Druck in der Gasfeder lag. Wieder auf dem empfohlenen Minimaldruck von 230psi konnte die Stütze dann wieder mit einer einwandfreien und zuverlässigen Funktion punkten. Der Aeffect Remote Lever bietet zwar einen deutlich spürbaren Druckpunkt, er ist aber nicht komplett spielfrei gelagert, wodurch schon einige Schrammspuren am Hebel zu erkennen sind. 

Die einzige Veränderung, die ich am Smuggler für die letzte Testphase noch ausprobieren wollte ist der Wechsel auf andere Reifen … ich bin gespannt.

Zwischenstand: Ob es an der SPEED BALANCED GEOMETRY alleine oder an der Summe aller Aspekte des Rahmens liegt weiß ich nicht, aber insgesamt bietet das TRANSITION Smuggler ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten. Schnelle Highspeedpassagen gelingen dem Smuggler dabei ebenso gut wie flotte Kurvenkombinationen oder enge Turns. Es fühlt sich da wie dort zu Hause und leistete sich bisher keine richtigen Schwäche. Die gewählte Ausstattung läßt zwar den Blingbling-Faktor außen vor und drückt ordentlich auf die Waage, kann aber bisher durch ihre Funktion und Zuverlässigkeit durchaus überzeugen.

MiMü