CONTINENTAL Mountain King III – Testfazit: von MiMü

Praktischerweise hat sich der Winter eine längere Pause gegönnt und mir dadurch die Möglichkeit geboten, dem Ende November vorgestellten CONTINENTAL Mountain King III endlich auch unter normalen Testbedingungen auf den Zahn zu fühlen. Den leider recht schneelastigen Zwischenstand hatte er ja bereits mit Bravour bestanden.

Das Profil des neuen CONTI Mountain King III ist absolut eigenständig und damit unverkennbar.

Auch unter den zwar weichen aber eher normalen Bedingungen war ich nach wie vor beeindruckt vom geringen Rollwiderstand des MK III. Wer wie ich schnell mal bis 20 großteils flache Kilometer bis zu manchen Trailspots zurücklegen muss, wird den Conti-Pneu schnell zu schätzen lernen. Auf harten Böden rollte er ähnlich schnell wie im weicheren Terrain oder auf Schotterautobahnen Die relativ geringe Profilhöhe von mittig gemessenen 4 mm verleit dem Reifen ein komfortables Abrollverhalten bei gleichzeitig hoher Tempobeständigkeit. Im Zwischensprint überzeugt er dank seines quer gestellten Mittelprofils durch satte Traktion, während die längs ausgerichteten Seitenstollen in schnell gefahrenen Kurven stets guten Halt bieten. Lästiges Kilometer-Machen und winterliches Grundlagentraining werden so zur eher angenehmen Pflichtübung.

 

Im wirklichen Gelände kann der Nachfolger des beinahe schon legendären Mountain King II dann sein volles Potential ausspielen. Man darf sihc daei nicht vom eher gemäßigten Profil abschrecken lassen – der MK III bietet auch im Gelände richtig viel Performance. Tiefe, durch Pferdehufen durchpflügte Erdtrails stellten ihn traktionstechnisch ebenso wenig vor unlösbare Probleme wie loser Schotter oder rutschige Wurzelpassagen. Die quergestellten, leicht v-förmigen Mittelstollen verzahnten sich regelrecht mit dem Untergrund, erst sehr spät reisst die Haftung. Ein vortriebslos durchdrehendes Hinterrad bleibt auch unter nassen Bedingungen eher die Asnahme. Dank seines großen Stollenabstands hatte auch klebriger Matsch oder lehmiger Erdboden nur wenig Chancen das Profil des MK III zu verstopfen. Wenige Reifenumdrehungen genügten im Zweifelsfall und der Conti war wieder befreit von Schmutz & Co.

 

Im Downhill waren es dann erneut die Allround-Eigenschaften des MK III, die mir ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberten. Richtige Schwächen lieferte sich der Reifen mit seinem Black Chili Compound auch hier nicht. Er hat mich auf technisch leichten Erdtrails ebenso überzeugt wie auf feuchten Holzstufen oder über gröbere Wurzeln. Der geringe Rollwiderstand machte ihn auch hier zu einem wieselflinken Vertreter der „Tourenreifen“, gleichzeitig verbiss sich die griffige Gummimischung satt im Untergrund, lies so höhere Geschwindigkeiten zu, was den Spaßfaktor ungemein steigerte. Schnell gefahrene Kurven etwa durcheilte der MK III dank seiner enger stehender Seitenstollen wie auf Schienen, bot ein sportlich-direktes Feedback und gefiel mir durch seine hervorragende Linientreue.

Für mehr als ausreichend Bremstraktion zeichnete sich dabei das quergestellte Mittelprofil verantwortlich, welches auch dem Vorderrad zu satter Bremsleistung verhalf. Viele Reifenhersteller vertrauen bei speziell für die Front entwickelten Pneus ja auf den vermehrten Einsatz von längs ausgerichteten Stollen … zugunsten de Kurvenperformance. Dabie besteht immer die Gafahr, dass derartige Reifen dann aber beim starken Anbremsen zum frühzeitigen Ausbrechen neigen.

Beim CONTI MK III hatte ich nie das Gefühl, dass er vorne oder hinten derartige Problemem gehabt hätte. Wurzelpassagen erforderten nur dann die erhöhte Konzentration des Fahrers, wenn das feuchte Flechtwerk schräg und gleichzeitig abfallend verlief. Dann verlor der Conti immer wieder für einen kurzen Augenblick die Haftung. Als mögliche Ursache dieses Phänomens vermutete ich den ausgeprägten Abstand zwischen mittlerer und seitlicher Stollenreihe. Dadurch rutschte der Reifen kurzzeitg wie eine Art Slick über die Wurzeln, bis das Seitenprofil Haftung fand und wieder Traktion liefern konnte. Mit etwas Gespür und Übung war der MK III aber auch in diesen Situationen gut beherrschbar.

Seine auf besseren Pannenschutz ausgelegte ProTection Karkasse mit rundum verlaufender Pannenschutz-Lage soll den Mountain King III genauso effektiv vor Schnitten wie Durchschlägen schützen und gleichzeitig für eine verbesserte Dämpfung sorgen – beides Eigenschaften, die ich nach gut 6-wöchiger Testphase durchaus bestätigen kann. Die von außen leicht am Zielflaggen-Design erkennbare ProTection-Lage hat den Reifen selbst mit experimentellen Luftdrücken von ca. 1,1 Bar effektiv vor Durchschlägen oder Burping geschützt. Selbst auf mit Stufen durchsetzten Wanderwegen und in Kurven blieb die Karkasse luftdicht auf der Felge sitzen.

 

Bei Drücken zwischen 1,5 und 1,8 Bar gefiel mir der Reifen am besten: Hier lag für michd as Optimum aus Rollwiderstand, Durchschlagschutz und Dämpfungsverhalten: Kleinere Hindernisse wurden dann noch effektiv abgefedert, ohne dass der Reifen dabei je zum Springen oder Wippen geneigt hätte.
Offensichtlich hat CONTINENTAL hier einen wirklich guten Mittelweg aus Pannenschutz, Karkassenflexibilität und -dämpfung bei gleichzeitig hoher Robustheit gefunden. Dass die Karkasse nebenbei noch extrem luftdruckstabil ausfällt und Nachpumpen im tubeless-Setup auch nach einigen Tagen Standpause nie notwendig war, stellt für mich das Tüpfelchen auf dem „i“ dar.

Im Intro hatten wir geschrieben, dass Conti’s weiterentwickeltes Black Chili Compound unter anderem mit 5% mehr Laufleistung punkten soll. Unsere beiden Testreifen sehen nach der intensiven Testphase der letzten Wochen zumindest noch aus wie neu, abgefahrene oder gar eingerissene Stollen sind nicht zu erkennen. Allerdigns sind die aktuellen Bedingungen und derzeit zugänglichen Trails auch nicht so verschleißfördernd wie alpine Felsentrails. Daher möchte ich im Rahjen dieses Tests keine Aussagen zu Verschleiß oder Laufrleistung machen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Black Chili Compound lassen aber hoffen, dass auch der der neuen Reifen hier ordentlich abschneiden würde..

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Testfazit

 

„Le roi est mort, vive le roi“ (Der König ist tot, lang lebe der König) – damit könnte man die Einführung des gänzlich neu entwickelten CONTINENTAL Mountain King III treffend beschreiben. War der „alte“ Mountain King schon bekannt für seine hervorragenden Allround-Eigenschaften, die sich aus geringem Rollwiderstand, hoher Trail-Tauglichkeit bei tollem Pannenschutz sowie geringem Verschleiß zusammensetzten, so setzt der MK III bei allen Punkten noch einen drauf und verspricht dadurch ein sehr würdiger Nachfolger zu werden.
Ob der Mountain King III tatsächlich die von CONTINENTAL postulierten 26% weniger Rollwiderstand bzw. 30% mehr Grip waren, konnten wir in unserem Test zwar nicht eruieren. Meinen Erfahrungen nach fallen der Rollwiderstand sowie Geländegrip aber durchaus noch einen Tick besser aus. Einmal auf Tempo gebracht, zieht der „Bergkönig“ zielsicher seine Spur, bietet dem Piloten stets ein direktes Feedback und ein hohes subjektives Sicherheitsgefühl.
Fakt ist, dass sich der CONTI Mountain King III keine wirklichen Schwächen erlaubt und mit unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheiten sehr gut fertig wird. Gleichzeitig ist er mit rund 760 g noch angenehm leicht, was ihn insbesondere bei tubeless-Verwendung zu einem idealen Begleiter für traillastige Touren macht. Ein echter Allrounder eben, und ein würdiger Nachfolger!

MiMü