SCHWALBE Dirty Dan XC 2.0 Reifen – Testintro (und erste Praxiserfahrungen): von c_g

Als ich mir die allerersten Gedanken zu dem Projekt „Winterbike Light“ gemacht habe, waren die Reifen einer der zentralen Punkte, als es darum ging mit dem CUBE AMS auch im Schmuddelwetter noch Spaß auf den Trails zu haben. Ein richtig griffiger Reifen musste her, der aber zugleich noch leicht sein sollte – meine Vorgabe für das Projekt war es ja den Grundcharakter eines schnellen XC-Bikes aufrecht zu erhalten. Traktionsstarke Reifen gibt es zuhauf, doch liegen die meistens im Bereich von 750 bis 900 g und gehen damit kaum mehr als XC-Reifen durch. Meines Wissens nach gibt es für uns 29er Fahrer noch nicht mal eine Hand voll derartiger Reifen.

Der SCHWALBE Dirty Dan XC noch im Karton.

Der Dirty Dan XC von SCHWALBE ist einer dieser Reifen. Dank der sehr schlanken und leichten Karkasse ist der Reifen richtig leicht. Gerade mal 520 g gibt die SCHWALBE Webseite an, unsere Testmuster bringen es auf je 524 und 530 g. Sehr leicht, keine Frage. Dafür muss der Reifen aber auch auf jeden zusätzlichen Pannenschutz verzichten. Außerdem ist der Dirty Dan als 29er nur in der extrem leichten 127 TPI Liteskin Karkasse verfügbar, der leichtesten Version, die SCHWALBE im Programm hat. Die Seitenwände sind dabei so dünn, dass die Reifen zwar tubeless gefahren werden können und dürfen, aber oft nur mit etwas mehr Aufwand überhaupt dicht zu bekommen sind. Weil ich befürchte schon bald auf einen Spikereifen umrüsten zu müssen werde ich die Dirty Dans auch fürs erste mit Schlauch fahren.

Beim Compound vertraut man auf die Vielseitigkeit von SpeedGrip aus dem Addix Sortiment – gut zu erkenne an dem blauen Steifen auf der Lauffläche und dem blauen Label auf der Seite. Während die DH-Versionen des Dirty Dan (nur in 2,35“ Breite erhältlich) mit dem megagriffigen Ultra Soft Compound daherkommen, versucht man bei der schmaleren XC-Version wohl einen besonders schwierigen Kompromiss aus massiver mechanischer Verzahnung aufgrund der groben und offenen Stollen bie weiterhin ordentlichem Leichtlauf durch das Compound. Ob diese Gleichung aufgeht? Wir werden es sehen.

Wie schon erwähnt, verzichtet der Dirty Dan XC zugunsten des Gewichts auf ein großes Volumen. Mit 2,0“ Breite oder 50 mm angegeben bringt es der Reifen auf der NEWMEN Felge mit 22 mm Innenweite gerade mal auf 47 mm Karkassenbreite und exakt 50 mm an der breitesten Stelle der Stollen. Es ist schon eine Weile her, dass ich derart schmale Reifen gefahren bin, noch dazu mit Schlauch, aber angesichts der sehr weichen und nassen Trails sind ja auch die Bedingungen derzeit etwas ganz Besonderes.

Das Profil des Dirty Dan XC ist genau so, wie man es von einem Nässespezialisten erwarten würde. Die hohen, quadratischen Stollen, immerhin 6 mm hoch, sind sehr offen angeordnet, mit großen Zwischenräumen und dementsprechend wenig wo sich der Dreck festhalten könnte.

In 2,0″ Breite und gerade mal 520 g schwer verspricht der Dirty Dan viel Grip ohne großes Mehrgewicht.

Die Anordnung ist sehr einfach beschrieben – keine zentralen Stollen (lediglich ganz flache Rippen in der Mitte), dafür aber abwechselnd zwei nebeneinander stehende Zwischenstollen und zwei Seitenstollen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass sowohl die Schulterstollen, wie auch die Zwischenstollen nicht genau in einer Linie liegen, und leicht versetzt stehen – nicht viel, aber doch erkennbar. Fehlt nur noch die Preisangabe um das Intro zu komplettieren – 57,90 Euro ist der empfohlenen VK pro Reifen.

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Erste Praxiserfahrungen mit dem SCHWALBE Dirty Dan XC:

Der Dirty Dan hat im bisherigen Testeinsatz schon sehr viel Schlamm und Schmutz gesehen.

Seit Testanfang waren die Trails fast immer nass, oft sogar matschig und einmal schon mit ordentlicher Schneeauflage. Alles war schon dabei, nur keine halbwegs normalen Trailbedingungen. Bei diesen Verhältnissen hat sich der Dirty Dan bisher als extrem traktionsstark erwiesen. Es gab kaum einen Anstieg, den ich mit dem Reifen nicht ganz gelassen hochgefahren bin – egal ob über schmierige Wurzeln, weichen Waldboden oder sogar tiefen Matsch, der Dirty Dan scheint überall Vortrieb zu generieren. Auch in Sachen Bremstraktion gibt sich der XC-Reifen sehr potent.

Was die Traktion und den Vortrieb angeht, gibt es nichts zu meckern …

Was die Seitenführung und den Kurvenhalt angeht, gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Die weit abstehenden, quadratischen Stollen halten sich sehr lange am Untergrund fest und geben erst spät auf. Sehr positiv für einen XC Reifen ist der sehr gutmütige Grenzbereich, der auch einem All-Mountain-Reifen bestens stehen würde. Selbst wenn der Dirty Dan mal über seine grenzen hin belastete wird, bleibt er sehr gutmütig und gut zu kontrollieren. So manche ungeplante Drifts blieben deswegen ohne Folgen für mich.

… und auch der Rollwiderstand geht in Ordnung für längere Strecken.

Was den Rollwiderstand angeht, darf man an einen derart grob bestollten Reifen natürlich nicht die gleichen Erwartungen stellen, wie andere Race-Reifen. Keine Frage, der Dirty Dan ist ein Spezialist, dessen Schwerpunkt offensichtlich bei Traktion und Grip liegt. Trotzdem rollt der Reifen überraschend flink und vor allem sanft ab. Keine Spur von Vibrationen oder übermäßig flexenden Stollen, wenn man sich damit auf Asphalt in die Kurve legt. Ein wichtiger Faktor bei der gefühlten Leichtfüßigkeit des Dirty Dan ist natürlich auch das ausgesprochen niedrige Gewicht des Reifens. Mit seinen durchschnittlich 520 g ist die Beschleunigung und auch das Lenkverhalten alles andere als träge.

Auch das geringe Volumen hat sich bei den bisherigen Bedingungen kaum als negativ erwiesen. Zwar macht das geringe Reifenvolumen und die weiche Karkasse recht hohe Drücke erforderlich (1,8 bis 2,0 bar), aber weil die Trails bereits so weich sind, ist der reduzierte Komfort gar nicht so deutlich zu spüren. Mit derart schlanken und leichten Reifen ist der richtige Druck immer eine Gratwanderung zwischen Pannenschutz und Komfort, weil ich bei derart schwierigen Bedingungen aber nie voll auf Risiko fahre, fand ich bisher 1,75 bar im Vorderreifen und 1,9 bar im Hinterreifen als ideal. Bei härteren Bedingungen müsste ich den Druck eventuell bis über 2,0 bar erhöhen, oder aber eine Pannenschutzeinlage á la Huck Norris einziehen. Bisher bi n ich von jeglichen Pannen verschon geblieben, habe aber auch immer einen Ersatzschlauch und eine Pumpe bei mir. Bei um die 0°C und Regen möchte man nicht unnötig lange draußen gestrandet bleiben.

Sogar leicht verschneite und teilweise eisige Trails hat der Dirty Dan schon gesehen – mit gleich gutem Ergebnis.

Wie gesagt, bisher waren die Testbedingungen durchweg sehr speziell – ideal zwar um die Stärken des SCHWALBE Dirty Dan XC zu betonen, aber weniger geeignet für Vergleiche zu anderen Reifen. Unter den bisherigen Bedingungen, hat mich der Dirty Dan XC bereits positiv überrascht – sehr leicht, sehr traktionsstark und gutmütig und immer noch ordentlich schnell. Nach dem Aktuellen Stand genau der Reifen, den ich mir für mein Projekt „Winterbike Light“ gewünscht habe.

RIDE ON,
c_g