ERGON GD1 Griffe und HM2 Handschuhe – Testerfahrungen: von c_g

Die Koblenzer Firma ERGON ist bei uns weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt. Die Jungs machen schon seit Jahren richtig gute Accessoires und Komponenten, die nicht nur bei uns unseren Tests stets bestens abschneiden. Zu ihrem Kernportfolio gehören vor allem Griffe, Handschuhe, Sättel und Rucksäcke aber auch Bikeschuh-Innensohlen, eine ganz besondere Road-Sattelstütze und Kits zum Thema Bike-Fitting … schlichtweg alles was die Schnittstelle zum Fahrer ausmacht. Wie hier bereits vorgestellt, hatte ich die letzten Monate den neuen Gravity-Griff GD1 Factory und die HM2 Handschuhe im Test. Hier der Erfahrungsbericht zu beiden:

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ERGON GD1 Factory Standard (& Slim)

DieERGON GD1 Griffe sind bei mir die letzten 2 Monate im Test gewesen … und haben sich bestens bewährt.

Zuerst die GD1 Factory Griffe . Als echte Gravity-Griffe mit einem Einsatzbereich, der vor allem im Enduro, Downhill und Bikepark liegt, standen natürlich vor allem zwei Aspekte ganz oben auf der Prioritätenliste. Die bestmögliche Griffigkeit und eine optimale Dämpfung im Vordergrund.


Wer sich die konstruktiven Details der GD1 Factory noch mal zu Gemüte führe will, die ERGON dafür betrieben hat (der Gummikragen innen, die konische Grundform, das komplexe Griffprofil und die spezielle Gummimischung), kann diese noch mal im Testintro nachlesen. Hier sei nur so viel gesagt: Die GD1 Griffe funktionieren genau wie sie es sollen, aber auf ein ganz unauffällige Art und Weise.

Währen die GD1 ls Griffe für den harten Einsatz entwickelt wurden, haben sie sich im Test überraschend vielseitig gezeigt.

Am Anfang meines Tests war ich ein wenig überrascht – vielleicht sogar erleichtert – denn der Gravity-Griff hat sich angefühlt und gefahren wie ein ganz normaler, obgleich sauguter Allroundgriff. Keine Spur von klebriger Gummimischung die sich anfühlt wie ein Kaugummi, kein übermäßig schwammiges oder direktes Griffgefühl …. sondern einfach nur ein rundum erstklassiger Griff, den man sich für mehr als nur Gravity verwenden kann. Bis auf den optisch auffälligen Gummikraken, der als Abrutschsicherung nach innen dient, hat der GD1 nichts, was man nicht auch im Trail-Einsatz gut findet. Selbst jetzt nach zwei Monaten im Dauereinsatz würde ich sagen, dass der GD1 für einen dedizierten Gravity-Griff auffallend vielseitig ist.

 

Damit wären die Allroundeigenschaften geklärt, aber was macht den GD1 dann zum Gravity-Griff? Als ich die Anforderungen verschärft habe, vermehrt damit im Bikepark unterwegs war und sich die Tiefenmeter summierten, ist mir recht schnell aufgefallen, dass meine Hände weniger schnell ermüden als sonst. Ich kann bis jetzt nicht sagen, welches der Features dafür verantwortlich ist – wahrscheinlich ist es ohnehin die Summer aller – aber ich bin mit dem GD1 einfach ein klein wenig entspannter und frischer unten anzukommen.

Die konische From ist eine der Kernzutaten des GD1. Die bekannte Klemmung funktioniert ebenfalls tadellos.

Griffe sind, genau wie Sättel, immer eine persönliche Sache und bei Gravity-Fahrern gehen die Vorlieben noch weiter auseinander als in anderen Bereichen. Der eine mag es weich und dämpfend, der andere maximal direkt und doch griffig. Der GD1 ist weder das eine noch das andere, sondern liegt für meinen Geschmack genau in der goldenen Mitte davon indem er beides auf seine eigene Weise kombiniert.

Egal ob trocken oder nass – der Grip ist immer sehr gut.

Ein in meinen Augen wichtiger Aspekt dabei ist die patentierte, sich nach innen verjüngende konische Form mit dementsprechend unterschiedlichen Materialstärken (innen dünner als außen). Die sorgt sowohl für ein direktes Griffgefühl, nämlich dort wo die meiste Haltearbeit erfolgt, wie auch eine sehr wohl spürbare Dämpfung weiter außen. Dabei ist die Verjüngung nur so dezent, dass man sie aufs Erste gar nicht wahrnimmt. Erst im intensiveren Einsatz spürt man ihre Wirkung. Die spezielle, von ERGON selbst entwickelte und in Deutschland gefertigte Gummimischung und das fein gegliederte Oberflächenprofil erzeugt einen erstklassigen Grip, ob mit oder ohne Handschuhen, ohne je klebrig zu wirken. Im wirklich nassen Zustand – ein Umstand den ich diesen Sommer zur Genüge habe ausprobieren dürfen – ist der Grip zwar vermindert, aber bei weiten nicht in dem Maß schlechter wie ich es von manch andern Griffen kenne.
Die innenliegende Klemmung per 3 mm Inbus funktioniert gewohnt zuverlässig und solange man die Schraube mit dem vorgegebenen Drehmoment anzieht, sitzt der Griff absolut sicher. Bei Carbonlenkern empfiehlt es sich immer mit etwas Carbon-Montagepaste zu arbeiten, aber das trifft ja bekanntlich für alle Klemmungen mit dem Werkstoff zu.

Neben den grauen GD1 in Standardgröße, hatte ich auch die Selim-Version (im grellen „Frozen Orange“) im Test.

ERGON war so freundlich uns beide verfügbaren Durchmesser zum Test zu schicken, die Standardgröße in „Frozen Black“ und die Slim Variante im „Frozen Orange“ und  natürlich habe ich auch beide Versionen gefahren. Zu meiner eigenen Überraschung fand beide gut. Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Materialstärke, bzw. dem effektiven Durchmesser und beträgt gerade mal 2 mm. Das ist genug um die Slim Variante etwas direkter und die Regular Version etwas besser dämpfend zu machen, aber mit meinen recht durchschnittlichen Händen und Handschuhgröße 8,5 bin ich mit beiden sehr gut zurecht gekommen.

Einmal schmäler ergeben sie ein direkteres aber weiterhin komfortables Griffgefühl.

Auch wenn die Optik bei mir nicht im Fokus steht, darf ich nicht vergessen die beiden Farbvarianten anzusprechen. Während die leichte Transparenz bei dem schwarzen Griff eher untergeht und zu einem keineswegs unattraktiven Grau wird, knallt der orange Griff optisch richtig rein. Je nach Lichteinfall beginnt der Griff dann richtig zu leuchten. In der Zeit, in der ich den auf meinem Testbike gefahren bin, haben mich gleich mehrere Leute auf dessen spannendes Farbspiel angesprochen.

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ERGON HM2

 

Die ERGON HM2 Handschuhe sind die derzeit einzigen Handschuhe im Programm der Koblenzer. Sie sind als Allroundhandschuhe gedacht mit einem Einsatzbereich von XC-Race bis hin zu Enduro. Während es bis vor ein paar Jahren noch üblich war, Bikehandschuhe auch auf der Innenhand zu verstärken und zu polstern, scheint sich derzeit ein Trend abzuzeichnen, nachdem die Handschuhe eher wieder direkter im Griffgefühl werden. So auch beim HM2, der hier lediglich ein sehr dünnes Material hat. Als Fan von solchen, wenig gepolsterten Handschuhen, war ich sofort vom HM2 angetan.

Der Aufwand den ERGON betrieben hat damit sich der Handschuh wie eine zweite Haut anfühlt hat sich gelohnt. Die Beweglichkeit ist dank der hohen Elastizität der Oberhand vollkommen uneingeschränkt und auch die Atmungsaktivität ist sehr gut. Was sein Tragegefühl angeht ist der ERGON HM2 ein Handschuh bei dem man schnell vergisst, das man überhaupt eine Handschuh trägt. Dank der dünnen Innenhand und des sehr griffigen Materials hat man ein wunderbar präzises und direktes Fahrgefühl. Selbst die Smartphone-Bedienung erfolgt mit den kleinem Silikonaufdruck an Daumen und Zeigefinger überraschend gut.

Eigentlich in der richtigen Größe, sitzen die HM2 durch das elastische Material der Oberhand für meinen Geschmack ein wenig locker.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt den ich schon früh bemerkt habe wäre, dass die HM2 aufgrund des elastischen Oberhand-Materials ein wenig lockerer sitzen, als ich es gern mag. Wer, wie ich, gerne einen festen Sitz mag, sollte deswegen auch mal eine Nummer kleiner probieren. Gerade in technischem Gelände gibt das zusätzliche Sicherheit.

Bei allem Lob gibt es leichten Punktabzug für die sich vorzeitig lösenden weißen Akzente und das etwas empfindliche Obermaterial.

Leider hat der HM2 aber eine Schwachstelle: Durch die hohe Elastizität der Oberhandmaterials wird die Klebeverbindung des ERGON Schriftzugs am Zeigefinger und des Logos auf der Oberhand über Gebühren strapaziert und löst sich in Folge. Nach nunmehr 2 Monaten im Einsatz haben sich die weißen Aktente an meinem Testpaar komplett gelöst. Mich stört’s nicht allzu sehr. Ich finde die Handschuhe auch in einfachem Schwarz noch super, aber es ist definitiv nicht so vom Hersteller beabsichtigt. Ich habe mit ERGON bereits darüber gesprochen und mir wurde bestätigt, dass „das Problem bekannt sei und man bemüht ist eine Lösung zu finden“. Außerdem zeigt das Obermaterial in den am stärksten beanspruchten Stellen, an den Fingern und Knöcheln, schon nach nur 2 Monaten ein deutliches „Pilling“, eine Art Flaumbildung. Für allzu harte Beanspruchung ist das Material wohl nicht ausgelegt, aber dafür ist es wie schon gesagt außergewöhnlich atmungsaktiv und angenehm zu tragen.

Wenn auch nicht absolut perfekt, gehören die ERGON HM2 fortan zu einer meiner Lieblings-Bikehandschuhe.

An der Stelle muss ich aber auch anmerken, das ich beinahe täglich mit den Handschuhen unterwegs gewesen bin und meine regulären Testtrails diese Jahr vielfach außergewöhnlich stark zugewuchert sind, was das Material natürlich noch mal deutlich stärker beansprucht. Als pauschal zu wenig robust würde ich das Material daher nicht bezeichnen, lediglich als „den lokalen Anforderungen nicht dauerhaft gewachsen“. Fahrer mit weniger abrasivem Umfeld dürften dieses Thema weniger stark bis überhaupt nicht haben.

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Testfazit

ERGON hat es mit dem GD1 Factory Griffe geschafft einen attraktiven Gravity Griff zu entwickeln, der statt einen speziellen Fahrertyp anzusprechen sehr vielseitig ist. Durch seine smarte Konstruktion kombiniert er eine optimale Griffigkeit mit einem direktes Fahrgefühl und doch guter Dämpfung. Und as macht ihn eben nicht nur für Downhill-Racer und Bikepark-Fans attraktiv, sondern im Grunde für alle die gerne aggressiv und technisch fahren. Bei einem Gewicht von ca. 120 g für die Standardversion und 110 g in Slim und einem VK von 34,95 Euro pro Satz gibt es kaum einen Grund ihn nicht mal auszuprobieren.
Ich bin jemand der bei Handschuhen sehr wählerisch ist, aber der ERGON HM2 Handschuhe hat mich von Anfang an sehr angetan. Die Passform, das Fahrgefühl, die Griffigkeit und die Atmungsaktivität sind erste Sahne. Die sich ablösenden Akzente sind ärgerlich und sollten nicht sein, haben aber funktionell keine Auswirkung. Ich persönlich würde den HM2 immer etwas kleiner kaufen, aber das kann jeder ja selber ausprobieren.

RIDE ON,
c_g