FOX Float 36 Factory EVOL FIT4 Federgabel – Erste Eindrücke: von c_g

Als ich euch die neue 2018er FOX 36 vorgestellt habe, stand die Frage im Raum ob die neue Gabel, deren größte Änderung die EVOL Luftkammer und eine verinfachte Architektur mit weniger Dichtungen sind, wirklich noch eine spürbar bessere Performance bieten könnte. Nach mittlerweile 2 ½ Wochen mit der Gabel am BOLD Linkin Trail LT habe ich die ganz einfache Antwort dazu: Ja, zum Jahrgang 2018 hat sich die FOX Gabel spürbar weiterentwickelt und wurde für meinen Geschmack sogar noch besser.

Die 2018er FOX Float 36 macht nicht nur optisch richtig was her, sie ist auch weiterhin eine der besten Endurogabeln, wenn nicht sogar die beste.

Über die Steifigkeit und Lenkpräzision der FOX 36 muss ich nicht viele Worte verlieren – darauf bin ich schon in meinem Test der 2016er Gabel ausführlich eingegangen und hier steht sie zusammen mit Lyrik und Co definitiv ganz weit oben im Feld der Endurogabeln. Weil sich aber an der Chassis der Gabel zu 2018 nichts geändert that, werde ich mich im Folgenden vor allem mit der Federungsperformance beschäftigen. Hier die Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse:

Die Einstellung der FOX Federgabel ist dank der für 2018 ebenfalls neu eingeführten Setup-Tabelle sehr einfach. Sie nennt sowohl die den zum Fahrergewicht passenden Luftdruck (in bar und psi), wie auch die dafür geeignete Zugstufeneinstellung. Für den Anfang habe ich genau diese Empfehlungen eingestellt und festgestellt, dass dabei ein für meinen Geschmack etwas zu großer SAG von 26% für mich rauskam. Mal sehen wie sich das auf dem Trail verhält.

 

Das auffälligste an der neuen FOX mit EVOL Luftkammer spürt man schon im Stand. Unglaublich wie aktiv die Gabel auf den ersten Zentimetern ihres Federwegs arbeitet. Dies ist so ausgeprägt, dass ich auf den ersten Ausfahrten damit, nach den ersten Erschütterungen ganz intuitiv noch mal angehalten habe und den Reifendruck zu checken. Das Bike fühlt wirklich ein bisschen so an als würde man mit zu wenig Luftdruck fahren – nicht was die Lenkung angeht, aber es wirkt wirklich so als wären die kleineren Wurzeln einfach nicht mehr da. Es ist wirklich bemerkenswert wie FOX es hier durch die größere Negativ-Feder hat die Gabel im Anfangsbereich so feinfühlig zu machen. Man spürt wirklich kaum mehr ein Losbrechmoment. Also ab auf die erste Hometrails.

 

Erster Anstieg im Wiegetritt. Selbst mit offener Druckstufe der FIT4 Kartusche wippt die Gabel sehr wenig. Das hätte ich angesichts der hohe Sensibilität anders erwartet. Hier passen die Federkennlinie und Dämpfung perfekt zusammen. Weil es an diesem Tag auch noch geregnet hatte, war ich darauf vorbereitete, dass die schmierigen Wurzeln hier gar nicht so einfach zu fahren wären, aber während das Hinterrad doch etwas zu kämpfen hatte – klar, das trägt bergauf ja auch die meiste Last plus der Antriebskräfte – Wenig Wippen ist das Vorderrad bemerkenswert gelassen einfach darüber gerollt. So eine hochaktive Federung, die das Vorderrad wunderbar sanft über den Trail führt habe ich bisher noch nie gefahren. Aber das ist ja nur der Uphill!

Die auffälligste Neuerung des ’18er Jahrgangs ist die externe Sensibilität der Gabel im unteren Federwegsbereich.

Die erste Trail-Abfahrt im Wald. Hoppla, ist der Wurzelteppich (mit Schlägen von durchschnittlich 1 bis 10 Zentimetern) plötzlich auch kleiner geworden oder ist es die Gabel, die mich hier überraschend sanft runterrauschen lässt?. Es ist wirklich beeindruckend wie die FOX 36 EVOL hier die Erschütterungen förmlich aufsaugt – fast schon zu sehr für meinen Geschmack, denn ein wenig bleibt das Feedback vom Untergrund schon auf der Strecke. Zum ersten Mal stelle ich mir die Frage ob eine Gabel auch „zu“ komfortabel sein kann. Der Unterschied zur vorher auf dem Bike gefahrenen ROCK SHOX Pike (allerdings noch ohne DebonAir) ist sehr deutlich.

Selbst mit 25% SAG konnte ich die 36 entgegen aller Erwartungen nicht zum Durchschlagen bewegen.

Klar, mit einem SAG von über 25% kommt immer viel Komfort auf, aber so was hat auch eine Kehrseite. Vermutlich wird die schnell durchschlagen, wenn es heftiger zur Sache geht, oder? Also mit Full Speed über die ersten Drops meiner Testrunde … aber der erwartete Effekt bleibt aus. Selbst mit Anstrengung habe ich es bisher nicht fertig gebracht die Gabel zum Durchschlagen zu bewegen. Ich musste noch nicht einmal die mitgelieferten Spacer bemühen.
Im mittleren Federwegsbereich dagegen konnte ich keinerlei Auffälligkeiten oder Änderungen gegenüber der 2017er Gabel feststellen. Hier ist die FOX 36 genauso souverän wie das Vorgängermodell, bietet mir genau das Feedback, das ich mir wünsche und das ich so liebe. TOP. Auch was die Dämpfung angeht vermisse ich bisher nichts – weder bei langsamen oder schnellen Schlagfolgen, noch in Kompressionen und auch nicht bei den wirklich großen Schlägen – die FOX 36 Factory EVOL funktioniert auch mit der FIT4 Kartusche erstklassig.

An die fast schon an ein Stahlfeder erinnernde Sensibilität musste ich mich zuerst gewöhnen. Dann weiß man sie aber immer mehr zu schätzen.

Dieser allererste Eindruck der 2018er FOX mit EVOL bestätigt sich auch auf den folgenden Testfahrten auf meinen Hometrails. Nur der Punkt von wegen „eventuell zu wenig Feedback“ hat sich in der Zwischenzeit geändert. Die extreme Aktivität im unteren Federwegsbereich wurde mit jeder Fahrt immer „normaler“. Ich habe ganz intuitiv gelernt, das reduzierte Feedback genauso präzise zu interpretieren und genauso sicher damit zu fahren wie vorher, nur eben zusätzlich erkannt dass die Aktivität mich als Fahrer viel mehr schont, Kräfte spart. Eigentlich eine Sache, die durchweg positiv zu werten ist.

Um der FOX 36 noch ein wenig weiter auf den Zahn zu fühlen, habe ich sie auch ein paar Mal in verschiedene Bikeparks und sprunglastige Strecken mitgenommen. Auch hier hat sich mein bisheriger Eindruck voll bestätigt: Die 18er FOX mit EVOL ist komfortabler, schont den Fahrer und hat dennoch alle Reserven um auch heftige Sachen locker wegzustecken. In sehr steilen, langsam gefahrenen Passagen hatte ich manchmal den Eindruck, dass sie ihren Federweg ein wenig zu bereitwillig freigibt und dort ein wenig zu tief abtaucht, aber das ließe sich ohne weiteres durch Änderungen im Luftkammervolumen (ganz einfach über die mitgelieferten Volumen-Spacer oder den Luftdruck beheben. Sachen, denen ich im zweiten Teil des Tests noch nachgehen werde.

Bisher habe ich noch keine Fahrsituation gefunden, der die FOX Float 36 Factory nicht gewachsen wäre – hier im Bikepark Samerberg.

Zwischenstand: Zugegeben, dies sind erst sie ersten Eindrücke zur FOX Float 36 Factory EVOL FIT4 Federgabel und ich habe bei weitem noch nicht alle Register gezogen um sie wirklich optimal abzustimmen – bisher bin ich die Gabel ja genau in dem für mein Gewicht vorgeschlagenen Setup gefahren – aber bereits jetzt würde ich sagen, dass das Upgrade der EVOL Luftkammer und die vereinfachte Dichtungsarchitektur der Gabel richtig gut getan haben. Am aller deutlichsten ist der Unterschied im unteren Federwegsbereich und in der Sensibilität mit der die Gabel den Untergrund abtastet und kleiner bis mittlere Schläge abdämpft. Was die Performance schwerem Gelände und im oberen Federwegsbereich angeht, sind die Unterschiede weniger deutlich, was aber auch nicht tragisch ist, denn die FOX 36 war für mich die Referenz der aggressiven All-Mountain-/Enduro-Federgabeln und ist es auch weiterhin.

RIDE ON,
c_g