TOPEAK Ninja TC Mountain & Ninja C integrierte Werkzeuge – Praxiserfahrungen: von MiMü und c_g

Werkzeuge zählen wohl zu den Dingen, die wir Biker immer erst dann vermissen, wenn wir sie zu Hause liegen gelassen haben und wir unterwegs von einem Defekt heimgesucht werden. Umso besser, wenn sie gleich ins Bike integriert sind und deswegen immer dabei sind – wie die beiden kürzlich vorgestellten Tools der Ninja Serie des taiwanesischen Zubehör-Spezialisten TOPEAK. Dann ist alle gleich nur noch halb so schlimm!

Zuerst unsere kombinierten Erfahrungen mit dem Multitool/Falschenhalter-Set TOPEAK Ninja TC Mountain. Bei der Montage eines Flaschenhalters inkl. Multitool-Box an sich ist ja kein Problem, insbesondere wenn der TOPEAK-Halter über eine praktische Langlochbefestigung zur Feinjustage im Rahmen verfügt. Trotzdem sollte man den zusätzlichen Bauraum des Werkzeugbehälters auf keinen Fall vergessen.

Während es mit meinem LAST Fastforward Hardtail hierin kein Thema war, war es bei meinem NINER RIP 9 Fully in Größe M leider nicht möglich den Ninja-Flaschenhalter im Rahmendreieck zu montieren. Eine Flasche du Flaschenhalter alleine geht ohne Probleme, aber mit dem Werkzeugfach am Boden wird’s dann doch zu eng. Nur mit der seitlich ausgeschwenkten Multitool-Garage wäre ausreichend Platz zum stehend verbauten Dämpfer, aber diese Position ist von TOPEAK lediglich zur Entnahme des Tools gedacht und nicht zum permanenten Betrieb. Letztlich habe ich mich entschieden das Ninja TC Mountain zumindest eine Zeit lang an der Unterseite des Unterrohrs zu fahren und es dann an c_g weiterzugeben, der das Toll an seinem BOLD Linkin Trail LT ebenfalls nicht montieren konnte, es aber dann doch eine Weile am CUBE AMS 100 SLT gefahren ist. Aber wenigstens gab mir die ungünstigste aller Falschenhalterpositionen die Gelegenheit zu sehen wie gut die Abdichtung der Werkzeug-Garage funktioniert und ob die Flasche auch dort noch sicher gehalten würde.

Der Flaschenhalter aus robustem Kunststoff selbst konnte uns bisher voll und ganz überzeugen. Funktionell ist er ohne jeden Tadel. Trinkflaschen unterschiedlichster Hersteller mit ca. 74 mm Durchmesser werden zuverlässig an Ort und Stelle gehalten. Auch ruppigste Trail-Passagen und die eher ungünstige Platzierung änderten nichts am sicheren Sitz der Trinkflaschen. Wir haben wirklich unser bestes gegeben, aber noch nicht einmal ein Lockern einer Flasche verzeichnet. Das Einfädeln der Flasche gelingt dank seiner großen, nach unten gezogenen Öffnung jederzeit mühelos.

 

Der Schwenkmechanismus des Werkzeugfachs verfügt über zwei deutlich spürbare Einrastpunkte: Einmal in als Normal angesehenen Mittelstellung und einmal in der lediglich zur Entnahme vorgesehenen Seitenposition.

Auch nach mittlerweile oftmaligem Schwenken ist hier bislang keinerlei Spiel spürbar. Am robust ausgeführten und auh cmit handschuhn einwandfrei bedeinbaren Schließmechanismus des Werkzeugfachs gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Die Kunststoffschnalle rastet selbst nach ordentlichem Schmutzbeschuss punktgenau ein und wird vom Klappmechanismus sicher fixiert. Die Dichtung funktioniert übrigens ausgezeichnet, selbst nach mehreren Reinigungen mit dem Hochdruckreiniger, ist keine Feuchtigkeit ins Plastikfach vorgedrungen.

 

Das in dem Fach enthaltene TOPEAK Multitool Mini 20 gehört schon seit vielen Jahren zu einem der beliebtesten Multitools der Testmannschaft. Neben seiner umfangreichen Ausstattung mit immerhin 23 durchdachten Funktionen gefällt das durch seine saubere und wertige Verarbeitung. Sogar ein seltener 10er Inbus ist als Aufsatz auf dem 8er mit dabei. Keinerlei scharfe Kanten oder Grate stören beim Arbeiten am Bike, die einzelnen Werkzeuge lassen sich mit wenig Kraftaufwand ein- bzw. einklappen und auch nach längerer Nutzung ist kein Lockern der Verschraubung zu erkennen.

Den winzigen Reifenheber sehe ich aufgrund seiner doch geringen Größe wirklich nur als Notfallwerkzeug an, aber als Kolbenrücksteller bei Scheibenbremsen funktioniert er hervorragend. Die einzelnen Werkzeuge überzeugen durch ihre Präzision und und hohe Materialgüte. Das einzige, was wir mitunter vermisst haben, sind Einrastpunkte bei 90° und 180° um beispielsweise die Inbus-Tools zur besseren Anwendbarkeit sicher während des Schraubens arretieren zu können. Aber es muss ja immer ein wenig Raum für Verbesserungen geben, oder?

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TOPEAK Ninja C

Auch das TOPEAK Ninja C hat Platzanforderungen. Sieben Zentimeter gerades Rohr und einen Innendurchmesser zwischen 16,5 und 20 mm braucht es um sicher und klapperfrei montiert zu werden. Normalerweise kein Problem und bei den allermeisten Lenkern jederzeit montierbar, aber ausgerechnet an dem dafür vorgesehenen Bike war ein SPANK Oozy Vibrocore Lenker montiert, der ja schon 5 cm vom Lenkerende ab mit dem dämpfenden Vibrocore-Schaum gefüllt ist.

Beim RITCHEY Trail WCS meines NINER-Fullys war die Montage dagegen völlig problemlos. Etwas ungewohnt ist die Handhabung des ca. 10 mm breiten Haltegummis, der das Tool im Lenker fixiert. Hier muss man nämlich den Gummi vorspannen und auf das richtige Maß spreizen, damit man den Pfropfen dann nur noch in den Lenker stecken muss. Ein Spreizen im Lenker, was viel sinnvoller wäre, geht nicht.

In den allermeisten Fällen und wenn man ein wenig Sorgfalt beim Vorspannen hat walten lassen, sitzt das Tool damit absolut sicher und klapperfrei. Es gab aber auch einen Fall, bei denen ich das Tool verloren hatte, weil ich vorher einem Freund den Mechanismus erklärt hatte und danach nicht korrekt vorgespannt hatte. Das ist definitiv ein User-Fehler, aber einer der eben recht schnell passiert. Auf dr anderen Seite muss man auch aufpassen das Gummi-Mittelteil nicht zu sehr vorzuspannen: Denn dann kann man das Tool paradoxerweise zwar noch in den Lenker einführen, das Entfernen ist dann aber deutlich schwerer. Das Tool sitzt dann einfach zu fest im Lenkerinneren. Oft kann man es dann nur noch mit Hilf eines Taschenmessers oder eines kleinen, dünnen Schraubenziehers entfernen, die man in den Spalt zwischen Lenker und Kappe drückt (niCht zu empfehlen mit Carbonlenkern J).
Weil meine verwendeten ODI-Schraubgriffe eine Außenklemmung haben, ergab sich eine zusätzliche Komplikation. Ich konnte das Ninja C entweder eben einschieben und es zusätzlich durch die Griffklemmung sichern, dann musste ich aber jedes Mal zum Abnehmen auch die Griffklemmung öffnen, oder ich konnte das Tool-Plug leicht aus dem Lenker herausragen zu lassen und unabhängig bedienen. Weil man den Kettennieter weit seltener benötigt wie ein Multitool und ich es mr vorher schon einmal unbeabsichtigt aus dem Lenker gerutscht ist, habe ich mich für die optisch schönere Lösung entschieden und das Tool damit zusätzlich über die Griffklemmung fixiert. Damit umgeht man auch eine andere Eigenheit. Weil letztlich nur der kurze Gummi-Spreizring mit dem Lenker direkt in Berührung ist, kann es vorkommen, dass man das Tool leicht schräg fixiert und es dann im heftigem Gelände innen doch gegen den Lenker schlägt. Indem man das Tool aber ganz auf den Lenker schiebt bis die Endkappe plan am Lenkerende aufliegt, zentriert man es und verhindert so eine ungewollte Geräuschbildung.
Zum Ausbau ist dann ein Inbus notwendig, der den Lenkerklemmring wieder löst, gut wenn man mit einem TOPEAK Multitool 20 unterwegs ist.

Die Montage des TOPEAK Ninja C ist damit im Grunde recht einfach, aber eben leider nicht ganz „fool proof“. In seiner Funktion ist der Kettennieter dagegen erstklassig. Das eigentliche Nieter-Plug besitzt ein Knickgelenk, wodurch der Nieter in eine ergonomische L-Form gebracht werden kann. So kann man den Kettennieter sicher wie eine Pistole in der Hand halten. Das Gegenstück bestehend ja nur aus einem 4mm Inbus, der mehr als ausreichend lang ausgeführt ist um die benötigte Kraft zum Öffnen einer Kette aufzubringen. Probeweise habe ich eine gebrauchte 11-fach Shimano-Kette neu vernietet und mich dabei sehr über die angenehm geringen Bedienkräfte und die präzise Funktion des Nieters gefreut. Eine wirkliche Arbeitserleichtung stellt für mich der mitgelieferte Kettenhaken dar, der am Inbus per Kunststoffhalterung angebracht ist. Er kann leicht abgenommen werden und hält die beiden Kettenhälften sicher zusammen. Gerade wenn man alleine unterwegs ist und niemanden hat, der die Kette spannungsfrei halten kann, echt klasse. Als smartes Zusatzdetail hat das Ninja C auch zwei kleine Einstecklöcher in der genannten Kunststoff-Halterung um dort Ersatz-Nietenstifte zu verstauen.

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Zusammenfassung:

 

 TOPEAK zeigt mit ihrer Ninja Serie wie Systemintegration auch nachträglich funktionieren kann. Im Fall des Ninja C gibt es als einzigen Kritikpunkt die Fixierung im Lenker selbst, die etwas Sorgfalt erfordert. Die eigentliche Funktion als Kettenmieter ist mustergültig. Man muss sich allerdings fragen ob einem Kettennieter und ein 4 mm Inbus  den Preis von immerhin 29,95 EURO wert ist. Systemintegration hin oder her. Zumal diese Funktionen heute bereits in den allermeisten Multi-Tools enthalten sind – wenn auch oft nicht so hochwertig.
Deutlich universeller ist dagegen das TOPEAK Ninja TC Mountain mit seiner Kombination aus Flaschenhalter und Multitool-Werkzeug. Das sehr hochwertigen und durchdachten TOPEAK Multitool 20  zählt ohnehin zu einem der besten Multitools und weil es wasser-/schmutzgeschützt und klapperfrei in der Kunststoffbox immer dabei ist, ist man für fast jeden Notfall werkzeugtechnisch gerüstet. Einzig der erhöhte Platzbedarf durch die Werkzeugbox am unteren Ende gibt uns zu denken, denn damit passt das Set nicht in jedes Rahmendreieck. Ansonsten gab es weder am Kunststoff-Flaschenhalter noch an der Multitool-Halterung irgendwelche funktionellen Schwächen. Der Preis von 49,95 Euro für das NINJA TC Mountain geht  angesichts der vielen Funktion des enthaltenen Mini 20 Multitools aber voll in Ordnung, schließlich käme es allein auch schon auf 29,95 Euro. Für alle die gerne mit Trinkflasche unterwegs sind und ohnehin noch ein Multitool brauchen, eine wirkliche Empfehlung.

RIDE ON,
MiMü und c_g