VITTORIA Gato II – Zwischenstand: von MiMü

Gut zwei Wochen ist es jetzt her, dass ich euch den Nachfolger des beinahe schon legendären VITTORIA Gato, eines der ersten echten 29er All-Mountain-Reifen hier vorgestellt habe.

Der VITTORIA Gato hat sich in den letzten Wochen auf MiMüs Hometrails bewähren dürfen …

In der Zwischenzeit hat der neue Gato nicht nur den Einsatzbereich ins XC-Lagr gewechselt, sondern wurde auch noch mit VITTORIA’s revolutionärer 4-fach Compoundtechnologie und Graphene aufgerüstet. Mittlerweile hat der Italo-Reifen schon ordentlich Kilometer auf meinen großteils erdig-weichen und oft sehr wurzelign Home-Trails abgespuhlt – Zeit für einen Zwischenstand.

… und war dabei auf diesem schicken NINER Trilsbike montiert gewesen

Mit 1,6 Bar an Vorder- wie Hinterrad bin ich die erste Testphase auf meinem NINER gestartet und habe diesen Luftdruck bisher auch beibehalten. Für mich war und ist das ein sehr guter Kompromiss in allen Bereichen, selbst für einen nur 2,2“ breiten Reifen wie den Gato, der ja mit seiner TNT Karkasse etwas robuster ist.
VITTORIA selbst beschreibt den Gato II ja als schnellen CC-Reifen für gemischte bis nasse Verhältnisse. Dass der Reifen dem Piloten bei der Jagd nach Sekunden mit möglichst geringem Rollwidestand verwöhnen möchte, deutet schon das aus fünf Längsprofilreihen bestehende Profil an. Auf Böden unterschiedlichster Art läßt sich der Gato II überraschend gut beschleunigen und macht es dem Fahrer sehr leicht ein hohes Tempo zu fahren.

An einem fehlt es dem Gato trotz aller Vielseitigkeit nicht – SPEED!

Die leicht erhöhte zentrale Stollenreihe wirkt beim Geradeausfahren wie eine schnelle Lauffläche und lässt den Reifen und fast vibrationsfrei dahingleiten. In Schräglagen stehen weitere Profilreihen bereit und sorgen für einen sicheren Kurvenhalt bei gleichzeitig niedrigem Rollwiederstand. Durch seine insgesamt sehr runde Bauform verfügt der Gato II dabei über ein für XC-Reifn typisches Kurvenverhalten – angenehm homogen, direkt und präzise in jeder Schräglage. Der gleichmäßige Stollenabstand sorgt dafür, dass man den Reifen auch auf hartem untergrund problemlos in Schräglage kippen kann ohne je einen vagen oder indirektes Fahrgefühl zu bekommen.

Das spezielle Profil des VITTORIA Gato ist mit vielen kleinen Lamellen versehen, die für zusätzlichen Grip sorgen.

Für sein vortriebsorientiertes Profil sind die Bremstraktion genauso wie der Grip bergauf mehr als ordentlich. Ich persönlich führe einen großen Teil dieser Qualität auf die ausgeprägte Lamellentechnolgie zurück, die beim Gato II zum Einsatz kommt. Beim einfachen Abrollen bleiben sie wirkungslos und wirken sich kaum auf den Rollwiderstand aus. Sobald sich die Stollen aber bei harten Bremsungen oder in Kurven verformen, treten die vielen zusätzlichen Profilkanten in Aktion und werden zu zusätzlichen aktiven Kanten, welche die Traktion offensichtlich spürbar verbessern.Im Grunde ein sichtbarer Ausdruck dessen, was Graphene im Compound im mikroskopischen leisten soll.

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Performance auf verschiedenen Untergründen:

Wechselhafte Waldböden sind quasi ein Heimspiel für diesen Reifen – GRIP und SPEED satt!

Im bisherigen Testverlauf wurde der italienische High-Tech Reifen überwiegend, aber nicht nur auf weichen, mit Wurzeln und anderen Hindernissen gespickten Waldtrails bewegt – im Grunde genau das wofür er entwickelt wurde. Angesichts des ausgeprägt rundlichen Querschnitts und der 2,2“ Breite war ich anfangs eher skeptisch, ob das recht minimalistische Profil es dort mit meiner vorher gefahrenen Liebelings-Reifenkombi (MAXXIS Highroller II vorne & Ardent hinten) aufnehmen kann. Erfreulicherweise baut der Gato, genau wie angekündigt, auf weichen und mäßig nassen Böden richtig, richtig viel Grip auf. Ich finde es wirklich beeindruckend wie das Profil einerseits richtig nach vorne drängt und zugleich scheinbar Unmengen von Traktion bereitstellt. Auch auf feuchten und sogar nassen Felsen, die ansonsten viele Reifen herausfordern, bietet der Gato einen für einen X-Reifen ungewöhnlich hohes Gripniveau.

Der Vittoria Gato mag vielleicht nicht so aussehen, aber auf Waldboden kann er richtig was!

Die vielen kleinen Lamellen der Stollen unterstützen den Reifen spürbar dabei sich dem Untergrund anzupassen und sich darin zu verhaken. Gerade auf quer verlaufenden, nassen Wurzeln ist der Gato einer der sichersten mir bekannten XC-Reifen – besser als mancher All-Mountain- oder Enduroreifen. Ich musste auf meinen ersten Testfahrten damit immer wieder nach unten schauen um mich zu vergewissern, dass ich tatsächlich einen eher schmalen 2,2“ XC-Reifen und keinen 2,4er unter mir habe – so gut ist der Grip des Gato auf meinen Waldtrails. Der in diesem Fall sehr spät auftretende Grenzbereich kündigt sich durch eine leichte Rutschtendenzen spürbar an und ist damit gut zu beherrschen.

Wird der Boden noch tiefer oder richtiggehend matschig fehlt es dem Gato II aber doch wieder an Traktion. Am Vorderrad spürt man das durch deutliches Untersteuern und am Hinterrad reißt der vorher unbändige Vortrieb dann recht früh ab. Hier macht sich dann doch der sehr rundliche Querschnitt mit eher kleinen Seitenstollen wie auch das Fehlen echter Querstollen bemerkbar, durch die sich der Reifen im matschigem Terrain einfach nicht ausreichend mit dem Untergrund verzahnen kann. Der Haftungsabriss erfolgt auch hier nicht abrupt und kündigt sich frühzeitig an. Dadurch hat man als Pilot normalerweise noch genug Zeit, dem entgegenzuwirken. In sandigen Trailpassagen lässt sich der Gato II wiederum nicht aus der Ruhe bringen. Weder Vortrieb noch Lenkpräzision litten hier spürbar.

Nur richtig tiefen Schlamm (siehe oben) und Schotter mag der Reifen weniger.

Wo der Italo-Pneu eher schlecht als recht zurechtkommt, sind schottrige oder lose, steinige Untergründe. Der Vorne wie hinten fiel er dort durch frühzeitigen Traktionsverlust auf. Auch eine Absenkung des Luftdrucks auf 1,4 Bar verbesserte Traktion nur minimal. Gleichzeitig begann der Gato II bei diesem zugegeben sehr geringen Druck aber schon in Kurven zu walken, was sein Handling schwammig machte.
Was die Selbstreinigung angeht, gibt es bisher nichts zu meckern. Trotz der eher geringen Stollenabstände genügten selbst im klebrig-lehmigen Terrain einige wenige Reifenumdrehungen, um das Profil wieder sauber zu bekommen. Sogar mit komplett zugesetzter Reifenoberfläche hielten sich Traktionsverlust oder plötzliches Durchrutschen erfreulicherweise in Grenzen. Der Reifen blieb stets gut kontrollierbar.

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Zwischenstand:

Verglichen zu seinem Vorgänger ist der neuen VITTORIA Gato wirklich ein komplettt anderr reifen: Dank 4C Compound und komplett anderer Profilgebung rollt der neue Gato spürbar besser, lädt wirklich zum Tempomachen ein und wird dami dem neune Einsatzbereich als XC-Reifen voll gerecht. Sein Nassgrip liegt trotzdem noch über dem der Urversion selbst in seiner geringen Breite von nur 2,2“. Die hier exzessiv zum Iensatz kommende Lamellentechnolgie sorgt dabei für eine Unmenge an potentiellen, aktiven Griffkanten, dank derer sich der Reifen überraschend sichr auf den vielen Untergründen festkrallen kann, wo andere Allrounder ins Straucheln kommen. Vor allem auf rutschigen Wurzeln und Steinen gehört er zu einem der griffigsten XC-Reifen, die wir kennen. Lediglich auf Geröll, losem Schotter und in tiefem Matsch konnte er mich bislang nicht ganz überzeugen. Die Bezeichnung als XC-Reifen für gemischte bis nasse Bedingungen trifft voll zu, scheidet sich allerdings an der Frage ab wann wann aus „nass“ und „weich “ eben „matschig“ und „tief“ werden.
Im zweiten Testteil werde ich den Gato II vermehrt auch auf steinigem Terrain ausprobieren. Dort werden wir uns dann auch näher mit den Themen Pannenschutz und Profilverschleiß beschäftigen.

MiMü