BOLD Cycles Linkin Trail LT 29 – Testintro & Erste Eindrücke: von c_g

Wie vor kurzem bereits angekündigt haben wir zum BIKE Festival in Riva unser jüngstes Testbike übernommen – das schweizer BOLD CYCLES Linkin Trail LT. Als regelmäßige Leser wisst ihr, dass ich sowohl das Linkin Trail Classic, als auch das Linkin Trail LT bereits kurz gefahren bin – jedes Mal mit einem sehr positiven Gesamteindruck.

Die große Besonderheit des Carbonrahmens, die so manchen Ungeweihten Biker zum Stutzen bringt, ist sicherlich der im Sitzrohr „versteckte“ Dämpfer. BOLD nennt die Konstruktion IST für „Internal Suspension Technology“. Der innen liegende Dämpfer wird dabei über den kurzen Alu-Umlenkhebel angesteuert und sitzt schmutzgeschützt gekapselt im Rahmen. Optisch ist das Linkin Trail damit sicher eins der aufgeräumtesten Fullies, die es gibt.

 

Weil man wegen der eigenständigen Konstruktion den Sag so nicht unmittelbar ablesen kann, erfordert das etwas mehr Aufwand beim Setup über eine Schablone und bedeutet außerdem, dass derzeit nur DT-SWISS Dämpfer verbaut werden können, im Fall des LT den neuen DT-SWISS 414 Dämpfer … aber das muss ja kein Nachteil sein. Wer sich die Technologie und Funktionsweise des Bikes ansehen will, kann das hier und auf der BOLD Webseite und den dort zu findenden Tutorials noch Mal tun.

Ein weiteres Feature der BOLD Rahmen sind die großen Öffnungen neben dem Steuersatz, die einerseits als Einläse für die Züge und Leitungen dienen und andererseits auch als Belüftung für den Dämpfer bei der Fahrt.
Zum Setup, Service und auch um die Montage zu erleichtern besitzt der Rahmen eine sehr große Öffnung unten am Unterrohr, die mit einer großen, verschraubten Kunststoffklappe verschlossen wird. Darüber erreicht man das Ventil des Dämpfers, sowie die Rebound-Einstellung des 414 Dämpfers.
Mittlerweile ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass ein 29er Bike auch Plus-kompatibel ist, aber das BOLD Linkin Trail gehört sicher zu einem der ersten Fullies, die beide Formate erlaubten – BOLD nennt es Oneplus. Natürlich kommt auch hier der Boost Standard vorne und hinten zum Einsatz.

Während das „original“ Linkin Trail Classic mit 130 mm am Heck auskommt (130 bis 140m an der Gabel) kommt sein großer Bruder, das Linkin Trail LT mit immerhin 154 mm am Heck daher. Als Komplettbike wird es im Online-Konfigurator wahlweise mit 150 oder 160 mm Gabeln angeboten … nach Aussage der BOLD Crew, verkraftete der Rahmen aber durchaus auch längere Gabeln.
Bisher gab es das Linkin Trail LT bereits in drei Farbvarianten, einheitlich schwarz, grau-gelb und orange-schwarz. Ab sofort kommt dem noch eine Version mit wunderschönem Mattblau hinzu, die wir zum Test bekommen haben.

Was die Geometrie angeht, gibt sich das Linkin Trail moderat aber zeitgemäß. Mit seinem Lenkwinkel von 67° und Sitzwinkel von 74,5° (je mit einer 150 mm Gabel) sucht es eine gute Balance aus Laufruhe und Vortrieb. Dazu ein effektives Oberrohr von 628 mm in Rahmengröße Large und ein 438 mm langes Heck. Das hört sich nach guten Allroundeigenschaften an, die zusammen mit dem üppigen Federweg eine spannende Mischung ergeben. Spannend dabei ist auch die Philosophie von BOLD, dass der Dämpfer gerne mit bis zu 35% Sag gefahren werden darf. Falls erforderlich lasst sich das Heck ja wunderbar einfach über den ergonomischen DT-SWISS Remote straffen.
Was die Ausstattung der BOLD Bikes angeht, hat man mit dem Online-Konfigurator eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die Preisspanne der Komplettbikes reicht damit von etwa 5700.- Euro bis jenseits der 12.000.- Euro Marke. Ein Rahmenkit (inkl. Dämpfer, Remote und Steuersatz) für besondere Custom-Aufbauten ist ebenfalls erhältlich und kommt auf 4075.- Euro. Jawohl, damit kostet das BOLD Linkin Trail LT Rahmenkot mehr als die meisten Leute für ein Komplettbike ausgeben wollen – Schweizer Wertarbeit eben :-).

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Das BOLD Linkin Trail LT Testbike

Unser Linkin Trail LT Testbike kommt mit einer durchweg sehr edlen Ausstattung daher. Der Antrieb ist eine SRAM XX1 Eagle mit einem 32er Kettenblatt – in der edlen „bling-trächtigen“ goldenen Version. Die Bremsen sind die nicht minder exklusive SRAM Guide Ultimates mit einem 200 mm Rotor vorne und 180 mm hinten, sind durch ihre komplett schwarze Farbe aber sehr zurückhaltend. Auch die Gabel, eine ROCK SHOX Pike RTC3 Boost mit 150 mm und die Dropper-Stütze ist eine KS Lev Integra mit stattlichen 175 mm (!) Absenkung sind komplett in schwarz gehalten. Der Dämpfer sit der bereits angesprochene DT-SWISS 414 mit 55 mm Hub und einem dazugehörigen Lenker-Remote, gut versteckt im Rahmen.

Die Laufräder stammen ebenfalls von DT-SWISS und zwar in Form der SPLINE ONE 1501 29er mit ordentlichen 30 mm Maulweite. Als Reifen sind vorne und hinten MAXXIS High Roller II in 2.3“ Breite verbaut.

Vorbau und Lenker stammen von RACE FACE. Der Next SL Carbon-Lenker mit 35 mm Klemmung ist 760 mm breit und hat eine 10 mm Rise, der Turbine Vorbau ist 50 mm lang. Die direkten Kontaktpunkte zum Biker stellt WTB mit deinem Volt Team (Titangestell) und ERGON GE1 Griffen.
In dieser Edelausstattung kommt das Bold Linkin Trail LT 29 auf stattliche 8589.- Euro und wiegt dann gute 13,15 kg. Ein wahrhaft exklusives Bike!

Um den Eindruck des Bikes wirklich komplett zu machen und mir alle Optionen offen zu halten. hat BOLD uns außerdem noch mit einem Satz Plus-Laufräder und Reifen versorgt – ebenfalls DT-SWISS SPLINE ONE 1501 , allerdings in 27,5“ und mit 40 mm Maulweite und dazu MAXXIS Rekon 2,8“ Plusreifen. Zu meiner eigenen Überraschung ist das Bike damit sogar 100 g leichter!

Kleiner Tipp: Weil der Dämpfer beim BOLD mit sehr hohen Drücken arbeitet, kommen gerade bei schweren Fahrern übliche Hochdruckpumpen (normalerweise nur knapp über 20 bar) schnell an ihre Grenzen. In meinem Fall waren 21,5 bar erforderlich um einen Sag von 35% zu erreichen! Die 30.- Euro für die Spezialpumpe von DT-SWISS mit einem Maximaldruck von über 30 bar sind daher sehr gut investiert.

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Erste Paxiserfahrungen mit dem BOLD CYCLES Linkin Trail LT 29 am Gardasee

 

Wenn man schon ein Testbike in einem derart spannenden Revier übergeben bekommt, dann wäre es doch eine Schande das Bike nicht auch gleich gebührend einzuführen, oder? Aus diesem Grund habe ich die nur knapp bemessene Zeit bestmöglich genutzt und habe für die ersten Praxiseindrücke mit dem BOLD Linkin Trail LT den vielseitigen Naranch-Trail oberhalb von Nago genutzt. Während der nur kurzen Forstrassenauffahrt von St. Barbara zum Einstieg habe ich mich sofort pudelwohl mit dem Bike in Größe Large gefühlt. Während die Sitzposition und Gewichtsverteilung auf dem Bike auch mit dem großzügigen 35% Sag eigentlich sehr zentral ausfällt, sorgt das zusätzliche Gewicht auf dem Heck bergauf doch dazu, dass der Fahrer in eine leicht hecklastige Position kommt.
Allerdings nur solange man den Dämpfer komplett offen fährt. Durch die sehr gute Erreichbarkeit des Remote hat man im Nu den Dämpfer gestrafft und kommt so auch steile Passagen entspannt hoch. Im straffsten Modus bleibt der Hinterbau ist der Dämpfer zwar auch nicht komplett steif, aber schon sehr  straff …. ind der Praxis fast schon Hardtail-Feeling. Überhaupt hat mich auch hier sofort wieder die ergonomische Bedienung des DT-Remotes begeistert, den man wirklich gerne und auch dementsprechend oft nutzt.

Sobald die Schwerkraft für Vortrieb sorgt und man in den zum Teil flowigen und zum Teil verblockten Naranch Trail einbiegt, zeigt sich das BOLD Linkin Trail LT als unglaublich ausgewogen. Es trifft zielgenau die goldene Mitte aus Laufruhe und damit Sicherheit um auch in sehr steilen und technischen Passagen nie ans Limit zu kommen und behält sich doch ein agil-verspielten Handling, das auch in weniger fordernden Trail-Passagen noch richtig Spaß macht. Sehr schön!

Der Hinterbau spricht unglaublich sauber und feinfühlig an und blieb auf der Runde der 150 mm Pike in fast allen Lagen überlegen. Wer die aktuelle PIKE kennt, weiß, dass sie eine sehr gute Trail-/Enduro-Gabel ist, aber im Vergleich zu dem BOLD Viergelenker-Hinterbau hatte ich stets das Gefühl, das es ihr sowohl an Feedback, wie auch an Sensibilität fehlt. Auch was die Endprogression der 154 mm am Heck angeht, hatte ich immer das Gefühl noch Reserven zu haben. Das gleiche hatte ich seinerzeit auch schon bei der Abfahrt am Fleckalm-Trail angemerkt. Wohlgemerkt – dies sind erst die allerersten Eindrücke und sowohl der Hinterbau, wie auch die Gabel sind erst grob eingestellt. Auch bei dem im Rahmen liegenden DT-Dämpfer gab es keinerlei Anzeichen, dass er Probleme gehabt hätte mit der Wärmeabgabe im Rahmen.

Ausstattungstechnisch gab es auch auf dieser ersten Ausfahrt nichts zu bemängeln. Die SRAM Guide Ultimate hat nach der rasanten Abfahrt zwar ordentlich gestunken, hatte aber keinerlei Anzeichen von Fading oder sonstigen Schwächen. Die Laufräder und Reifen waren mit den durchweg griffigen Verhältnissen ebenfalls weit von ihrem Limit entfernt. Die SRAM XX1 Eagle hat dabei genauso perfekt funktioniert wie man es von der Edelgruppe erwarten würde. Besonders positiv ist mir bei dieser Ausfahrt die KS Lev Integra Stütze mit ihrer großzügigen Absenkung von 175 mm aufgefallen, die es mir noch einfacher gemacht hat immer die richtige Position auf dem Bike zu finden.

Logisch, dass diese eine Abfahrt und die wenigen Höhenmeter bergauf nicht für ein echtes Urteil zum BOLD Linkin Trail LT 29 ausreichen, sie sind aber schon mal ein vielversprechender Auftakt für diesen Test auf den ich mich lange gefreut habe.

RIDE ON,
c_g