CONWAY WME MT929 – Zwischenstand: von MüMü

So richtig lange ist das Intro zu CONWAY’s neuem Trail- und Endurohardtail WME MT929 noch gar nicht her, aber dank des anhaltend frühlingshaften Wetters der letzten Wochen kann ich euch bereits jetzt einen Zwischenstand zu dem spannenden Alu-Hardtail liefern.

Während so manche Bikes heutzutage durch ihre auffällig-expressionistische Farbgebung gefallen, geht das CONWAY-Hardtail den umgekehrten Weg. Es wirkt durch das schlichte schwarz mit einigen wenigen neongrünen Farbklecksen recht zurückhaltend und zugleich spannend. Nur der Blick auf die Unterseite offenbart auch eine etwas grellere Perspektive. Letztlich ist das MT929 ein Bike das man auch noch nach einigen Monaten schön, denn Schwarz geht immer und wird nie aus der Mode kommen! Dass beim MT929 aber nicht nur der Ästhet angesprochen wird, sondern auch der Schrauber, zeigen die scheuerfrei und durchgehend auf dem Unterrohr verlegten Züge und das leicht zu wechselnde BSA-Innenlager.

Das CONWAY WME MT929 beim Testeinsatz im Voralpenland.

Aufsetzen, sich wohl fühlen und richtig loslegen …“ – damit könnte man das MT929 kurz und knapp zusammenfassen. Man sitzt sofort gut integriert im Bike und merkt zuerst garnicht wie das Bike einen dazu verführt mit dem Trail zu spielen. Das vordere Rahmendreieck mit dem effektiven Oberrohr von 594 mm ist genau lange genug um den Piloten in eine leicht gestreckte, aber dennoch Übersicht schaffende Sitzposition zu bringen. Im Wiegetritt lastet dank des für einen 44er Rahmen stattlichen Reaches von 421 mm viel Gewicht auf dem Vorderrad. Hochprozentige Steilstücke erklimmt man dadurch gerne im Stehen. Sitzend im Sattel sorgt der mit 74° steile Sitzwinkel für einen sauberen Tritt von oben underfodert damit auch bemerkenswert wenig Gewichtsverlagerung wennnes mal richtig steil bergauf geht. Erst sehr spät beginnt das Vorderrad leicht zu tänzeln, mit etwas Gewichtsverlagerung ist der vollständige Bodenkontakt aber leicht wieder hergestellt.

Trotz eines eher verspielten Charakters vermittelt das MT929 viel Sicherheit um auch technischere Passagen gelassen zu nehmen.

Der mit 66,5° flache aber nicht extreme Lenkwinkel sorgt dabei für eine gute Mischung aus direktem und quirligen Lenkverhalten bei Lastwechseln und gleichzeitig einer hohen Sicherheit bei Highspeed durch die vertrauenerweckende Laufruhe. Im Vergleich mit meinem LAST Fastforward Dauertester fällt die Agilität des MT929 natürlich gleich doppelt auf: Wo das LAST in langsamen, engen Sektionen schon sehr stoisch reagiert und für manchen Fahrer gerade bie langsamer Fahrt fast schon unhandlich wirkt, machen Spitzkehren oder verwinkelte Waldtrails mit dem CONWAY-Bike richtig Spaß – hier kommt der Adrenalinschub durch die Tricks und Spielerein, die man auf dem Trail ganz natürlich macht und weniger aus der tunnelblick-indizierenden Geschwindigkeit mit der man mit dem LAST über die Trails jagt. Durch die hohe Steigikeit, sowohl des Lenkkopfes wie auch am Hinterbau setzt das WME MT929 jeden Lenkimpuls sehr präzise um. Schnelle Links-Rechts-Wechsel kann man ohne großartig nachzudenken mit hohem Tempo durchfahren. Selbst in felsigeren Abschnitten fiel die zielsichere Linienwahl positiv auf.

Die mit 430 mm relativ kurzen Kettenstreben dürften dabei ein Übriges zur Quirligkeit und Verspieltheit des WME-Hardtails beitragen. Zudem lässt sich das Bike leicht in den Manual ziehen und lädt dadurch zum Spielen mit dem Gelände ein. Insgesamt empfinde ich das Handling des MT929 als sehr ausgewogen, um nicht zu sagen „neutral“ für ein Bike mit dem Einsatzbereich Trail/Enduro. Damit kann es genauso als Playbike für Kenner und Könner wie auch als Allrounder für Mountainbike-Novizen, die sich mehr auf technische Trails wagen wollen.

Vorbau nach untern – Soccer nach oben …

Mit dem 44 cm Rahmen waren für meinen 175 cm Körper nur einige wenige Ergonomie-Anpassungen notwendig, um den Wohlfühlfaktor von Testbeginn an auf Höchstniveau zu halten. Um ein noch direkteres Fahrverhalten und mehr Druck auf der Front zu erreichen, habe ich nur die beiden serienmäßigen Spacer unter dem Vorbau nach oben gesetzt. Außerdem habe ich die beiden Schalt-/Bremshebelschellen leicht nach innen versetzt und den Remote-Hebel der ROCK SHOX Reverb nach außen. Wenn wir schon beim Thema Ergonomie sind – die Griffe von CONWAY’s Eigenmarke CONTEC verdienen an dieser Stelle ein Sonderlob – sie schaffen ein komfortables Griffgefühl ohne dabei je indirekt oder schwammig zu wirken. Die Ein-Schrauben-Klemmung hält sie bombenfest an Ort und Stelle.
Beim CONWAY MT929 fielen mir schon sehr früh die ziemlich breit bauenden Sitzstreben des Boost-Hinterbaus auf. Ab und zu kollidierten meine Schuhe beim Pedalieren im ruppigen Gelände mit den Streben, nachdem ich eine eher v-förmige Cleats-Stellung bevorzuge, sollte man den gelegentlichen Kontakt meiner Ferse mit den Streben aber eher als Hinweis verstehen. Fahrer mit einer eher parallelen Fusstellung dürften hier vermutlich keine Probleme haben. Eine ordentliche Reifenfreiheit verlangt eben auch nach breit bauenden Sitz- und Kettenstreben.
Apropos Reifenfreiheit. Aus dem Intro bin ich euch außerdem noch die maximalen Reifenbreiten des Rahmens schuldig. Diese wird hiermit nachgereicht: Bei Verwendung von 29“ Reifen beträgt sie 2,4“, und bei B+ darf man maximal 2,8“ verbauen. Dabei betont CONWAY extra, dass je nach Reifengeometrie und Seitenstollenanordnung auch breitere Modelle bis 3.0“ in den Hinterbau passen können.

Nicht umsonst ist die ROCK SHOX Pike eine meiner Lieblingsgabeln … auch hier am CONWAY.

Die ROCK SHOX Pike RC an der Front konnte von Anfang an mit ihrem feinem Ansprechverhalten und guter Ausnutzung ders Federwegs (140 mm) punkten. Für mich mittlerweile „Pike-typisch“ sackt sie im mittleren Federwegsbereich etwas durch, aber wer sich daran stört, kann die Progression leicht über die als Zubehör erhältlichen TOKEN anpassen. Die Zugstufeneinstellung wie auch die Low-Speed-Druckstufe funktionieren ROCK SHOX typisch effektiv und mit feinen Rasterungen. Der Lockout ist mit einer halben Umdrehung am rechten oberen Gabelholm schnell aktiviert.
Auch die ROCK SHOX Reverb Stealth Sattelstütze glänzt bis dato mit einwandfreier Funktion. Größere Fahrer würden sich zwar mehr Drop wünschen, aber für mich war die mit 125 mm etwas geringe Absenkung auch in steilen Trailpassagen vollkommen ausreichend. Neu bei dem 2017er Model – das mit der aufgelaserten Banderole kurz unter der Sattelkemmung – ist das satte „Klack“ beim Erreichen der obersten Position. So weiß der Pilot immer, wenn die Sattelstütze voll ausgefahren ist.

Als mittlerweile eingefleischter 1×11 Fahrer war ich gespannt und auch ein wenig skeptisch wie mir der 2×11 SHIMANO Antrieb des MT929 zusagen würde. Die Kombination aus dem 26-Zahn Kettenblatt und breit gefächerter 11-40 Kassette ergibt wunderbar niedrige Berggänge und unterstreicht das Tourenpotential des Bikes. Lange steile Anstiege werden dadurch entschärft und entspannter pedalierbar. Das große 36-Zahn Kettenblatt spielt dagegen seine Vorteile beim Tempo machen im Flachen und beim Beschleunigen aus Kurven heraus aus.

Natürlich dauerte es einige Meter bis ich mich wieder an den linken Shifter und die zwei Kettenblätter gewohnt hatte. Danach ist mir aber schon aufgefallen, dass die Übersetzungsbandbreite den meisten aktuellen 1×11-fach Systemen doch noch überlegen ist. Wie auch schon vorher c_g bei seinem Test der XTR Gruppe, finde ich den Sideswing-Umwerfer sehr kraftvoll und präzise. Selbst beim Schalten unter Last fallen die Bedienkräfte sehr gering aus – kein Vergleich zu den Umwerfern älterer Generationen. Die Schaltung hat mir sogar so gut gefallen, dass ich kurz überlegt habe ob ich bei meinem eigenen Fully nicht doch wieder zu 2×11 zurückkehren möchte J. Die Position des Reverb-Remotes links über dem Lenker ist natürlich nur ein Kompromiss, den man wegen der beidseitigen Schalthebel einfach eingehen muss. Bis es hierzu eine bessser Lösung für 2-fach Schaltungen gibt, muss man einfach damit leben. Nicht optimal, aber man kann sich daran gewöhnen
Nur die SLX-Shifter konnten mich nicht ganz überzeugen. Ihr Druckpunkt ist weniger definiert und weniger knackig als bei den mir bestens bekannten Shiftern aus der XT 8000 Gruppe. Im Gelände hab ich mich gerade am Anfang des Tests doch einige Male verschaltet.

Egal ob steil, technisch oder gemäßigt und auf Tour – bisher gibt sich das CONWAY WME MT929 als sehr universell.

Die Bremsanlage aus der Shimano XT 8000 Gruppe ist nicht nur eine gute Bekannte (ich fahre die gleiche Bremse auch an meinem LAST-Hardtail) sondern zudem auch noch tadelos was ihren Druckpunkt und die Bremsperformance angeht. Keine Spur von dem mittlerweile bekannten Problem des sich verhärtenden Druckpunkts unter dem viele aktuelle Shimano XT- und XTR-Stopper leiden.

Trotz Tubeless hat der Fat Albert Rear bereits gelitten …

Um an der rotierenden Masse einzusparen, habe ich das CONWAY Bike gleich zum Testbeginn auf tubeless umgerüstet. Die original SCHWALBE Light Schläuche Typ 19a waren mit 175 g/Stück zwar bereits recht leicht, dennoch sparte ich im Endeffekt pro Laufrad satte 115 g Gewicht durch die tubeless Umrüstung – vom Pannenschutz nicht zu reden. Wie sich schnell herausgestellt hat, war das auch sinnvoll, denn angesichts der Fähigkeiten des Hardtails kommt der Fat Albert Hinterreifen bei einer adequaten Fahrweise schnell an seine Grenzen was den Pannenschutz anbelangt. Selbst in der kurzen ersten Phase des Tests hatte ich hinten bereits einen Platten durch einen klassischen Durchschlag … trotz tubeless. Die restliche Testdauer werde ich auf jeden Fall ein genaueres Auge auf den Hinterreifen werfen.

so macht Testen richtig Spaß! Mit dem MTE929 auf Tour.

Andererseits sind die beiden SCHWALBE Fat Albert Pneus mit 800 g (Front) bzw. 750 g (Rear) Reifengewicht auch sehr angenehm leicht und helfen dem Bike damit in Sachen Tourentauglichkeit. Wie auch schon c_g bei seinem Test der Fat Albert-Geschwister, bin ich bezüglich der unterschiedlichen Reifen etwas Zwiegestalten. zeigte sich Der Vorderreifen mit seinem in der Länge gestreckten Profil und dem TrailStar Compound ist immer als extrem griffig und bietet einen schier endlosen Grip. Wirklich Top. Der Fat Albert Rear bietet zwar auf Waldboden eine gute Traktion rollt aber trotz seines schnellen PaceStar Compounds  harten Untergründen hör- und spürbar holprig ab. Auch das Herumspielen mit dem Luftdruck zwischen 1,5 und 2 bar brachte nur weinig Besserung. An

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Zusammenfassung:

Nach der ersten Testphase habe ich das CONWAY WME MTE929 schon ins Herz geschlossen.

Den ersten Erfahrungen nach würde ich mich nicht scheuen, das CONWAY WME MT929 als gelungenes Erstlingswerk zu bezeichnen. Das Bike bietet eine angenehm wendige und doch vortriebsfreudige Geometrie, die zudem viel Laufruhe und damit Sicherheit im technischen Gelände und im Downhill generiert. Die sensible und sehr fähige ROCK SHOX Pike RC animiert den Fahrer zu einer forschen Fahrweise und minimiert die Belastungen für den Fahrer, sie fordert in Kombination mit dem starren Heck aber auch gleichzeitig eine aktive und bedachte Fahrweise auf gröberen Trailabschnitten. Dank der 2×11 Shimano-Schaltung gehören auch lange Tagestouren voll ins Repertoir des Bikes. Für sicheres Verlangsamen und Stehenbleiben sorgt die mit großen Rotoren versehene XT-Bremsanlage. Der Verkaufspreis von 2499,95.- erscheint mir dabei sehr fair gewählt, denn das Gesamtpaket, das man dafür bekommt, ist durchwegs hochwertig ausgestattet und stimmig aufgebaut. Ich freue mich auf jeden Fall auf die restliche Testdauer.

MiMü

Ps: Korrektur zum Intro – dort hatte ich geschrieben, dass das CONWAY WME MT929 keine Flaschenhalterösen hätte. Dem ist nicht so! Thomas Farbacher, Product Manager bei CONWAY hat uns zur Klärung mitgeteilt, dass eine der beiden benötigten Ösen durch eine der Leitungskrallen belegt ist und die zweite Bohröffnung unter den Leitungen versteckt ist. Letzterer ist durch eine kleine Schutzkappe abgedichtet. Will man einen Flaschenhalter montieren (was ich im Testverlauf wohl noch machen werde) müssen nur die Leitungsführung und die kleine Kappe entfernt werden.