NEWMEN SL A.35 29er Laufradsatz – Zwischenstand: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: Vorstellung der NEWMEN Produktpalette auf der Eurobike’16, NEWMEN SL A.35 Laufradsatz – Testintro, Erste Praxiserfahrungen)

Wenn man derzeit über Felgen oder Laufräder spricht, ist es fast schon unvermeidlich auch auf die Felgenbreite zu sprechen zu kommen. Bei dem NEWMEN SL A.35 Laufradsatz mit seiner Maulweite von 35 mm ist das natürlich ein noch viel zentraleres Thema. Warum? Bei 40 mm Maulweite kann man sich recht sicher sein, dass die Felgen vor allem (ich persönlich würde sogar sagen: „ausschließlich“) für Plusformate gedacht sind. Bei 30 mm ist man sich mittlerweile auch einig, dass die für beinahe alle Normalformate (2,2“ bis 2,5“) universell geeignet sind. Aber wie steht es mit dem Mittelmaß dazwischen, den bisher recht unterrepräsentierten 35 mm Maulweite? Mehr Plus oder doch mehr Normalformat? Vielleicht sogar ein unglücklicher Kompromiss aus beidem … oder doch Idealmaß um beide Reifenformate abzudecken?

Die NEWMEN SL A.35 Laufräder konnten bisher im Test uneingeschränkt überzeugen.

Diese Fragen sind natürlich seit dem Testintro des NEWMEN SL A.35 Laufradsatzes im Februar immer mitgeklungen und haben mich auf jeder Ausfahrt begleitet. In der für die erste Testphase montierten Reifenkombi aus SCHWALBE Fat Albert Front 2,35 TrailStar vorne und SCHWALBE Nobby Nic 2,6 PaceStar hinten gab es wie in den ersten Praxiserfahrungen zu lesen ja schon mal keinerlei Auffälligkeiten. Im nächsten Schritt und für die zweite Testphase habe ein paar andere Reifenkombis montiert und gefahren.
Die nächste Kombi bestand aus einem MAXXIS Chronicle 29+ Vorderreifen (3,0“ Breite!) und dem SCHWALBE Rock Razor 2,35 am Heck.
Beim Vorderreifen ging es in erster Linie darum die Frage wie sich die für einen Plusreifen moderate Felgenbreite auf das Profil und den Self Steering Effekt auswirken würde und ob die Breite ausreichen würde um den Reifen auch bei niedrigen Drücken zu stabilisieren. Beim Rock Razor als Vertreter des Genre All-Mountain Semislick wollte ich sehen, ob die Felgenbreite das Profil nicht vielleicht schon zu sehr abflacht und so die Fahreigenschaften beeinträchtigt, weil die prominenten Seitenstollen zu früh in Bodenkontakt kommen.

Und? Nun, mit dem 3,0“ Plusreifen habe ich gegenüber einer 40 mm Felge keinerlei Nachteile gespürt was die Stabilität und Führung angeht. Selbst bei Drücken unter 1,0 bar war der Reifen noch stabil und zugleich genau so gutmütig wie man es sich von dem Plusformante wünscht. Gerade weil ich den direkten Vergleich zu einer 40 mm Felge fahren konnte, der AC Smokin’Gun, ist es für mich klar, dass der Self Steering Effekt durch die „schmälere“ Felge spürbar gemindert wird. Er war aber weiterhin vorhanden und ganz besonders bei niedrigen Drücken sehr deutlich spürbar – ganz besonders wenn es um Schrägfahrten und Spurrillen ging. Auch wenn ich das gumütige Fahrverhalten des Plius-Vorderreifens zum Teil sehr angenehm empfunden habe, war mich dennoch schnell klar, dass ich dauerhaft keinen Plusreifen an der Front fahren möchte … außer vielleicht zum Bikepacking. Mir war das Self-Steering und auch die ungedämpfte Federung der Plusreifen einfach zu viel … aber dazu mehr an anderer Stelle.
–> Was die NEWMEN SL A.35 Felge selbst angeht, konnte ich allerdings keinen Grund finden, warum man einen Plusreifen darauf nicht fahren sollte … wenn man es denn will ;-). Wir halten fest: Die NEWMEN SL A.35 Felge mit 35 mm Maulweite ist nach den bisherigen Erfahrungen voll Pluskompatibel.

 

Am anderen Ende des Bikes war aber noch der normalformatige SCHWALBE Rock Razor Reifen, der nach eminen Erwartungen weniger wegen seiner Breite (2,35“), als vielmehr wegen seines besonderen Semislick-Profils mit der breiten Felge hadern könnte. Zu meiner positiven Überraschung gab es auch hier keinerlei Probleme. Statt dessen hat mir das vergrößerte Reifenvolumen erlaubt den Reifendruck auf minimalistische 1,25 bis 1,4 bar zu senken und damit zusätzlichen Komfort und mehr Traktion aus dem Reifen herauszuholen. Es mag teilweise an meiner Fahrweise liegen, aber selbst in Kurven und Fahrten auf abschüssigem Untergrund fand ich die schneller greifenden Seitenstollen nie störend oder hinderlich … noch nicht einmal auf der Strasse! Tatsächlich hat mir der Rock Razor auf der NEWMEN Felge am Hinterrad so gut gefallen, dass ich ihn gleich weiter gefahren bin.

Der VITTORIA Morsa 2.3 gehört zu den Reifen, bei denen ich erwartet hatte, dass ihre Performance durch die 35 mm breite Felge leidet. Wie man sich doch irren kann!

Auf Grund meiner immer stärker werdenden Vorliebe für normalbreite Vorderreifen habe ich sobald das obere Urteil fest stand  auf einen anderen, mir bereits gut bekannten, weil hier getestetenReifen gewechselt – den VITTORIA Morsa 2,3 TNT. Der Morsa gehört dabei zu den Reifen, von denen ich wegen ihres ohnehin schon rechteckigen Profils erwartet hatte, dass er nicht ganz so gut mit 35 mm Innenweite harmonieren würde.
Und wieder einmal gab es nichts negatives zu berichten. Auch diese Kombi hat rundum sehr gut funktioniert. Kurvengrip, Dämpfung, Traktion, alles uneingeschränkt im grünen Bereich und für meinen Geschmack sogar besser als auf einer schmalen Felge (Anmerkung: Ich bin den Morsa 2.3 TNT bereits im Zusammenhang mit dem Huck Norris Test auf einer 24 mm DT-SWISS Felge gefahren.)
–> Auch hier lautete das bisherige Urteil also: Bei den gefahrenen Kombis war die Felgenbreite von 35 mm in keinem Fall nachteilig. Für meinen geschmack war die Performance sogar besser. Noch bin ich etwas zurückhaltend das 35 mm Maß allgemein als die optimale Breite ab 2,3“ Reifenbreite anzusprechen, tendiere derzeit aber deutlich in diese Richtung. Der Test ist allerdings auch noch nicht zu Ende …

Aktuell ist der NEWMEN SL A.35 Laufradsatz in allen Bereichen ein heißer Anwärter darauf, mein nächster Lieblings-Laufradsatz zu werden.

Natürlich ging es bei dem bisherigen Test und den Beobachtungen nicht ausschließlich um die Felgenbreite. Natürlich habe ich auch in allen anderen Breichen aufmerksam darauf geachtet, wie sich der Laufradsatz verhält. Mit der Montage der verschiedenen Reifen waren natürlich auch die Tubeless-Eigenschaften gefordert. Wie schon eingangs mit der SCHWALBE Reifenkombi gab es hierzu auch mit den anderen Reifen nie irgendwelche Auffälligkeiten. Mit Ausnahme der Plusreifen, die aufgrund des Volumens generell schwerer tubeless aufzupumpen sind, war die Schlauchlos-Umrüstung jedes mal ein Kinderspiel. Und selbst bei niedrigen Drücken gab es nie irgendwelche Themen mit Burping oder dem sicheren Sitz der Reifenwulst. Auf der Felge. Auch hier hat der bisherige testablauf bestätigt, dass NEWMEN bereits auf den ersten Wurf ein rundum gutes Produkt auf den Markt gebracht hat.

Egal ob mit Plusreifen (hier der MAXXIS Chronicle 29×3.0 vorne) oder mit normalbreiten Reifen – bisher gibt sich die Innenweite der NEWMEN SL A.35 Felge als sehr vielseitig.

Einen Punkt möchte ich aber noch besonders ansprechen – die verblüffend hohe Robustheit und Dellenresistenz der NEWMEN Felgen. Bei meiner Fahrweise und den oben beschriebenen, niedrigen Drücken (je nach Reifen bis unter 1 bar und selbst bei 2,3er Rreifen nur selten noch über 1,3 bar) blieben natürlich auch heftigere Durchschläge nicht aus. Sei es bei unsauberen Landungen auf Wurzeln, bei etwas zu hoher Geschwindigkeit über heftige Wurzelstrecken oder einfach nur nicht ganz gelungenen Manövern … die Felge hat schon so einiges mitgemacht. Mit meiner bisher gefahrenen AMERICN CLASSIC Wide Lightning Felge hätte ich bei derartigen Beanspruchen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon deutliche Dellen im Felgenhorn – bei der NEWMEN Felge blieben die Überlastereignisse bisher komplett ohne jegliche erkennbare Deformationen – weder an der Felge selbst noch in Form von Seiten- oder Höhenschlägen am Laufrad. Wirklich beachtlich wenn man das geringe Gewicht der Felgen (543 g als 29er) berücksichtigt. Hier scheint sich das spezielle und smarte Design mit den leicht nach außen gestellten, niedrigen Felgenhörnern die zudem durchgehende hohe Wandstärken besitzen (hakenlos konstruiert) sehr wohl auszuzahlen. Wie ja bereits im Testintro angeklungen, hatte man diesen positiven Effekt ja bereits im Labor nachgewiesen, im Gespräch mit NEWMEN Entwickler Michi Grätz kam aber heraus, dass auch er positiv überrascht ist welche Belastungen die Felge im Praxiseinsatz wegsteckt. Natürlich spielt auch die hohe Qualität beim Laufradaufbau dabei ein Rolle bei der es auch wenig anzumerken gibt.
–> Dementsprechend gilt auch hier: Der Anspruch, dass die NEWMEN Felgen trotz ihres geringen Gewichts sehr hohe Belastungen mitmacht, hat sich bisher voll und ganz bestätigt. Ein großes Lob dafür.

 

(Anmerkung: Eigentlich hatte ich geplant die Laufräder und Reifen schon früh durch SCHWALBE’s Procore zusätzlich zu schützen – schließlich sind die Felgen explizit dafür freigegeben – aber um ganz ehrlich zu sein, sehe ich angesichts der ungemein hohen Wellenresistenz und Robustheit der Felge zum aktuellen Zeitpunkt wenig Grund dafür mir das Mehrgewicht durch Procore ans Bike zu schrauben. Vielleicht ändert sich das aber noch mit felsigeren Trails im weiteren Testverlauf.)

Auch mit den eigenen NEWMEN Naben gibt es bislang keinerlei Probleme …

Die eigenen NEWMEN Naben mit ihren Straigh-Pull Flanschen und nachstellbaren Lagern laufen ohne jede Auffälligkeiten – seidenweich und sehr gut. Auch die Stirnradverzahnung an der Hinterradnabe ist absolut zuverlässig und unauffällig.

Eine kleine Eigenheit haben die NEWMEN Laufräder aber trotzdem. Ein leichtes Speichenklirren bei besonders hohen Belastungen wie harten Landungen oder schnellen Anliegern. Weil es aber auch nach akribischer Untersuchung keine Anzeichen für eine abfallenden Speichenspannung (alle Nippel sind ja ab Werk verklebt) bzw. Seiten- oder Höhenschlag gibt, deute ich das bisher als eher kosmetisches Thema. Auch nach Rücksprache mit NEWMEN sieht man das als vollkommen unproblematisch an.

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Zwischenstand: Nach fast 2 Monate im Dauereinsatz und unter oft erschwerten Bedingungen kann ich von dem NEWMEN SL A.35 Laufradsatz bisher nur positives berichten.

Entgegen der Befürchtungen entpuppt sich die Maulweite der Felge von 35 mm als sehr universell – sei es für All-Mountain-Reifen ab 2,3“ Breite bis zu 3,0“ Plus-Reifen. Weil die breite Felge sehr niedrigere Reifendrücke unterstützt, kam es schon zu diversen Durchschlägen, die aber bisher komplett ohne Folgen für die Felgen geblieben sind … hier hat sich die Mühe bei der Entwicklung offensichtlich gelohnt.
Zum aktuellen Stand des Tests sind die NEWMEN SL A.35 Laufräder im 29er Format auf dem besten Wege meine neuen Lieblingslaufräder für Trail und All-Mountain zu werden. Leicht, robust und zugleich bezahlbar ist eine Kombination die mit den NEMWEN Laufrädern wieder vereinbar scheint.

RIDE ON,
c_g

Ps: Als ihr euch fragt, welche Federgabel denn 29×3.0 Reifen verkraftet. Das ist eine ganz normale FOX Float 34 Factory mit Boost-Chassis. Die Reifenfreiheit mit den 29+ Reifen ist zwar zur Gabelbrücke gering (ca. 7 mm), aber damit eben noch vertretbar.