CONWAY WME MT929 – Testintro: von MiMü
(bisher dazu erschienene Artikel: CONWAY 2017er WME 29er Trail Hardtail und Fully – Praxiseindrücke von c_g, CONWAY zeigt gleich zwei 29er Prototypen in Riva von mir)

Mattschwarz, fast schon unscheinbar, steht es da – das neue Trail- und Endurohardtail WME MT 929 von CONWAY, der Bike-Eigenmarke der Hartje KG. Wären da nicht die neongrünen Rahmendecals, und die Details an Schaltzügen, Griffen oder den Felgen könnte man das Topmodell der Mountain Trail Concept Linie fast übersehen. Allen Bikes dieser Linie ist eines gemein: Sie können sowohl mit 29“ Laufrädern als auch mit den gerade so trendigen Plus-Reifen aufgebaut werden. Dazu aber später mehr. Ob so viel Understatement auch beim WME MT 929 notwendig ist? Wir werden es im Testverlauf herausfinden.

Das CONWAY WME MT929 macht schon optisch keinen Hehl daraus, dass es technische Trails liebt.

Rahmen: Dezentes Hydroforming beim Hauptrahmen zeichnet den werttig und robust wirkenden Alu-Rahmen aus. Das kantige, polygone geformte Ober- und Unterrohr unterstreichen die mattschwarze Stealth-Bomber-Optik noch zusätzlich. Der Hinterbau bleibt den ovalen bis runden Rohrdquerschnitten treu. Auffallend dabei ist das massive Verstärkung, das die beiden Sitzstreben am Sitzrohr anbindend. Dieses ist notwendig um dem breit bauenden 148 mm Boost-Hinterbau sowohl steif zu machen und ihem eine ordentliche Reifenfreiheit für die breit bauenden Plus-Pneus zu geben, denn die Rahmen der beiden Ausstattungsvarainten sind identisch. Ab Werk verbaut CONWAY bei den Plusmodellen im Übrigen SCHWALBE’s Nobby Nic in der 2,8“ breiten Variante. Welche Reifenbreite maximal möglich ist werden wir im Testverlauf noch nachreichen.
Auffallend ist auch noch die Konstruktion der Kettenstreben – links ein durchgängiges Oval-Rohr, rechts zuerst ein Schmiedeteil, das erst hinter dem Schwung ums Kettenblatt in ein Rohr übergeht.

    

Selberschrauber dürfen sich bei den MT-Rahmen über ein klassisches, geschraubtes BSA-Innenlager sowie außenverlegte Züge (durchgehend in Zughüllen, daher schmutzresistent und servicearm) freuen. Bei der Anlenkung der serienmäßig verbauten Stealth Dropper-Stütze verschwindet die Leitung kurz über dem Tretlager im Sitzrohr. Schön anzusehen und funktionell sauber klemmen die vier spinnenartigen Leitungsklemmen alle Züge. Beide Schaltzüge und die Hydraulikleitungen von hinterer Bremse und Stütze werdeb sauber am Unterrohr entlanggeführt. Wie es sich für ein waschechtes All-Mountain- bzw. Enduro-Bike gehört, hat man beim CONWAY MT Rahmen auch an eine ISCG-Aufnahme gedacht. Das Tapered-Steuerrohr müsste man eigentlich nicht mehr extra erwähnen. Flaschenhalterösen hingegen konnte ich keine finden.

  

Unser Testbike in Rahmengröße M/44 cm verfügt über einen Reach von 421 mm und einen Stack von 630 mm. Sein Oberrohr beträgt effektiv moderate 594 mm. Der Sitzwinkel fällt mit 74° angenehm steil und damit mutmaßlich kletterfreudig aus. Beim Lenkwinkel wählte man mit 66,5° einen guten Kompromiss aus Laufruhe und Agilität. Geht man nach den reinen Geometriewerten, dann dürfte das MT929 einen sportlich-quirligen Charakter an den Tag legen, gleichzeitig aber auch in Highspeedpassagen noch ordentlich Sicherheit und Laufruhe spenden. Die auffallend niedrige Überstandshöhe durch das extrem stark abfallende Oberrohr dürfte zusätzlich für Vertrauen sorgen und ermöglicht mit ihrer hervorragwnden Bewegungsfreiheit auf dem Bike auch extreme Moves. Der Vergleich mit meinem Dauertestbike LAST Fastforward zeigt, mal abgesehen vom flacheren Lenkwinkel des LAST ähnliche Tendenzen in den Geometriedaten. Inwieweit sich die beiden Bikes unterscheiden, wird sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren.

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Ausstattung: Auch wenn das WME MT929 das Topmodell der Baureihe ist, bleibt es doch aussattungsmäßig erfrischend bodenständig. Eine klug ausgewählte Mischung aus Kompontenen der SLX- und XT-Gruppe bildet das brems- und schaltungstechnische Rückgrat des Bikes. Die Kurbel mit einer Kettenblattkombination von 26/36 Zähne sowie das Shadow Plus Schaltwerk stammen dabei aus der höherwertigen XT 8000-Gruppe.

Die 29er Versionen kommen mit 2×11 Antrieben, die Plus-Varianten dafür mit 1×11.

Die Trigger-Shifter, die 11-40er Kassette, der Umwerfer und die Kette stellt die nicht minder gut funktionierende, aber etwas einfachere und damit geringfügig schwerere SLX 7000. Dank 2-fach Kurbel und breit gestufter 11-fach Kassette sollten auch lange, steile Anstiege kein Thema sein. Interessant finde ich auch den neuen SLX-Sideswing-Umwerfer, der durch seine direktere Zuganlenkung noch schneller, präziser zwischen kleinem und großem Kettenblatt hin und her wechseln soll. Die SLX-Shifter werden übrigens mittels I-Spec an die Schellen der Bremshebel geschraubt, der Lenker wirkt dadurch deutlich aufgeräumter.

 

Die Bremsanlage stellt dann wieder die XT-Gruppe, sowohl Bremshebel wie -sättel, als auch Icetech-Centerlock-Bremsscheiben sind mit dem XT-Logo verziert. Getreu seinem Motto „WMEWe Make Enduro“ verbaut CONWAY große Discs, eine 203 mm Scheibe am Vorderrad unterstützt von einer 180 mm Durchmesser messenden im Heck. Das sollte auch schwere Fahrer sicher zum Stillstand bringen.

Für Federungsperformance an der Front vertraut man auf die ROCK SHOX’s PIKE RC mit 110 mm Boost Nabenstandard, eine Gabel die nur als OEM Version verfügbar ist. Mit 140 mm Federweg ab Werk sollten auch gröbere Trails sauber zu fahren sein, mittels eines anderen Air Shafts könnte man die Gabel auch ohne größeren Aufwand auf 160mm umbauen – der Rahmen und seine Geometrie wären dafür geeignet. Die Pike RC bietet zwar nicht die 3-stufige Druckstufenverstellung der Pike RCT3, mit einer regelbaren Low-Speed-Druckstufe bis hin zum Lockout und der selbstverständlich ebenfalls einstellbaren Zugstufe dürften die meisten Piloten aber ausreichen.
Kleines Detail am Rande: Wer die stealth-schwarzen Aufkleber der Pike langweilig findet, dem liefert CONWAY bereits ab Werk einen farbigen Decals-Bogen mit. So sind die Gabelsticker ruckzuck an die farblichen Akzente des restlichen Bikes angepasst.

   

Ebenfalls aus dem Hause ROCK SHOX stammt die absenkbare Sattelstütze. Die mit einem umfangreichen Update versehene REVERB STEALTH, der jüngsten Generation darf das Können ihres neuen Innenlebens gleich einmal unter Beweis stellen. Ungewöhnlich ist, dass man hier eine Variante mit nur 125 mm Absenkung verbaut. Nachdem es bis dato keine Shimano-kompatible Matchmaker-Schelle gibt wirkt die linke Lenkerseite wegen der separaten Schellen von Schalt-/Bremsgriff und der Dropper-Sattelstütze für mein Emopfinden etwas überladen. Aber naja …
Bei den Laufrädern vertraut man wiederum auf Shimano-Technik und kombiniert die zuverlässigen SLX-Centerlock-Naben (mit Boost-Standard) mit RODI Ready 25-Felgen. Mit einer Innenweite von 24,8 mm und natürlich tubeless-ready fallen die Felgen für meinen Geschmack etwas schmal aus. Die konifizierten Stahl-Rundspeichen sind klassisch 3-fach gekreuzt und sollen das Laufrad stabil und steif machen.

Die Reifenwahl fiel auf einen unserer Traillieblinge: SCHWALBE’s FAT ALBERT Brüderpaar, das c_g vor gut einem Jahr ja bereits ausführlich über dseine Waldtrails gejagt hat – mit durchwegs positivem Resumee und einer besonderen Empfehlung für den Vorderreifen. Die griffige TrailStar-Gummimischung an der Front und das schneller laufende Pace-Star-Compound am Hinterrad sowie das Vorder- und Hinterrad-spezifische Profil ergeben mit Sicherheit eine sehr spannende Wahl für ein Trailbike, das dem Namen nach sogar in die Enduro-Sparte reichen will. Wie oft üblich liefert CONWAY sein MT929 aber mit Schlauch aus. Wer Gewicht sparen möchte sollte als ersten Schritt hier ansetzen, ein Dichttape und Tubeless-Ventil installieren und die gewonnenenen Vorzüge genießen.

 

Lenker, Vorbau, Griffe und Sattel stammen allesamt aus CONWAY’s eigener Komponenten-Linie mit Namen CONTEC. Einen mit 50 mm zeitgemäß kurzen und direkten Vorbau kombiniert man mit einem 780 mm breiten Riser-Lenker. Beide hören dabei auf den eher nach Prosecco klingenden Produktnamen „Brut Select“. Die neongrünen Lock-On-Griffe erinnern in ihrer Form an die bewährten SYNTACE’s Screw On Moto Gripz. Ob sie sich genau so ergonomisch fahren werden wir herausfinden.

Obgleich CONWAY für das Komplettbike (ohne Pedale) 13,2 kg angibt, blieb meine (nicht geeichte .-)) Hängewaage erfreulicherweise schon bei genau 13,0 kg stehen. Ein wirklich ordentlicher Wert für ein derart auf Robustheit gebautes Bike, ohne Laichtbaubestrebungen. Mit der Umrüstung auf tubeless sollten dann doch einige Gramm fallen, was der Lebenigkeit des Bikes sicher gut tun wird.
Unser Testbike stellt das Topmodell der 29“ Mountain Trail Concept Linie dar und wechselt für durchaus faire 2499,95.- Euro den Besitzer. Daneben gibt es noch zwei günstigere Alternativen, das MT829 mit einer ROCK SHOX Yari und SRAM GX-Schaltung für sehr vernünftige 1899,95.- Euro (dieses Modell mit dem türkisblauen Rahmen konnte c_g bereits als Prototypen fahren) und das 1399,95.- Euro teure Einstiegsmodell MT629 mit einer ROCK SHOX Sektor Gabel und SRAM NX 1×11 Schaltung. Die auf dem gleichen Rahmen aufbauenden Plus-Bikes kommen ebenfalls in drei verschiedenen Ausstattungslinien, mit identischen Preisen aber sie mit einem 1×11 Antrieb. Neben der von uns getesten Rahmengröße M/44cm gibt es die MT-Bikes auch noch in 40 cm, 48 cm und einer 52 cm Sitzrohr messenden XL-Variante. Schön, wenn auch an große Menschen gedacht wird.

  

Noch ein paar Worte zur Bedeutung der Mountain Trail Concept Linie: CONWAY bezeichnet damit seine Vario-Bikes, die dank Boost-Standard sowohl mit 29“ als auch breiten 650B+ Reifen gefahren werden können. Natürlich ist auch eine Kombination aus beiden Laufradgrößen (wie ich es euch etwa in den Praxiserfahrungen zum VEETIRE Crown Gem beschrieben habe) ist möglich. Ein zweiter Laufradsatz würde den Einsatzbereich der Bikes dabei erweitern und es dem Piloten ermöglichen, je nach Strecke (oder Lust und Laune) eine individuelle Reifenwahl zu treffen. Es lebe die Vielfalt!

Wie genau sich das CONWAY WME MT929 fährt, ob es dem LAST Fastforward auf dem Trail das Wasser reichen kann und wie ich als eingefleischter 1-fach Fahrer mit der 2×11 Schaltung des Bikes zurecht komme, werdet ihr schn bald hier in meinen ersten Praxiseindrücken lesen können

MiMü