WTB Ranger Plus TCS 29×3.0 (Light/Fast Rolling) – Testzusammenfassung: von Jeff J (zusammengefasst und übersetzt von c_g)

Anmerkung: Wer unsere Seite aufmerksam liest wird bemerken, dass aus der umfassenden Reihe der WTB Plusreifen noch einer fehlt – der WTB Ranger Plus. Den haben nämlich die US Kollegen in den letzten Monaten in Südkalifornien gefahren … hier kommt die Testzusammenfassung.

Der WTB Ranger ist nach dem Trailblazer 2.8 (der als allererster Plusreifen den Trend ja gestartet hat), der zahmste Plusreifen im Sortiment der quirligen US-Marke WTB (oder „WILDERNESS TRAIL BIKES“). Für diesen Test haben wir einen Satz in 29×3.0 bekommen, den  JeffJ auf seinem TREK Stache 9 29+ Hardtail auf der SUN RINGLÈ Mulefüt Felge (45 mm Innenweite) fahren wird.
WTB selbst beschreibt den Ranger auf deren Webseite folgendermaßen (frei übersetzt):

„Sind sie auf der Suche nach dem ultimativen Allrounder fürs Plus-Format? Dann ist der Ranger genau das Richtige dafür. Die abstehenden Seitenstollen verbeißen sich in jede Kurve und haben eine erstklassige Selbstreinigung, während die eng stehenden Mittelstollen eine schnelle, zentrale Lauffläche simulieren welche den sanft abrollenden Reifen zum ultimativen Allrounder für unterschiedlichste Bedingungen macht. Hinzu kommen die multi-direktionalen Einschnitte in den Stollen, welche die Traktion zusätzlich pushen. In seinem Gewicht optimiert performt der Ranger unter allen Bedingungen, von nass bis trocken und von Hardpack bis losen Untergrund….“

Einsatzbereich: Trail / All-Mountain / Bikepacking

Den WTB Ranger gibt es in einer Fülle von Varianten, von denen die Plusreifen nur einen kleinen Teil ausmachen. Als 27,5er in den Breiten 2,8“ und 3,0“ und als 29er nur in 3,0“. Anfangs gab es nur die Versionen mit der leichteren „Light“ Karkasse und dem schnelleren „Fast Rolling“ Compound, aber mittlerweile gibt es auch eine Variante mit verstärkter Karkasse, was vor allem für Bikepacking und Adventure-Biking interessant sein dürfte (dazu mehr am Ende). Später im Jahr soll auch eine 27,5“ Variante in 2,8“ und 3,0“ mit dem weicheren und griffigeren „High-Grip“ Compound, aber nur mit der leichteren Karkasse. Die Reifen mit der leichteren Karkasse kosten 59,90 Euro, die mit der „Tough“ Karkasse 64,90 Euro – beide Male sehr vernünftige Preise.
Die beiden 29+ Testreifen kamen auf genau 895 g – richtig gut für einen 29×3.0 Reifen und nur unwesentlich schwerer als die BONTRAGER Chupacabra, die vorher auf dem Bike waren. Auf der SUN RINGLÈ Mulefüt Felge mit ihren 45 mm Innenweite haben sie eine Breite von genau 75 mm nach einer kurzen Zeit auf dem Bike und bei 1,2 bar. Wie die meisten Plusreifen sind auch die WTB Ranger eher zahm in ihrem Profil, aber bekanntlich holen die Plusreifen ihre Traktion aus ihrer großen Kontaktfläche. Auch dass die Seitenstollen nicht zu stark anwachsen und damit einen sehr runden Reifenquerschnitt ergeben, kommt mir und den hiesigen oft sandigen Trailbedingungen eher entgegen.

Wie alle modernen WTB Reifen ist auch der Ranger tubeless-ready, was sich hinter dem Kürzel TCS verbirgt. Mit meinem Kompressor war es wunderbar einfach die Reifen aufzupumpen und die bisherigen Erfahrungen unserer Co-Tester mit WTB Reifen belegen, dass das TCS System sehr gut funktioniert. Was mir allerdings aufgefallen ist, ist der sehr straffe Sitz der Reifenwulst auf der SUN Felge. Wie auch bei den vorher montierten BONTRAGER Reifen braucht man schon sehr viel Kraft um den Reifen von der Felgenschulter in den Zentralkanal zu drücken. Wer hier mit weniger Handkraft gesegnet ist, sollte unbedingt einen Reifenheber dabei haben denn auch ich mit meine wirklich starken Händen hatte wirklich zu kämpfen den WTB Reifen von der Felge zu bekommen. Grannygear hat versucht das im ersten Bild gezeigte B+ Testmuster auf seiner ROVAL Carbonfelge zu montieren und hatte keine Chance – die Reifen saßen einfach zu eng. Andererseits ist damit auch sicher gestellt, dass sich der Reifen nie ungewollt von der Felge löst, was ja gerade bei den niedrigen Drücken der Plusreifen besonders wichtig ist.

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Praxiserfahrungen:

Ich muss zugeben, dass ich mit den BONTRAGER Chupacabras vorher schon recht zufrieden war, daher bin ich mit großer Spannung in den Test des WTB Ranger gegangen. Anfangs hab eich den Reifendruck auf die gleichen 1,2 bar gesetzt, wie die Chupacabras vorher. Was sofort auf den ersten Ausfahrten klar wurde, ist, dass der Ranger sogar noch leichter und weicher rollt, als der ohnehin schon schnelle BONTRAGER Reifen. Ich bin zwar kein Racer, aber für meinen Trails und Touren, die gerne mal auch mehr als 4 h dauern, ist das definitiv positiv. Auch wenn es mir nicht unbedingt um Rundezeiten und Strava KOMs geht, fand ich es doch bemerkenswert, dass ich auf dem ersten langen Anstieg einige Minuten schneller war, als mit dem gleichen Bike und den BONTRAGER Plusreifen.

Auf der ersten längeren Abfahrt wurde mir erneut verdeutlicht, wie viel besser der Ranger rollt. In dem ersten schnellen und flowigen Abschnitt, den ich schon hunderte Mal vorher gefahren bin, konnte ich es vorher immer laufen lassen und musste fast nie vor den Kurven bremsen. Jetzt mit dem WTB Ranger musste ich immer wieder Speed rausnehmen um nicht aus den Kurven zu fliegen … und das lag definitiv nicht daran, dass der Reifen weniger Seitenhalt bietet, sondern einfach nur der schieren Geschwindigkeit, mit der ich unterwegs war.
Auf der Suche nach dem Traktionsoptimum der WTB Ranger habe ich dann den Druck geringfügig auf 1,1 bar reduziert – ein Druck bei dem der Chupacabra unter meinem Gewicht bereits deutlich walkt und undefiniert. Kein Problem mit dem Ranger. Auf einem speziellen Trail, der einen dazu verführt, oft über Kuppen abzuheben war die Fahrgefühl weiterhin sehr präzise und definiert für einen Plusreifen aber mit einer deutlich besseren Bremstraktion als mit den Chupacabras. Außerdem hat der zusätzliche Speed des WTB dazu geführt, dass ich deutlich höher und weiter gesprungen bin als je zuvor … großes Dauergrinsen auf der Abfahrt!! Ich war wirklich beeindruckt von der Performance des WTB Ranger auf meinen heimischen Trails.
Auf einem Bike-Wochenende im Big Bear Resort zeigte der Ranger dann doch eine potentielle Schwachstelle wenn man viel in felsigem Gelände unterwegs ist. Dort hielt der Ranger lange sehr gut durch, aber auf einer sehr felsigen Tour – und damit meine ich scharfkantige wirklich gemeine Felsen – kam es dann doch dazu, dass ich den Hinterreifen an einem Felsen aufgeschnitten habe. Obwohl die Flanken nicht über das Profil hinausragen, hat die Light Karkasse gegenüber solchen Attacken wenig entgegenzubringen. Weil mir WTB aber sofort einen Ersatzreifen zugeschickt hat, ging der Test alsbald weiter.

Auf meinen heimischen Trails habe ich nichts als Lob über den WTB Ranger 29×3.0“ TCS (Fast Rolling/Light Reifen). Auch wenn, oder vielleicht auch weil es gerade wenig Konkurrenz in Sachen 29+ gibt, ist der WTB Ranger hier ein echt fähiger Reifen, der mir auf meinem Bike sehr gut gefallen hat. Mit dem WTB Ranger war ich auf meinen normalen Haustrails, die ich schon hunderte Male vorher mit verschiedensten Bikes gefahren bin, schneller und sicherer unterwegs als je zuvor und das ist doch mal eine Ansage.

 

Wie es bei uns üblich ist, haben wir kaum Niederschlag und daher kann ich kaum etwas zur Nassperformance des Ranger sagen, da er aber noch mal dezenter profiliert ist, wie der WTB Trailboss 27,5×3,0, den mein Kollege MiMü ja hinten gefahren ist, würde ich mutmaßen, dass er sich dort im Vergleich zu einem normalen 29er Reifen gut schlagen wird, aber definitiv früher in die Kni geht, als etwas ein Reifen vom Schlage eines WTB Bridger 27,5×3,0, eines VEETIRE Crown Gem 27,5×3,0“ oder eines SCHWALBE Nobby Nic (29×2,6″). IN dem bisschen Feuchtigkeit, das wir in der Testzeit hatten, zeigte der Reifen ein unauffälliges Verhalten und eine ordentliche Selbstreinigung.

Zusammenfassung: Nach nunmehr über 2 Monaten auf dem WTB Ranger 29×3,0 Reifen in der Light Casing/Fast Rolling Variante, sprechen vor allem sein unglaublicher Leichtlauf und seine Rolleigenschaften für den Reifen. Die Traktion ist für das kleinstollige Profil sehr gut und wird durch die sehr guten Niederdruckeigenschaften noch weiter unterstützt. Auch im Grenzbereich bleibt der Ranger sehr gutmütig. Sein Gewicht ist sehr gut und sein Preis ist ebenfalls richtig gut. Das einzige, was mir nicht so gut gefallen hat (was man aber je nach Geschmack auch als Plus sehen kann) sind die empfindlichen Seitenflanken und der stramme Sitz mit dem der reifen nicht mit jeder Felge kompatibel ist.
Für jeden der einen zuverlässigen Plusreifen sucht und dabei den Leichtlauf der maximalen Traktion vorzieht, ist der WTB Ranger ein richtig heißer Kandidat. Für mich mein derzeitiger 29+ Lieblingsreifen.

Jeff J

Ps: Während es die 27.5” er Version des Ranger mit verstärkter Tough Karkasse schon länger gibt, ist soeben erst der 29×3.0 herausgekommen. Der wiegt dann mit 1140 g aber auch satte 200 g mehr.