VEETIRE Crown Gem 27,5×3,0“ – Praxiserfahrungen: von MiMü

Frisch montiert durfte mich der kürzlich vorgestellte VEETIRE Crown Gem in der stattlichen Breite von 3.0 Zoll schon für einige Tage ins Vinschgau begleiten, um auf den hiesigen Trails sein Potential zu zeigen. Bereits dort hat er mir zwi seiner größen Schwächen, aber auch seiner Stärken sehr deutlich vor Augen geführt.

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Der VEETIRE Crown Gem 3.0 auf der AMERICAN CLASSIC Smokin’Gun Felge mit 40 mm Maulweite im Testeinsatz.

Kommen wir zuerst zu den Stärken der VEETIRE Crown Gem Plusreifen:

Indem felsig-steinigen Terrain der Trails in Südtirol merkt man den Reifen sofort ihren empfohlenen Einsatzbereich „All-Mountain/Enduro“ an. Es ist beachtlich welches Trailpotential in dem Reifen steckt. Während sich die mittleren Profilreihen dank ihrer geschlitzten Bauart sehr gut an den Untergrund anpassen können – dadurch enorm viel Grip aufbauen, zeugen die höheren Seitenstollen von einer wohlüberlegten Bauform: Soe sorgen für massiveren Grip, der ldurch die eicht schrägen Einschnitte in den Stollen zusätzliche Anpassungsfähigkeit bekommt und so richtig gut in den Untergrund greift. Auch die Gummimischung schient auf dem Trail genau richtig, und vermittelt ein direktes aber gut gedämpftes Feedback. Ein Wegknicken oder gar Abreißen der Seitenstollen war auch im verblockten südtiroler Felsen- und Flowtrails nicht provozierbar.

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Im spätherbstlichen Trailurlaub im Vinschgau …

Auch auf weichen Untergründen hat der Crown Gem eine Top Performance. Das Trail-Potential der Stollen mit ihrem Single-Compound (57a) scheint fast grenzenlos. Solange der fahrere es wagt, schienen die Reifen in Kurven förmlich am Boden zu kleben. Ohne jegliche Zeichen von Lampenfieber zieht das Biked amit seine Kurven. Was seine Kurventraktion angeht haben mir die Criwn Gem zu 100% gefallen. Die massiven, leicht schräg gestellten Seitenstollen verkrallen sich auch auf weicheren Böden sehr effektiv – egal ob Schotter, Erdboden und noch weicherer Untergrund. Dank ihrer geschlitzten Bauart verfügen sie zudem über gute Anpassungsfähigkeit.

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Auf weichem oder losem Untergrund ist der Crown Gem ein sehr potenter Plusreifen.

Bei Drücken um 1,1 bar vorne und 1,4 bar hinten blieb das Kurvenverhalten auf dem Trails sehr direkt und präzise. Trail nicht auf. Hier kann man durchaus von sportlich-agilem Handling sprechen, die Jagd durch den Kurvenslalom macht Spaß. Die versetzt angeordneten Stollen der äußersten und mittleren Profilreihe bieten in allen Schräglagen mehr als ausreichend Grip ohne dass man einen Transition_bereich spüren würde. Übertreibt der Pilot es dennoch einmal mit dem Kurventempo, dann quittiert der Crown Gem dies mit spät einsetzendem Wegrutschen.

Leider hat die sehr gute Trailperfomrance im Fall des Crown Gem 3.0 auch eine Kehrseite: Wie vielerorts auf der Welt sind auch im Vinschgau viele der schönsten Trails oft über Asphaltanstiege zu erreichen und auf derartigem Untegrunden fiel mir gleich auf den ersten Metern ein ungewöhnlich behäbiges, fast schon Fatbike-ähnliches Verhalten des Crown Gem auf. Unter Umständen wird der Laufflächenquerschnitt des Reifen durch die 40 mm breite AMERICAN CLASSIC Smokin’Gun Felge auch zu sehr abgeflacht, aber auf Asphalt und hartem Untergrund entiwckelt der Reifen einen beinahe stoischen Geradeauslauf und einen deutlich zu spürenden Self-Stering Effekt. Das Lenkverhalten leidet spürbar und es braucht schon etwas Nachdruck um das Bike präzise zu führen. Für mich eine deutliche Spaßbremse auf meinen typischen Touren.

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Im gleichen Zuge fiel mir der sehr hohe Rollwiderstand der 57a Shore Gummimischung auf härten Böden auf. Von einem ungewöhnlich lauten Abrollgeräusch begleitet, wurden die langn Pedalierpassagen damit mitunter sehr anstrengend und das obwhl die zentralen Laufflächenstollen gerade mal 3,5 mm hich sind. Für einen Tourenreifen zu dessen Einsatzspektrum auch immer wieder Asphalt- oder Betonpistenpassagen gehören, fällt mir persönlich der Rollwiderstand deutlich zu hoch aus. Ein Erhöhen des Luftdrucks auf bis zu 1,8 brachte zwar eine Besserung im Rollwiderstand und geringfügig auch in der Lenkung, dafür neigt der Reifen dann halt auch deutlich zum Springen und wird sehr unkomfortabel zu fahren. Mit abgesenktem Druck (Minimalwert 0,8 bar) stieg der Tretwiderstand erwartungsgemäß noch weiter an, das Fahrverhalten wurde ab da aber unangenhm schwammig.

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Zurück zu Hause durfte sich der Reifen auf nassen und aufgeweichten Erdtrails beweisen. Ich war anfangs skeptisch, wie sich das bereits genannte relativ flache, zentrale Profil auf solch tiefen Böden schlagen würde, doch auch hier hat mich der Crown Gem positiv überrascht. Das nicht sehr ausgeprägte Mittelprofil setzt sich zwar recht schnell mit Matsch zu, die Traktion bleibt davon aber unbeindruckt hoch weil sich der Dreck wohl zwischen den weit auseinander stehenden Stollen kaum festhalten kann. So ließen die Reifen sogar dort Wiegetritteinlagen zu, wo ich vorher mit dem WTB Ranger 3.0 Hinterreifen schon recht dosiert in die Pedale treten musste. Respekt dafür! Nach ein paar Reifenumdrehungen ist das komplette Profil wieder frei und bereit für weitere Untaten.

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Auch wenn er nicht so aussieht, ist der Crown Gem sehr wohl schlechtwetter-geeignet.

Auf feuchten Wurzeln hat der Crown Gem eine leichte tendenz weg zu rutschen, was ich vor allem auf den großzügigen Stollenabstand zurückführe. Allerdings rutscht der Reifen nur sehr wenig ehe der nächste Stollen wieder zuverlässig Grip aufbauen kann. Anfangs empfand ich dieses Verhalten nicht als leicht irritierend, aber mit der Zeit wurde es ganz normal. Mit einer aufmerksamen Fahrweise (welche besonders im rutschigen Herbst ganz allgemein anzuraten ist 😉) ist der Reifen zudem leicht einzufangen.

12-veetire-crown-gem-3-0Beim Thema Pannenschutz konnte der Reifen mit seiner 120 TPI Karkasse bisher voll überzeugen. Die braune Seitenwand zeigt zwar schon jetzt einige oberflächliche Kampfspuren von Felskontakten, Durchschläge oder Karkassenschnitte blieben bislang aber komplett aus. Selbst Niedrigdrücke bis 0,8 Bar brachten den Durchschlagschutz nicht ans Limit, weil das Fahrverhalten dadurch aber etwas zu schwammig wurde, würde ich selber eher Drücke um 1,0 bis 1,2 bar empfehlen.

Mein im Intro beschriebenes Abkleben der zwei kleinen Löcher in der Karaksse erwies sich als effektive Lösung. Das vorgeschädigte Testexemplar bliebe ebenso luftdruckstabil wie sein intaktes Gegenstück. Außerplanmäßiges Nachpumpen war bis jetzt nicht notwendig.

Auch wenn drei Wochen im Traileinsatz nur bedingt Aussagen über die potentielle Laufleistung eines Reifen zulassen, deutet die Tatsache, dass er bisher keinerlei Anzeihen von Verschleiß zeigt, eher darauf hin, dass er zu den langlebigeren Reifen gehört.

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Testzusammenfassung: „Wenn das Wörtchen wenn nicht wär …“ Der VEETIRE Crown Gem hat mir wieder gezeigt, dass man einen Reifen nicht nach dessen äußerer Erschienung beurteilen kann – insbesondere keinen Plusreifen. Während ich den Crown Gem 3.0 dem optischen Eindruck eher nach als Allround-Plusreifen eingeordent hätte, hat er sich viel mehr als trailllastigen Enduroreifen herausgestellt. Sein fatbike-ähnliches Fahrverhalten auf harten Böden mit unwilligem Einlenkverhalten und spürbar hohem Rollwiderstand macht Uphills und Tretpassagen aus Asphalt recht beschwerlich und raubt dem Reifen einen guten Teil seines Allroundpotentials. Im Gelände konnte mich der Single-Compound-Pneu dafür voll und ganz überzeugen. Er kommt mit verschiedensten Untergründen nahezu gleich gut zurecht, was ihn in meinne Augen zum erstklassigen All-Mountain- wenn nicht sogar Enduro-Reifen macht. Gerade wegen des hohen Rollwiderstandes und des nicht immer optimalen Lenkverhaltens auf hartem Untergrund sehe ich seinen Einsatzbereich vor allem auf losem und weichem Boden, wo beide Aspekte kaum mehr zum Tragen kommen.

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Gerade die Mixed-Variante mit 29er vorne und Plus hinten hat es mir angetan.

Weil ich, wie oben erwähnt mit dem Crown Gem in seiner 3.0 auf der breiten Smokin Gun Felge vor allem am Vorderrad nicht so gut zurecht komme, wär es interessant zu sehen ob seine etwas schmäleren Geschwister hier unauffälliger sind – Wie im Intro erwähnt, gibt es den Reifen sowohl in 2,8“ wie auch in 2,6“ Breite. Für den Traileinsatz ist außerdem auch eine Mixed-Kombi spannend wie ich sie aktuell an meinem LAST Fastforward fahre – 29er Reifen vorn und breiter Plusreifen am Heck. Die daraus resultierende Kombi aus hoher Lenkpräzision mit optimalem Überrollverhalten vorne und einer exzellenten Traktion und bestem Komfort am Heck hat sich bisher bei mir asl sehr vielversprechend erwiesen (siehe Testbericht hierzu).

MiMü