TUNE Schwarzes Stück Sattelstütze (und Re4mer Sattel)  – Fazit: von Fomeracer

„Manchmal kommt es anders …“ Ein häufig gebrauchter Spruch, wenn Pläne oder Abläufe nicht ganz funktionieren. So auch bei unserem Test des TUNE „Re4mer“ Sattel …

15a TUNE Schwarzes StückDer wunderschön gemachte Sattel mit seinen annehmen Rundungen und überraschend flexiblen Satteldecke hat mich von Anfang an durch seine Gewicht und den überraschend hohen Komfort begeistert. Nur leider hat der vielversprechende und innovative Leichtbausattel nie länger als 4 Wochen am Bike gehalten, ehe sich eine Klebestelle zwischen Gestell und Satteldecke gelöst hat und er wieder zurück zu TUNE gehen musste. Nachdem sich die Problemen wohl gehäuft haben, hat sich TUNE dazu entschieden das ambitionierte Vorzeigeprodukt vorerst vom Markt zu nehmen.
Hier deren Statement, das auf der TUNE Homepage zum Re4mer dazu zu lesen ist:

Es war an der Zeit das Gute perfekt zu machen.
So lautet unsere Werbeaussage für den Re4mer und vor allem unser eigener Anspruch an den nach unserer Meinung wohl schönsten und besten Sattel. Die Kriterien und Werte der neuen DIN-ISO Norm wurden erfolgreich erfüllt und Prüf- und Praxistest konnten erfolgreich abgeschlossen werden, weshalb wir Euch auch schließlich diesen Sattel vorgestellt haben. Das war geglückt und wir erhielte viele überschwängliche Bewertungen.
Aber jetzt kommt die ganze Wahrheit: Der Re4former ist ein derart schwer zu fertigendes Hightech-Teil mit dem kaum ein Arbeiter zurecht kommt. Unendlich viel Ausschuß und auch Reklamationen haben uns bewogen die Produktion vorläufig einzustellen. Unser Produzent hat die Schwierigkeiten unterschätzt und uns eine Preiserhöhung in einer Höhe serviert, die nicht mehr bezahlbar ist. 
Die Fertigung muß von Grund auf neu überdacht werden und wir bitten zu entschuldigen, dass wir den re4mer erst einmal aus dem Programm nehmen.“     (Quelle: TUNE)

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Soweit zu dem Teil des Tests der den Eingangssatz begründet. Aber wie ihr euch sicher erinnert, hatten wir ja zwei Produkte von TUNE im Test. Und so freut es uns zu berichten, dass die TUNE „Schwarzes Stück“ Sattelstütze uns trotz allen Leichtbaus in den immerhin 4 Monaten im harten Race-Einsatz gar keine Probleme gemacht hat und satt dessen so manche Stabilitätsprobe  durch Stürze sogar mit Bravour überbestanden hat. Hier mein Fazit dazu:

Die TUNE Carbon-Sattelstütze, ist wie schon im Intro mit 126 g (bei vollen 420 mm Länge) und einem Gewichtslimit von 110 kg wirklich schon unverschämt leicht. Für mich war es da natürlich besonders spannend die Steifigkeit, den Komfort und Dauerhaltbarkeit zu erfahren und letztlich zu bewerten.

14a TUNE Schwarzes Stück

Komfortstütze oder nicht?
Im direkten Vergleich zu der zuvor verbauten und bereits spürbar komfortablen SYNTACE P6 Highflex (hier in 30,9 mm Durchmesser bereits bei uns getestet) liegt die TUNE Stütze meinem subjektiven Empfinden nach in etwa auf gleichem Niveau. Schon beim kraftvollen Pedalieren in der Ebene kann man den „Flex“ der TUNE Sitzkombi sehen. Dieser an sich positive und komfortspendende Flex ist jedoch nicht nur dem eigentlichen Stützenschaft zuzuschreiben, sondern liegt auch an der  extrem leichten Jochbein-Sattelklemmung. Dies ist erfahrungsgemäß ein Thema, das die TUNE „Schwarzes Stück mit vielen anderen Leichtbaustützen mit der hier verbauten Sattelklemmung teilt. Deswegen werden Bewegungen und Schläge auch durch eine leichte Nickbewegung der Sattelspitze abgefedert, welche je nach Fahrstil und Sattelform nicht immer optimal ist. Deswegen: Ja, die TUNE „Schwarzes Stück“ ist durchaus komfortabel, aber eben etwas anders, wie etwa die SYNTACE, welche ihren Flex aus dem Stützenschaft selber holt.
Für mich als eher schweren Racer vereint die TUNE Stütze damit die beiden an sich gegensätzlichen Aspekte von Steifigkeit und Komfort sehr gut. Was ihre Komfortqualitäten angeht, liegt sie damit gleichauf mit andern High-End-Produkten – die allerdings dann auch immer deutlich schwerer sind.

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Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass die TUNE Stütze von Anfang an keinerlei Knackgeräusche vernehmen ließ – weder in der Klemmstelle zum Rahmen, noch der Sattelklemmung selbst. Auch nach mehreren Schlammpackungen bei rennen und nachfolgenden Reinigungszyklen mit dem Hochdruckreiniger blieb der Verbund absolut geräuschlos.

Das echte Highlight – die Stabilität und Haltbarkeit:
Was die TUNE Stütze wegstecken kann, durfte sie nicht nur im Trainingsalltag beweisen, sondern auch bei diversen Rennen unter Beweis stellen – zwar ohne TUNE Sattel, aber immerhin. Einen besonderen Härtetest erlebte die TUNE „Schwarzes Stück“ Sattelstütze beim 24h Stunden Rennen in Finale Ligure.   Hier konnte mich mehr als nur überzeugen.

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Bei über 100 km im Crosscountry-Renntempo auf teil technischer Strecke war die TUNE „Schwarzes Stück“ Sattelstütze einfach der Hammer! Während des Rennens änderten sich die Bedingungen von staubtrocken bis hin zur Schlammschlacht im Regen. Nach jeder Runde gab es eine Dusche mit dem Hochdruckreiniger, aber das war auch schon das einzige an Pflege für die Stütze. Nachts ließ dann aufgrund der Müdigkeit meine Linienwahl auf der ruppigen Strecke öfter zu wünschen übrig und die Stütze musste dann einige grobe Stöße schlucken.
Einen besonderen Schockmoment erlitt ich, als ich in einer Haarnadelkurve das Bike unter mir verlor. Als ich mich wieder aufrappelte, sah ich wie der Sattel durch den Sturz quer stand. Bei der sofortigen Inspektion kam dann Erleichterung auf: Trotz voller Wucht auf die Sattelspitze hat weder mein montierter Sattel mit Carbonrails noch die Stütze einen Schaden genommen. Das komplette System hat sich lediglich im Sattelrohr gedreht. Sattelklemme gelöst, Stütze wieder ausgerichtet … und weiter ging das Rennen. Die filigrane Klemmung hat hier wirklich bewiesen, dass sie mit jeglicher Art von Sattelrails funktioniert und konnte mich wie die gesamte Stütze voll überzeugen. Auch den Ultrabike-Marathon hat die klaglos überstanden.
Auch die Jochbinklemmung, welche sich bei anderen Stützen gerne mal lockert oder zu knarzen beginnt, läuft immer noch  absolut geräuschlos – keine Selbstverständlichkeit bei 83 kg Fahrergewicht und derart fordernden Bedingungen!

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Testfazit: Man kann sagen die TUNE „Schwarzes Stück“ hatte es nicht leicht unter mir – die unzähligen Kilometer auf Trainingsfahrten, die vielen Rennen, allen voran das 24-h-Rennen in Finale Ligure und natürlich die oft miserable Wetterlage waren eine echte Herausforderung für die Leichtbaustütze. Eine Herausforderung, die man ihr aber lediglich am Oberflächenfinish ansieht. Ansonsten hat sich die  TUNE „Schwarzes Stück“ für ein derart leichtes Produkt als unglaublich stabil, und zuverlässig gezeigt. Auch das oben bereits erwähnte Gewichtslimit von stattlichen 110 kg spricht die gleiche Sprache.  Die TUNE „Schwarzes Stück“ ist nicht perfekt, die  Montage ist etwas pummelig und auch der Flex im Kopfbereich ist nicht ideal. Aber all das ist schnell vergessen, wenn man bedenkt wie stabil und  haltbar die Stütze mit gerade mal 126 g bei 420mm Länge ist. In Summe ist die TUNE „Schwarzes Stück“ in absolut zuverlässiges Top-End Leichtbauteil, welches ich mir sofort an mein Rad montieren würde – auch wenn sie mit einem empfohlenen VK von 289,90 Euro das nötige Kleingeld voraussetzt. Für mich definiert die TUNE „Schwarzes Stück“ damit die derzeitige Messlatte für Leichtbau-Sattelstützen.

FOMERACER