VOTEC VC Pro 2×11 – Testfazit: von c_g

(Hierzu erschienene Posts: Vorstellung des VC’16 beim Testival in Brixen, VOTEC VC Pro 2×11 – Testintro, VOTEC VC Pro 2×11 Erste Eindrücke)

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Das VOTEC VC Pro hier im Testeinsatz am Fuße der Abruzzen.

Vor etwas über 2 Wochen habe ich euch bereits von meinen ersten Eindrücken zu dem 2016er VOTC VC Pro berichtet – einem Hardtail, das bewusst versucht seine Vielseitigkeit zu maximieren und dabei einige interessante Wege geht – sowohl bei der Rahmengeometrie, wie auch der kreativen Ausstattung. Nach einer kurzen Testphase auf meinen heimischen Testtrails hat ich das Bike, schon bald auf einen Urlaub nach Mittelitalien begleitet, wo es neben vielen eher XC-lastigen Ausfahrten auch ein paar wirklich spannende Trailride absolviert hat.
Mein Eindruck bis dahin: Ein Bike das es wirklich schafft, sehr viel Trailtauglichkeit mit einer tadellosen Langstreckentauglichkeit zu vereinen und beinahe immer und überall Spaß macht. Mit der etwas robusteren Ausstattung, als üblich kommt es zwar ein wenig schwerer daher, als andere Bikes in der Preisklasse, aber dafür steckt es auch eine ganze Menge weg, wenn nötig und ist trotzdem auf Strecke noch top zu fahren.

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Vollbeladen im Majella Nationalpark beim Anstieg zum Passt Lanciano.

Als Krönung des Urlaubs war eine Bikepacking-Adventuretour in den Majella Nationalpark geplant, die zwar aufgrund des kurz zurückliegenden Neuschnees in der Höhe etwas reduziert werden musste, aber dennoch stattfand. Ich muss offen zugeben, dass ich diesbezüglich meine Zweifel hatte, ob das Bike sich auch bei einer derartigen Herausforderung so gut machen würde – ca. 12 kg Gepäck verteilt auf drei Rahmentaschen und einen Rucksack sind schon etwas anderes als sonst gewohnt, aber sowohl die extrem berggängige Übersetzung und die robuste Ausstattung habe mich letztlich dazu bewogen, dass das VC genau der richtige Kandidat für ein solches Abenteuer wäre.

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Abendliche Stimmung bereits oberhalb der Baumgrenze mit Blick zum Gran Sasse Massiv.

Also ging es von der fast auf Meereshöhe liegenden Unterkunft zuerst auf den ca. 1350 mm hoch liegenden und bei Rennradlern sehr beliebten Passo Lanciano um von dort soweit es geht auf den 2140 m hohen Monte Blockhaus (ja der heißt wirklich so J) zu fahren, wo wir biwakieren wollten. Auf der Strecke die sich nie zu steil in die Höhe zog aber mit dem ordentlichen Zusatzgewicht dennoch recht anstrengend zu fahren war, habe ich den VOTEC Entwicklern in Gedanken mehr als einmal dankbar für die gute Effizienz und voll langstreckentaugliche Geometrie.

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Kurz vor dem Biwakplatz hieß es noch das vollbeladene Bike einige Meter über Trails zu wuchten und später zu tragen – kein Kinderspiel, aber das VC war auch hier ein zuverlässiger Begleiter.

Wieder Erwarten war die gesamte Strecke bis auf ca. 2050 Hm fahrbar und so war es lediglich eine Schieb-/Tragpassage von ca. 100 mm bis wir unseren geplanten Lagerplatz ganz kurz vor Sonnenuntergang erreicht haben. Ein herrlicher Tag und eine super Tour bis hierher … doch es sollte noch besser werden.

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Bei Sonnenuntergang hatten wir das tegasziel erreicht – den 2140 m hohen Monte Blockhaus (wohl der verfallenen Schutzhütte wegen so genannt).

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(Bikepacking von seiner schönsten Seite)

Ursprünglich war eine Überschreitung der rundlichen Kalkgipfel geplant gewesen, doch der auch Anfang Juni noch reichlich vorhandene Schnee hat uns davon überzeugt, den Plan zu ändern und den Gipfelsturm nur mit leichtem Gepäck zu wagen.

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Die schmale Pfadquerung war zum Teil gut fahrbar und zum Teil eine echte Herausforderung für Fahrer und Bike …

Wider Erwarten war der Weg zum 2676 mm hohen Monte Focalone zu guten Stücken fahrbar – ein sehr enger, zum Teil, ausgesetzter und oft sehr verblockter und mit Latschenwurzeln gespickter Weg zwar, aber mit einem guten Trailbike durchaus fahrbar. So kam es, dass die lange Querung mit ständigem Auf- und Ab zum erstklassigen Trailride mit Trialpassagen wurde – ein gefundenes Fressen für das VOTEC VC, das hier perfekt in seinem Element war.

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Die 2×11 Übersetzung hatte das perfekte Spektrum um sowohl flowige Trails schnell zu fahren, aber auch um echte Trialpassagen gut zu meistern. Die Federung bot genau das Maß an Reserven, die hier notwendig waren und die stabilen Laufräder und robusten Reifen waren genau das, was es mir ermöglicht hat ganz ohne Platten über die zum Teil sehr scharfkantigen Felsen zu fahren. Ein Traum. In ca. 2250 m Höhe musste ich das Bike zwar stehen lassen ehe es zum Gipfelmarsch zu Fuß ging, aber bis dahin war ich einfach nur noch verliebt in diese Tour … und die Fähigkeiten des VOTEC VC Pro 2×11!

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Dafür gab es auch ein paar schön zu fahrende Passagen mit Traumpanoramen im Hintergrund.

Auch bei der langen Abfahrt, anfangs noch ohne Gepäck und später dann samt Zuladung, war das Bike eine sehr zuverlässiger Begleiter ohne Wenn und Aber. Sicher im Handling und trotz Lenkertasche und Zuladung kein Bisschen zickig. Weder die Federgabel, noch die bremsen haben sich bei der 2000 Tiefenmesser umfassenden Abfahrt irgendwelche Schwächen anmerken lassen.
Ein einziger winziger Kritikpunkt kam bei der Tour aber doch auf, und zwar, dass ich mit dem breiten trekkingschuh-artigen Transalpschuhen (SHIMANO SH-MT91) dann doch mitunter an den Kettenstreben gestreift bin. Bei dem Vorgängermodell war das ja schon mit normalen Bikeschuhen passiert, aber das hat VOTEC wohl beim Nachfolger soweit optimiert, dass es beim VC des Jahrgangs 2016 nur hier und auch nur gelegentlich passiert ist.

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Zum finalen Abschluss des Tests habe ich das VOTEC VC Pro 2×11 dann auch noch auf eine Bikewochenende in das Trailcenter Rabenberg (Deutschland’s erstes offizielles Trailcenter im Herzen des Erzgebirges – mehr davon an anderer Stelle) mitgenommen.

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Auch dort hat es sich wieder als super vielseitig, effektiv und spaßig gezeigt. Allein die auffällig langsam ausfahrende KINDSHOCK CruxI Dropper-Stütze, hat mich in den ständig wechselnden Trails wieder etwas genervt – aus meiner Sicht der einzige Fehlgriff, den VOTEC bei der Bestückung des Bikes gemacht hat.

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Egal, wo und auf welchen Trails – das VOTEC VC Pro hat sich als echt wandlungsfähig gezeigt.

Testzusammenfassung: Auf den ersten Blick wirkt das VOTEC VC Pro recht gewöhnlich. Man muss schon etwas genauer hinsehen um zu erkennen, was dieses Bike von der Horde der anderen Hardtails unterscheidet und bei mir so viel Lob hervorruft.
Macht man sich aber die Mühe genauer hin zu schauen, oder die Cahance hat es selber zu fahren, fällt einem auf, dass hinter der zurückhaltend grau-schwarzen Fassade eines der vielseitigsten Bikekonzepte steckt, die ich kenne.
Das VOTEC VC Pro ist kein XC-Racebike auch wenn es sich sehr effektiv und lange fahren lässt, es ist auch kein reines auf Stabilität getrimmtes und damit schweres Trailbike, das nur auf technischen Trails Laune macht und beim Kilometerfressen gelangweilt oder schwerfällig wirkt … das VOTEC VC ist genau dazwischen und schafft es durch seine kreative Komponentenwahl (Dropper-Stütze, 120 mm Federgabel, die breite Reifen-/Laufradkombi und vieles mehr…) ein unglaublich breites Einsatzspektrum abzudecken. Ein Bike, das in fast allen Bereichen richtig gut ist. Für Fahrer die gerne ein breites Spektrum an Trails fahren wollen, dabei aber entweder nicht das Geld für ein hochwertiges Fully haben oder der Direktheit wegen ein Hardtail bevorzugen ist das VOTEC VC ein richtig heißer Kandidat.
Mir hat das VOTEC VC Pro in dem vielfältigen Test immer richtig viel Spaß gemacht – es sei denn als ich das Bike mit Zusatzgepäck über 100 Hm zum Biwakplatz tragen musste ;-). Der Mut mal ein etwas anderes Hardtail zu bauen hat sich aus meiner Sicht voll ausgezahlt, denn was raus kam ist ein wahrlich universelles Hardtail. Good Job VOTEC!

RIDE ON,
c_g