DVO Diamond 29er Gabel – Testfazit: von c_g
(hierzu erschienene Artikel: Vorstellung Eurobike’14, Testintro, Erste Praxiseindrücke)

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Es ist noch nicht ganz vier Wochen, die ich die Endurogabel Diamond, der kleinen kalifornischen Schmiede DVO im Test habe. In der Zeit bin ich das gute Stück in einheitlichem Schwarz noch recht viel auf meinem CUBE Stereo 140 gefahren. Neben den zum Teil schweren Testfahrten auf meinen heimischen Trails, waren auch einige alpine Trailabenteuer dabei, die aber leider alle aufgrund der äußeren Umstände kürzer ausgefallen sind, als geplant – die Trail-Sessions in Sexten waren wegen sehr kalter und widriger Bedingungen eher kurze „Mud’n Slide“ Runden und der Exkurs an den Gardasee wurde aufgrund eines Bremsendefektes stark beschnitten.

29a DVO Diamond

Die steilen und extrem wurzeligen Trails in Sexten bieten ein sehr gutes Testgelände – nur leider hat das Wetter so garnicht mit unseren Plänen mitgespielt …

Ganz besonders gespannt war ich davon, wie sich die DVO Diamond wohl in den Stufen und verblockten Trails am Gardasee machen würde. Und auch wenn die Fahrten am Lago auch wegen des genannten Defektes viel kürzer ausfielen, als erhofft, war es doch genug um ganz deutlich zu erkennen, dass die DVO Diamond Gabel wie geschaffen ist um damit wirklich technische Trails zu fahren und es im Enduro richtig krachen zu lassen. Insbesondere die Fähigkeit, trotz voll nutzbarer 150 mm und einer hohen Sensibilität immer sehr hoch im Federweg zu stehen, hat mich ehrlich beeindruckt. Gerade in bei hohen Stufen, in Spitzkehren oder in wirklich steilem Gelände gehört die DVO Diamond zu einer der kontrolliertesten und maximale Sicherheit generierenden Gabeln, die ich kenne. Für mich noch besser als eine ROCK SHOX Pike und meinem Empfinden nach auf dem gleichen sehr hohen Niveau der exzellenten FOX 36.

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Mit einer aggressiven Fahrweise ist die DVO Diamond eine der besten Enduro-Gabeln auf dem Markt.

Einen der Gründe hierfür sehe ich neben der erstklassig ausgewogenen und effektiv arbeitenden Dämpfung auch in der optimal abgestimmten Kennlinie der Luftfeder und der O.T.T. Funktionalität (steht für „Off The Top“ und beschreibt eine vorspannbare Negativ-Stahlfeder), welche es erlaubt die Sensibilität der Gabel am Anfang weitgehend unabhängig vom Federungsverhalten im übrigen Federweg zu definieren. Ich sage deswegen „weitgehend“, weil, als ich zur Optimierung des initialen, von DVO empfohlenen Set-Ups die O.T.T.-Einstellung etwas stärker gewählt habe, es auch vermehrt zu Durchschlägen gekommen war. Erst eine leichte Erhöhung des Luftdrucks in der (Positiv-) Luftfeder brachte dann die gewünschte Charakteristik zutage. Wie in den ersten Eindrücken schon ausführlich beschrieben, war die Gabel ja im empfohlene Set-Up schon sehr straff und direkt, mit tendenziell etwas wenig Komfort und einem sehr racigen Charakter. Erst die oben genannten Optimierungen machten die Diamond zu der Gabel, die keine Probleme hat es mit den besten Endurogabeln der Mitbewerber aufzunehmen. Ich habe zwar im folgenden Test noch hin und wieder mit anderen Einstellungen herumexperimentiert, bin aber immer wieder dorthin als mein persönliches Optimum zurückgekehrt.

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Das passiert, wenn man sich verbremst und ein mächtiger Baum dem Bike mit einer DVO Diamond im Weg steht … ähem: stand ;-).

Über die bemerkenswert hohe Steifigkeit der Gabel, sowohl im Flex bei harten Bremsungen, wie auch wenn es um die Verdrehsteifigkeit geht, hatte ich ja bereits in den ersten Praxiseindrücken angesprochen. Damit zählt die DVO Diamond zu einer der präzisesten Federgabeln ihrer Klasse, was einen das leicht erhöhte Gewicht gegenüber den Mitbewerbern wiederum leichter verschmerzen lässt. Insbesondere schwere und aggressive Fahrer, werden diese Qualität der DVO Diamond lieben.

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Das einzige echte Manko der DVO Diamond 29er ist ihre extrem geringe Reifenfreiheit.

Leider hat sich in der zweiten Testphase auch die einzige echte und nicht weg zu diskutierende Schwäche der Diamond 29er Gabel mehrfach gezeigt: Ihre durch eine Fehlkonstruktion viel zu geringe Reifenfreiheit. Bereits bei geringer Verschmutzung der Reifen, beginnt der Dreck sich an der Brücke zu sammeln und zu schleifen. Leider kam es auf den felsig-schottrigen Lagotrails dann auch zweimal dazu, dass ein Stein sich zwischen Gabelbrücke und Reifen verklemmt hat mit einem Beinahe-Sturz zur Folge, was mich dann auch dazu bewogen hat den Test etwas früher zu beenden. Hier muss DVO unbedingt nachbessern, was wohl bereits an der schon bald erhältlichen Boostgabel erfolgt sein soll.

Die eigen entwickelte 15 mm Steckachse der DVO funktionierte hervorragend und gab mir nur in einem Punkt Anlass für milde Kritik:
24 DVO DiamondGerade weil die Gabel so präzise gefertigt ist und auch die Steckachse recht stramm durch das Casting geht, habe ich mir ein paar Mal mit leichten Schlägen mit der Handfläche auf die Achse behelfen müssen sie durch die gegenüberliegende Führung zu drücken. Dabei kam es auch hin und wieder dazu, dass ich damit die nur lose mit einem O-Ring gesicherte Gegenschraube aus ihrer Halterung herausgedrückt habe und die so auf dem Boden gelandet ist. Dadurch hat es im Test nie echte Probleme gegeben, aber sollte es zu echten Verschmutzungen kommen, könnte es durchaus aufwendig werden das Innengewinde wieder sauber und leichtgängig zu bekommen. Nur ein Detail, aber für mich durchaus erwähnenswert.

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29 DVO Diamond

Je aggressiver man die DVO Diamond fährt, desto besser wird sie …

Testfazit: DVO steht für „Developed Suspension“ und möchte beschreiben, dass die DVO Produkte in al ihren Details „zu Ende gedacht“ sind.
Leider kann ich genau das über die Dimensionierung der 29er Gabel nicht sagen, denn bei gerade mal 3 mm Reifenfreiheit zu einem handelsüblichen 2,35“ Reifen geht es zwischen Reifen und Gabelbrücke schon verdammt eng zu. Zu eng für meinen Geschmack. Das mitgelieferte Mini-Schutzblech mit smarter Klemmung an der Kabelbrücke passt gar nicht schleiffrei.
30a DVO DiamondDabei bietet die DVO Diamond sonst eine mustergültige Federungsperformance, eine beachtliche Dämpfung und durch die durchaus sinnvolle O.T.T Einstellung eine wirklich nützliche Option um die Sensibilität der Gabel weitgehend unabhängig von der übrigen Federungsperformance zu definieren. Einmal optimal abgestimmt, bietet DVO Diamond eine nahezu perfekte Plattform für aggressive Fahrer, Enduroracer und solche Fahrer die es einfach lieben in schwerem, technischen Gelände unterwegs zu sein.

Das etwas hohe Gesamtgewicht schlägt sich in einer sehr guten Steifigkeit nieder, was letztlich wiederum der Federungsperformance zugute kommt.

Während ich also der Federungs- und Dämpfungstechnologie der DVO Diamond absolute Bestnoten ausstellen darf, sorgt der Patzer mit der Reifenfreiheit dafür, dass ich sie in der Form nicht empfehlen kann. Schade, denn solche konstruktiven Fehler wären leicht vermeidbar gewesen.

Wer aber etwas Geduld hat und auf die schon im Sommer 2016 verfügbare Boost-Version der DVO Diamond (rechts in der Zusatzfarbe Braun abgebildet) warten kann, die mit deutlich mehr Reifenfreiheit gesegnet sein soll, kann sich sicher sein, eine der derzeit besten Endurogabeln zu bekommen, die es gibt.

RIDE ON,
c_g